Schlandersburger Herbst - Rainer Loose ist ein ausgewiesener Kenner der Siedlungsgeschichte des Vinschgaus. Seine Doktorarbeit über die „Siedlungsgenese des oberen Vintschgaus“ ist ein Standardwerk. Auch als Professor für Geographie und historische Landeskunde in Mannheim und als Archivdirektor am Landesarchiv in Stuttgart zog es ihn immer wieder nach Südtirol. Im Dorfbuch von Schlanders und Prad und der Festschrift zur 900-Jahrfeier des Klosters Marienberg beschäftigte er sich sehr ausführlich mit dem Thema. Bei einem Vortrag in der Schlandersburg betonte Loose, dass der Vinschgau als Durchzugsland eine wichtige Brückenfunktion zwischen Norden und Süden hatte. Auf der Via Claudia Augusta zogen nicht nur Könige, sondern auch Händler und Soldaten durch unser Land. Sehr stark war im ganzen Vinschgau der Einfluss der Churer und die Streitigkeiten und Rivalitäten zwischen dem Bischof von Chur und den Grafen von Tirol. Wichtig für die Siedlungsgeschichte sind aber auch der Naturraum und das Klima. Im Mittelalter gab es oft Überschwemmungen der Etsch und Vermurungen durch den Schlandraunbach, was dann 1729 und 1892 zum Bau der großen Wassermauer führte. Die älteste Urkunde von Schlanders ist eine Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1077. Der deutsche König Heinrich IV, der im Investiturstreit mit dem Papst auch in unserer Gegend nach Verbündeten suchte, schenkte dem Bischof Altwin von Brixen ein Grundstück in Schlanders. Dieses Gut wurde von den Grafen von Morit-Greifenstein verwaltet und kam dann in den Einflussbereich der Grafen von Tarasp und dem Kloster Marienberg. 1235 schenkte Kaiser Friedrich II dem Deutschen Ritterorden die Kirche zu Schlanders. So entstand die Deutschordenskommende. Andere einflussreiche Grundherrn in Schlanders waren die Herren von Montalban, die Herrn von Schlandersberg und Reichenberg, die Grafen Hendel und das Kloster Müstair. Loose erinnerte auch an einschneidende Ereignisse wie die Pest in den Jahren 1348/49 und die Verwüstungen bei Engadinerkrieg 1499. (hzg)
{jcomments on}