Es herrschte Aufbruchstimmung im Lande, so auch im Vinschgau. Viele Betriebe in der Industriezone Vetzan haben diesen Aufbruch im Vinschgau wesentlich mitbegleitet und viele Betriebe sind im Laufe der Jahre neu dazugekommen und begleiten den spezialisierteren Aus- und Umbau von Infrastrukturen weiterhin. Die Unternehmer in der Industriezone in Vetzan haben in den vergangenen 40 Jahren viele Arbeitsplätze geschaffen. Der Risikofreude und dem Unternehmergeist ist es zu verdanken, dass es heute so viele sichere Arbeitsplätze gibt, wie noch nie in der 40-jährigen Geschichte der Industriezone Vetzan.
Viele Infrastrukturen, die in Südtirol, besonders im Vinschgau heute selbstverständlich sind, gab es damals noch nicht: die Straßen zu den Dörfern in den Seitentälern, zu mehreren Pässen waren noch nicht geteert, Beregnungen gab es vereinzelt, Gemeindehäuser, Schulbauten, Kindergärten, geförderte Wohnbauten, E-Werke... eine lange Liste von Arbeiten lag damals, in den 70er Jahren, noch in der Zukunft.
Der Aufbruch machte sich in vielen Betrieben bemerkbar, angestammte Familienbetriebe platzten in den Dörfern aus den Nähten, Betriebe wollten erweitern, Betriebe mussten auch weichen. Sie benötigten Platz für Gerätschaften, Platz für Verarbeitungsstätten, Fuhrparke suchten nach geeigneten Unterkunftsstrukturen.
Das Industriegebiet in Vetzan war zur Hälfte als Au eingetragen, die überwiegend im Besitz der Vetzaner Bauern war. Betriebe gab es dort vereinzelt. Ein erster Betreib, der sich dort angesiedelt hat, war im 19. Jahrhundert, also noch in der k. und k. Zeit, eine Dachziegelei, die bis nach dem zweiten Weltkrieg Dachziegel produzierte und 1959 in Konkurs gegangen ist. Artur Eisenkeil, der damalige Leiter des Hoteliers- und Gastwirteverbandes erwarb zu Beginn der 1960er Jahren gemeinsam mit seinem Kompagnon Karl Gartner aus Schlanders das mehr als eineinhalb Hektar große Grundstück der alten Ziegelei und sie errichteten dort ein modernes Werk, die „Esterglas“, zur Herstellung von Kunststoffbecken mit dem damals neuen Material Polyester. Die Schwimmbecken aus Vetzan wurden zu einem Renner und bald beschäftigte das Werk an die 40 Mitarbeiter. Es war der Beginn der Industrialisierung im Vinschgau, so beschreibt es Hartmann Gallmetzer in „Industrie im Vinschgau - eine Momentaufnahme“ im Jahr 2002.
Mit Heinrich Zwick errichtete 1968 der erste Schlanderser Unternehmer seinen Betrieb in der heutigen Industriezone. Aluminiumprofile wurden in der neuen Schlosserei hergestellt, später kam die Fertigung von hochwertigen Briefkästen hinzu.
Die Ausweisung der Zone in den 70er Jahren, so sagt es der Nestor in der Industriezone Vetzan Albrecht Marx, sei damals schneller gegangen als es heute der Fall wäre. Marx hat mit Franz Ohrwalder als erste einen Grund in der neuen Zone zugewiesen bekommen. Im heurigen Jahr feiert die Firma Marx AG ihr 60-jähriges Jubiläum. Bei der Zuweisung in Vetzan hat Albrecht Marx also seinen Betrieb schon seit 20 Jahren aufgebaut, seine Frau hat die Buchhaltung geführt.
Die Zone eingerichtet und erschlossen habe Marx gemeinsam mit Hermann Schöpf. Anstelle einer Walze zum Anfahren des Teers wurde ein Kessel für die Herstellung von Seife verwendet. Man wusste sich zu helfen, war findig und kam damit zum Ziel.
Nach und nach kamen andere Betriebe hinzu, Betriebe mit Potenzial. Wie etwa 1980 die „Kofel“, die 1976 als Medaillenproduzent, als Prägeanstalt, in Latsch gegründet wurde. Mit dem Umsiedlung nach Vetzan wurde ein zweites Standbein, die Druckerei, eingerichtet. Oder wie etwa 1984 die Macmoter von Alois Johann Haringer. Große Pläne waren damit in der Industriezone Vetzan vorgesehen, große Projekte waren schon auf dem Papier, eine große Produktionshalle zum Bau von Kleinbagger, von Erdbewegungsmaschinen. Es wurde nichts draus. Die Firma Marx hat mittlerweile die Produktionshalle der Macmoter gekauft.
1985 kam ein Großer nach Vetzan: Die Firma Recla baute ihren ersten Exportbetrieb und ist seither auf Expansionskurs. Mittlerweile beschäftigt der Speck-Pionier in Vetzan 240 MitarbeiterInnen.
Mit dem „Reinigungsdienst Vinschgau“ zog Konrad Tappeiner 1995 in die Industriezone und Tappeiner erweiterte seine Tätigkeit von Jahr zu Jahr um Abfalltransport und Entsorgung, Gebäude-. und Textilreinigung.
Die Industriezone Vetzan steht im Verhältnis heute gut da, sagt Albrecht Marx. Die Zusammenarbeit der Betriebe, so Marx, habe immer wieder gewechselt.
Das Zusammenleben mit der Dorfbevölkerung von Vetzan gestaltete sich oftmals als nicht leicht. Die in einer Industriezone miteinhergehende Lärm- und Staubentwicklung missfiel den Vetzanern. Mit dem sichtbaren Bemühen der Betriebe in der Industriezone, diese Lärm- und Staubentwicklungen in den Griff zu bekommen, hat sich das Verhältnis weitgehend entspannt.
Die Wasserversorgung der Industriezone ist ein eigenes Kapitel. Mit Ziggl hat man das Grundwasser angezapft und mit einer Pumpe in Richtung Vetzan zum dortigen Reservoir transportiert. Die Vetzaner Bevölkerung, bis dahin vom Trinkwasser nicht gerade gesegnet, profitierte von dieser Einrichtung. Die Vetzaner konnten zum Teil Wasser aus dem Pumpendruck entnehmen und dann, wenn das Reservoir ausreichend gefüllt war, mit Wasser unter Naturdruck versorgt werden.
Mittlerweile ist die verbaute Fläche in der Gewerbezone größer geworden und auch das Speicherbecken ist vergrößert worden, so dass die Bestimmungen für das Löschwasser eingehalten werden können. Für die Wasserversorgung der Betriebe sind derzeit einige Ziggl in Betrieb.
Rund 40 Betriebe sind im Gewerbegebiet Vetzan heute beheimatet. Die Betriebe sind in unterschiedliche Sektoren tätig, der Mix ist breit gestreut. Auf fast 18 Hektar bildet das Gewerbegebiet wie ein Spiegelbild die wirtschaftliche Situation des Vinschgau ab: hochtechnologische Spezialisten für Hoch- und Tiefbau, Metallverarbeitungsbetriebe mit Spitzentechnologie, international tätige Lebensmittelproduzenten, eine Druckerei, Karosseriewerkstätten, Kaminspezialisten, Hydrauliker, Reifenhandel, Kaffeehandel, Tischler, eine Baumschule, Reinigungsfirmen, Maler, Elektriker, Steinverarbeitung, landwirtschaftliche Maschinen, Dienstleister in verschiedenen Bereichen... Dieser Mix von spezialisierten Betrieben bietet insgesamt mehr als 800 Arbeitsplätze. Die Industriezone Vetzan ist ausgezeichnet an die Hauptstraße angebunden. Das erleichtert ein schnelles Erreichen von Baustellen. Auch umgekehrt ist es für Geschäftspartner und Kunden ein Leichtes, die jeweiligen Betriebe zu finden und zu erreichen.
Dass die Anzahl der Betriebe in der Industriezone Vetzan im Laufe der Jahre sukzessive zugenommen hat, spricht für die gute Wahl des Standortes. So gesellten sich zu den bestehenden Betrieben in der Industriezone Zwick (seit 1968) und Esterglas (ca. 1960) nach der Ausweisung von 1977 als eine der erste Tirol Pneus (1978), 1980 die „Kofel“, dann die Firma Marx (1982 mit dem Kauf der Produktionshalle der Firma Protecta). 1985 kam Recla, 1987 die WETHA und in diesen Jahren die Wieser KG. Mit dem Beginn der 1990er Jahren zogen Auto Telser (1993) in die Industriezone, 1995 folgte die Firma Tappeiner Reinigung, 1996 Santec und Tavernini, 1997 Fliesen Fuchs. 1998 kam die Firma Josef Mair nach Vetzan. Im Jahr 2001 kamen Elektro Mairösl, Norbert Ratschiller und G&R Bau. G&R Bau feiert heuer sein 20-jähriges Jubiläum. Im Jahr 2000 eröffnete Maria Niederstätter eine Filiale in der Industriezone (bis 2014), 2002 wurde das Gepa gebaut, 2003 kamen der Maler Niederfriniger und Ferriplast hinzu. 2006 baute Möbelfix sein Headquarter und seine Produktionsstätte in Vetzan. 2013 wurde die Bar im Gewerbepark (Gepa) eröffnet und ist seither wichtiger Treffpunkt in der Zone. 2014 eröffnete die Baumschule Nischler in der Industriezone einen wichtigen Verkaufspunkt und auch der Import Ring verlegte seinen Sitz dorthin. 2015 ist der spezialisierte Kaminkehrer und Reinigungsspezialist Hanspeter Schwemm in der Zone eingezogen und seit kurzem ist die Traditionsfirma Tappeiner Anhänger in Vetzan anzutreffen.
Die aufgezählte Auswahl ist nicht vollständig, denn diverse Computer und Internet-Dienstleister wie Systems und Piloly sind ebenso in der Gewerbezone Vetzan anzutreffen wie die Selimex von Walter Rizzi.
Hält diese Anziehungskraft an, werden wohl noch einige Betriebe in die Industriezone Vetzan ziehen. (eb)
Die Feier am 2. September 2017
zu 40 Jahre Industriezone Vetzan
ab 10.00 Tag der offenen Tür mit Besichtigung verschiedener Betriebe;
die Betriebe werden an einer Tafelwand vorgestellt
10.30 - 12.00 Frühschoppen bei Weißwurst und Brezn
Mitarbeiter, Kunden , Freunde und alle Interessierten sind herzlich eingeladen
zum Frühschoppen in der Gewerbezone an drei Standorten, jeweils mit Musik
- bei Auto Telser
- vor dem Betrieb Marx
- bei G&R-Bau im Osten der Zone
12.00 - 16.00 Musik und Unterhaltung, Slalom mit E-Auto
Kinderprogramm (Hüpfburg, Ponyreiten, Kindermalerei)
ab 12.00 Festplatz vor dem Betrieb Recla
ab 16.00 Eintreffen der Ehrengäste bei Recla Market mit Willkommenstrunk
musikalisch umrahmt von der Bürgerkapelle Schlanders
ab 16.30 Eröffnung des Festaktes mit der Begrüßung der Festgäste
durch den Präsidenten der Interessengemeinschaft Sepp Rinner
ab 17.00 Grußworte des Landeshauptmannes Dr. Arno Kompatscher
oder des Landeshauptmannstellvertreters Dr. Richard Theiner
Grußworte des Bürgermeisters von Schlanders Dr. Dieter Pinggera
sowie von weiteren Ehrengästen
Vorstellung der Festschrift „40 Jahre Industriezone/Gewerbegebiet Vetzan“
ab 17.30 Festveranstaltung der Freiwilligen Feuerwehr Vetzan
mit der Musikgruppe „The Factory“, Schlanders
Die Betriebe laden zum
40-jährigen Bestandsjubiläum
des Gewerbegebietes Vetzan
am Samstag, 2. September 2017
in das Gewerbegebiet Vetzan ein. 38 Betriebe beteiligen sich
am Fest.
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