Naturns - Nadine Nischler ist mit drei Toren in den ersten fünf Spielen ein Traumstart in die Serie A gelungen. Die 23-jährige Naturnserin stand uns für ein Interview zur Verfügung.
Nadine, im ersten Serie A-Spiel gleich der erste Treffer - wie fühlte sich das an?
Es ist unglaublich und ein sehr schönes Gefühl. Ich hätte mir keinen besseren Start erträumen können. Durch die vielen Reaktionen, die von zu Hause und aus ganz Südtirol gekommen sind, habe ich erst realisiert, was mir da geglückt ist. Nach dem Spiel mit 6-700 Zuschauern auf der Tribüne für Selfies und Autogramme bereit zu stehen, war für mich eine total ungewohnte Situation.
Wie kam es dazu, dass du in diesem Sommer zum FC Como Women in die Serie A der Frauen gewechselt bist und dort einen Zweijahresvertrag unterschrieben hast?
Es gab mehrere Angebote aus der Serie A, aber mit Como war ich schon länger in Kontakt und der Verein konnte mich voll überzeugen. Es ist ein relativ junger Verein, der sehr aufstrebend ist und ambitionierte Ziele hat. Mit einem neuen Investor und dem Prinzip, einen Verein von Frauen für Frauen zu etablieren will man in den nächsten Jahren auch international spielen.
Du hast ja bereits einige Saisonen in der Serie C der Frauen absolviert. Wie sind deine ersten Eindrücke von der Profiliga Serie A und wo liegen die Unterschiede zum Amateurbereich?
Das ganze Rundherum ist viel professioneller. Es gibt für jedes Anliegen Ansprechpersonen: natürlich für die sportlichen Aspekte, aber auch für das Medizinische, die Verpflegung, die Ausrüstung usw. Man kann sich ganz auf den Fußball konzentrieren und sich bestmöglich auf Trainings und Spiele vorbereiten. Vom körperlichen her war es für mich auch eine Umstellung, die Intensität ist viel höher, alles geht viel schneller, wobei man auch im Kopf erst auf dieses Level kommen muss
Wie ist zurzeit dein Tagesablauf als Profispielerin in Como?
Wir trainieren im Trainingszentrum von Cislago, zwischen Mailand und Como, in der Nähe wohne ich auch. In der Vorbereitung waren wir fast immer zweimal am Tag auf dem Platz. Jetzt, im Meisterschaftsrhythmus komme ich um zirka 8:30 Uhr auf das Gelände, um zuerst individuell im physischen Bereich und zur Aktivierung zu arbeiten, danach geht es zum Aufwärmen und zum Mannschaftstraining. Anschließend ist etwas Zeit für Regeneration und dann essen wir alle gemeinsam zu Mittag. Am Nachmittag gibt es entweder eine Einheit mit Videoanalysen oder manchmal auch Krafttraining oder wir haben frei.
Nimm uns mit auf deinen Weg zur Profifußballerin ….
Ich habe bis zur U15 mit den Jungs beim SSV Naturns und in der SpG Untervinschgau gespielt. Die Entscheidung dann als 14jährige zum 1. FC Nürnberg zu wechseln, war zwar schwierig, aber im Nachhinein in sportlicher und persönlicher Hinsicht sehr wichtig für meinen Werdegang. Der vermeintliche Schritt nach hinten, als ich zurück nach Südtirol in die Serie C gekommen bin, war im Nachhinein auch richtig. Die letzten beiden Saisonen in Meran (mit 77 erzielten Toren, A.d.R.) haben mir die Türen zur Serie A eröffnet. Sehr wichtig waren für mich auch die Erfahrungen in den Nationalteams, von der U16 bis zur U19, wo ich bei den mehrtätigen Stages ein Gefühl vom Profitum bekommen hatte.
Was sind deine sportlichen Ziele in der laufenden Saison?
Der Verein möchte in den nächsten drei Jahren die internationalen Plätze, d.h. Top drei, belegen. Dieses Jahr ist die Teilnahme am „Pool Scudetto“, d.h. Top fünf, das Ziel. Persönlich möchte ich konstant meine Leistung bringen und verletzungsfrei bleiben, um in die Serie A hineinzukommen und ein Fixpunkt in der Mannschaft zu werden. Tore zu schießen ist immer schön, aber hierfür habe ich mir in dieser Saison keine Ziele gesteckt.
Was würdest du jungen Mädels mit auf den Weg geben, die Profi werden wollen?
Es ist wichtig, immer am Ball zu bleiben, man muss wissen, dass man in jedem Moment lernbereit sein muss, wenn es auch manchmal hart ist. In schwierigen Momenten darf man nie aufgeben, dann wird man irgendwann für die Mühen belohnt.
Wie wichtig war und ist die Rolle deiner Familie in deinem Werdegang?
Extrem wichtig, sie haben mich in allem unterstützt, was ich getan habe. Durch meinen Bruder bin ich zum Fußball gekommen und meine Eltern haben mir den Weg geebnet.
Du bist nun innerhalb von zwei Jahren, der bzw. die dritte aus dem SSV Naturns bzw. der SpG Untervinschgau, die einen Profivertrag erhalten hat. Wie schätzt du das ein?
Der SSV Naturns macht seit jeher eine Super-Jugendarbeit, dort habe ich viel gelernt. Ich konnte mit älteren Buben spielen und wurde dadurch immer gefördert. An die C-Jugend, wo ich gemeinsam mit meinem Bruder unter Trainer Christian Gruber gespielt hatte, habe ich beste Erinnerungen, aber auch an die U11 mit Patrick Fliri und an die B-Jugend mit Alexander Rainer. Generell sollte in Südtirol meiner Meinung nach etwas mehr für den Mädchen-Nachwuchsbereich getan werden.
Interview: Günther Pföstl
Zur Person Nadine Nischler
Geboren am:
08.11.2000
Bisherige Vereine:
SSV Naturns/SpG Untervinschgau (bis B-Jugend/U15 mit Buben), 1. FC Nürnberg (U17 Bundesliga und 3. Liga), Unterland Damen, SSV Brixen Obi,
Meran Wommen (alle Serie C)
Aktueller Verein:
FC Como Women (Serie A)
Spielposition:
offensives Mittelfeld
Damenfußball - Nadine Nischler (sh. Interview) sorgt aktuell in der Damen-Serie-A für Furore. Die 23-jährige Naturnserin, die in der vergangenen Saison noch für Meran Women in der Serie C auf dem Platz stand und dabei 40 Tore erzielte, wurde im Sommer bei Como unter Vertrag genommen und ist damit Vinschgaus einzige Fußballerin in der höchsten italienischen Damen-Fußballliga. Bereits das ist eine kleine Sensation, doch Nischler`s Debüt ist noch unglaublicher. In vier Spielen, darunter auch in ihrer allerersten Serie-A Partie, erzielte die große Vinschger Nachwuchshoffnung drei Tore und steht damit in der Torschützenliste mit einigen anderen Serie-A Spielerinnen auf Platz 1. (sam)
In Kürze ist schon wieder Halbzeit in der Hinrunde der Landesliga. Während es für den SSV Naturns bisher wie nach Plan läuft und man dort von einem geglückten Saisonstart sprechen darf, schaut die Bilanz beim ASV Latsch etwas bescheidener wie vorgestellt aus, denn die Schwarz-Weißen blieben in der Anfangsphase ein wenig hinter den Erwartungen vieler zurück.
Von Sarah Mitterer
Knapp fünf Monate sind mittlerweile seit dem dramatischen Abstieg der Naturnser aus der Oberliga vergangen. Die Tränen sind längst getrocknet und der Blick geht nach vorne. Mit neuer Energie und voller Tatendrang startete der SSV Naturns in die Landesligasaison 2024/2025. Mit nur einem Ziel: Der sofortige Wiederaufstieg. Und so wie sich die Mannschaft zu Beginn der neuen Spielzeit präsentiert, ist dies keine Utopie. In den bisher sechs Partien konnten die Blau-Gelben stets punkten, vier Mal ging man als Sieger vom Platz, zwei Mal teilte man sich mit dem Gegner die Punkte. Besonders das Vinschger Derby gegen Latsch war eine Machtdemonstration des Oberliga-Absteigers und Landesliga-Titelaspiranten. Naturns spielte an diesem Tag die Latscher förmlich an die Wand und gewann vor knapp 500 Zuschauern das Spiel klar mit 4:0. Mit bis dato 14 Zählern befinden sich die Naturnser nur knapp hinter dem Spitzenduo Ahrntal und Gherdeina. Auch in Sachen Torgefährlichkeit und Defensivstärke gehört Naturns zu dem Top-Teams der Landesliga: 12 Toren stehen gerade einmal drei Gegentreffer gegenüber. Auffallend an der Offensivstärke ist, dass sich bereits sieben Naturnser Spieler in die Torschützenliste eintragen konnten. Einzig im Landespokal mussten die Blau-Gelben einen kleinen Dämpfer hinnehmen. Gegen St. Pauls kassierte man eine 0:2 Heimniederlage und schied somit in der 2. Runde aus.
Anders als man es sich vorgestellt hatte, verliefen die ersten Spiele für den ASV Latsch. Das Team, das im letzten Jahr in der Landesliga mächtig für Furore sorgte und sich mit Platz 4 das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte sicherte, konnte bisher noch nicht an die Leistung der vergangenen Spielzeit anknüpfen. In sechs Partien konnte man lediglich zwei Spiele für sich entscheiden, gegen Weinstrasse Süd holte man sich ein Unentschieden. Damit haben die Schwarz-Weißen aktuell sieben Zähler auf dem Konto und befinden sich in der unteren Tabellenhälfte. Auch im Landespokal mussten die Latscher ein frühes Aus hinnehmen: Gegen Tscherms-Marling verlor man zu Hause mit 5:7 nach Elfmeterschießen.
Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Bruno von Köln, 11. Oktober 2024
Die Südtiroler Landeregierung hat die erste Fassung des Klimaplanes „Energie-Südtirol“ 2011 beschlossen und veröffentlicht. Damit soll bis 2050 die nationale Energiestrategie (Strategia Energetica Nazionale SEN) umgesetzt werden. Angestrebt werden: Eine Verringerung der aktuellen CO2-Emissionen auf weniger als 1,5 Tonnen pro Jahr und Persson. Der derzeitige durchschnittliche CO2-Ausstoß beträgt rund 7,5 t pro Person und Jahr. Der Südtiroler Klimaplan sieht weiters eine Zunahme der Erzeugung von erneuerbarer Energie von 15 % vor, um 90 % des Energiebedarfes aus erneuerbaren Energien abzudecken. Weiters soll eine Energieeinsparung von 12 % bei der energetischen Dauerleistung erzielt werden und damit auf weniger als 2.200 Watt pro Person pro Jahr. Eingeordnet in ein Eurac-Modell zukünftiger Energieszenarien würde dies bedeuten, dass mehr als die Hälfte der Mobilität emissionsfrei wäre, der Wärmeverbrauch der Gebäude läge 60% unter dem heutigen Wert und die Südtiroler gäben 20 % weniger für Energie aus.
Der Klimaplan sieht Kürzungen der Gemeindefinanzierung zwischen 2 und 5 % vor, wenn Gemeinden nicht innerhalb 2023 über jeweils einen kommunalen Lichtplan sowie ein Konzept zur Vermeidung von Plastikmüll im eigenen Verantwortungsbereich verfügen und innerhalb 2024 einen Klimaschutzplan erstellen.
Die Südtiroler Landesregierung will mehr: Südtirol soll schon bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden. Damit dieses ehrgeizige und (überlebens-)notwendige Ziel erreicht wird, ist der Klimaplan zweimal überarbeitet und mit zahlreichen konkreten Maßnahmen neu gefasst worden.
Schlüsselsektoren
Es gibt sechs Schlüsselsektoren in Südtirol, bei denen Veränderungen wirksame Hebelwirkungen für den Klimawandel entfalten können: der Verkehr, die Energie, die Land- und Forstwirtschaft, die Flächennutzung, das Wassermanagement und der Tourismus.
Die drei größten Treiber bei den Treibhausemissionen und damit jene mit den klimarelevanten Herausforderungen sind:
• Der Verkehr mit 44 % Anteil am CO2-Ausstoß
• die Erzeugung von Wärmenergie (das Heizen) mit 36 %
• und die Landwirtschaft mit 18 %.
In diesen drei Querschnittssektoren kann und sollte viel passieren. Dabei sind Nutzungskonflikte abzusehen. Die politischen Entscheidungsträger haben also Prioritäten zu setzen, wo welche Maßnahmen effektiv sind, um CO2 zu reduzieren. Hierfür braucht es weitere wissenschaftlichen Erkenntnisse, Aber nicht minder die Bereitschaft und Einsicht von jeder einzelnen und jedem einzelnen von uns, persönliche Beiträge zur Verminderung der Kohlendioxidemissionen durch Änderung des Lebensstiles und der festgefahrenen Gewohnheiten konsequent zu erbringen.
Verkehr
„Südtiroler Experten sind sich einig, dass der Straßenverkehr jenes Handlungsfeld ist, um die Emissionen in Südtirol maßgeblich zu reduzieren, CCO2 einzusparen und die Lebensqualität zu erhöhen“. So schreiben Thomas Streifeneder und Miriam L. Weiß im Buch „Klimaland Südtirol? Regionale Wege zu konsequentem Klimaschutz“, für welches Thomas Benedikter als Herausgeber zeichnet (arcaedizioni/politis 2022). Miriam Weiß ist Sozial- und Kulturwissenschaftlerin bei der Eurac Bozen und Thomas Streifeneder ist Geograf und Regionalentwicklungsexperte, ebenfalls bei der Eurac. Von den gesamten Verkehrsemissionen entfallen 99 % auf den Straßenverkehr. Nach den beiden Wissenschaftlern bleiben gängige Lösungen wie eine stärkere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und der Ausbau der Elektromobilität essenziell. Daneben sind unbedingt neue und umweltfreundliche Arbeitsmodelle wie Smart Working, Home- und Telearbeit und flexible Arbeitszeit zu unterstützen. Das Ministero della Transizione Ecologica führte 2020 das betriebliche Mobilitätsmanagement für Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern verpflichtend ein.
Mit 1.088 zugelassenenFahrzeugen pro 1.000 Einwohner liegt unsere Region Trentino Südtirol zusammen mit Aosta italienweit an der Spitze, d.h. es gibt bei uns mehr als ein Fahrzeug pro Einwohner.
Energie
Der KlimaHaus-Standard Südtirols ist seit 2005 rechtsverbindlich. Er ist in Italien beispielhaft. 2021 hat das Land Südtirol den SDG Tracker zur Überwachung der UN-Nachhaltigkeitsziele eingeführt. Das ist ein Instrument zur Überprüfung, welche Gesetze auf ihre Nachhaltigkeit umgesetzt werden. Alle öffentlichen Gebäude werden nach dem KlimaHaus-Standard errichtet und mehrere Gebäude der Landesverwaltung wurden und werden nach diesem Standard energetisch saniert. Gebäudesanierungen werden mittels Energiebonus unterstützt. Der Energiebonus bei Sanierungen besteht darin, dass das bestehende Gebäude im Ausmaß von 20 % der bestehenden Baumasse mit einem Minimum von 200 m³ erweitert werden darf. Durch kommunale Energieeffizienzpläne soll der Energieverbrauch der Gemeindeverwaltungen bis 2030 um mindestens 15 % gegenüber 2019 reduziert werden. Ebenfalls bis 2030 soll der Wärmeenergiebedarf in Südtirol für mehr als 50 % aus erneuerbaren Energien gewonnen werden.
Land- und Forstwirtschaft
Weltweit sind rund 37 % der terrestrischen Flächen der Erde Agrarflächen. Von diesen landwirtschaftlich genutzten Flächen sind 30 % Acker- und Wiesenflächen und 70 % Weideflächen. Die Acker- und Wiesenflächen werden zu über 70 % für den Anbau von Futtermitteln, vor allem für die Milch- und Fleischproduktion genutzt. Die statistischen Angaben verdeutlichen, dass die Art der Flächennutzung (Wald, Böden, Vegetation) bzw. ihre Veränderung (z. B. durch Bodenversiegelung, Sojaanbau anstelle von Urwald) über das Ausmaß freigesetzter Kohlendioxid- und Treibhausgasmengen CO2-Quelle) oder die Intensität der Kohlenstoffspeicherung (CO2-Senke) entscheidet. Im Eurac Landwirtschaftsreport (Herausgeber Ulrike Tappeiner, Thomas Marsoner, Georg Niedrist, 2020) ist man sich über den zukünftigen Weg der Landwirtschaft klar: „Sie soll den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln drastisch reduzieren, klimaneutral werden und die Artenvielfalt fördern“ (Seite 8). Die Landwirtschaft muss sich außerdem an die Folgen des Klimawandels, u.a. höhere Temperaturen, mehr Extremereignisse, anpassen (S. 73 ff.). Für bestimmte Sektoren der Landwirtschaft existieren oder werden spezifische Klimaprogramme entwickelt (Südtirol Wein Agenda 2030, „sustainapple“ als Nachhaltigkeitsstrategie für die Obstwirtschaft). Effizienzsteigerungen wurden und werden mit dem Bau von Tropfbewässerungen schon vorangetrieben. Zu vermindern, weil klimarelevant ist der Einsatz von Futtermitteln bei Milch- und Fleischproduktion zugunsten von hofeigenem Grundfutter.
Flächennutzung
Das für die Flächennutzung maßgebliche Gesetz „Raum und Landschaft“ will den Boden- und Energieverbrauch einschränken und soll zur Energieeinsparung und -effizienz beitragen. Thomas Streifeneder und Miriam L. Weiß: „Ziele, die sich direkt auf Klimaschutz und -anpassung beziehen, werden im Gesetz nicht genannt, das Wort „Klimawandel“ findet sich an keiner Stelle. Bevor neues Bauland ausgewiesen wird, sind Mindestdichten in Mischgebieten und kompaktere Siedlungsstrukturen einzuhalten sowie Leerstände zu nutzen.“
Wassermanagement
Als durch ein Unwetter zwei Quellen zerstört wurden und ein überdurchschnittlich trockener Winter 2021/22 vorausgegangen war, trat in Kastelruth Wassernotstand auf. Auch aus dem Tschenglser Tal musste in der Gemeinde Laas die Trinkwasserleitung für Eyrs und Tschengls nach Murbrüchen und Steinschlag neu gebaut werden. Tanklastwagen der Berufsfeuerwehr Bozen haben in solchen Notfällen die Lücken geschlossen. Der Wasserbedarf hat sich in Kastelruth in den letzten 15 Jahren verdoppelt, wobei Hotels so viel Wasser verbrauchen wie ganze Fraktionen.
Unser Land Südtirol verfügt über einen Wassernutzungsplan. Der Entwurf dieses Wassernutzungsplanes wurde von der Südtiroler Landesregierung im Jahr 2010 genehmigt und in der Folge mit zwei weiteren Regierungsbeschlüssen abgeändert. Nach der Behandlung in der paritätischen Kommission Staat – Land und nach der Eröffnung und dem Ablauf der Frist für Einsprüche ist der Wassernutzungsplan mit Dekret des Staatspräsidenten vom Juni 2017 als durchführbar erklärt worden. Im Kapitel „Ziele und Kriterien der Nutzung“ wird im Wassernutzungsplan der Klimawandel nicht erwähnt. Wasserressourcen zu schützen und Wasser einzusparen, sind aber explizite Vorgaben des Wassernutzungsplanes. Auch die Prioritäten bei der Wassernutzung sind festgelegt. „Wenn wir wissen wollen, wo wir Wasser einsparen bzw. effizienter nutzen können, müssen wir vollständige und detaillierte Wasserbilanzdaten nach Sektoren besitzen. Entsprechende Anstrengungen mit möglichst genauen Daten stehen also noch aus.“ (Thomas Streifeneder und Miriam L. Weiß, S. 16). Was wir wissen ist, dass die Landwirtschaft mit 150 Millionen m³ mit Abstand am meisten Wasser verbraucht. Zum Vergleich und zur Veranschaulichung: Der Reschensee hat ein Wasserfassungsvermögen von 120 Millionen m³. Nach der Landwirtschaft folgt im Wasserverbrauch die Industrie (50 Mio. m³), der Trinkwasserverbrauch (45 Mio. m³) und die Erzeugung von Kunstschnee (10 Mio. m³).
Tourismus
Für die Verbesserung der Klimabilanz im Tourismus gibt es bereits zwei existierende Instrumente: Das Landestourismusentwicklungskonzept 2030+ (LTEK) und die Beobachtungsstelle für nachhaltigen Tourismus in Südtirol (STOST). CO2-Emissionen einzusparen und sich an die sich ändernden Umweltbedingungen anzupassen, stellen den Tourismussektor vor große Herausforderungen, denen er sich aber stellen muss. „Sie sollten über eine quantitative Beschränkung, d. h. Bettenobergrenze auf Landes-, Gemeinde- und Betriebsebene und einen qualitativen Ausbau sowie Unterstützung von Biohotels hinausgehen. Denn wie auch in der Landwirtschaft scheinen die quantitativen Grenzen des Tourismus erreicht, Vorsicht ist auch beim qualitativen Ausbau geboten. Die Verdoppelung der Hotels mit vier oder fünf Sternen in den letzten 15 Jahren und der Wellness-Trend, der auch beim Urlaub auf dem Bauernhof zu beobachten ist, sind hinsichtlich des hohen Wasser- und Energieverbrauch aus Sicht der Nachhaltigkeit kritisch zu hinterfragen.“ (Th. Streifeneder, Miriam L. Weiß). Im Bericht 2021 der Beobachtungsstelle für einen nachhaltigen Tourismus werden der hohe Energieverbrauch für die zunehmenden Beschneiungsanlagen, die künstliche Schneeproduktion und der hierdurch verursachte steigende Wasserverbrauch als emissionsrelevante Themen identifiziert. Die An- und Abreise ist immer noch die größte Klimabelastung beim Urlaub. Thomas Streifeneder und Miriam Weiß fragen sich zum Schluss ihres Beitrages „Was tun für Südtirols Klimaneutralität?“, ob es noch lange dauern wird, bis Hotels und Skigebiete ihren CO2-Fußabdruck angeben bzw. mit niedrigen CO2-Werten werben werden.
Zwei Tage, die dem Andenken der Verstorbenen gehören.
An Allerheiligen steht das Gedenken im Mittelpunkt. Viele Menschen besuchen die Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen. In Stille werden Kerzen angezündet und Gebete gesprochen, um in Gedanken und im Herzen mit den Verstorbenen verbunden zu sein. Das Totengedenken und die Gräbersegnungen am Nachmittag des 1. November werden von Pfarrei zu Pfarrei verschieden abgehalten. Der Gräbergang ist eine jahrhundertealte Tradition. Während an Allerheiligen Vormittag das Gedenken an Märtyrer und Heilige im Vordergrund steht, wird am Nachmittag des Allerheiligen-Tages und an Allerseelen für alle verstorbenen Gläubigen gebetet. Der Gedenktag hat für die Angehörigen eines verstorbenen Menschen eine besondere Bedeutung.
Die Erinnerung und die Zeichen des Andenkens finden Ausdruck im Schmücken der Gräber mit Blumen, mit Gestecken, mit besonderen Kerzen oder persönlichen Andenken. Der Friedhof wird mehr als an anderen Tagen im Kalenderjahr zu einem Ort der tiefen Verbundenheit zwischen den Lebenden und den Toten. Besonders die Kerzen symbolisieren die Auferstehung und das Leben. Eine Kerze bringt als „Ewiges Licht“ Helle in die Dunkelheit.
Blumen hingegen, die die Gräber schmücken, stehen für Erinnerung etwa, Treue, Hoffnung oder Liebe. Die Chrysanthemen sind die klassischen Allerheiligen-Blumen. Sie stehen für Langlebigkeit, Treue und Erinnerung. Sie sind in vielen Farben erhältlich und halten lange auf dem Grab. Astern sind ebenfalls sehr beliebt für Allerheiligen. Sie stehen für Hoffnung, Liebe und Sehnsucht. Sie sind ebenfalls in vielen Farben erhältlich und blühen bis in den November hinein. Erika oder Calluna, stehen für Schutz, Kraft und Mut. Heidekraut ist in Lila erhältlich, aber auch in anderen Farben wie Weiß oder Rosa. Die Wahl der Farben für Allerheiligen ist vor allem Geschmackssache.
Weiß ist die klassische Allerheiligen-Farbe. Sie steht für Reinheit, Unschuld und Frieden. Sie wirkt beruhigend und tröstend auf das Auge. Rot hingegen hat eine starke Strahlkraft und ist deshalb eine sehr starke Farbe. Sie steht für Liebe, Leidenschaft und Blut. Gelb verströmt fröhliche Stimmung. Es steht für Freude, Licht und Sonne. Gelb wirkt erhellend und wärmend. Lila steht für Spiritualität, Magie und Trauer. Sie wirkt geheimnisvoll und tiefgründig und passt sehr gut zu Grün. Grün ist eine sehr natürliche Farbe. Sie steht für Leben, Hoffnung und Natur.
Allerheiligen und Allerseelen sind zwei besondere Tage. Tage, an denen jene, die zurück geblieben sind, In-sich-Gehen, sich erinnern, und die Verstorbenen besonders in Ehren halten. In Gemeinschaft wird getrauert - in dankbarer Erinnerung und Wertschätzung. Über den Tod hinaus.
... schafft Familie Gruber Platz für mancherlei Gemüsesorten. Weil es Spaß macht, Zufriedenheit gibt und gut ankommt. Ein Rundgang bei Sunnfolt im Kortscher Raut.
Von Maria Raffeiner
Irgendwann hatten sie genug. Oder war es umgekehrt und sie spürten vor drei Jahren, dass sie auf ihrem Hof eben nicht genug hatten? Nicht genug Bandbreite, nicht genügend Sortenvielfalt. Die Initiative ging von Sohn Andreas aus, allmählich steckte er mit seiner Vision alle an. Zunächst sprossen zwischen den Apfelreihen probeweise Gemüsesorten. Das sei zwar nicht besonders praktisch gewesen, sind sich Vater Kurt und Andreas heute einig, aber ein erster Schritt weg vom konzentrierten Obstbau. Da die Mischkulturgruppe von Bioland Südtirol manche Anregung bereithielt und die Neugier bei Betriebsbesichtigungen im ganzen Land wuchs, wagte Familie Gruber den nächsten Schritt: Im Herbst 2021 begann sie mit kleinparzelligen Rodungen. „Schon mit einem mulmigen Gefühl“, gibt Kurt unumwunden zu. Dort, wo heute ein selbst gebauter Folientunnel aus den Kortscher Steïln ragt, hat der Gemüseanbau begonnen. Aktuell gedeihen zwischen 20 und 30 Kulturen auf einem halben Hektar, ein Teil davon liegt auf der anderen Talseite, in Morter. Dort wachsen auch Dinkel und Polentamais. „Der Wunsch war eigentlich schon immer in mir,“ begründet Andreas das schrittweise Umsatteln. „Es ist die Freude am Anbauen und an den sich verändernden Pflanzen, die uns motiviert.“
Vom Wohnhaus geht es durch einen alten Kastanienhain steil bergauf. Der Wind rauscht ungemütlich durch die dichten Baumkronen, noch halten sich die hellgrünen Igel in den Ästen. Kurt, Andreas und Renate gehen mehrmals täglich auf und ab. Ihr neues Standbein erfüllt sie, bedarf aber genauer Planung. Zu viel Gemüse bringt zu hohe Arbeitsintensität. Und der Absatz muss natürlich auch stimmen. Ihre wichtigsten Kunden sind Hotels und Restaurants in der Umgebung, sie beliefern auch einzelne Bio-Geschäfte. Glücklicherweise stellt sich die Kundschaft auf die variierenden Mengen ein und weiß die unbehandelten Produkte vom Betrieb Sunnfolt zu schätzen. Die Grubers setzen auf den direkten Kontakt. Sie gehen zu potenziellen Kunden hin, erklären Anbauweise und Produkte und laden auf den Hof ein. Lokales Gemüse auf der Speisekarte ist ein Plus für alle, neben den Land- und Gastwirt:innen profitieren die Gäste. „Das klappt gut“, blickt das Trio auf einen erfolgreichen Sommer zurück und der Herbsternte entgegen. Zwar war die Sommersaison etwas kürzer, dafür hielt sich die Bewässerung in Grenzen. Zwischen den Trockenmauern kann die Bodentemperatur ganz schön ansteigen. Kurt sagt, man könne hier Spiegeleier braten, während er einen Mauerstein berührt.
Damit sie auch ihr Obstsortiment erweitern können, wird bald wieder Platz gemacht. Auf der Wunschliste stehen Tafeltrauben, Pfirsiche und anderes Steinobst. Wir müssen die Pflanzen an den Boden anpassen, hier ist kein guter Gemüseplatz“, deutet Renate an eine Stelle in Richtung Steinmauern, die die Kortscher Steïln charakterisieren und terrassenförmig einteilen. Es geht weiter zum nächsten kleinen Acker, dort duckt sich manches Pflänzchen windbeleidigt. „Es kann schon mal vorkommen, dass etwas schiefgeht“, gesteht Andreas, „doch die meisten Pflanzen entwickeln sich ordentlich.“ Erst kürzlich nachgepflanzte, sattgrüne Salatkopfreihen bestätigen das. Üppige Rosmarin- und Salbeistauden bilden eine natürliche Absperrung am Ende der Nutzfläche, wo es einige Meter nach unten geht. Dank der vielen Kulturen bleiben Kurt, Andreas und Renate bei Ausfällen gelassen.
Der Apfel, den Kurt in die Hand nimmt, weist braune Schorfstellen auf. Wären sie allein beim Obstanbau geblieben, würde die Ernte heuer qualitativ schlecht ausfallen. Ohne Pflanzenschutzmittel entsteht kaum ein makelloses Produkt. „Unsere Arbeit hat sich verändert, da wir mehr Bezug zum Boden haben. Wir brauchen hier keinen Traktor. Bis auf eine kleine Handfräse kommen keine Maschinen zum Einsatz, wie beim Market Gardening üblich,“ vergleicht Andreas die Anbausysteme. Positive Begleiterscheinungen seien deutlich weniger Druck und mehr Zufriedenheit, besonders geschätzt werden die direkten Rückmeldungen. Der Weltmarkt ruft nämlich nicht an, um sich für die schmackhafte Ware zu bedanken.
Sunnfolt ist die Verschmelzung von Sonnenberg und Vielfalt, an der Marke haben Andreas und sein Bruder Manuel, der in Salzburg lebt, getüftelt. Wie Sunnfolt sich weiterentwickeln kann, diskutiert Familie Gruber auch in diversen Netzwerken wie Bioland oder mit den Farmfluencern. Aus dem Tomatentunnel strömt ein letzter Sommerduft, daneben macht sich unter einer aufgelassenen Materialseilbahn Schwarzkohl breit. Wir befinden uns unterhalb vom Oberdörfer Scheibenpichl, von wo aus am ersten Fastensonntag die glühenden Holzscheiben talwärts fliegen. Heute sind es die roten Topaz, die leuchtend auf ihre Ernte warten.
Während Vater und Sohn zuhause auf den Feldern arbeiten, geht Mutter Renate halbtags auswärts arbeiten. Zudem packt sie im Betrieb mit an. Bei Überschüssen ist sie es, die das Gemüse einkocht und den Speiseplan umstellt: „Ich richte mich genau danach, was wir gerade haben. Ob Peperoni oder Schwarzkohl, ich mache etwas daraus“. Obwohl häufig Gemüse auf den Tisch kommt, lehnen die Bauersleute Fleisch nicht ab. „Speck essen wir schon“, lacht Kurt, „auch anderes Fleisch kommt von Höfen aus dem Tal, das ist uns wichtig.“
Die Tiere, mit denen sie sich heuer am meisten befasst haben, sind die Schnecken. Gefräßig fielen sie über die Pflanzen her, sodass man sie einsammeln und aussetzen musste. „Mal geht das eine Gemüse gut, mal das andere schlecht,“ erinnert sich Andreas an schwankende Erfolge im Mischkulturenanbau und gefressene Salatköpfe, „das gleicht sich aus“. Ein Auf und Ab eben.
Von März bis November vergeht kaum ein Tag, an dem nicht im Freien gearbeitet wird. Sobald es winterlich wird, beginnt die Planung. Wovon wird wie viel wo angepflanzt, welcher Kunde hat welche Wünsche geäußert, all das gilt es in ein Konzept zu bringen.
Während sie abwechselnd die Produktpalette aufzählen - sie reicht von A wie Artischocke bis Z wie Zucchini – steigen wir über Steinstufen zu Peperoni und Gurken hinab. Ein bisschen Schafwolle lugt noch unter den Pflanzen hervor, weil sie düngt und Feuchtigkeit speichert. Weiter geht es durch das Dickicht, das die Pastinaken vom Vorjahr hinterlassen haben. Alles piekfein aufzuräumen, sei weder naturnah noch sinnvoll. Viel eher wolle man der biologischen Vielfalt zuarbeiten, damit viele Tierarten Lebensräume finden. Deshalb gibt es auf dem Areal Totholz, Sträucher und einen Teich. Unter den Galaapfelbäumen blüht die Stockrose, gegenüber baumeln Kürbisse von der Mauer herab. Etwas zaghaft ragen die Vulkanspargeln (Puntarelle) in die Höhe, sichtlich mitgenommen vom Sturm.
Abschließend schauen wir am Eingang des Zalimtales beim Federvieh vorbei. Trude, Erna, Fips, Willi, Maja, Mena und die anderen haben sich schon in den Hühnerstall zurückgezogen. Sie bewohnen ein schattiges Waldstück, in dessen Nähe dunkelviolette Starkäpfel die Äste nach unten ziehen und saftige Lauchstangen nach oben wachsen. Sunnfolt, 2023 als Bioland Leitbetrieb ausgezeichnet, besitzt sogar einen Palmengarten. Im schwächer gewordenen Wind wedeln die Palmkohlblätter. Renate schließt den Hühnerstall, bevor alle abwärts gehen. Außer Katze Saphira, die bricht noch zu einer Abendrunde auf.
Fürstenburg Burgeis/ Vinschgau - Nach der Käseolympiade in Galtür am 28. September 2024 folgte am 5. Oktober 2024 die 13. Südtiroler Alpkäseverkostung in der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg in Burgeis. Das Interesse war groß. Die Veranstaltung dort war noch nie so gut besucht wie in diesem Jahr.
von Magdalena Dietl Sapelza
Unzählige Alpkäseliebhaberinnen in Liebhaber strömten in den Saal der Fürstenburg. Dort standen die 38 Alpkäsesorten fein portioniert zur Verkostung bereit und konnten bewertet werden. Davon stammten 11 Käsesorten von außerhalb aus anderen Teilen Südtirols und vier aus den Terra-Raetica Nachbarregionen in Nordtirol.
Vor der Publikumsverkostung hatte eine 14-köpfige Jury bestehend aus Fachleuten aus Südtirol, Österreich und der Schweiz den Käse verkostet und mit Punkten bewertet. In der Aula Magna der Schule warteten anschließend vor allem die Senninnen und Senner und Alpmeister auf die Ergebnisse.
Nach der Begrüßung durch die Direktorin der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Monika Aondio gab Markus Joos vom Bezirksamt für Landwirtschaft einen Einblick in die Zahlen rund um die Almwirtschaft im Vinschgau. 1354 Kühe und 180 Ziegen von 600 landwirtschaftlichen Betrieben verbrachten den Sommer 2024 auf den Vinschger Almen (durchschnittlich 50 Stück/zwei Stück pro Betrieb). Dazu kommen noch 380 Schweine. Die Zahlen der Kühe sind bislang stabil geblieben. Auf den Almen wurden 128.500 kg Käse und 15.400 kg Butter produziert, dazu kommen noch 2.300 kg Ziegenkäse. Die Vermarktung organisieren die Bauern selbst. Auf 13 Vinschger Almen findet eine touristische Nutzung statt (das sind 50 Prozent). Entscheidend für gute Qualität der Produkte ist die regelmäßige Aus- und Weiterbildung in der Fachschule Fürstenburg und bei der Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung GWR, genauso wie die Qualitätssicherung durch den Südtiroler Sennereiverband und den Almberater Bertram Stecher, der sich seit Jahrzehnten um die Qualität der Almprodukte kümmert. Und entscheidend war einst auch die Sanierung der Almen im Rahmen des LEADER-Programmes der EU.
Die Jury erklärte den Käse der Kortscher Alm zum Tagessieger. Der Publikumspreis sorgte für eine Überraschung. Er ging mit 49 Stimmen an die Kreuzwiesalm in Lüsen (Jurybewertung unter 16 Punkten). Es folgten die Vivana Alm/Graun mit 45 Stimmen und die Tauernalm/Ahrntal mit 45 Stimmen (Jurybewertung unter 16 Punkten).
Bei der Geburt eines Kalbes ist in den meisten Fällen keine Geburtshilfe nötig ist. Man muss der Kuh, am besten ineiner Abkalbbox, lediglich Zeit lassen. Wichtig sind die Hygiene und die schnelle Versorgung des Kalbes mit Kolostrum, der so genannten „Biestmilch“. Durch diese Erstmilch baut sich das Immunsystem des Kalbes auf.
von Magdalena Dietl Sapelza
Eine gesunde Kuh bekommt in der Regel ein gesundes Kalb. Entscheidend für eine gesunde Kuh ist die richtige Fütterung, regelmäßige Bewegung, genügend Zeit, um trocken zu stehen (nicht gemolken zu werden) und ausreichend Platz. Wichtig ist auch die Klauenpflege vor dem Trockenstellen. Die Gesundheit des Kalbs und die Qualität des Kolostrums, bekannt als Biestmilch, sind von der Trockenstehphase abhängig - etwas, was oft unterschätzt wird. Ideal ist eine Abkalbbox, in der die Mutterkuh ihre Ruhe findet und keinem Stress ausgesetzt ist. Oberstes Gebot ist die Hygiene. Die Tiere müssen stets Zugang zu frischem Futter und sauberes Trinkwasser haben. Wichtig ist die Überwachen der Geburt. Ein Eingreifen ist im Normalfall jedoch nicht nötig. Es braucht nur etwas Geduld. Ist das Kalb da, muss es sofort mit Kolostrum, der so genannten Biestmilch, versorgt werden.
Die Biestmilch ist entscheidend
Kälber kommen ohne Abwehrkräfte auf die Welt. Mindestens drei Liter Kolostrum (Biestmilch) in den ersten Lebensstunden ist beim Kalb entscheidend für den Aufbau seines Immunsystems. Denn in den ersten vier Stunden im Leben des jungen Kalbes ist die Darmschranke noch vollständig geöffnet. Das bedeutet, dass das Kalb dem Keimdruck der Umgebung zunächst schutzlos ausgesetzt ist. Die Aufnahme der Abwehrstoffe (auch Antikörper oder Immunglobuline genannt), die das Kalb schützen können, kann nur aus der Biestmilch erfolgen. Aber auch die herausragende Rolle der Biestmilch als erste Nahrung für das Kalb darf nicht unterschätzt werden. Biestmilch enthält nicht nur die vierfache Menge an Eiweiß im Vergleich zu normaler Milch, sondern auch die doppelte Menge an Fett. Die Kuh sollte nach der Geburt zügig gemolken werden. Das kann im Melkstand geschehen, aber auch mit einer mobilen Melkmaschine. Bei der Biestmilch ist ebenfalls absolute Hygiene erforderlich. Wird das Kalb von der Mutter getrennt, muss es trocken und warm untergebracht werden. Der Saugreflex ist bei den Kälbern in der Regel unmittelbar nach der Geburt am stärksten. Es nimmt über den Nuckel von Flasche oder Eimer häufig problemlos drei bis vier Liter Kolostrum auf. Das Immunsystem des Kalbes ist erst nach sieben bis zehn Lebenstagen in der Lage, eigene Antikörper zu produzieren. Eine schnelle Versorgung mit Kolostrum ist daher für die neugeborenen Kälber lebensnotwendig. Fachleute betonen, dass die Kälber innerhalb der ersten drei Lebensstunden mit mindestens drei Litern Biestmilch versorgt werden sollten. Das Kolostrum hat außerdem einen hohen Nährstoffgehalt und enthält eine Vielzahl an bioaktiven Wirkstoffen sowie lebende Immunzellen. Diese Kombination an Inhaltstoffen fördert zusätzlich die Darmentwicklung, indem beispielsweise das Zottenwachstum im Dünndarm angeregt wird. Und gut ausgebildete Darmzotten sind ein Baustein für ein leistungsfähiges Verdauungssystem.
Jedes Kalb braucht einen sauberen Sauger
Kälber mit gutem Immunstatus leiden später seltener an Durchfall- und Atemwegserkrankungen und zeigen bessere Wachstumsraten. Auch bei der Aufzucht nach der Biestmilch ist Hygiene das oberste Gebot. Später muss die handwarme Milch (ca 38 Grad Celsius) in der sauber gehaltenen Tränke angesäuert und gegebenenfalls mit altersgerechten Kälbermineralien wie Eisen und Selen ergänzt werden. Milchkannen, Nuckeleimer und Nuckelflaschen müssen sauber und frei von Biofilmen sein, um Durchfälle verursacht durch E.Coli-Keime zu vermeiden. Jedes Kalb sollte einen neuen Sauger bekommen und ab dem ersten Tag sauberes Trinkwasser und ab der zweiten Woche auch Raufutter. Todesursache Nummer eins ist Durchfall. Gut für die Entwicklung des Kalbes ist auch, wenn es die Biestmilch aus den sauberen Zitzen der Kuh saugen kann und so lange wie möglich bei der Mutter bleiben kann. Ideal ist die Mutterkuhhaltung.
Und wünschenswert wäre auch ein tiergerechter Abtransport der Kälber. Denn so manchem Tierhalter, der seine Tiere liebt, blutet das Herz, wenn er beobachten muss, dass viele Kälber zusammengepfercht in Lastwagen durch Europa gekarrt und auf Schiffen nach Nahost wochenlang geschunden werden. Denn auch sein Kalb könnte darunter sein.
Die ersten 15 Minuten: Grundlagen der Kälbergeburt
1. Keine reflexartige Zughilfe:
Solange der Geburtsverlauf normal ist und sich das Kalb in der korrekten Lage befindet und weder Mutter noch Kalb gestresst erscheinen, sollte die Geburt lediglich überwacht werden“ Langsame Zughilfe erst leisten, sobald die Klauen des Kalbes sichtbar sind.
2. Die ersten Atemzüge anregen: Wenn das Kalb nicht sofort atmet, hilft eventuell ein Kaltwasserguss auf den Nacken oder die Stirn.
3. Das Kalb nicht an Hinterbeinen aufheben: Diese Maßnahme führt dazu, dass es schlechter Luft holen kann, denn die Organe im Bauchraum drücken auf das Zwerchfell
5. Im Winter: Als erstes in die Wärmebox: Vor allem bei kaltem Wetter sind beheizbare Kälberboxen notwendig. Dort können die Kälber schnell abtrocknen und verlieren dabei so wenig wie möglich Energie.
6. Sofort für bestmögliche Kolostrumversorgung (Biestmilch) sorgen. Immer auf die Hygiene achten. Desinfizierte Tränkeeimer und Tränkenuckel sind nötig, damit das Kalb nicht sofort mit Krankheitserregern in Berührung kommt.
Dankbarer Rückblick des Vereins freiwillige Arbeitseinsätze, Bergbauernhilfe Südtirol
von Christine Weithaler
Südtirol, Vinschgau, Schlanders
Am Samstag 5. Oktober fand in Sarnthein das alljährliche „Ernte-Dank-Fest“ für die freiwilligen Helfer des Vereins freiwillige Arbeitseinsätze, Bergbauernhilfe Südtirol statt. 1996 starteten die freiwilligen Arbeitseinsätze in Südtirol als Pilotprojekt. 1997 wurde über die Trägerorganisationen Diözesancaritas, Südtiroler Bauernbund (SBB), Lebenshilfe ONLUS und Südtiroler Jugendring der Verein freiwillige Arbeitseinsätze (VFA) gegründet. Das Ziel ist, Südtiroler Bergbauernfamilien durch die Mithilfe von freiwilligen, ehrenamtlichen Menschen, zu unterstützen. Sei es bei der alljährlichen Futterernte, den alltäglichen Arbeiten oder in unerwarteten Notsituationen.
2/3 der Personen, die sich für einen Einsatz interessieren, leisten effektiv einen. Etwa gleich viele Frauen wie Männer. 2024 haben insg. 253 Bergbauern um Hilfe angesucht. 2023 waren es 257. 36,3 % der gesamten Ansuchen stammen aus dem Vinschgau. Das Ansuchen ist recht unbürokratisch wenn die Antragsteller bestimmte Kriterien erfüllen. Die Mitarbeiter:innen des VFA besuchen den Hof und machen sich ein Bild von der Gesamtsituation. Es wird ein Steckbrief erstellt und an die Freiwilligen mit anderen Vorschlägen weitergeleitet. Sie entscheiden frei, wo sie ihren Einsatz leisten möchten. In Rücksprache mit der Bauernfamilie wird dann der Einsatz über das Büro des VFA im SBB koordiniert. Die Freiwilligen sind über den Zeitraum des Einsatzes unfallversichert, nicht rentenversichert.
Familie Weithaler am Patschhof des Schlanderser Innernördersberg sucht seit über zehn Jahre um Hilfe an. Sie lernten viele unterschiedliche Menschen kennen und es entwickelten sich sogar Freundschaften. Auch machten sie unterschiedliche Erfahrungen. Vielen Freiwilligen machen die steilen Wiesen und die viele Handarbeit zu schaffen. Alle oder viele Arbeitsschritte müssen mehrmals erklärt werden, das braucht Zeit und Geduld in stressigen Momenten. Die Jungbäuerin Monika Weithaler sagt: „Die Freiwilligen waren mir eine große Unterstützung. Es war eine Bereicherung, die unterschiedlichsten Charaktere kennen zu lernen und Menschen zu erleben, die mit Freude und Begeisterung etwas dazu beitragen möchten, dass die Südtiroler Berglandwirtschaft weiter bestehen kann.“
Heuer hat das junge Paar Lea Hoffmann und Matthias Simonis aus Mittelmosel, D – Rheinland Pfalz, zehn Tage am Patschhof verbracht.
Über das Internet kamen sie zum VFA der Bergbauernhilfe Südtirol. Zu Hause haben sie öfters bei der Weinernte am Hang mitgeholfen und wissen, wie schwierig es für kleine Betriebe ist, Helfer zu finden.“ Wir wollten einfach unsere Hilfe anbieten.“ Lea brachte durch ihre vielen Urlaube auf Bauernhöfen bereits Erfahrungen in der Heuernte und in der Arbeit mit Tieren mit. „Wir wollten mehr über die Arbeit und die Menschen, die sich den Herausforderungen eines Bergbauernhofs stellen, erfahren. Der Arbeitsalltag war hart, härter als erwartet, genau dadurch sind wir über uns hinauszuwachsen. Die Heuernte muss man einfach mal miterleben. Wir hatten das Gefühl, mit unserem „Tun“ zu unterstützen. Es hat uns viel Freude bereitet und gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Gemeinschaft sind.
Durch den Einsatz haben wir nochmals einen anderen Blickwickel auf die Herausforderungen und Probleme, mit denen die Bergbauern konfrontiert werden, erhalten. Diese Erfahrungen und das Wissen, das mit uns geteilt wurde, sind für uns definitiv ein Gewinn fürs Leben.“ Sie würden wieder einen Einsatz machen und hoffen, der Verein besteht noch viele Jahre.
Viele Freiwillige reisen mit Bus, Bahn oder Auto von weit her an, verbringen ihren Urlaub bei einem freiwilligen Einsatz. Die Bauernfamilien öffnen sich einer fremden Person, bringen sie in ihren vier Wänden unter. Beide Seiten wissen nicht was sie erwartet. Sie verbringen viel Zeit miteinander, essen gemeinsam und arbeiten zusammen. Nicht jeder Freiwillige ist gleich geschickt, viele unerfahren. Sie haben oft eine idyllische Vorstellung von der Futterernte und kommen an ihre Grenzen. Die Bergbauernfamilien wären nicht in der Lage die freiwillig geleisteten Arbeitsstunden zu entlohnen. Bis zum 15.09.2024 haben 1.608 Freiwillige Helfer:innen insg. 15.936 Einsatztage geleistet. Im Vergleich leisteten im Vorjahr 1.844 Freiwillige 17.076 Einsatztage. 2024 kamen 9,4 % der gesamten Helfer aus Südtirol, davon 7,5 % aus dem Vinschgau. „Abends gehen meistens alle müde, aber zufrieden schlafen.“ so Familie Weithaler.
Paul Kofler vom Keschtnhof in Kastelbell ist der Sieger der ersten Kastanienhain-Meisterschaft. Der wertvollste und prachtvollste Kastanienhain Südtirols befindet sich demnach in Kastelbell.
von Angelika Ploner
Die Überraschung war groß und er habe „a mords Freid“. Paul Kofler ist der Sieger der ersten Kastanienhain-Meisterschaft in Südtirol. Am vergangenen 11. Oktober 2024 fand die Prämierung vor Ort im Kastanienhain oberhalb Kastelbell statt. „Die Wahl des Siegers fiel uns nicht leicht“, sagte Philipp Bodner von der Eurac, „aber dieser Hain repräsentiert alle Werte, denen wir uns als Initiative Baumgart verschrieben haben. Ein traditioneller Vinschger Lattenzaun und Trockensteinmauern wurden bewusst aufgebaut bzw. wieder in Stand gesetzt. Der Hain fügt sich wunderschön in die umliegende Berglandschaft ein und wird sehr gut gepflegt. Die alten Kastanienbäume bieten mit ihren zahlreichen Baumhöhlen und den extensiv bewirtschafteten Wiesen Unterschlupf für viele Tier- und Pflanzenarten.“ 25 Kastanienhain-BewirtschafterInnen von Natz-Schabs bis Schlanders haben teilgenommen und sind dem Aufruf zu Kastanienhain-Meisterschaft der Initiative Baumgart im Frühjahr gefolgt.
Hinter Baumgart stehen neun Institutionen (siehe Infokasten). Das Kernthema der Initiative: Streuobstwiesen und Kastanienhaine in Südtirol in all ihren Facetten aufwerten - kulturell, kulinarisch, ästhetisch, ökonomisch und ökologisch. Mit anderen Worten Landschaftsqualität schaffen. Streuobstwiesen und Kastanienhaine tragen zur Biodiversität bei und bereichern die Natur- und Kulturlandschaft. Die Bedeutung der Kastanienhaine ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken, einerseits, und andererseits jene, die diese Kulturlandschaft erhalten, auszuzeichnen, das war das Ziel dieses Wettbewerbs bzw. dieser Meisterschaft.
Eine 12-köpfige Kommission bewertete vor Ort den Zustand der Anlagen, die ökologische Vielfalt, die Ästhetik, die Einbindung ins Landschaftsbild, auch agronomische und ökonomische Kriterien flossen mit ein. Der Kastanienhain von Paul Kofler überzeugte. Sein Kastanienhain besteht aus einer Fläche von rund 3.500 Quadratmeter. „Zwischen 95 und 97 Kastanienbäume stehen hier“, sagt Kofler zum Vinschgerwind, „vom 2 jährigen bis zum 400 Jahre alten Baum.“ Viel Zeit investiert er in die Pflege. Das fängt im Frühjahr mit dem Winterdreck und Kastanienigel verräumen an und geht bis zur Ernte intensiv weiter. Kofler: „Es gilt Baumsanierungen zu machen, Holz zu entfernen und Krankheiten in Schach zu halten.“ Eine der Herausforderung bei der Pflege der Kastanienbäume ist der Kastanienrindenkrebs – eine Pilzkrankheit, die alte und junge Bäume befällt und zum Absterben bringen kann. Und auch der Kastanienwickler und -bohrer bereitet immer wieder Probleme.
Helmuth Scartezzini, eine Koryphäe im Bereich der Kastanien, gab den zahlreich Erschienenen bei der Verleihung einen kurzen Überblick: „Die Kastanien sind bio. Es gibt keinen Betrieb, der irgendwelche chemische Zusatz-Hilfsmittel einsetzt, um eine Produktion zu haben. Die Schädlinge versucht man mit natürlichen Gegenspielern in den Griff zu bekommen. Kastanienbäume sind eine alte Kultur, die am Vinschger Sonnenberg nicht durchgehend verbreitet ist, sondern eben dort, wo Wasser ist: entlang der Waale. Bis auf 1.000 Höhenmeter wachsen im Vinschgau Kastanienbäume. In Schluderns auf der Churburg stehen die höchsten.
Durch das heurige regenreiche Frühjahr, eine schlechte Befruchtung, einem kurzen Sommer und wenigen Sonnenstunden jetzt im Herbst muss man heuer mit weniger - und späterer - Ernte rechnen. Jetzt geht es in Kastelbell etwa erst richtig los.
Kofler ist übrigens der Vizeobmann des Vinschger Kastanienvereins. Obmann Max Gögele lieferte den Anwesenden Zahlen: Rund 60 Hektar nimmt im Vinschgau der Anbau der Edelkastanie ein. Ca. 3.500 Kastanienbäume werden von rund 120 Kastanien- Hobbybauern gehegt und gepflegt. Rund 50 Tonnen beträgt die Ernte durchschnittlich pro Jahr.
Die Initiative Baumgart ist eine offene Plattform und besteht derzeit aus neun Partnerinstitutionen: Eurac Research, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Roter Hahn, Bioland Südtirol, Sortengarten Südtirol, Heimatpflegeverband Südtirol, Amt für Natur, Obstbaumuseum Südtirol und Versuchszentrum Laimburg.
Baumgart möchte auf die einzigartigen Lebensräume, die Streuobstwiesen darstellen, hinweisen und der Bevölkerung ihren Mehrwert ins Bewusstsein rufen. Streuobstwiesen sind landschaftsprägend und identitätsstiftend und dienen dem Erhalt und der Kultivierung der Sortenvielfalt. Als Hotspot der Biodiversität schaffen und erhalten sie Lebensräume für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Die Kastanienhain-Meisterschaft fand in Kooperation mit dem HGV statt.