Der Bericht stellt eine umfassende Bestandsaufnahme sowie die Grundlage für künftige Maßnahmen und Ausrichtungen dar. Die Vorstellung stand im Zeichen des Klimawandels und dessen Folgen.
Die Landesverwaltung legt einmal im Jahr den Agrar- und Forstbericht 2021 vor, die umfangreichste Bestandsaufnahme der Südtiroler Land- und Forstwirtschaft und der ländlichen Entwicklung. Für das über 200 Seiten umfassende Nachschlagwerk haben die zuständigen Abteilungen und Ämter aktuelle Informationen, Daten und Zahlen gesammelt, die als Grundlage für künftige Entscheidungen und Ausrichtungen der Bereiche dienen. Die Vorstellung am heutigen Donnerstag (4. August) stand ganz im Zeichen des Klimawandels und dessen Folgen. Der Bericht weist wichtige Handlungsschwerpunkte in diese Richtung auf.
Herausforderung Klimaerwärmung
Ein Kapitel ist den Förderungen in der Landwirtschaft gewidmet, denn auch auf EU-Ebene werden künftig die Umwelt- und Klimaleistungen der Landwirtschaft deutlich umfassender gefördert werden als bisher. Am 2. Dezember 2021 hatte die Europäische Union die Finanzmittel der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) für den Zeitraum von 2023 bis 2027 genehmigt. Die Maßnahmen zu verwalten und umzusetzen ist nun Aufgabe der Regionen und autonomen Provinzen: Nach den vielen Verhandlungen, an denen auch Südtirols Landwirtschaftslandesrat teilgenommen hat, ist eine finale Entscheidung aus Rom und Brüssel in Kürze zu erwarten. Eine der größten Herausforderungen der Land- und Forstwirtschaft ist derzeit die Klimaerwärmung und die damit verbundenen Folgen.
In der Forstwirtschaft bereitet der Borkenkäferbefall derzeit große Sorgen. Günther Unterthiner, Direktor der Abteilung Forstwirtschaft, berichtete, dass die Schutzwaldbestände dadurch großräumig in ihrer Stabilität beeinträchtigt und gefährdet sind. Die momentane trockene und warme Witterung ist das ideale Habitat für den Käfer. "Wir beobachten die Situation laufend, aber ein derartiger Befall ist in der jüngeren Geschichte Südtirols nicht bekannt. Die kleinen Käfer vernichten ganze Waldteile mit über 30 Meter hohen Fichten", sagte Unterthiner bei der Vorstellung des Berichtes.
Der Amtsdirektor des Amtes für Landmaschinen und biologische Produktion, Andreas Werth, sprach den verzeichneten Rückgang der Ernte, auch wegen der Wetterkapriolen, und die neuen Instrumente für die Risikoabsicherung an: "Im Jahr 2021 mussten durchschnittlich zwei- bis dreimal so viele Beiträge für die Wiederherstellungsarbeiten aufgrund von Unwetterschäden bearbeitet werden wie in den vergangenen Jahren. Die Beitragssummen dafür belaufen sich auf über 2,5 Millionen Euro."
Auch Südtirols Gewässer leiden unter dem Klimawandel. Abgesehen von der Wasserknappheit, wurden im Frühjahr 2021 wieder landesweit Brütlingskontrollen an Salmonidengewässern durchgeführt. Dabei stellte sich eine schlechte bis mäßige natürliche Fortpflanzung der Forellen und Äschen in den Hauptgewässern heraus. Der Direktor der Agentur Landesdomäne, Albert Wurzer, berichtete in diesem Zusammenhang über die wichtige Tätigkeit des Aquatischen Artenschutzzentrums in Schenna, dessen Hauptaufgaben die Erhaltung und Wiederansiedelung von heimischen Fischarten sind. "Insgesamt wurden 2021 gut 18.000 Eier befruchtet, davon wurden die meisten in die Ursprungsgewässer zurück besetzt", unterstrich Wurzer.
Versuchszentrum Laimburg fördert Biodiversität
Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg, berichtete über dessen Forschungsschwerpunkt "Nachhaltige und resiliente Anbausysteme". Dabei konzentriere man sich unter anderem auf die Förderung der Biodiversität. "Auch auf kleinem Raum kann die Bürgerin und der Bürger umweltfreundliche Maßnahmen setzen. Eine Bepflanzung von Balkon oder Terrasse kann Nahrungsangebot, Baumaterial oder Lebensraum für Wildbienen und andere Nützlinge schaffen", erklärte Oberhuber. Im Balkonversuch des Fachbereichs Gartenbau am Versuchszentrum Laimburg wurden rund 250 verschiedene Pflanzenarten in 108 Pflanzgefäßen zum Thema Biodiversität gepflanzt. Ziel ist es, Balkone und Terrassen mit Kräutern, Gemüse und Blumen möglichst vielfältig zu gestalten und Lebensraum für Insekten zu schaffen.
Agrar- und Forstbericht als Druckversion und online erhältlich
Der Agrar- und Forstbericht 2021 enthält viele weitere Informationen und Aktionen zum Thema Klimawandel und weiteren Themen. Er liegt in deutscher und in italienischer Fassung in den Landhäusern 6 (Brennerstraße 6) und 1 (Silvius-Magnago-Platz 1) in Bozen vor. Die Online-Version des Agrar- und Forstberichtes kann (ebenso wie jene der Vorjahre) auf den Landeswebseiten durchgeblättert und heruntergeladen werden.
np
Im Biotop Englisch Moos östlich von Naturns sind umfassende Renaturierungsmaßnahmen abgeschlossen worden. Ein kleiner Teich und ein Lesesteinhaufen bilden neue ökologische Nischen.
Feuchtflächen gehören zu den gefährdetsten Lebensräumen. Um die Artenvielfalt zu gewährleisten, ist es notwendig, solche Feuchtflächen zu erhalten und zu renaturieren. Umfassende Renaturierungsarbeiten hat das Forstinspektorat Meran in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Natur im Biotop Englisch Moosdurchgeführt.
Das Biotop Englisch Moos liegt an der Staatsstraße östlich von Naturns. DasLand Südtirol hatte das aus Auwald und Schilf bestehende Biotop mit einer Fläche von 7575 Quadratmetern vor zwei Jahren 2020 vom Orden der Englischen Fräulein gekauft. Im Rahmen eines Eigenregieprojektes haben nun Amt für Naturund Forstinspektorat Meran eine kleine Wasserfläche geschaffen. Der kleine Teich ist in der Mitte bis zu drei Meter tief. Die Ufer gehen flach in das Gelände über. Das Aushubmaterial wurde aus dem Biotop abtransportiert. Mit den vor Ort angefallenen Steinen wurde im nordöstlichen Teil ein Lesesteinhaufen angelegt, der eine weitere kleine ökologische Nische für viele Tiere darstellt. Im Osten des Biotopes wurde außerdem ein kleiner Wassergraben geschaffen, der das Biotop klar nach außen abgrenzt und Überwasser ableitet.
Auf die Bedeutung der Feuchtflächen für den Fortbestand der Arten, die auf diese Lebensräume angewiesen sind, weist Valentin Schroffenegger hin, der im Landesamt für Natur für die Zone zuständig ist: "Es ist wichtig, dass in unserer Kulturlandschaft ausreichend Trittsteinbiotope und Vernetzungselemente vorhanden sind. Dieses Projekt trägt dazu bei, Lebensräume für gefährdete Tierarten, darunter sowohl Amphibien und Vögel als auch Wasserinsekten, und für Pflanzenarten zu erhalten, Laichgewässer für Amphibien zu schaffen und somit die Biodiversität in den Talniederungen zu erhöhen."
Dass auf die Verbesserung und Aufwertung von naturnahen Lebensräumen, vor allem in dicht besiedelten und intensiv genutzten Talböden, großer Wert gelegt werde, unterstreicht der Direktor im Amt für Natur, Leo Hilpold: "In diesem Kontext können auch bescheidene Maßnahmen, wie die Schaffung eines Teiches, im Sinne des Naturschutzes und der Artenvielfalt sehr wirkungsvoll sein."
Im Zuge der Arbeiten wurde auch Bauschutt entfernt, der vor Jahrzehnten im Randbereich des Feuchtgebiets abgelagert worden war. Insgesamt waren es zwei Lastkraftwagen Müll, die sachgemäß abtransportiert und entsorgt wurden. Im westlichen Teil des Schutzgebiets wurde ein auftretender Neophyt, das Drüsige Springkraut, ursprünglich aus dem westlichen Himalaya stammend, händisch abgemäht. Zum Abschluss wurden an den vier Eckpunkten des Biotopes neue Biotoptafeln angebracht. Der Auwald selbst wurde von den Arbeiten nicht berührt. Für die Finanzierung der Arbeiten im Wert von 35.000 Euro ist das Amt für Natur aufgekommen.
red/jw
Noch nie war der öffentlicher Personenverkehr in Süd-Tirol so chaotisch und so schlecht, wie seitdem Landesrat Alfreider das Ressort Mobilität übernommen hat. Unterbrochene Bahnlinien, Verspätungen, verpasste Anschlüsse, Ausfälle, stillgelegte Seilbahnen, usw. Tagtäglich beschweren sich unzählige Bürger über die chaotischen Zustände, doch der zuständige Landesrat ist mit all diesen Problemen völlig überfordert und stellt auch im Landtag den „lästigen“ Anfragen einfach aus, indem er die halbe Zeit an den Sitzungen nicht mehr teilnimmt. So kann das nicht weitergehen!
Die Bürger nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel nicht zum Freizeitvergnügen, sondern sind auf diese angewiesen, um zur Arbeit zu gelangen, umso mehr, als dass die gestiegenen Treibstoffpreise für viele Bürger nicht mehr finanzierbar sind.
Anhand der Beschwerden der Bürger hat die Süd-Tiroler Freiheit eine Bilanz des Scheiterns des Landesrates aufgestellt, die jedoch nur die Spitze des Eisberges darstellt:
Angesichts dieser chaotischen Zustände, die täglich schlimmer werden, muss sich der Landesrat die Frage stellen, ob er der Richtige für diesen Job ist. Die Bürger erwarten sich einen funktionierenden öffentlichen Personenverkehr, zumal sie diesen mit ihren Steuergeldern und Fahrkarten selbst finanzieren.
L.-Abg. Sven Knoll,
Süd-Tiroler Freiheit.
Die Stellenwahl für die Lehrpersonen an den deutschsprachigen Grund-, Mittel- und Oberschulen ist abgeschlossen. Über 1000 Lehrpersonen haben eine Stelle erhalten. Nun sind die Schulen am Zug.
Die Online-Stellenwahlen für die Vergabe der unbefristeten und befristeten Lehraufträge in den deutschsprachigen Grund-, Mittel- und Oberschulen im Schuljahr 2022/2023 wurden heuer wiederum erfolgreich online durchgeführt, und zwar vom 28. Juni bis 1. Juli für die unbefristeten Arbeitsverträge und vom 28. Juli bis 3. August für die befristeten Arbeitsverträge. Die Lehrpersonen konnten somit bequem von zuhause oder von jedem Ort mit Internetverbindung ihre Stelle für das kommende Schuljahr wählen.
Bei der Vergabe von unbefristeten Lehraufträgen (Stammrolle) klaffen Angebot und Nachfrage weit auseinander. In einigen Fächern und Bereichen gibt es zwar zahlreiche Stellen, aber kaum Bewerbungen (Technische Fächer, Italienisch in der Mittel- und Oberschule, Integration in allen Schulstufen). In anderen Fächern gibt es keine oder sehr wenige Stellen und viele Bewerberinnen und Bewerber (Religion in allen Schulstufen, Musik und Sport in der Mittel- und Oberschule, Englisch in der Oberschule). So konnten nur 211 der möglichen 434 Stammrollenstellen vergeben werden, bei 1126 Bewerbenden mit Lehrbefähigung. Von den neuen Stammrollenlehrpersonen haben bei der Stellenwahl 141 ihren ersten und 21 ihren zweiten Stellenwunsch erhalten.
Bei der Vergabe der befristeten Lehraufträge (Supplenz) haben von 1150 Bewerberinnen und Bewerbern in den Ranglisten 812 eine Stelle gewählt, davon haben 629 ihren ersten und 92 ihren zweiten Stellenwunsch erhalten. Weiters erhielten auch 41 Klassenlehrpersonen der Grundschule mit unbefristetem Arbeitsvertrag über die Online-Stellenwahl einen provisorischen Dienstsitz, dies sind 16 mehr als im vorigen Jahr.
Bei allen Stellenwahlen zusammen wurden 1904 Stellen angeboten. Davon wurden 1003 gewählt und 901 blieben frei. Der Anteil der vergebenen Stellen ist in den Fächern sehr unterschiedlich. So wurden in der Oberschule bei Philosophie, Sport, Biologie, Italienisch und Englisch alle Stellen durch die Stellenwahl besetzt. In den technischen Fächern ist der Anteil der vergebenen Stellen teilweise sehr niedrig: Im Fach Informatik wurden bei der Stellenwahl nur 16 Prozent der freien Stellen vergeben, im Fach Mechanik waren es sogar nur elf Prozent.
Die frei gebliebenen Stellen werden nun von den Schulen vergeben. Dabei kommen auch Bewerberinnen und Bewerber ohne die für den Lehrberuf vorgeschriebene Qualifikation zum Zug. Interessierte können sich über die Landeswebseiten zur deutschsprachigen Schule unter der folgenden Adresse bewerben.
red/jw
Jungbauern aus Südtirol, Trient und Tirol trafen sich am 3. August in Kurtatsch, um über ein gemeinsames, länderübergreifendes Problem zu sprechen: Das Großraubwild
Die Debatte um das Großraubwild ist längst schon nicht mehr nur ein bäuerliches Thema, sondern beschäftigt inzwischen die breite Bevölkerung. Die Ausbreitung von Wolf, Bär und Luchs im Alpenraum nimmt eine immer größer werdende Gefahr für die Berglandwirtschaft an. Inzwischen ist es so weit gekommen, dass einige Almen nicht mehr bewirtschaftet werden und immer mehr Tiere in den heißen Sommermonaten im Tal bleiben müssen. Noch schlimmer ist die Tatsache, dass immer mehr Bauern ihre Stalltüren für immer geschlossen haben. Die Medien in Südtirol und Tirol berichten tagtäglich über die vielen Wolfsrisse, die zurzeit stattfinden. Die Schlagzahl erhöht sich dabei rasant: zum einen fallen immer mehr Schafe und Ziegen den Raubtieren zum Opfer und zum anderen sind zunehmend auch Übergriffe auf Rinder und Pferde zu verzeichnen. In der Provinz Trient wird die Gesellschaft und die Landwirtschaft vor allem durch die hohe Anzahl an Bären geplagt, die dort anzutreffen sind.
Gemeinsamer Managementplan für den gesamten Alpenraum
Die Jungbauern aus Südtirol, Trient und Tirol sind sich einig: Großraubwild kennt keine Grenzen, deshalb dürfen die Gesetze dies auch nicht. Der gesamte Alpenraum muss zusammenstehen und gemeinsam handeln.
„In Österreich gibt es bereits Problemwölfe, die zum Abschuss freigegeben wurden, aber was passiert, wenn diese die Grenze überschreiten? In Italien sind es zwar immer noch Problemwölfe, dürfen aber nicht entnommen werden“, erklärte Bettina Hechenberger, Landesleiterin der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend, die sich vehement für ein grenzübergreifendes Wolfsmonitoring und -management einsetzt.
Die Jungbauern fordern eine Erfassung der genauen Anzahl an Wölfen im Alpenraum, die in einer gemeinsamen Datenbank gespeichert werden, denn das Problem besteht grenzüberschreitend. Dabei soll vor allem die Transparenz bei der Meldung der Anzahl an Wölfen eine große Rolle spielen, denn es könnte sich herausstellen, dass die Population inzwischen zu hoch geworden ist und der Wolf schon gar keine bedrohte Tierart mehr ist.
Wollen wir enormes Tierleid zulassen?
„Wenn die Tiere nicht mehr auf die Almen getrieben und folgedessen diese nicht mehr bewirtschaftet werden geht die Biodiversität verloren. Einen Erholungsraum, wie wir ihn derzeit kennen mit dieser großen Artenvielfalt, wird es dann nicht mehr geben, dies wäre fatal für den Tourismus in unseren schönen Berggebieten“, argumentierte Landesobmann der Südtiroler Bauernjugend Raffael Peer. „Ganz zu schweigen davon, dass der Almauftrieb und die gepflegte Kulturlandschaft zu unserer Heimat gehört, wegen der viele Touristen zu uns ins Land kommen“, ergänzte Alessio Chistè von der Agia Trentino.
Die Landwirtschaft und der Tourismus arbeiten in allen drei Ländern eng als Partner zusammen: Die Bauern pflegen die Landschaft und der Gast kann sich daran erfreuen und die Alm als Erholungsraum nutzen. Deshalb sind Herdenschutzhunde in Zusammenarbeit mit dem Tourismus unmöglich einzusetzen. Diese werden darauf trainiert die Herde zu beschützen, wenn ein Wanderer durch die Weide geht, greifen sie auch diesen an, die rechtlichen Folgen für den Besitzer des Hundes sind zu hoch, um das Risiko einzugehen.
Viele Nutztierrassen in Südtirol, Trient und Tirol sind ebenfalls vom Aussterben bedroht, auch diese sollen davor geschützt werden. Wenn Großraubwild im Alpenraum die Überhand gewinnt, wird es in ferner Zukunft diese bedrohten Rassen nicht mehr geben.
Höfe sterben
Bei der letzten Landwirtschaftszählung in Südtirol hat sich gezeigt, dass innerhalb von zehn Jahren 1% der Betriebe geschlossen wurden. Viele Kleinbetriebe leben von Schafen und Ziegen und sind um das Wohl ihrer Tiere bemüht. Die Tiere das gesamte Jahr über im Stall zu lassen ist keine Option, denn das Tierwohl darf nicht in Vergessenheit geraten, auf der anderen Seite sind die Nutztiere auf der Alm nicht mehr sicher – auch dies wird dazu führen, dass die Motivation einen Hof weiter zu bewirtschaften, sinken wird. Auch wenn Geld für verendete Tiere ausbezahlt wird, ist der emotionale Wert trotzdem nicht ersetzt, denn dieser kann nicht ersetzt werden.
Am Ende des Abends sind die Jungbauern sich einig: Die heimische Alm- und Berglandwirtschaft ist durch das Eindringen von Wolf und Bär in den intensivst genutzten Alpenraum ernsthaft gefährdet. Raubtiere wie Wolf und Bär haben hier keinen Platz. Es braucht rasch effiziente gesetzliche Grundlagen, die den Abschuss von Problem- und Schadtieren ermöglichen und die reflexartige Beeinspruchung von selbsternannten Tierschützern diverser NGOs nicht mehr zulassen. Hier fordern die Jungbauern juristische Grenzgänge in ihren Heimatländern ein. In einem Positionspapier werden alle besprochenen Punkte gesammelt und anschließend an die politischen Vertreter weitergeleitet.
Giovani agricoltori dell’Euregio per un futuro comune
Le rappresentanze di giovani agricoltori di Trentino, Alto Adige e Tirolo si sono incontrate il 3 agosto, a Cortaccia, per confrontarsi sulla necessità di un problema comune: i grandi carnivori
Il problema dei grandi carnivori ormai non riguarda più solo le aziende agricole, ma è sentito da tutta la popolazione. La crescente diffusione dei grandi carnivori sulle Alpi porta con sè un pericolo sempre più grande per l’agricoltura di montagna. Da anni molte malghe non vengono più caricate con il bestiame. I media in Alto Adige e Tirolo riportano giornalmente attacchi da lupo alle greggi sui pascoli. In Trentino sia l’agricoltura che la società in generale devono confrontarsi con l’alto numero di orsi presenti.
Pianificare una gestione comune per lo spazio alpino
I giovani agricoltori di Trentino, Alto Adige e Tirolo sono concordi: i grandi carnivori non conoscono confini, per questo non devono conoscerli neanche le norme di gestione. L’area alpina deve collaborare e agire assieme. „ In Austria ci sono già lupi problematici, che sono stati assegnati al prelievo, ma cosa succede se questi lupi passano il confine? In Italia restano lupi problematici ma non possono venire prelevati“, dichiara Bettina Hechenberger, responsabile provinciale dei giovani agricoltori tirolesi (Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend).
I giovani agricoltori chiedono un monitoraggio del numero di lupi su tutto l’arco alpino che possa essere disponibile in una banca dati, quale base per la gestione trasfontaliera del problema. In questo contesto può venire valorizzata la trasparenza nella rilevazione del numero di lupi, perchè potrebbe emergere la vera dimensione della popolazione alpina di questa specie non più minacciata di estinzione.
Vogliamo proteggere una specie per sacrificarne 45?
„Quando gli animali allevati non possono più venire alpeggiati e di conseguenza i pascoli vengono abbandonati al bosco, si perde molta biodiversità. La funzione ricreativa delle malghe andrebbe persa completamente assieme a tutte le specie erbacee e questo sarebbe fatale per il turismo nelle regioni di montagna“, sostiene il referente provinciale dei giovani agricoltori sudtirolesi Raffael Peer (Südtiroler Bauernjugend). „ L’allevamento in malga rappresenta un pezzo fondamentale della nostra cultura contadina, una grande attrattiva per gli ospiti che vengono nella nostra regione“, sottolinea il responsabile provinciale di AGIA Trentino Alessio Chistè. L’agricoltura e il turismo collaborano in tutti i tre territori quali partner strettamente legati tra loro: i contadini curano il paesaggio, il turista lo ammira e gode della malga quali spazio di ristoro. Questa frequentazione turistica rende spesso impraticabile l’utilizzo dei cani da guardiania sulle malghe. Questi vengono addestrati a proteggere le greggi e per questo possono diventare aggressivi anche nei confronti di chiunque si avvicini ad essi. Molti malghesi temono le conseguenze di un eventuale attacco dei cani da guardiania ai frequentatori della montagna. Soprattutto le razze tipiche in via di estinzione di Alto Adige, Trentino e Tirolo sono interessate dal problema degli attacchi da grandi carnivori sui pascoli. Questa biodiversità deve venire protetta senza lasciar prendere il sopravvento al lupo e all’orso.
I masi chiudono
L’ultimo censimento dell’agricoltura in Alto Adige ha registrato la chiusura di 2.000 aziende nell’arco di dieci anni. Molte piccole aziende si basano sull’allevamento di pecore e capre prestando la massima cura al benessere dei loro animali.
Senza l’utilizzo delle malghe nella stagione estiva diventa per molti un problema dover lasciare gli animali allevati in stalla tutto l’anno. L’alpeggio serve soprattutto a garantire il benessere animale, ma questo non può essere fatto a discapito della sicurezza della conduzione degli animali stessi. Anche se sono previsti rimborsi per gli animali uccisi, la paura e il valore emozionale e personale non può essere compensato e la gestione aziendale viene complicata anche a tal punto da dover chiudere l’azienda.
Alla fine dell’incontro i giovani agricoltori sono concordi: sarebbe molto più facile fare allevamento in montagna senza i grandi carnivori. Essendo però gli agricoltori realisti, sono consapevoli che questo nella nostra situazione non è praticabile, nonostante ciò essi chiedono tutte le condizioni possibili affinchè l’attività di allevamento in montagna venga sostenuta e la burocrazia nella gestione dei gradi carnivori sia più snella possibile. Un documento congiunto con le richieste dei giovani agricoltori dell’EUREGIO verrà inviato ai rappresentanti istituzionali.
Ortsgruppen stimmen am 16. August bei Urnenwahl landesweit über Kandidatinnen und Kandidaten ab.
Der SVP-Parteiausschuss hat in seiner heutigen Sitzung die Wahlordnung für die Aufstellung von Kandidatinnen und Kandidaten für die am 25. September anstehenden Parlamentswahlen genehmigt: „Heute hat der Parteiausschuss mit der Genehmigung der Wahlordnung grünes Licht für die nächsten Schritte in Richtung Parlamentswahlen gegeben: Die Parteileitung hat bereits in der vergangenen Woche beschlossen, dass der Ball im Hinblick auf die Nominierung von möglichen Kandidatinnen und Kandidaten für die Vorwahl bei den Ortsgruppen liegt. Nun ist der Parteiausschuss in der heutigen Sitzung noch einen Schritt weitergegangen und hat sich dafür ausgesprochen, dass die Entscheidung, wer am Ende am 25. September für die Südtiroler Volkspartei ins Rennen geht, vollkommen bei den Ortsgruppen mit ihren Stimmrechten liegen wird. Mit dieser Entscheidung hat der Parteiausschuss ein großes Zeichen zur Stärkung und zur Aufwertung der Ortsebene gesetzt“, erklärt SVP-Obmann Philipp Achammer.
„Bis zum 6. August wird es nun den verschiedenen SVP-Gremien möglich sein, Kandidatinnen und Kandidaten für die Vorwahl namhaft zu machen. Anschließend werden die vorgeschlagenen Kandidatinnen und Kandidaten die Möglichkeit haben, sich parteiintern vorzustellen, um sich dann am 16. August bei der landesweiten Urnenwahl dem Votum der Ortsgruppen zu unterziehen. Anschließend wird der Parteiausschuss die mittels Urnenwahl gesammelten Ergebnisse bestätigen. Diese Vorgangsweise ist aus meiner Sicht in der jetzigen Phase der einzig richtige Weg und ich freue mich bereits, die nächsten Wochen gemeinsam mit unseren Ortsgruppen in Angriff zu nehmen“, so SVP-Obmann Philipp Achammer abschließend.
Bozen, am 1.8.2022
Freiheitliche treffen sich zwecks Parlamentswahlen mit SVP-Obmann Achammer und reagieren auf Zeller-Sager
„Mittlerweile muss das Patriotismusverständnis und Urteilsvermögen von SVP Vizeobmann Zeller nicht nur aus demokratiepolitischer Sicht als beunruhigend eingestuft werden, wenn er sich darüber aufregt, dass wir Freiheitliche bei Wahlen antreten wollen und sich daran stößt, dass wir dabei auch die Zusammenarbeit mit anderen Südtiroler Parteien ausloten wollen“, befindet F-Obmann Andreas Leiter Reber. Der Freiheitliche reagiert damit auf Karl Zellers jüngste Äußerungen, wonach er davor warnt, dass eine Kandidatur der deutschen Opposition einen SVP-Abgeordneten verhindern könne – Zeller hatte dies in der Neuen Südtiroler Tageszeitung als „sehr patriotisch“ bezeichnet. Indes hat SVP-Obmann Philipp Achammer die Freiheitlichen und andere Oppositionsparteien um einen Gesprächstermin gebeten. „Ein gesunder Südtirol-Patriotismus kann niemals bedeuten, dass in unserem Land nur die SVP kandidieren darf“, befindet Andreas Leiter Reber. „Es war wohl bestimmt sehr patriotisch als Zellers SVP einen ganzen Südtiroler Wahlkreis dem zentralistischen PD zuschanzte und die Südtiroler durch Elena Boschi vertreten ließ. Wo war Boschis Einsatz für Herrn und Frau Südtiroler, wo der Kontakt zu den Menschen in ihrem Wahlkreis, wo ihre konkrete Arbeit für den Autonomieausbau? Unerreicht wird dabei wohl ihre Anfrage zu den Seehäfen in Trient bleiben“, hält Leiter Reber fest.
„Allein angesichts der bisherigen Bündnisse der Volkspartei, des Stillstands in Sachen Vollautonomie und des Versäumnisses unser Ehrenamt und Vereinswesen zu schützen, ausgerechnet uns Freiheitlichen mangelnden Südtirol-Patriotismus vorzuwerfen ist doch schizophren. Es gilt gegenüber Rom den Schutz und den Ausbau unserer Autonomie in den Vordergrund zu stellen. Wenn es der SVP plötzlich nicht mehr nur um ihren Machterhalt geht und ihre Sorge um die Zahl der deutschsprachigen Vertreter in Rom aufrichtig ist, dann würde sie bei Parlamentswahlen die Zusammenarbeit mit den deutschen Parteien suchen. Vielleicht scheint Parteiobmann Achammer hierbei weiter zu sein, als Karl Zeller, denn Achammer hat mich erst heute um einen Termin gebeten, um über das „gemeinsame und parteiübergreifende Interesse nach einer starken Autonomie-Vertretung“ sprechen zu können. Wir Freiheitliche werden weder das Gespräch mit der Volkspartei noch jenes mit anderen Südtiroler Parteien ausschlagen. Unabhängig ob und in welcher Form wir bei den Parlamentswahlen antreten, unser Einsatz gilt den Südtirolern und dem Ausbau der Eigenständigkeit und Demokratie in unserem Land“, stellt Andreas Leiter Reber klar.
Andreas Leiter Reber
Abgeordneter zum Südtiroler Landtag
In Anbetracht des sich anbahnenden Parlamentswahlkampfes am 25. September stellt Stefan Premstaller, Landessekretär der Südtiroler Volkspartei, klar: „Unabhängig davon, was andere Parteien machen: Wir kämpfen bei den anstehenden Parlamentswahlen für eine starke Vertretung Südtirols in Rom. Trotzdem lautet unser Angebot an alle autonomiefreundlichen Parteien des Landes: Arbeiten wir – parteiübergreifend – für die Erreichung dieses Ziels“, unterstreicht Premstaller und betont: „Besonders jetzt, wenn mit dem Vormarsch von nationalistischen Populisten der Wind für unsere Minderheit in Zukunft rauer wird!“
„Die Regierungskrise in Rom, mit der Ministerpräsident Draghi aus parteipolitischen Interessen in die politische Wüste geschickt wurde, ist besonders in der jetzigen Situation völlig unverantwortlich und ein perfektes Beispiel dafür, was passiert, wenn Politik versagt“, ärgert sich Landessekretär Stefan Premstaller. Indes ist das Ziel in der Brennerstraße klar: „Wir werden in den kommenden Wochen dafür werben, die erfolgreiche Vertretung der Interessen unseres Landes in Rom fortzusetzen, um auch in Zukunft eine starke und geschlossene Vertretung Südtirols zu garantieren. Vor allem auch deshalb, weil zum heutigen Zeitpunkt davon ausgegangen werden muss, dass der Wind für Minderheiten zukünftig in Italien rauer wird!“, so Stefan Premstaller.
„Gerade deshalb müsste es im Interesse aller autonomiefreundlichen Parteien sein, sich geschlossen hinter dieses Ziel zu stellen. Aus diesem Grund haben wir uns in der vergangenen Sitzung der SVP-Leitung dafür ausgesprochen, den Kontakt mit allen autonomiefreundlichen Kräften des Landes zu suchen. Im Mittelpunkt dieser Gespräche muss das Einende und nicht das Spaltende stehen – für eine starke Vertretung Südtirols in Rom im Interesse unseres Landes“, so der SVP-Landessekretär.
Bozen, 27. Juli 2022
Die österreichische Regierung hat heute beschlossen, ab Herbst eine Preisbremse für Strom einzuführen, um damit die Grundversorgung mit Energie zu einem günstigen und leistbaren Preis für alle Haushalte sicherzustellen. Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll, schlägt vor, so eine Preisbremse für Strom auch in Süd-Tirol einzuführen. Für Strom muss teilweise schon jetzt das doppelte gezahlt werden, wie noch vor einem Jahr, bis zum Winter wird sich die Teuerung noch weiter zuspitzen. Viele Bürger können sich das schlichtweg nicht mehr leisten.
Die Situation in Süd-Tirol ist besonders paradox, da mehr Strom im Land produziert wird, als im Jahr verbraucht wird. Auch die Stromproduktion durch die Wasserkraftanlagen hat sich nicht verteuert oder geändert, weshalb es nicht zu rechtfertigen ist, dass die Süd-Tiroler für den selbst produzierten Strom nun exorbitant höhere Preise bezahlen sollen.
Angesichts einer drohenden Gaskrise im Winter rüsten sich derzeit immer mehr Haushalte mit strombetriebenen Heizanlagen. Wenn die Strompreise jedoch weiter so steigen, wird es in vielen Wohnungen kalt bleiben.
Mit der Einführung einer Preisbremse für Strom könnte leistbarer Strom für alle Bürger sichergestellt werden. Die Landesregierung sollte daher dem Beispiel der österreichischen Initiative folgen und eine ähnliche Maßnahme zur Senkung der Strompreise auf Vorkrisenniveau auch in Süd-Tirol einführen.
Der in Süd-Tirol produzierte Strom muss zu leistbaren Preisen an die Süd-Tiroler Haushalte abgegeben werden!
L.-Abg. Sven Knoll,
Süd-Tiroler Freiheit.
Vinschgau - Albrecht Plangger fühlt sich wie Draghi mit einem „Fußstritt“ aus dem Parlament katapultiert. Über seine Polit-Karriere wird die SVP befinden. Dafür gibt es im Vinschgau Anzeichen, dass sich einiges bewegt. „Der Frust ist etwas kleiner geworden“, sagt Plangger.
Vinschgerwind: Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi wurde im Parlament regelrecht „abgeschossen“. Es gibt im Herbst 2022 Neuwahlen. Sind Sie ab sofort im Wahlkampf?
Albrecht Plangger: Überhaupt noch nicht. Die Voraussetzungen, ob ich nochmals kandidieren darf, bestimmt die Partei. Die Partei muss die Wahlordnung machen dann sieht man, ob ich überhaupt eine Chance habe, nochmals zu kandidieren. Ich selbst habe noch keine Entscheidung getroffen. Ich fühle mich so wie Draghi, als einer, der einen teuflischen Fußtritt bekommen hat.
Vinschgerwind: Sie selbst scheinen Freude an der Arbeit in Rom zu haben.
Albrecht Plangger: Ja, sicher. Ich habe mir eingebildet, dass die Regierung Draghi bis zum 27. Mai 2023 halten wird. Nun sind die Voraussetzungen für den Vinschgau schlecht. Den todsicheren Wahlkreis Meran-Vinschgau für die Kammer gibt es nicht mehr...
Vinschgerwind: Sie haben vorhin gesagt, dass es den Wahlkreis Meran-Vinschgau für die Kammer nicht mehr geben wird. Erklären Sie uns den Wahlmodus für den Herbst. Das Parlament soll ja verkleinert werden.
Albrecht Plangger: Im Jahr 2013 hat es in Südtirol für die Kammer einen einzigen Wahlkreis gegeben. Da hab’ ich kandidiert und die Wahlen gewonnen. Vor 5 Jahren gab es den Wahlkreis Meran-Vinschgau, also vom Sarntal bis Reschen, und da wurde ich wieder gewählt. Dieser Wahlkreis ist nun abgeschafft. Der Vinschgau mit seinen rund 20.000 bis 25.000 Wähler:innen und die Passeirer Gemeinden sind jetzt beim Pustertal, Eisacktal und Wipptal. Wir sind in einem fremden Bezirk. Das ist nicht mein Wahlkreis. Ich möchte mich da nicht hineindrängen. Denn die Leute kann ich von Reschen aus nicht betreuen.
Vinschgerwind: Nur ein:e Kandidat:in kann in diesem neuen Wahlkreis gewinnen.
Albrecht Plangger: Genau. Es gibt dann von Naturns bis Salurn mit Bozen, mit Meran einen zweiten Wahlkreis. Dieser Wahlkreis ist auch nicht meiner. Dann gibt es noch einen Platz für die SVP über die Proportionalliste. Wer auf diesem Platz kandieren darf, bestimmen die Partei und die Bezirksgremien un ddie Ortsgruppen. Die Partei sollte halt schauen, dass alle Bezirke im Parlament vertreten sind und der schon schwache Westen nicht ganz zu kurz kommt. Das ist die große Aufgabe der Partei. Auch muss die Partei ihr Verhältnis zu den Italienern klären.
Vinschgerwind: Kehren wir von den römischen Angelegenheiten in den Vinschgau zurück. Sie sind ja auch SVP-Bezirksobmann. Der Bezirk Vinschgau hat die Laaser BMin Verena Tröger für die Wahl als SVP-Obmannstellvertreterin vorgeschlagen. Ein neues Selbstbewusstsein in der Bezirks-SVP?
Albrecht Plangger: Ich glaube schon. Wenn sich eine BMin bereiter klärt, sich für eine solche Position zur Wahl zu stellen, ist das für den Vinschgau eine große Geschichte. Wir haben die SVP-Ortswahlen und die Bezirksausschusswahlen gut hingekriegt. Neue junge Leute sind in den Ortsausschüssen. Wir haben die Bezirksgremien alle neu bestellt und die Spitze paritätisch mit Bezirksobmann und Obfraustellvertreterin besetzt. Da ist schon ein neuer Schwung drinnen. Wir haben weniger Frust und einige Partei-Themen entwickeln sich im Vinschgau positiv. Unser Ziel ist es, dass der Vinschgau nach den Landtagswahlen in der Landesregierung vertreten ist.
Vinschgerwind: Sie haben angedeutet, dass sich einiges im Vinschgau zum Positiven entwickelt. Der Parkplan zum Beispiel für den Nationalpark wird von der Landesregierung genehmigt. Freude darüber?
Albrecht Plangger: Der Parkplan ist eine der wichtigsten Geschichten. Nach der Genehmigung durch die Landesregierung haben Bürger:innen und Gemeinden Gelegenheit für Stellungnahmen. Nach einer zweiten Genehmigung in der Landesregierung kommt der Plan nach Rom. Und dort, da bin ich überzeugt, wird er wohl liegen bleiben. Aber dann haben wir zumindest unseren Parkplan, mit dem wir zum Positiven werkeln können. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Natürlich wird es mehr Geld aus Bozen brauchen, mehr Personal auch. Das Land Südtirol wird sich bewusst sein müssen, dass der Park etwas Besonders ist.
Vinschgerwind: Sie sind als Wirbelwind auf allen Ebenen unterwegs. Im Herbst 2021 haben Sie im Bezug auf die Gesellschaft am Stilfserjoch wörtlich gesagt „Da habe ich einen Frust“. Hat sich seither etwas Konkretes bewegt?
Albrecht Plangger: Der Frust ist viel kleiner geworden. Ich sehe positive Entwicklungen, gerade am Stilfserjoch. Die Gesellschaft ist gegründet, der Präsident ist ernannt. Aber es fehlt noch an allen Ecken und Kanten. Es ist immer noch keinen Maltamaschine oben, die sich dreht. Das einzige ist, dass das E-Werk Stilfs das Breitband hinauf auf’s Joch verlegt. Da hat es einiges an Vorarbeit gebraucht, etwa dass wieder die Landesförderungen dazu geflossen sind. Einer arbeitet jedenfalls. Die Voraussetzungen für die Gesellschaft sind geschaffen, Geld aus dem Grenzgemeindenfond, also 6 Millionen Euro für die nächsten 5 Jahre, steht bereit.
Vinschgerwind: Begleiten Sie diese Entwicklungen?
Albrecht Plangger: Ich war bisher der „Kümmerer“ und werde weiterhin so etwas wie der Sekretär vom Präsidenten sein. Vom Verkehrsministerium und von der ANAS in Rom ist noch die Bewilligung ausständig, dass wir eine Eintrittsgebühr einheben können. Wir haben aus den Fehlern gelernt. Wir haben 2012 von einer Maut gesprochen und dann von Rom und Mailand auf die Ohren bekommen. Diesmal wollen wir die Sicherheit, dass das vom Verkehrsministerium passt, dann erst werden wir mit den Leuten über die Finanzierungsformen reden. Erst mit den Geldern aus dem Grenzgemeindefonds und aus den Eintrittsgeldern kann am Joch einiges qualitativ bewegt werden. Am Joch muss „entschleunigt“ werden. Wir wollen nicht mehr Leute aufs Joch bringen, sondern die Leute sollen die Einzigartigkeit viel mehr genießen können. Demnächst steht die 200-Jahrfeier der Stilfserjochstraße an und da möchten wir den Giro d’Italia wieder am Joch haben und einigen Wirbel erzeugen. Die Zustände oben sind nicht gut. Es fehlen öffentliche Klos, als Umkleidekabine für Radfahrer dient eine alte Liftkabine. Da braucht es schon dringend Infrastrukturen und eine tiefgreifende Instandhaltung der etwas vernachlässigten Strukturen.
Vinschgerwind: Zu einem anderen Wirbel-Thema: Die Terna hat in Mals eine ganze Reihe von Baustellen eröffnet. Da eingezäunt, dort eingezäunt. Gearbeitet wird aber nur jeweils an einer Baustelle. Die Malser klagen, dass da wenig koordiniert wird.
Albrecht Plangger: Ich sehe, dass Terna aufräumt, positiv aufräumt. Ich sehe schon, dass Straßenteile gesperrt werden, die nicht sein müssten. Ich bin derzeit kaum gefragt, dass ich da nachhaken und Druck aufbauen müsste. Es gibt einen koordinierenden Geometer, den man anrufen kann und der sich kümmert. Wir haben auch Ansprechpartner bei den Ingenieuren. Auch die Eigentümer sind ansprechbar. Den Direktor habe ich extra in Rom persönlich kennengelernt, um die Zusammenarbeit zu garantieren. Die Baustelle von Terna in Latsch beim Umspannwerk, die hat mich zusammen mit dem Bürgermeister mehr beansprucht. Da waren fast 30 Lokalaugenscheine zu machen. Seit 14 Tagen ist die Kabine am Hochspannungsnetz angeschlossen und wir sind damit im Land weitaus am besten in Sachen Versorgungssicherheit aufgestellt.
Vinschgerwind: Als SVP-Bezirksobmann bekommen Sie die Stimmungen von Bürgermeistern, von Touristikern, von Bauern usw mit. Was sagen Sie zum geplanten Bettenstopp im Tourismus?
Albrecht Plangger: Meine Position war immer schon: Was geht das uns im Vinschgau an? Wir haben im Vinschgau in den letzten 10 Jahren ganz wenige Betten dazugebaut. Overtourismus gibt es bei uns nicht. Auch nicht in Sulden, auch dort bräuchte man mehr Betten, um die Infrastrukturen gut auslasten zu können. Die sollen uns im Vinschgau mit diesem Thema in Ruhe lassen. Mittlerweile hat sich beim Konzept schon was geändert. Wir wissen nun zumindest, dass es für die 10 strukturschwachen Gemeinden im Vinschgau und bei der Betriebsnachfolge Ausnahmeregelungen geben wird. Alle Gemeinden werden ein provisorisches Bettenkontingent erhalten, dazu die strukturschwachen Gemeinden noch Betten aus dem Landeskontingent. Der Vinschgau muss sich jedenfalls ganz normal weiterentwickeln können. Jedenfalls werden wir anständig Alarm schlagen, wenn die Versprechungen nicht eingehalten werden und es doch zu einem Entwicklungsstopp im Vinschgau kommen sollte. Die Landtagwahlen werden uns die Gelegenheit geben, entgegen zu wirken, wenn es mit der Bettenbörse und den Ausnahmeregelungen doch nicht so klappt, wie versprochen.
Vinschgerwind: Kommen wir zur Problematik des Dritten Sektors, also zu den Vereinen, den ehrenamtlichen Tätigkeiten, den Sozialgenossenschaften. Die sollen sich in ein zentrales Register in Rom eintragen. Die Vereine befürchten Bürokratie und Überwachung. Was ist da Sache?
Albrecht Plangger: (Atmet tief durch). 2017 ist das Gesetz erlassen worden und es haben bisher die Durchführungsbestimmungen und Regelungen gefehlt, auch die Steuerbestimmungen. Als Covid vorbei war, hat es geheißen, dass alle bis 22. August 2022 eingetragen werden sollen. Dann hat jeder große Verein die Normen hier bei uns interpretiert und da ist viel daneben gegangen. Sache ist, dass auch beim staatlichen Register alle Kompetenzen in Bozen bleiben, dort wird registriert, kontrolliert, kein Zettel geht nach Rom. Einzig für Vereine, die in mehreren Provinzen tätig sind, liegt die Kompetenz beim Arbeitsministerium in Rom. De facto ist dieses „RUNTS“ ein Provinzregister. Mittlerweile hat man in Rom die allermeisten Punkte entschärfen können. Einige Steuerberater sagen sogar, dass es mit diesem Register für die Vereine besser, einfacher und transparenter wird.
Vinschgerwind: Die Vereine befürchten mit der Buchhaltung mehr Bürokratie, mehr Kontrollen...
Albrecht Plangger: Für die normalen Vereine, das sind mehr als 90% bleibt alles beim Alten. Dass man allerdings eine digitale Unterschrift, einen SPID braucht, ist normal. Den SPID braucht es ja sogar dazu, die Kinder für den Kindergarten und für die Schule anzumelden. Da sollten wir in Südtirol etwas nach vorne denken. Wir haben uns mit unseren Diskussionen und Befürchtungen, mit der falschen Auslegung von Normen zum Ehrenamt selber Schlechtes getan. Da brauchen wir nicht Rom die Schuld geben. Wir sind aber nun auf einem guten Weg, das wieder mit der guten Beratung durch das Dienstleistungszentrum für das Volontariat (DZE) und das für die Vereine zuständige Landesamt wieder hinzubiegen. Diese Beratung muß man allerdings auch wollen. Noch mit der alten Regierung soll das seit 2017 ausständige Steuersystem für die Vereine beschlossen und an die EU notifiziert werden. Das Kassa-Prinzip und die vereinsinternen Rechnungsprüfer wird bleiben und für über 90% der Vereine wird es auch keinen Steuerberater brauchen. Es wird eine bessere Absetzbarkeit von Spenden geben, die Steuerbefreiung für gelegentliche „Fundraising-Tätigkeiten“ (Wiesenfeste ohne Registrierkasse), wenn „mäßige“ Preise garantiert und das Fest ehrenamtlich vom Verein organisiert wird, Befreiung von GIS, Stempelsteuer und Registergebühr und weiterhin zusätzliche Einnahmequellen über die 2 und 5 Promill-Regelung, Beiträge der öffentlichen Körperschaften, Spenden und Konventionen mit der öffentlichen Hand. Einige Einschränkungen werden sich in Rom auch in einem zweiten Moment beseitigen lassen Das Ehrenamt wird es weiterhin geben, wie wir es in Südtirol gewohnt sind. Es sind jetzt viele unterwegs, ganz vorne der Landeshauptmann, die dafür „fußeln“ .
Interview: Erwin Bernhart