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Es ist lieb gewordene Tradition beim Vinschgerwind im Rahmen des Sonderthemas BAUEN
Architektengespräche zu führen. In dieser Ausgabe führen wir diese Tradition mit der Architektin Sylvia Dell’Agnolo, gebürtig aus Tarsch und Ingenieur Egon Kelderer aus Tramin, fort.

Interview: Angelika Ploner

Vinschgerwind: Sie gelten als anerkannte Expertin für die Renovierung historischer Gebäude. Was sagen Sie zum Abrissversuch der Drususkaserne in Schlanders?
Sylvia dell’Agnolo: Jeglicher Abriss ist ein Verlust in jeder Hinsicht. Grundsätzlich. Zum andern haben das Land und die Europäische Union ausgegeben, dass man nachhaltig bauen soll. Die ganze Welt geht in die Richtung, dass man den Bestand erhält. Wenn man den Bestand erhalten kann und transformieren kann, dann ist das eigentlich die größte Nachhaltigkeit. Außerdem ist da jetzt das Landesdenkmalamt am Zug und deshalb ist eine bestimmt Schutzfrist für dieses Areal da. Was ich ganz wichtig finde, dass die Gemeinde Schlanders, die Bürger, der Vinschgau überhaupt den Wert dieser Möglichkeit da am Dorfrand erkennt. Man kann nicht sagen mitten im Dorf, weil das Dorf ist durch die Straße auseinandergerissen. Die müsste man schon längst mit einer Variante wegbringen, damit dieses Dorf wieder zusammenwachsen kann. Die 4 Hektar da oben haben einen immensen Wert. Was ich ganz toll finde, ist, dass BASIS darin Platz gefunden hat und dass solche Initiativen dort stattfinden können, weil das für viele Menschen eine Möglichkeit ist sich zu realisieren und eine andere Sicht der Dinge zu entwickeln. Das finde ich eine ganz wesentliche gute Initiative und bin immer wieder erstaunt, wie lange sie das durchhalten, denn sie haben ordentlich Gegenwind. Über die Palazzina brauchen wir nicht reden. Das ist ein Drama, diese Nacht- und Nebelaktion, was der Bürgermeister da gestartet hat, da hat er sich selber ins Out gestellt. Was ich sehr wichtig finde, ist der große Platz drinnen, der natürlich so nicht geht, weil es eine versiegelte Fläche ist. Aber, wenn man imstande ist, über das Areal nachzudenken und links und rechts die Gebäude mitnimmt, dann ist das ein wahnsinnig wichtiges und großes Areal, wo man viel zulassen könnte.
Vinschgerwind: Wo viel entstehen könnte.
Sylvia dell’Agnolo: Entstehen und man viel zulassen könnte.

Vinschgerwind: Was würden Sie der Schlanderser Politik aus architektonischer und historischer Sicht dringend anraten?
Sylvia dell’Agnolo: Architekten raten der Politik nicht an. Wir machen Vorschläge.
Egon Kelderer: Da muss man auf kultureller Ebene antworten und nicht auf politischer.
Sylvia dell’Agnolo: Grundsätzlich möchte ich zum Kasernenareal Schlanders nur sagen: Man kann s41 18008 11BGeschichte nicht einfach abreißen und dann ist sie weg. Das ist ein Thema, mit dem sich die Menschen vor Ort auseinandersetzen müssen, sie müssen eine Haltung zur Geschichte entwickeln. Wir haben damals in Bozen auf dem Gerichtsplatz unten die bekannte Variante gefunden, damals mit dem Künstlerbund, wo ich auch dabei war, und haben den Spruch von der Hanna Arendt ausgewählt. Man muss sich mit dem Thema auseinandersetzen, und das ist das Um und Auf. Was dann herauskommt, wird die Zeit bringen.
Egon Kelderer: Natürlich ist die Frage, wie geht man mit der Geschichte um. Auch mit der Geschichte, die man nicht so positiv bewertet, aber die unser Land 100 Jahre wesentlich beeinflusst hat. 100 Jahre wegreißen ist sicher keine Vergangenheitsbewältigung. Grundsätzlich.
Sylvia dell’Agnolo: Das ist ein guter Ansatz. Es geht nicht nur um Nachhaltigkeit beim Bauen, sondern auch, was man im Kopf hat. Wie gehe ich damit um? Kann ich eine neue Welt denken ohne mir über die alte Welt Klarheit verschafft zu haben. Das sind philosophisch-kulturelle Auseinandersetzungen.

Vinschgerwind: Sie haben mit der Revitalisierung des Gasthofes Zum Riesen in Tarsch viel Anerkennung und Respekt bekommen. Wie schafft man die Symbiose zwischen Alt und Neu? Wie ist die Herangehensweise?
Sylvia Dell’Agnolo: Die Herangehensweise ist immer dieselbe. Wo bin ich? Was finde ich vor mir? In welchem Kontext bin ich? Was sind die Möglichkeiten der Bauherren. In jeder Hinsicht.
Egon Kelderer: Welche Mittel haben sie? Was ist das Gebäude als solches? Mit wem hat man es institutionell zu tun? Beim Riesen war das zum Beispiel das Landesdenkmalamt. Mit dem HGV haben wir viel zu tun gehabt. Und die Bauherren müssen auch durchhalten. Denn es ist eine lange Durststrecke. Es braucht Vertrauen. Die Bauherrin hat bei der Revitalisierung des Riesen viel Vertrauen gehabt.

Vinschgerwind: Dell’Agnolo Kelderer Architekturbüro: Sie stammen aus Tarsch, Herr Kelderer Sie aus Tramin und haben das gemeinsame Architekturbüro in Bozen. Ein Blick von außen: Gibt es architektonische Unterschiede zwischen dem Vinschgau und dem Rest von Südtirol?
Sylvia Dell’Agnolo: Es gibt Unterschiede. Aber das hängt mit vielen Faktoren zusammen. Wir s40 R09767 9Bhaben Haufendörfer. Tramin ist zum Beispiel ein Straßendorf. Da sind schon wesentliche Unterschiede in der Topografie. Im Vinschgau hat es in den 80er und 90er Jahren sehr gute Architekten gegeben, die auch bereit waren für ihre Sache einzustehen. In den Baukommissionen damals waren interessante Leute wie ein Karl Grasser, also Künstler, die ihre Meinung und ihr Wissen eingebracht haben und sich etwas entwickeln konnte. Also, dass sich neue Ideen entwickeln können.
Egon Kelderer: Aus meiner Sicht war der Vinschgau immer schon ein ärmerer Teil von Südtirol und hat in dieser Armut eigentlich mehr positive Sachen geschaffen als jene mit mehr Mitteln. Das war zumindest eine Zeit lang so, inzwischen gibt es eine Nivellierung.

Vinschgerwind: Wenn Sie ein Projekt im Vinschgau nennen müssten, das Sie besonders beeindruckt?
Sylvia Dell’Agnolo: Alle Projekte von Arnold Gapp. Die Grundschule in Kortsch zum Beispiel. Ich bin ein Fan von Gapp, ganz einfach, weil seine Art zu Bauen mir sehr nahe kommt. Ich bin immer der Meinung, Architektur muss nicht vordergründig sein. Architektur muss Zusammenhänge haben, muss verstehen. Und diese Zusammenhänge hängen mit dem Ort zusammen, mit der Landschaft, mit den Materialien, mit Lichteinflüssen, mit Akustik.
Egon Kelderer: Ich würde das Kloster Marienberg, die Sanierung und die Arbeit von Werner Tscholl nennen.
Sylvia Dell’Agnolo: Exzellent, ja.
Egon Kelderer: Dass Südtirol in der Architekturszene Italien bekannt wurde, ist zu einem großen Teil Werner Tscholl zu verdanken. Er ist das Aushängeschild, das in Italien bekannt ist. So wie der Oswald Zöggeler in den 80er und 90er Jahren.

Vinschgerwind: Ganz allgemein: Architektur ist für Sie....
Sylvia Dell’Agnolo: (lacht)... unser Leben.
Egon Kelderer: Strukturelles Denken. Heute ist es ja so, das muss man auch einmal sagen, dass wir überrollt werden von einer Flut an Bildern, die leider an Oberflächlichkeit nicht zu überbieten sind. Auch die Bauherren werden überrollt und da haben wir Architekten wieder viel Basisarbeit zu leisten. Wir müssen zum Wesentlichen kommen, weg von der Oberflächlichkeit.
Sylvia Dell’Agnolo: Ja, das ist ganz wichtig. Das ist ein großer Teil unserer Arbeit.
s42 0013 DA K 230131Egon Kelderer: Im Grunde glauben viele Leute, dass Architektur Tapete ist. Diese farbigen floralen Tapeten. Die dauern bestenfalls zehn Jahre. Wir müssen ja aber auch selber immer wieder und immer aufs Neue wegwärts denken, um aufs Wesentliche zu kommen.

Vinschgerwind: Vor diesem Hintergrund: Was ist für Sie spannender: Ein Neubau oder eine Revitalisierung?
Sylvia Dell’Agnolo: Darauf kann man so nicht antworten.
Egon Kelderer: Nein, das kann man so nicht sagen. Es muss eine Bauaufgabe sein, die Sinn macht. Die Sinnfrage ist wesentlich. Die Sinnfrage stellt sich ja im Grunde nicht nur für uns ständig, sondern ergibt sich im Nachhinein auch für den Bauherren. Er steht dann mit einem fertigen Gebäude da und wenn wir imstande waren, das in einem sinnvollen Kontext zu machen, dann wird sich das auch für ihn immer wieder positiv erweisen. Wenn das nicht der Fall sein wird, dann wird er unzufrieden sein in der Bewertung des Gebäudes.
Sylvia Dell’Agnolo: Das ist auch oft die Kunst des Architekten: Zu verstehen, wie weit geht der Bauherr mit. Sich vielleicht im richtigen Moment auch einzubremsen.

Vinschgerwind:Was ist die größte Herausforderung am Beruf des Architekten?
Sylvia Dell’Agnolo: Das ist eine große Frage, nachdem wir einen Beruf haben, der in alle Bereiche greift.
Egon Kelderer: Viele glauben ja, wir konzipieren nur. Aber wir sind „Seelendoktor“, wir sind „Bankexperten“, „Wirtschaftsexperten“ – alles unter Anführungszeichen – natürlich. Wären wir das nicht, könnten wir mit großen Immobilienfirmen arbeiten, aber mit Privatpersonen schwer.
Sylvia Dell’Agnolo: Dann hört es ja da nicht auf. Wir haben auch den Auftrag in den Baukommissionen aktiv unser Wissen, unsere Vermutungen, unsere Befürchtungen, unsere Ideen einzubringen und den Politikern aktiv zur Seite zu stehen. Das ist eine mühsame Arbeit. Ich wollte damit jetzt nur sagen: Das alles geht über die Planung hinaus. Was wird aus unserem Land? Da geht es um das neue Urbanistikgesetz und da sind wir in einigen solchen beratenden Funktionen. Gott sei Dank werden wir gerufen. Das war lange Zeit nicht so.
Egon Kelderer: Urbanistik war früher eine Frage des Rechts, nicht die Frage der Gestaltung eines Lebensraumes, eine Frage der Idee einer Entwicklung, sondern nur mehr eine Frage der Abstände. Das war ganz stark in der vergangenen Zeit. Mit dem neuen Gesetz sollte das Ganze einen neuen Inhalt bekommen.
Sylvia Dell’Agnolo: Die Gesellschaft hat sich geändert. Es müssen neue Wohnformen gefunden werden. Da kann man nicht weitermachen wie bisher.

Vinschgerwind: Eine Genderfrage: Bauen Architektinnen anders als es männlichen Kollegen tun?
Egon Kelderer: Das hängt von Personen ab, von ihrem Curriculum, vom historischen und kulturellen Umfeld. Ausbildung usw.
Sylvia Dell’Agnolo: Ganz genau.

Vinschgerwind: Woran erkennt man Ihre Projekte? Gibt es da eine klare Handschrift oder nicht?
Sylvia Dell’Agnolo: Ich glaube wir bauen rational.
Egon Kelderer: Es ist letzthin oft gesagt worden, dass dies der Fall sei. Das ist aber nicht unser Ziel. Das Ziel ist eine konsequente Analyse durchzuführen und dann folgerichtig vorzugehen. Das ist weniger eine Stilfrage.

Vinschgerwind: Haben Sie ein Lieblingsmaterial?
Sylvia Dell’Agnolo: Alle Materialien sind Lieblingsmaterialien, in dem Moment, wo sie richtig eingesetzt sind.
Egon Kelderer: Da ergibt sich dann eine Überzeugung im Laufe der Projektierung und Bauphase, die dann, wenn sie nicht durchgeführt wird, zu einer großen Unzufriedenheit unsererseits führt.

Vinschgerwind: Haben Sie sich vor diesem Hintergrund einmal aus einem Projekt zurückgezogen?
Sylvia Dell’Agnolo: Nein, sich zurückzuziehen ist keine Lösung. Wenn man anfängt diesen Weg miteinander zu gehen, dann muss man die Probleme beiweg hin auch lösen. Man kann nicht den Bauherren irgendwo stehen lassen und sagen „Vogel friss oder stirb“.

Vinschgerwind: Sie haben den Wettbewerb der Kellerei Bozen gewonnen, ebenso jenen der Kellerei Kurtatsch. Beide Projekte zeichnen sich durch eine außergewöhnliche und starke Architektur aus. Auf welches Ihrer Projekte sind Sie besonders stolz?
Egon Kelderer: Die Wertung lassen wir andere machen.
Sylvia Dell’Agnolo: Das kann man nicht so beantworten. Wir haben bei der Kellerei Bozen einen langen, langen Leidensweg gehabt.
Egon Kelderer: Zehn Jahre sind vergangen vom Gewinn des Wettbewerbs bis zum Abschluss der Bauarbeiten mit großen Ungewissheiten, ob das Projekt überhaupt zustande kommt und auch mit einer Phase, wo wir das Ganze reduzieren haben müssen, aufgrund von veränderter Ausgangssituationen.
Sylvia Dell‘Agnolo: Wir haben durchgehalten und immer wieder Lösungen gesucht.
Egon Kelderer: Ich muss sagen, es ist eine starke Architektur, wie Sie gesagt haben, aber gleichzeitig ist es ein Gebäude, das sehr rational konzipiert ist und wirklich auf die Funktion einer Kellerei eingeht. Ein Kollege hat zu mir einmal gesagt, das ist ein Konzept, das von vorne bis hinten schlüssig ist und das ist für mich ein großes Kompliment.
Sylvia Dell’Agnolo: Wir hören auch immer wieder von Leuten, die mit Architektur nichts zu tun haben: Das ist ein Erlebnis. Und was gibt es Schöneres, als wenn Architektur zum Erlebnis wird.
Egon Kelderer: In dem Fall gehört das ja auch zur Bauaufgabe. Wir haben es mit einem Wirtschaftsgebäude zu tun, das sich selber darstellen will und muss, weil das Ziel der Kellerei ist es ja den Wein so gut wie möglich zu produzieren und zu vermarkten. Entsprechend hat dieses Gebäude eine andere Aufgabe, als ein Wohngebäude oder ein kulturelles Gebäude. Die Emotionen im Weinsektor sind schon wichtig.
Sylvia Dell’Agnolo: Das gilt für beide Kellereien.

Vinschgerwind: Ein Blick in die Zukunft: Was muss Architektur in Zukunft können? Wie schaut nachhaltige und ressourcenschonende Architektur aus?
Egon Kelderer: Zum Glück gibt es noch niemanden, der ein Patentrezept hat. Das ist einmal das Erste. Aber, von der Forschung bis zur Praxis, ist das eines der wichtigsten Themen. Man muss aber auch sehr kritisch sein, weil sehr viele Begriffe oberflächlich benutzt werden. Das Wort Nachhaltigkeit wird zum Beispiel inflationär verwendet. Man weiß, dass da viel auch nur Business ist. Man muss auf die Substanz zurückkommen. Wir waren zum Beispiel vor 22 Jahren, vor der Klimahaus-Ära, Teil eines Pilotprojekts und haben in Eppan für das Wohnbauinstitut das 1. Klimahaus in Südtirol überhaupt bebaut.
Sylvia Dell‘Agnolo: Gerade das Green-Washing oder die Zertifikate. Viele hinterfragen einfach nichts. Ich glaube die nächste Generation hat da eine andere Sensibilität.
Egon Kelderer: Das ist beeindruckend. Die Jungen haben neue Impulse und sorgen für einen neuen Schub. Wir müssen aber den Jungen zuhören und Chancen bieten.
Sylvia Dell’Agnolo: Deshalb ist ja BASIS so wichtig im Vinschgau.
Egon Kelderer: Es ist wichtig auf die Jungen zu hören, denn ansonsten haben wir ein Auswanderungsproblem der Intelligenzia. Momentan haben wir schon das Problem junge Südtiroler zu finden, die Architektur studiert haben und hier in Südtirol arbeiten wollen. Das ist ein Riesenproblem. Die Architekturabgänger suchen sich jene Länder aus, wo man mit bestimmte Themen offen umgeht. Nummer eins die Schweiz, dann Deutschland und Österreich.

Vinschgerwind: Ein buntes Portefeuille zeichnet ihre berufliche Vita aus. Ein Traum? Was würden Sie gerne einmal bauen?
Sylvia Dell‘Agnolo: Ein Hausboot. Das wäre mein Traum.
Egon Kelderer: Das finde ich auch toll. Denn kleine Aufgaben sind im Grunde schöne Aufgaben, die man in unserem Beruf total unterschätzt. Ich würde gerne einmal einen guten Wohnkomplex bauen und zwar nicht nach Kriterien der Immobilienmakler, sondern nach internationalen Qualitätskriterien sowohl von der Wohnidee her, als auch von der Ausführung.

Dienstag, 07 Februar 2023 15:04

Kultur: CHRIS und Kunst

Das Museion in Bozen zeigt zur Zeit die Ausstellung „Kingdom of the Ill“, übersetzt „Königreich der Kranken“. Es ist ein Zitat der Schriftstellerin Susan Sontag, die in ihrem Essay von einem Reich der Gesunden und einem Reich der Kranken spricht. Bei der Kunstausstellung im Museion in Bozen geht es ebenfalls um das Thema Gesundheit und Krankheit. Das Wort Königreich wurde im Titel jedoch bewußt durchgestrichen, um sich einer Abgrenzung zwischen Gesundheit und Krankheit zu wiedersetzen.
Kranke Menschen werden in unserer Gesellschaft heute noch vielfach ausgegrenzt, ja sogar stigmatisiert. Unter den ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern sind auch solche, die selber chronisch krank, suchtkrank oder an einer genetischen Krankheit leiden. Aufgrund ihrer realen Erfahrungen zeigen sie Arbeiten, die den persönlich-intimen Aspekten von gemeinschaftlicher Fürsorge, von Sucht und Genesung, Trauer und Verlust nachspüren. Sie werfen unter anderem Fragen auf, wie oder von wem der kranke und gesunde Körper definiert wird.
Besondere Aufmerksamkeit verdient in dieser Hinsicht die Installation „Collective Effort“ (2022) der in Berlin lebenden Künstlerin Ingrid Hora. Es ist eine Hommage an die Teilnehmer der CHRIS-Studie im Vinschgau.

 

CHRIS (Cooperative Health Research in South Tyrol)
Epidemiologische Studie haben meist nur eine definierte Population von 1.000 bis 2.000 Teilnehmern, mit denen gearbeitet wird. Bei der CHRIS-Studie im Vinschgau haben an der ersten Phase über 13.000 Personen teilgenommen, sodass man einen guten epidemiologischen Überblick bekommt, was Gesundheit, Krankheit oder Genetik betrifft.
Bei der CHRIS-Studie gilt es zwischen zwei Aspekten zu unterscheiden. Einerseits ist da der wissenschaftliche Aspekt. Hier gibt es eine Unzahl von Daten, von denen man heute noch nichts Genaueres weiß. Sie sind alle noch nicht ausgewertet, zum Beispiel die DNA-Sequenzierung. Die biologischen Proben werden in der Biobank in Bozen 30 Jahre lang gelagert.
Der zweite Aspekt ist jener, der für den Einzelnen von Bedeutung ist und ihm zugute kommt. Jeder Teilnehmer erhält eine Vielzahl von Informationen über seinen Gesundheitszustand. Man findet zum Beispiel einen versteckten Zucker, ein Vorhofflimmern oder etwas anderes, was der Teilnehmer gar nicht wahrgenommen hat. Die Blut-und Urinanalysen (Standardparameter) werden vom Labor des Meraner Krankenhauses und dem Krankenhaus Bozen durchgeführt und den Teilnehmern der Studie mitgeteilt.
Aber da gibt es noch einen weiteren, interessanten Aspekt. Den Teilnehmern der Studie wird bewußt, dass sie an etwas Größerem teilnehmen. Ihre persönlichen Daten fließen in ein weltweites Netzwerk, Wissenschaftler aus aller Welt arbeiten daran, gezieltere und wirksamere Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten für verschiedene Krankheiten (Herzkreislauf-, neurologische und Stoffwechselerkrankungen) zu entwickeln.

 

„Collective Effort“
s36 effortDass die Teilnehmer jetzt durch eine Kunstinstallation im Museion in Bozen gewürdigt werden unterstreicht die Bedeutung der Studie. Die Installation „Collective Effort“ von Inrid Hora ist das Porträt einer gemeinsamen Anstrengung und besteht aus einer Sammlung von Tonabdrücken. Jeder einzelne Abdruck ist anonym und individuell und entstand durch die geballte Faust einer Person, die ihren Fingerabdruck im frischen Ton hinterließ. Die Abdrücke hängen auf einer Harpfe, einer klassischen Südtiroler Holzstruktur zum Trocknen von Heu und stammen von den freiwilligen Teilnehmern aus dem Vinschgau, von Ärtzt:innen, Pflegepersonal und Verwaltungsangestellten. Als Gesamtwerk hat die Installation symbolischen Charakter. Einerseits verweist es auf die Rolle des Individuums, andererseits stellt es das vielfältige Gefüge eines solchen Forschungsprojektes dar.

 

Julia Frank
Unter den Südtiroler Künstlerinnen stellt neben Ingrid Hora mit s36 frank„Collective Effort“ (2022) und Barbara Gamper mit „The Big Blue“ (2014-2015)) auch Julia Frank aus Laatsch aus. Frank lebt zur Zeit in Wien und zeigt fünf Arbeiten, darunter zwei großformatige auf Papier. Das Diptychon „un(d)endlich“ (2021) entstand im Anschluss an eine kürzlich erfolgte Operation und die darauffolgende Genesungsphase. Es wurde nach Fotografien gemalt, die Frank während ihres Krankenhausaufenthaltes von sich selbst aufgenommen hat. Dem Diptychon gegenüber hängen zwei assimilierte Schilder. Das eine „Playstadium“ (2021) bezieht sich auf den digitalen Sog und die exponentiell steigende, täuschende Selbstdarstellung, welche Abhängigkeit und psychisch sozialen Druck zur Folge hat. Das andere Schild „Propaganda“ (2022) nimmt Bezug zur weißen Feder, welche junge Britinen im Ersten Weltkrieg fremden Männern überreichten und sie so öffentlich als s36 frank3vermeintliche Kriegsverweigerer brandmarkten. Das dritte, am Boden liegende Schild „to maintain“ (2015), ist Teil der Masterarbeit von Julia Frank und bezieht sich auf den Schönheitswahn, welchen Frauen, aufgrund des dominanten, männlichen Blickes, hinterherlaufen.

Die zwei Kuratoren der Ausstellung „Kingdom of the Ill“ stammen aus den USA und die Vermittlung wurde weiteren potentiellen Besucher:innengruppen zugänglich gemacht, zum Beispiel ein Katalog in reduzierter, einfacher Sprache. Die Ausstellung ist noch bis zum 5. März 2023 zugänglich.

Peter Tscholl

Montag, 06 Februar 2023 14:32

„Terra Raetica für alle“

Terra Raetica - Der Leichtathletikclub Vinschgau Raiffeisen feiert sein 50-jähriges Vereinsjubiläum. So kann auch ein erlaubter Blick in die jüngste Vereinsgeschichte fallen und ein besonders Tätigkeitsfeld ins Licht gerückt werden: Bewegungsangebote für Menschen mit Beeinträchtigung mit Schwerpunkt Leichtathletik. Urheber und Initiator der Idee war noch der alte Vereinsauschuss, besonders der Ex Präsident Heinrich Pohl und der damalige technische Leiter Michael Traut. Nach mehreren verschiedenen Anläufen einen Partner zu finden, zeigte sich Andreas Tappeiner, Präsident der BZG Vinschgau, sehr aufgeschlossen. Die Bezirksgemeinschaft unterhält ja selbst mehrere danach ausgerichtete Einrichtungen. Tappeiner fand dann einen Weg über die Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung in Spondinig. Friedl Sapelza gelang es über Interreg ein Projektpartner in Landeck bei Gabriele Juen zu finden. Nun stand der Konzeptentwicklung nichts mehr im Wege, an der sich dann im Juni 2021 die Aktionsphase mit den ersten Trainings anschloss. Eine besondere Hürde (Barriere) musste das Projekt gleich vor der „Geburt“ nehmen: sowohl in der BGZ Vinschgau wie auch beim Lac wurde der Vorstand gewechselt und die neuen Präsidenten Dieter Pinggera und Tobias Lechthaler mussten dieses Projekt tragen.
Für die Bezirksgemeinschaft übernahm die Leitung Frau Dr. Karin Tschurtschenthaler mit Verena Gufler, Michael Traut für den Lac Vinschgau Raiffeisen und Frau Sandra Careccia aus Landeck für den Abbau architektonischer Barrieren.
Neben den Standorten Mals, Schlanders und Latsch, diese verfügen über Leichtathletikanlagen, wird auch für die Lebenshilfe Schlanders, Koordinator ist Strukturleiter Martin Nagl, und Werkstatt Prad, Strukturleiter Phillip Tappeiner, wöchentliches Training gemacht. Auch die Lebenshilfe Landeck ist in diesem Projekt mit eingebunden, hier ist Michaela Hummel die Verantwortliche.
Der Umfang des Gesamtarbeitsleistung Projekt Inklusion Terra Raetica für alle: 1504 Stunden zuzüglich noch 658 Stunden vom Personal der sozialen Einrichtungen sowie der Eltern.
Aus den geführten Präsenzlisten kann damit ein Gesamtvolumen von insgesamt 7619 Stunden genutzten betreuten Bewegungsstunden für ca. 60 Personen mit Beeinträchtigung ermittelt werden. (190 Latsch, 752 Prad, 666 Schlanders, 4239 Mals, 1440 Austausch, 47 Wettkämpfe, 50 Fortbildungen)
Besonders wertvoll erweisen sich die geschaffenen Netzwerke aus den einzelnen Strukturen wie Lebenshilfen, Werkstätten und Sportvereinen.
Mit unserem Partnerprojekt in Landeck Regionalentwicklung konnte eine gewinnbringende Zusammenarbeit generiert werden indem es zu einem regen Ideenaustausch und dessen Umsetzung kam. Weitere Partnerschaften und Netzwerke entstanden zu der Lebenshilfe, VSS, Fidal, Nationalrat Österreich, Euregio, deutsches Schulamt Südtirol, Gemeinden im Einzugsgebiet, Sportvereine.
Auch in vielen Fortbildungseinrichtungen zog das Projekt Einzug, wie Sportforum Mals, Lehrerfortbildung des Schulamts, VSS.
Im Folgeprojekt Übungsleiterassistenz wird das Projekt inhaltlich weitergeführt.

Montag, 06 Februar 2023 14:32

Förderung der Weidehaltung

Laimburg/Vinschgau - Um dem Rückgang der Weidehaltung in ganz Europa entgegenzuwirken, wurde vor kurzem das Horizon Europe Projekt „Grazing4Agroecology” (G4AE) ins Leben gerufen. Das Grünlandzentrum Niedersachsen koordiniert das Projekt, an dem 18 Partner aus ganz Europa beteiligt sind. Ziel ist es, Landwirtinnen und Landwirte bei der Ausweitung der Weidenutzung unter Berücksichtigung agrarökologischer Aspekte zu unterstützen. Schließlich bietet die Praxis der Weidehaltung viele Vorteile für die Tiere, die Umwelt und die Gesellschaft. Das Versuchszentrum Laimburg und Bioland Südtirol sind Projektpartner und werden im Rahmen des Projekts bewährte Verfahren sowie Innovationen zur Förderung der Beweidung auf lokaler Ebene sammeln und umsetzen.
Die Wiesen und Weiden der Alpen sind eine geschätzte Kulturlandschaft und eignen sich ideal für verschiedene Freizeitaktivitäten. Gleichzeitig stellen sie auch die Haupteinnahmequelle für viele Südtiroler Bauernfamilien dar. Sie sind das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit von Bauersleuten, die das dort gewonnene Futter als Hauptnahrungsquelle für ihr Vieh nutzen. Obwohl die Weidewirtschaft ihr großes Potenzial in der Erzeugung hochwertiger Lebensmittel wie z.B. Milch und Fleisch mit besonderen Ernährungseigenschaften unter Beweis gestellt hat, ist derzeit in ganz Europa ein deutlicher Rückgang der Weidewirtschaft zu verzeichnen. Dies stellt eine Gefahr für die künftige Existenz dieser wertvollen Agrarökosysteme dar.
Das Versuchszentrum Laimburg wird in Zusammenarbeit mit Bioland Südtirol den Südtiroler Teil des Projekts leiten. „Das Projekt wird den Landwirtinnen und Landwirten helfen, durch Selbstevaluierung ein objektives Verständnis ihrer eigenen agrarökologischen Leistung zu gewinnen. Durch Praxisveranstaltungen zur Förderung des gegenseitigen Lernens sowie Informationsmaterialien werden wir ihnen die besten Praktiken und neu gewonnenes Wissen zur Verfügung stellen“, erklärt Giovanni Peratoner, Leiter der Arbeitsgruppe „Grünlandwirtschaft“ am Versuchszentrum Laimburg.
„Die Weidehaltung ist eine der nachhaltigsten und besten Praktiken für Wiederkäuer, weshalb die Weidehaltung auch im Mittelpunkt unserer Bioland-Richtlinien steht. Aufgrund der geografischen Struktur des Berggebiets der Alpen gibt es jedoch Einschränkungen. Wir hoffen, dass dieses Projekt dazu beiträgt, praktisches Wissen zu generieren und zu verbreiten sowie die besten Beweidungspraktiken unter den Landwirtinnen und Landwirten bekannt zu machen“, zeigt sich der Geschäftsführer von Bioland Südtirol, Reinhard Verdorfer, erfreut. 

Weißes Kreuz/Vinschgau - Langstreckentransporte sind ein wichtiger Bereich im Weißen Kreuz, für den der Landesrettungsverein neue Freiwillige sucht. Der Tarscher Gottfried Höllrigl erzählt über diesen Dienst und rührt dabei auch kräftig die Werbetrommel.

Warum hast du dich für den Langstreckendienst entschieden?
Gottfried Höllrigl: Ich habe mich für den Langstreckendienst entschieden, weil ich im Ruhestand bin, Zeit habe und in den vergangenen 30 Jahren Berufsfahrer war. Und ich bin gerne unterwegs und kann dabei auch einen sozialen Dienst leisten.

Welche Voraussetzungen brauchtest du dafür? Welche Voraussetzungen sollte in deinen Augen jemand zum Langstreckendienst mitbringen?
Gottfried Höllrigl: Gute Fahrkenntnisse, Geduld, Gewissenhaftigkeit sowie einen ruhigen und kompetenten Umgang mit Patienten. Man muss auf Unvorhergesehenes mit Ruhe und Besonnenheit reagieren können.

Wo führen dich deine Fahrten hin?
Gottfried Höllrigl: Von Süditalien bis Österreich über die Schweiz bis in den Norden Deutschlands. Auch bis nach Frankreich.

Was gefällt dir besonders am Langstreckendienst?
Gottfried Höllrigl: Besonders gefällt mir, immer wieder neue Personen kennenzulernen und neue Städte besuchen zu können.

Würdest du diesen Dienst weiterempfehlen?
Gottfried Höllrigl: Ja, natürlich. Es ist eine wertvolle und eine persönlich bereichernde Aufgabe.

Was gibt dir dieser Dienst?
Gottfried Höllrigl: Vor allem Zufriedenheit und Genugtuung. Und ich freue mich über die Dankbarkeit der Patienten und der Angehörigen.

Montag, 06 Februar 2023 14:28

„Lichttage in der Tschenglsburg“

Tschengls - Karl Perfler lud am Sonntag, 29. und Montag, 30.Jänner 2023 zu die „Lichttage in der Tschenglsburg“
Am Sonntag wurde die Rückkehr der Sonne in der Tschenglsburg und bei der Ottiliakirche begrüßt. Das besondere Fest würde von der Geigerin Lena Savina und Ernst Thoma musikalisch umrahmt.
Am Montag fand ein Thementag zum Getreideanbau im Vinschgau statt. Dabei referierte Silke Raffeiner, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Südtirol, über Ernährung im Allgemeinen und der Güte von Getreide im Besonderen. Karl Perfler plant weitere solche Thementage da er an einem größeren Getreideprojekt am Vinschgauer Sonnenberg arbeitet. Er möchte durch gezielte Weiterbildung dem Wiederanbau von Getreide im Vinschgau eine wissenschaftliche Grundlage geben. Dabei wird auf altes Saatgut und auf eine ökologische Bearbeitung Wert gelegt. Seit mehreren Jahren beschäftigt sich Perfler mit dem Thema Getreide. Als Gastgeber im Kultur- und Dorfgasthaus Tschenglsburg hat er sein Vorhaben schrittweise in die Tat umgesetzt. Dort hört er immer wieder den Satz „so konns nit weiter gian“. Die Teilnehmer des Thementages gingen der Frage nach: „Was können wir tun, dass es anders weiter geht“. Der Grundgedanke des Projektes und die mögliche Verwirklichung wurden besprochen. Weiters diskutierte man Vermarktung, Transparenz und Preis der daraus gewonnenen Produkte. Der Vinschgau ist durch seine besonderen Witterungsverhältnisse für den Getreideanbau seit je her geeignet. Die ältere Bevölkerung verbindet den Getreideanbau mit Emotionen und Wissen. Das Getreideprojekt soll diese/s der Bevölkerung wieder näher bringen, einem Lebensraum schaffen, wo der Mensch mit Körper Geist und Seele Platz findet. Karl baut bei der Verwirklichung seines Vorhabens auf das regionale Zusammenwirken der Anbauer, der weiterverarbeitenden Betriebe, Bäcker usw., die Geschäfte vor Ort und den Konsumenten, als wichtigste Säule. (chw)

Montag, 06 Februar 2023 14:27

Neue Führung der Handwerker

Martell - Die Handwerker von Martell dürfen auf fünf spannende, wenn auch nicht immer leichte Jahre zurückblicken. Nichtsdestotrotz schauen sie optimistisch in die Zukunft. Im Rahmen der lvh-Ortsversammlung übergab die bisherige lvh-Ortsobfrau Hildegard Spechtenhauser das Zepter an Michael Pöhl (Bauunternehmen Pöhl Andreas). An seiner Seite im Ortsausschuss stehen als Ortsobmannstellvertreter Michael Fleischmann (Zimmerei Fleischmann GmbH) und als Ortsausschussmitglieder Patrick Mairhofer (Johann Krause), Andreas Pöhl sowie Jons Robert Röder (Martelltalbau). „Wenn alle aktiv mitarbeiten gelingt es sicher, unsere Interessen und Anliegen voranzutreiben. Ich freue mich, gemeinsam mit dem Ortsausschuss die zukünftigen Belange des Handwerks anzugehen. Schließlich sind wir nur gemeinsam stark“, betonte Pöhl.

Laas - Die 77. Jahresvollversammlung der Laaser Sektion im Alpenverein gab Aufschluss über ihre rege Tätigkeit. 2022 hatte es diverse Angebote für die 854 Mitglieder gegeben. Viele von ihnen waren am 21. Jänner zur Versammlung im Laaser Zivilschutzzentrum erschienen. Sektionsleiter Markus Tröger und sein Vorstand berichteten von den erlebten Touren und den Leistungen der Wegepaten, die an die 50 Kilometer unbefahrbare Wandersteige in Schuss halten. Erfreut sei man über die Sanierung der Wasserfall Hütte im Laaser Tal, die schon bald wieder als Treff- und Erholungspunkt zur Verfügung stehen werde. Im Tal liegt auch der beliebte Klettergarten Nesselwald, der dank AVS und weiterer Partner eine Aufwertung des Klettergebietes darstelle. Besorgt zeigte sich Tröger über die immer komplexer werdende Bürokratie. Der Jugendwart Manuel Gurschler beschrieb die Aktionen, die die engagierten Jugendleiter:innen mit Kindern und Jugendlichen durchgeführt hatten.
Nachdem der Sektionsausschuss sechs Jahre im Amt gewesen war, standen Neuwahlen an. Markus Tröger und sein Stellvertreter Martin Muther stellten sich nicht mehr der Wahl. Erich Trenkwalder wurde zum neuen Sektionsleiter gewählt, er nahm die Wahl an, auch weil er sich auf einen „super Ausschuss“ verlassen könne. Teil von diesem ist nun auch Manuel Tappeiner, er kümmert sich in den nächsten Jahren zusammen mit den erfahrenen Referent:innen Manuel Gurschler, Kathrin Hauser, Andrea Maschler, Albert Platter, Monika Steiner, Christian Stricker (BRD), Roswitha Waschgler und Horst Zangerle um ein sportliches Freizeitprogramm für alle Altersstufen am Berg und in der Natur. Als Tourenleiter bleiben Tröger und Muther dem AVS erhalten. Ihnen wurde für den großen ehrenamtlichen Einsatz gedankt, u.a. von Albert Platter, der als Bezirksvertreter auch in der Landesleitung mitarbeitet. Franziska Riedl, die Vize-Bürgermeisterin der Gemeinde Laas, lobte den aktiven AVS, „der körperlich und im Herzen bewegt“. Die Eigenverwaltung von Laas vertrat Walter Verdross. Er sagte die materielle Unterstützung in Form von geschnittenem Holz für den Wiederaufbau der Wasserfall Hütte zu und informierte über die Fortschritte bei der Oberen Laaser Alm, der mittlerweile Schutzhüttenstatus zuerkannt wurde. Der Plan für den Umbau sei in Ausarbeitung. Mit „Schauen wir auf unser Laaser Tal, schützen wir Wasser und Umwelt“, erinnerte er an einen sensiblen Umgang mit der Natur. Alle weiteren Redner:innen zollten der Sektion Respekt für ihren Beitrag zum Dorfleben.
Obwohl der AVS Laas beim Klettern, Touren, Wandern … viel in Bewegung ist und wenig steht, hat er doch einen festen Stand. Das zeigten auch die zahlreichen Ehrungen: Mehr als 20 Personen wurden für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Sieben Bergbegeisterte nahmen die Ehrung für 40 Jahre entgegen, großen Applaus gab es für die fünf Mitglieder, die dem AVS seit 50 Jahren treu sind.

Maria Raffeiner

Fürstenburg Burgeis - Am Samstag, den 4. Februar 2923, luden die Verantwortlichen der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft in Burgeis zum „Tag der offenen Tür“. Zahlreiche Interessierte strömten herbei, um sich über die Lerninhalte der Schule zu informieren. Herzlich begrüßt wurden sie von Schüler:innen, Lehrpersonen und von der Direktorin Monika Aondio. Die Gäste flanierten durch die liebevoll konzipierten Räume, die den unterschiedlichen Themenkreisen gewidmet waren und erhielten wertvolle Informationen zu Schulinhalten, Schulalltag und Schülerheim. Die Ausbildungsmodelle umfassen die Fachrichtungen Nutztierhaltung, Obstbau und Forstwirtschaft in Theorie und Praxis. Die Ausbildung zum Fachmann/zur Fachfrau läuft drei Jahre lang. Das vierte Schuljahr dient der Spezialisierung zum „Landwirtschaftlichen Betriebsleiter“ / zur „Landwirtschaftlichen Betriebsleiterin“. Das fünfte Jahr führt zur Matura und öffnet die Tore zu Universitäten. 

Einschreibung: online bis zum 15. Februar 2023
Infos: 0473 83 65 50 fs.fuerstenburg-kortsch@schule.suedtirol.it

Montag, 06 Februar 2023 14:21

Saatgutgewinnung im Hausgarten

Weltladen Latsch - Elisabeth Kössler machte den Anfang zur Vortragsreihe 2023 Anders leben - anders Reisen, die vom Weltladen Latsch organisiert wird. Sie referierte am 27. Jänner zum Thema Saatgutgewinnung im Hausgarten. Der Fraktionssaal im CulturForum von Latsch war überfüllt, ein Zeichen dafür, dass das Thema auf großes Interesse stößt.
Über Jahrhunderte war es normal, dass eine bäuerliche Familie ihr Saatgut pflegte und von Jahr zu Jahr weitergab. In den letzten Jahren hat es diesbezüglich aber einen großen Wandel gegeben, heute kontrollieren vier Großkonzerne den Weltmarkt. In Länder wie z. B. Afrika, werden Menschen massiv eingeschränkt. Sie dürfen das eigene Saatgut nicht mehr verwenden und werden gezwungen Abkommen einzugehen, mit katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt.
Kössler erklärte im Vortrag wie Saatgut gewonnen, gereinigt und aufbewahrt wird. Sie erklärte den Unterschied zwischen Hybrid-Saatgut und samenfestem Saatgut und gab zu verstehen, warum es wichtig ist, welches Saatgut wir verwenden.
Samenfestes Saatgut passt sich an den Boden und an das Klima an. Samenfestes Saatgut ist unabhängig und regional. Jeder kann sein eigenes Gemüse züchten, so wie es ihm gefällt und wie er es gerne hätte. Jeder kann seine Sorten auswählen und nach Belieben in die züchterische Arbeit eingreifen.
Die letzten regionalen Sorten sollen vor dem Verschwinden gerettet werden! Als Hobbygärtner kann man einen Beitrag dazu leisten, indem man Saatgut bei Kleinbauern kauft, welche samenfestes Saatgut anbauen. Die Erhaltungszüchtung von samenfesten Sorten ist arbeitsintensiv, aber es lohnt sich. Die Vielfalt bleibt erhalten.
Als Konsument sollte man auch darauf achten, was man für Gemüse einkauft. Gemüse, das im Supermarket angeboten wird, ist gleich groß und sieht gleich aus. Das ist ein typisches Zeichen dafür, dass es aus Hybrid-Saat stammt. Hybriden sind zwar wesentlich günstiger aber als Nahrungsmittel weniger wertvoll als Gemüse von samenfesten Sorten.
Der Weltladen Latsch wird das Thema später noch einmal aufgreifen und in gut einem Monat mit einer Saatgutbibliothek starten. Das Projekt wird zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt. (pt)


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