Zu den wichtigen Zentren des Jugendstiles gehört neben Wien und Darmstadt auch das ferne Riga im einst russischen Lettland; bei uns wäre zu nennen Meran mit der Freiheitsstraße, die früher nach den Habsburgern benannt wurde; dort hat sich bis in die Gegenwart Wichtiges aus Architektur und Handwerk erhalten.
Der „Jugendstil“ wirkte von 1900 bis zum Ersten Weltkrieg, also bis etwa 1914. Unsere Städte streifend, besonders die großen Hotelbauten prägend, ist dieser internationale Lebens- und Baustil in Italien als „stile floreale“, im englischen Kulturraum aber als „liberty“ bekannt. Der Name stammt von der in München erschienenen Zeitschrift „Jugend“.
Eigenwilliger Stil im Kunst- und Kunstgewerbe, Bruch mit dem Historismus, Beginn einer Lebensreform, die bis in die Gegenwart alle Bereiche beeinflusst. Von der Türschnalle bis zum Turngerät. Sogar Unterwäsche aus der besagten Zeit kann im Frauenmuseum von Meran studiert werden.
Die Erfinder dieses Stiles waren unser Großmütter und Urgroßväter, der Name „Jugend“ ist trotzdem berechtigt, weil die vielfältigen Anregungen dieses Stiles immer wieder überraschen.
Der „stile floreale“ kann als „Blumenstil“ übersetzt werden, wobei klar wird, dass die Schönheit der Natur, die alles beherrschenden Blumen, zum künstlerischen Vorbild aufgestiegen sind. „Liberty“, damit beginnt eine Kunstrevolution, Befreiung von den Ikonen des Historismus, also von der Gotik, Neugotik und Renaissance. Steht am Ende dieser Befreiung vielleicht das Hundertwasserhaus in Wien?
Der Osttiroler Maler Albin Egger Lienz (1868 - 1926) war vorgesehen als Professor der Kunstakademie in Wien, aber da er Anklagendes gegen den Krieg malte, war seine Bewerbung vergeblich; erwartet hat man von ihm historische Schlachten, Verherrlichung des Krieges und des Militärs.
Professoren aus Wien und München hatten auch in Laas einen prägenden Einfluss. Da gab es in der Kunstschule die klassisch Konservativen und dann die Fortschrittlichen, also die Anhänger des Jugendstiles oder anderer Bewegungen.
Hans Wielander