Geblieben ist allerdings die Vergöttlichung des Edelmetalls. Der Kelch, die reich bestickten Messgewänder, die goldglitzernde Monstranz. Der Chorraum ist etwas Besonderes, den Klerikern vorbehalten; hier befindet sich das Allerheiligste. Die einfach Gläubigen werden vom Altar durch Chorschranken getrennt, die im Laufe der Jahrhunderte immer neue Formen annahmen. Die Ältesten sind meist in Stein ausgeführt und reichen zurück bis in die karolingische Zeit, also bis ins 8. Jahrhundert.
Geflochtene Götterbilder werden bereits bei den Galliern erwähnt. Früher sprach die Forschung von germanisch-langobardischen Ornamenten, heute nennen Wissenschaftler diese Kunst „rätisches Flechtwerk“ - nicht zuletzt wegen der zahlreichen Funde aus unserer Gegend.
Chorschranken aus Marmor lassen sich mit den Ausgrabungen des Klosters Müstair rekonstruieren. Besonders reich sind die Fragmente aus dem Mauerwerk des Plantaturmes. Die Forschungen brachten Ergebnisse, die auch für den Vinschgau gültig sind.
Viele Entsprechungen gibt es in Aquileia. Diese mythische Stadt aus dem Osten ist keineswegs vollständig erforscht und birgt in ihrem Boden noch viele Schätze. Beeindruckend die Kathedrale mit dem riesigen Mosaikboden. Mächtig sind die Überreste der antiken Tempel, der Badekultur.
Um Badekultur geht es auch den Ausstellern in Montecchio bei Vicenza. Die Fondazione Bisazza ist die Stiftung einer großen Ausstattungsfirma, die luxuriöse Bäder einrichtet und Künstlern die Möglichkeit bietet, ihre Ideen in Mosaiktechnik auszuführen. Wenn gewöhnlicher Luxus nicht reicht - das können ja alle! - dann werden Schuhe so groß wie Autos oder Löffel wie Schaufeln. Ausgeführt meist unter Verwendung raffinierter Mosaiktechniken mit viel Gold stammen einige Kunstwerke auch von bedeutenden Designern.
„Himmlisch“ ausgeleuchtete Hallen werden Tempel für Gegenstände in Elefantengröße. Ganz gewöhnliche Gebrauchsgegenstände bekommen durch übermässige Vergrösserung und Verfremdung einen überirdischen Charakter; so entstehen die Götzenbilder unserer Zeit.
Das goldene Kalb - hier hat es eine neue Bleibe gefunden.
Hans Wielander
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