Notwendiges Übel und logische Konsequenz gleichermaßen, denn der Fernheizwerk GmbH fehlt nicht nur eine solide finanzielle Basis, die alte Riege, neben Ohrwalder der Baggerunternehmer Karl Thomann und der SVP-Koordinierungsobmann Siegmar Tschenett, haben einen Verbleib im Verwaltungsrat ausgeschlossen. Drei neue Gesichter wird’s demnach geben. Das zweite davon wird Reinhard Schwalt, der Kortscher Referent für öffentliche Arbeiten in der Gemeinde Schlanders sein, den dritten im Bunde nominiert die SEL AG aus ihren eigenen Reihen, das hat zumindest der neue Präsident der SEL AG Wolfram Sparber den Bürgermeister wissen lassen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da standen Lobeshymnen an der Tagesordnung. Vor allem an den Stolz der Schlanderser appellierten diese. „Die Gemeindeverwalter, die Planer und Betreiber, aber vor allem die Bevölkerung können stolz sein auf diese technische Meisterleistung“, sagte Michl Laimer. Klaus Stocker: „Das Fernheizwerk Schlanders gehört zu den größten im Land und zu jenen, die mit modernster Technologie ausgestattet sind.“ Es war der 27. November 2010, die beiden Eigentümer des Fernheizwerks Schlanders, die SEL AG und die Marktgemeinde Schlanders luden zur feierlichen Einweihung. Keine zwei Jahre später ist das größte Fernheizwerk des Vinschgaus auch jenes mit den größten Problemen. 24,8 Millionen an Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten, keine zwei Millionen an Eigenkapital, anstehende Investitionen, von 11,7 Millionen Euro, will man die Fraktionen anschließen, sind nur die Eckdaten eines viel komplexeren Zahlenkonstrukts. Hinzu kommt, dass man einem Partner gegenübersteht, der seit dem SEL-Skandal personell völlig neu aufgestellt ist und sich noch nicht zurechtgefunden hat auf jenem Terrain, auf dem sich der ehemalige Präsident Klaus Stocker und der Direktor Maximilian Rainer blind bewegt haben.
Das größte Problem aber, sagte Pinggera den Räten bei der jüngsten Ratssitzung, sei momentan die Umschuldung. Die 24,8 Millionen Verbindlichkeiten, die man gegenüber einer Bank hat, sind ein Kontokorrent-Kredit, der in ein langfristiges Darlehen umgewandelt werden muss. Bislang ist es aber nicht gelungen ein angemessenes Angebot von einer lokalen oder nationalen Bank zu bekommen, das man hätte akzeptieren können. Die Umschuldung ist Bedingung, um das Netz in die Fraktionen bauen zu können. Und die Fraktionen wollen angeschlossen werden, das haben die drei Bürgerversammlungen vor einem Jahr gezeigt. Nachdem Pinggera und Rainer einen weiteren Netzausbau „aus ökologischen, technischen und wirtschaftlichen Überlegungen zum gegebenen Zeitpunkt äußerst kritisch“ sahen, hat sich in den Fraktionen Prostest entfacht. Pinggera zog die Notbremse und schwenkte um. Seitdem versucht der das „Unmögliche“ möglich zu machen.
Wohl auch vor diesem Hintergrund ist nun die Präsidentschaft der „Fernheizwerk GmbH“ zu sehen. Obwohl Pinggera sich daran die Finger verbrennen kann. „Ich weiß, dass das ein politisch zweischneidiges Schwert ist“, sagte er bei der Ratssitzung. Wohl in der Hoffnung, dass ihn die eigenen Worte diesmal nicht einholen werden. (ap)