„I war gearn gebliebm...“

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Pfarrer Florian Öttl, Jg. 1965, hat Stilfs verlassen. Bei seinem Vorstellungsgespräch in Passeier ließ er seinen Humor aufblitzen als er meinte: „In Pforrer sein di Goaß wichtiger als der Computer.“ Pfarrer Florian Öttl, Jg. 1965, hat Stilfs verlassen. Bei seinem Vorstellungsgespräch in Passeier ließ er seinen Humor aufblitzen als er meinte: „In Pforrer sein di Goaß wichtiger als der Computer.“

Pfarrer Florian Öttl nahm kürzlich Abschied von Stilfs, Sulden, Trafoi, Gomagoi, Prad und Lichtenberg und übersiedelte mit seinen 15 Ziegen ins Passeiertal. Es war ein schmerzlicher Abschied. Seine neuen Wirkungsorte sind Moos, Platt, Pfelders, Stuls und Rabenstein.

von Magdalena Dietl Sapelza

Pfarrer Florian Öttl und seine Ziegen gehörten jahrzehntelang zum Stilfser Ortsbild. Morgens führte er sie auf die Weide nach „Gaschlin“, und abends brachte er sie wieder in den Stall zurück. „Wenn i nimmr Priester sein kannt, tat i Viech hiatn“, lacht er. Nun werden der Hirte und seine Herde fehlen.
Kurz nachdem Pfarrer Florian im vergangenen Februar nach einer Lungenentzündung das Krankenhaus verlassen hatte, wurde ihm seine Versetzung nach Hinterpasseier mitgeteilt. Betroffen fügte er sich. „I war gearn geblieben, wenn ich hat bleibm kennt“, sagt er. Jedes Abschiednehmen erinnert ihn schmerzlich an den Abschied von seinem Heimathof, als er sieben Jahre alt war. „Sel isch für miar a traumatisches Erlebnis gwesn“, erinnert er sich. Die zwölfköpfige Familie war gezwungen den „Kofelhof“ hoch über St. Leonhard zu verlassen, weil die Mutter die Höhenluft nicht mehr vertrug. Neues Zuhause wurde eine ärmliche Wohnung in einem Hof bei St. Martin. Nach sieben Jahren hieß es auch dort Abschied nehmen. „Man hot inz selm af di Stroß gstellt“, sagt er. Eine nächste Bleibe fand die Familie in Schweinssteg. Dort durfte Florian eine Kuh und mehrere Ziegen halten. „I bin drhoam mit di Goaß augewoxsn“, betont er. In der Kirche half er nebenbei als Mesner aus. Nach dem Tod seiner Eltern wirtschaftete er zuerst mit seiner Schwester weiter und arbeitete dann als Tellerwäscher.
Immer wieder dachte er daran Priester zu werden. Denn im Glauben war er von klein auf fest verwurzelt. Das Hindernis für ein Theologiestudium war die fehlende Reifeprüfung. Er holte sich im Priesterseminar in Brixen Rat und erfuhr, dass er das Hindernis mit einer Studienberechtigungsprüfung in Innsbruck überwinden konnte. Um sich vorbereiten zu können, bat er um die Aufnahme im Seminar. Die Bitte wurde ihm gewährt. „I bin dr oanzige Diözesan Novize gwesen“, sagt er. 1991 schaffte er die Prüfung und wurde Seminarist. 1996 weihte ihn Bischof Wilhelm Egger zum Diakon und 1997 zum Priester. Im selben Jahr begann er seine Seelsorgetätigkeit als Kooperator in der Gemeinde Mals. 1999 wurde er zum Pfarrer von Stilfs und Sulden ernannt. 2009 kamen die Pfarreien Trafoi, 2017 Prad und Lichtenberg dazu.
An Arbeit fehlte es ihm nie. Zu den Gottesdiensten waren Taufen, Hochzeiten und regelmäßig Beerdigungen zu bewältigen. „I hon olle Begräbnis selbr gholtn, außer wenn in kronk gwesn bin“, betont er. Denn es ist ihm wichtig, die Verstorbenen, ob arm oder reich, würdig zu verabschieden. Prägend in diesem Zusammenhang war auch ein Ereignis aus seiner Kindheit, das ihn sehr berührte. Für die Beerdigung eines Buben aus armer Familie hatte sich lange kein Geistlicher gefunden. Erst ein Kurat erbarmte sich der Familie.
Pfarrer Florian war nicht nur Seelsorger, sondern auch aktives Mitglied der Stilfser Dorfgemeinschaft. Er war Vorsitzender der Bibliothek, Vorstandsmitglied des Jugenddienstes und Mitbegründer der Theatergruppe „S‘ Lorgagassl“. Das Theaterspielen zählt zu seinen Leidenschaften. Auf der Stilfser Bühne agierte er als Publikumsmagnet, der den Lustspielen mit seinem Passeirer Dialekt die Würze gab, ob in der Rolle als Knecht oder als Ehemann. „I wear nia an Pforrer spieln“, diesem Grundsatz blieb er stets treu. Mit Hingabe betreute er von Stilfs aus auch die anderen Pfarreien der Seelsorgeeinheit Ortlergebiet. „Mi wunderts, dass i olz drschauklt hon“, meint er. Pfarrer Florian sieht sich als einfacher Mensch mit Ecken und Kanten. Er plädiert stets für Menschlichkeit, ist humorvoll und liebt die Geselligkeit. „A Dorfpforrer keart unter di Lait, a wenn er stollalat“, scherzt er. „Für olle wear i nit der Richtige gwesn sein. Dia bitt i um Verzeihung.“
Pfarrer Florian war ein gern gesehener Gast bei Festlichkeiten und trug dort zur Erheiterung bei, so auch 20 Jahre lang als Feuerwehr Kaplan bei den Treffen im FF-Bezirk Obervinschgau.
Besonders schwer gefallen ist ihm der Abschied vom Wallfahrtsort „Hl. Drei Brunnen“ in Trafoi. Denn der Gnadenort ist ihm ans Herz gewachsen. Er will hie und da dorthin zurückkehren.
Nun hofft Pfarrer Florian, dass er sich im hinteren Passeiertal gut einleben wird, genauso wie seine Ziegen, die möglicherweise künftig dort das Ortsbild prägen.

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