Schluderns Vinschgau - Der Zustrom zum „Samenfest“ war groß. Im Kulturhaus von Schluderns herrschte am Samstag, den 2. März 2024, ein reges Kommen und Gehen. Unzählige Gärtnerinnen und Gärtner aus dem Vinschgau und darüber hinaus deckten sich mit samenfestem Saatgut für die kommende Pflanzsaison ein. Samenzüchterinnen und Züchter boten unzählige unterschiedliche Samen von Gemüsesorten an, die sie aus alten Sorten selbst gezogen hatten. Und sie gaben wertvolle Tipps dazu. Über Obstbäume informierte beispielsweise ein Vertreter vom „Sortengarten Südtirol“, über Permakultur Elisabeth Pircher aus Wangen. Die Pflanzen aus den sortenfesten Samen verhalten sich wie ihre Elternpflanzen und können weitervermehrt werden, ganz im Gegensatz zu den hybriden Sorten. Die Hybride entstehen aus gekreuzten künstlich erzeugten Inzuchtlinien, die Erträge kurzfristig steigern können. Langfristig werden diese Eigenschaften jedoch nicht weitervererbt. Hybridsorten sind daher nicht nachbaufähig, also „nicht samenfest“. Sie müssen jedes Jahr neu gekauft werden - was Großkonzerne wie Monsanto freut. Beim Saatgut, das derzeit in der Landwirtschaft, aber auch in Hausgärten, verwendet wird, handelt es sich zum größten Teil um F1-Hybridsorten. Die ursprüngliche Gemüsevielfalt wurde durch diese Hybride weitgehend verdrängt und droht, immer mehr verloren zu gehen. Mit dem Verlust altbewährter Kultursorten verschwindet auch die genetische Vielfalt von Gemüse & Co. - mit möglicherweise weitreichenden Folgen für den zukünftigen Erhalt unserer Nutzpflanzen und der Nahrungsmittelversorgung. Denn viele dieser sogenannten alten Gemüsesorten sind heute vom Aussterben bedroht. Schätzungen zu Folge sind weltweit bereits mehr als Dreiviertel unserer ehemaligen Nutzpflanzen verschwunden. Mittlerweile hat ein Umdenken eingesetzt. Immer mehr Leute verzichten in ihrem Garten auf Hybridsorten und verwenden stattdessen sogenanntes „samenfestes Saatgut“. Denn es geht auch um Unabhängigkeit von Großkonzernen. (mds)