Sulden/Trafoi/Watles/Schöneben/Nauders - Die 2- Länder-Skiarena schrumpft und wird die kommende Wintersaison ohne die Skigebiete Sulden und Trafoi bestreiten. Ein Image- und Partnerverlust, den im Oberland alle bedauern. Die Türen bleiben aber offen.
von Erwin Bernhart
Dass es in Partnerschaften zu Meinungsverschiedenheiten kommen kann, ist mehr als normal. Vor allem dann, wenn es um das Geschäft geht. Aus den Verhandlungen um die 2-Länder-Skiarena ist kürzlich Sulden und Trafoi ausgestiegen. Die Vorstellungen, die man im Oberland bzw. vor allem in Nauders ausbrütet, wollen die Suldner nicht mitmachen.
Die 2-Länder-Skiarena ist ein Kartenverbund, der sich an Gäste richtet und in den beteiligten Skigebieten einheitliche Preise für Mehrtageskarten bietet. Damit steht es den Gästen frei, ob sie mit beispielweise einer Wochenkarte zwei Tage am Watles, zwei Tage in Schöneben und zwei Tage in Sulden skifahren möchten. Beteiligt am Kartenverbund waren in den vergangenen Saisonen die Skigebiete Nauders, Schöneben-Haideralm, Watles, Trafoi und Sulden. Es ging vor allem auch darum, ein gutes und geeintes Angebot an Pistenkilometern und Aufstiegsanlagen bieten zu können. Damit ließ sich die Preisgestaltung in der 2-Länder-Skiarena begründen.
Zur Erinnerung: Weil es zwischen Schöneben und Nauders 2016 gekracht hat und das damalige „Skiparadies Reschenpass“ in Tilt gegangen ist, ist Sulden eingestiegen und man hat gemeinsam mit Schöneben, Haideralm und Watles die VinschgauCard ins Leben gerufen. Nauders ist nach nur einer Saison Abstinenz reumütig wieder eingestiegen und daraus ist die 2-Länder-Skiarena entstanden. Mit dem Einstieg von Nauders haben sich die Vorzeichen für Sulden bereits damals geändert. Das wird nun nach 6 Saisonen (inkl. des Coronastillstandes) spür- und sichtbar.
Denn in der Wintersaison 2023/24 werden Pistenkilometer und Aufstiegsanlagen in der 2-Länder-Skiarena schrumpfen. Sulden hat sich vertschüsst, zumindest für heuer. „Jedem Skigebiet steht es frei, eigene Strategien zu fahren“, sagt der Präsident der Schöneben AG Christian Maas. Man sei nicht im Streit auseinandergegangen. Die Türen sind für ein übernächstes Jahr von allen Seiten offen gelassen worden. Aber es haben sich halt unterschiedliche Auffassungen über die Preisgestaltung und über das Marketing ergeben. Watles-Präsident Ronald Patscheider bedauert ebenfalls den Schritt der Suldner. Denn die 2-Länderskiarena verliere damit natürlich an Attraktivität und der Watles einen starken Partner im Verhandlungsgetriebe.
Vor allem das in der 2-Länder Skiarena ins Auge gefasste „dynamic pricing“, welches in einigen Skigebieten in den Alpen bereits Anwendung findet, ist mit bestimmten Risiken behaftet. „Dynamic pricing“ kann zeit-, saisons- und wetterbedingt unterschiedliche Preise setzen. In einer ersten Ausbaustufe hat man voriges Jahr einen 3%igen Rabatt für online-Vorbestellungen ausprobiert. Heuer soll die Ausbaustufe 2 folgen - „eine risikominimierte Annäherung“, sagt Maas.
Die Suldner wollten da nicht mitgehen. Vor allem auch, weil sich die Gästefluktuationen vor allem zwischen Nauders und Schöneben abspielen. Auch zwischen Watles und Schöneben. In Sulden bleiben Gäste eher standorttreu. Zudem unterscheidet sich die Suldner Hochsaison wesentlich von den Hochsaisonen im Oberland. Eine dynamische Preisgestaltung wie es sich die Nauderer vorstellen, so sagt es Sulden-Präsident Erich Pfeifer, sei für Sulden nicht realistisch. Auch deshalb der Ausstieg.