Spezial: Taufers i. M. - Dorf an der Grenze

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Das Grenzdorf zählt 954 Einwohner. Es umfasst den Hauptort auf 1.250 Metern, die Weiler Rifair und Puntweil sowie die Höfe Tella. Die Spuren des Ortes führen zum Anfang des 9. Jahrhunderts zurück. Im Reichenauer Verbrüderungsbuch findet sich der Vermerk „Nomina Fratrum de Monasterio qui vocatur Tuberis“.

Text: Magdalena Dietl Sapelza

s36 taufers arbeitTuberis“ nennt sich auch das ****S Hotel, einst „Gasthof Lamm“, in der Mitte des Ortes - wohl eine Hommage der Familie Steiner an die geschichtsträchtige Vergangenheit des Ortes. Auch die St. Johannkirche am Dorfeingang hat ihre Ursprünge im 9. Jahrhundert.
Im Hauptort an der 1,5 Kilometer langgezogenen Straße befinden sich alle öffentlichen Einrichtungen wie Gemeindeamt, Kindergarten, Schule, Arztambulatorium, Pfarrkirche und das für die Nahversorgung wichtige Lebensmittelgeschäft Gol Market Fliri sowie vier Gasthäuser. Eine Standortausnahme bildet die in jüngster Zeit neu eröffneten Bar „Alte Dreschmaschine“. Sie befindet sich am Eingang des Avingatales, dort wo, wie der Name sagt, einst die Gemeinschafts-s36 taufersDreschmaschine der Bauern stand, als in der Umgebung von Taufers und speziell auf den Feldern des Schuttkegels „Turnauna“ am Eingang des Tales noch vorwiegend Getreide angebaut worden ist.
Der Turnauna-Schuttkegel - vom Vinschgau kommend unmittelbar nach dem Calvenwald - ist der letzte bisher noch fast unberührte Schuttkegel des Vinschgaus. Mit seinen durch Trockenmauern, Steinhaufen, Hecken und unterschiedlichen Feldgehölzen eingehausten Feldern gibt er der Landschaft eine ganz besondere Note. Die kleingegliederten Felder lassen erahnen, wie hart die Bäuerinnen und Bauern von einst ihr Brot erwirtschaftet haben. Viele Tierarten wie Käfer, Falter, Hummeln, Eidechsen, Neuntöter und Kleinsäuger finden dort einen idealen Lebensraum.
Es wäre ein großer Verlust, wenn die Felder auf dem Turnauna Schuttkegel durch die moderne Landwirtschaft einförmig gemacht würden.
Die Gesamtfläche des Gemeindegebietes auf italienischem Staatsgebiet beträgt 4.603 Hektar. Davon werden zurzeit zirka 350 Hektar intensiv als Äcker und Wiesen genutzt. Die Gemeinde Taufers besitzt rund 42,5  Hektar Wald und Weideland jenseits der Staatsgrenze in der angrenzenden Gemeinde Müstair in der Schweiz.

Der Weiler Rifair (rätoromanisch Ravera) ist unterteilt in zwei Teile: Unterrifair (Rifair) und Oberrifair (Schlossoir). Der Weiler Puntweil liegt nahe der Staatsgrenze zur Schweiz. An der Grenze befinden sich Kasernen, die dem Grenzbetrieb dienen, zwei Gasthöfe und Verwaltungsgebäude, wie zum s36 0466Beispiel jenes der Spedition Mayr, die seit Jahrzehnten den Handel mit dem Ausland organisiert.
Tella ist eine Höfegruppe, die auf südexponierter Lage über dem Talboden liegt. Dazu zählen der Baustadelhof (1370 m), der Schlosshof (1509 m), der Bachhof (1558 m), der Gandhof (1671 m) und der Egghof (1723 m). Der Sommhof, (1802 m) und der Kasparethof (1534 m) sind durch Brände zerstört worden.

Die Bevölkerung von Taufers i. M. stand jahrhundertelang unter dem Einfluss des Bistums Chur und war katholisch geprägt. Acht Kirchen/Kapellen unterstreichen das: St. Johann (9. Jh.), St Blasius Pfarrkirche des Ortes (12. Jh), St. Valentin Rifair (13. Jh), St. Rochus Puntweil (13. Jh. gestiftet nach der Pest Pandemie, St. Nikolaus (13. Jh. - oben rechts im Bild), St Martin (14. Jh.), St. Michael (14. Jh.), St. Antonius (18. Jh.). Einst gab es Geistliche genug, die in den Kirchen und Kapellen ihre Messen zelebrierten. Heute muss sich Taufers den Pfarrer mit Schluderns, Glurns und Matsch teilen. So ändern sich die Zeiten. Und verändert hat sich auch das Wirtschaftsleben des Ortes.

Während die Menschen früher von kleinstrukturierter Landwirtschaft gelebt haben, finden sie heute vielfältige Arbeitsmöglichkeiten, so im öffentlichen Dienst sowie in den Dienstleistungs- und Handwerksbetrieben des Ortes. Zu den renommiertesten ihres Faches zählt zum Beispiel die Tischlerei Fliri Valentin, der sich über Taufers hinaus einen Namen gemacht hat. Die Bürgermeisterin Roselinde Gunsch Koch beschreibt Taufers als einen lebendigen Ort mit einem regen Vereinsleben. s36 0473 2Sie wünscht sich für das Dorf, dass künftig mehr junge Menschen im Ort den Schritt in die Selbständigkeit wagen und Unternehmen gründen. Die Gemeindeverwaltung bemüht sich, ihnen ideale Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein Hindernis für neue Initiativen auf diesem Gebiet stelle die Nähe zur Schweiz dar, die Arbeitskräfte mit höheren Löhnen anlockt, so die Bürgermeisterin. Das sei auch ein Grund für fehlende Arbeitskräfte im Vinschgau generell. Sie sieht das Ganze mit einem weinenden und einem lachenden Auge.
Die Menschen im Ort profitieren von ihrer Arbeit in der Schweiz und die Gemeinde erhält jährlich einen Steuerausgleich.
123 Taufererinnen und Tauferer pendeln täglich über die Grenze.
Am Hang stehen die aus dem Mittelalter stammenden Burgruinen „Rotund“ und „Reichenberg“ (links im Bild). Vom Turm „Helfmirgott“ der einstigen Ruine „Reichenstein“ sind nach dem Einsturz im 19. Jahrhundert nur noch Steine übriggeblieben. Derzeit treibt der Zustand der Ruine Rotund so manchem Betrachter Sorgenfalten ins Gesicht. Turm und Mauerreste scheinen recht unstabil. Vor dem Verfall gerettet ist die Ruine Reichenberg, die den Architekten Werner Tscholl als Gönner gefunden hat, der den Turm aufwändig restauriert hat.

Die St. Johann-Kirche in Taufers (oben im Bild) aus dem 9. Jahrhundert mit der zweigeschossigen Vorhalle zählt zu den ältesten Gebäuden des Münstertales. Sie steht in enger Verbindung mit dem Kloster St. Johann in Müstair - heute UNESCO Weltkulturerbe. Der Grundriss der Kirche folgt der Form eines griechischen Kreuzes. Später wurde die Kirche Teil eines Johanniterhospizes, in dem Wanderer und Pilger übernachten und sich stärken konnten. Denn Taufers stellte einst einen wichtigen Wegknotenpunkt dar. Handelswege führten über das Scarl Joch, über den Umbrailpass und über den Ofenpass. Bekannt ist die St. Johann Kirche für ihre romanischen Fresken im Presbyterium. Die gut erhaltene Gewölbedecke zeigt in Streifen und Feldern heilige Äbte, Ritter und Fürsten. Im Mittelpunkt trohnt Christus zwischen Maria und Johannes. In den vier Zwickeln sind Kirchenlehrer abgebildet.
Eine weitere Besonderheit der Kirche St. Johann in Taufers i. M. ist das gut erhaltene Fresco des hl. Christophorus an der nördlichen Außenseite. Diese Darstellung des Heiligen stammt aus der Zeit anfangs des 13. Jahrhunders. Es handelt sich um die älteste Christopherus Darstellung Tirols. Der Weg führte einst an diesem Bildnis vorbei.

Heute verläuft die Straße an der Südseite. Dort fahren mittlerweile regelmäßig öffentliche Busse, die für den Ort als gute Verbindung in die Schweiz und in den Vinschgau von großer Bedeutung sind.

 

Nahversorgung Im Ort

Gol Market Fliri - Taufers i. M.

s36 0462Gol Market Fliri im Dorfzentrum ist unverzichtbar für die Nahversorgung von Taufers i. M. Es handelt sich um das einzige Lebensmittelgeschäft im Ort. Kunden:innen finden ein fein säuberlich präsentiertes Sortiment an Lebensmitteln und Gebrauchsartikeln für den täglichen Bedarf. Es gib frisches Brot, Obst und Gemüse, frische Fleisch- Wurst- und Käsewaren, Milchprodukte, Zeitungen, Tabakwaren, Sanitär- und Kosmetikprodukte und sogar Spielzeug für die Kleinen. Angeboten werden mehrere regionale Produkte. Vinzenz Fliri und Simone Sprenger führen das Geschäft seit 2008. Das Inhaberpaar und ihre Mitarbeiterinnen Michaela Ofner, Monika Gach und Kathrin Kobler beraten ihre Kunden:innen mit Einfühlugsvermögen. Mittlerweile ist Junior Ivan Fliri Teil des Teams. Dadurch ist die Nahversorgung auch in Zukunft gesichert. (mds)

Infos: Gol Market Fliri, St. Johannstraße Nr. 28,
39020 Taufers i. M., Telefon: 0473 832 176

 

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