Bäuerliche Hofkapellen sind meist himmlischen Fürsprecherinnen und Nothelfern gewidmet. Sie sind Ausdruck gelebter Volksfrömmigkeit und lebendigen Brauchtums.
von Ludwig Fabi
Fotos: Wolfgang Thöni
Im Langtauferertal am Reschenpass gibt es eine besonders große Dichte solcher Kapellen im Tal und sogar zwei Kapellen im Hochgebirge. Diese Haus- und Hofkapellen prägen nicht nur die Kulturlandschaft, sondern zeugen auch von besonderer kunstgeschichtlicher Entwicklung. In der Adventszeit sind sie nachts beleuchtet und das ganze Jahr über erfährt man entweder direkt über die Besitzer vor Ort oder über eine entsprechende App mittels E-Beacon Technologie Informationen über Brauchtum und Geschichte dieser Kapellen.
Quellen: "Kirchen und Kapellen rund um den Reschensee" von Othmar Pider, Stefan Hainz und Peter Pircher. Digitaler Wanderführer rund um den Reschenpass.
Wolfgang Thöni und Valentin Paulmichl
Die Kapelle in Raffein
Die Kapelle wurde vermutlich vor 300 bis 400 Jahren von den Bauern von Raffein erbaut. Sie ist ein einfacher, kleiner Bau mit runder Apsis, Schindeldach und einem hölzernen Glockenturm. Der Altar trägt ein Bild mit der Kreuzigung Christi, darunter ist ein Bild der hl. Maria Magdalena die Patronin zu sehen. Bei einem Todesfall in den Weilern Malsau und Raffein wird die Glocke geläutet.
Die Kapelle in Kapron
Die Kapelle in Kapron wurde von Josef Pläs (Blaas) 1743 erbaut und im Jahre 1908 von dessen Enkelin Aloisia Blaas renoviert. Beides ist in der Inschrift im Innern über dem Eingang der Kapelle nachzulesen. In der Kapelle befinden sich verschiedene Bilder mit den Patronen: der hl. Sebastian, die Muttergottes mit Kind, der Evangelist Johannes und der hl. Josef. Im Mai werden in der Kapelle Maiandachten abgehalten und bei Beerdigungen, Prozessionen und Bittgängen werden die zwei Glocken der Kapelle geläutet.
Die Kapelle in Pazin
Die Kapelle steht inmitten des Weilers Pazin. Das Dach und der aufgesetzte hölzerne Turm sind mit Holzschindeln gedeckt. Im Altarraum steht in einer Nische aus Steinen die Statue der Muttergottes von Lourdes. Über dem Altar an der Decke befindet sich in einem blauen Stern ein in Gold gemaltes Marienmonogramm mit leuchtenden Strahlen. Am Tonnengewölbe ist auf blauem Hintergrund und mit goldenen Sternen verziert ein Kreuz mit Herz Jesu aufgemalt.
Üblicherweise wird von April bis Oktober in dieser Kapelle einmal im Monat ein Gottesdienst gefeiert. Vor Christi Himmelfahrt wird außerdem ein Bitttag organisiert, an dem die Bewohner des Innertales von Hinterkirch zur Kapelle in Pazin kommen.
Die Kapelle in Pleif
Die Kapelle in Pleif ist geräumig und mehrere Bänke geben den Gläubigen Platz. An den Wänden hängt ein einfacher Kreuzweg und das Altarbild zeigt die hl. Agatha, ein Werk des Nazarenermalers Caspar Jele. Auf dem Dach ist ein kleiner Turm mit Glocke aufgesetzt.
Die Kapelle in Perwarg
Diese Kapelle gehört den Bewohnern von Perwarg. Im Inneren steht eine Altarmensa mit einem Bild des schmerzhaften Heilands. Im 18. Jahrhundert hat Florian Greiner aus Schluderns für die Kapelle einen Kreuzweg gemalt, welcher in den 1980er Jahren aus Sicherheitsgründen entfernt wurde. Anfang der 80er Jahre wurde die Kapelle renoviert.
Die Kapelle in Patscheid
Die Kapelle in Patscheid dürfte im 17. Jahrhundert erbaut worden sein und laut einer Inschrift 1794 im Auftrag von Gabriel Fallie renoviert und gemalt. Es ist ein kleiner Bau mit Dachreiter und einer Glocke von 1914. Im Innern der Kapelle hängt eine auf Holz gemalte Tafel, die ein Marienbild mit den Heiligen Josef und Anna zeigt.
Die Kapelle in Melag
Die Kapelle in Melag stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die Glocke im hölzernen Dachreiter wird heute noch jeden Tag am Morgen und am Abend geläutet. Im Inneren zeigt ein Gemälde die Krönung Mariens durch die heiligste Dreifaltigkeit und ist signiert mit Jörg Fally. Am Altar hängt in einem geschnitzten Rahmen mit Blattwerk, Reben und Engelsköpfen ein Bild von Matthias Pussjäger, welches die Flucht der heiligen Familie nach Ägypten darstellt.
Die Kapelle in Gschwell
Die Kapelle im Weiler Gschwell wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut. Eine Votivtafel aus dem Jahre 1661 zeigt den Weiler Gschwell mit der Kapelle und im Text darunter steht, dass ein Bauer vom „landtschwellhof“ von „einem Stier auf die Horn genommen wurde“. Im Innern
befindet sich ein geschnitzter Altar und ein Muttergottesbild und zwei Bischöfen.
Die Innenwände sind mit Fresken ausgemalt, welche die 4 Erzengel Michael, Gabriel, Raffael und Uriel sowie die Heiligen Rochus, Andreas, Johannes der Täufer, Barbara, Martinus und Florian zeigen.
Auf einen "Panoramaweg" welcher derzeit in Ausschilderung ist, kann man von Graun beginnend die einzelnen Kapellen erwandern und ausgestattet mit einer eigenen App das Wissenswerte über diese Kapellen in Text, Bild und Video per E-Beacon-Technologie erfahren.
Weitere Infos unter: www.reschenpass.it