Kultur: KARL GRASSER - Ein Leben für die Kunst und den Glauben

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Skizze für Ostern (2007) Skizze für Ostern (2007)

Geboren ist Karl Grasser am 23.12.1923 in Kortsch. Er war der älteste von sechs Kindern in einer bäuerlichen Familie. Schon früh entwickelte sich bei Karl die Freude am Malen und Schnitzen. „Mein Vater hat schon immer Schafe geschnitzt“ erzählt er. Mit 16 Jahren verliert Karl seine Mutter. „Sie war eine seelengute Frau, sie war für mich alles“. Als 19jähriger musste Karl Grasser in den Krieg ziehen. „Es war der 5. Jänner 1943. Wir kamen als Nachfüllung hinauf ins Narva Gebiet, ungf. 35 km vor Leningrad“. Karl gehörte der 5. Gebirgsdivision an. Schon im November 1943 wurde er mit der s26 torsoletzten Kompanie von Leningrad nach Süditalien versetzt. „Am Hl. Abend, ich war gerade 20 Jahre und einen Tag alt, musste ich in Stellung gehen, von 23 bis 2 Uhr morgens. Gottseidank waren wir in einem toten Winkel, wer weiß, wie es sonst ausgegangen wäre. Damals habe ich mir geschworen, wenn ich noch einmal nach Hause komme, werde ich nie wieder am Hl. Abend von zu Hause weg gehen“.
Am 30.12.1943 wurde Karl vor Monte Cassino zweimal verletzt. Es waren Verletzungen am Fuss, Arm und Schulter. „Im Divisionslazarett kam ein Soldat auf mich zu und fragte mich im Vinschger Dialekt: „Wieder a Londsmonn! Hosch an Wunsch?“ „Bitte heimschreiben!“ sagte ich nur. Darauf ging er weg, kam mit einem Blatt Papier wieder, setzte sich neben Karl und schrieb den Brief. Es war Josef Patscheider, er hatte 1940 in Reschen seine Primiz gehalten und wurde dann nach Süditalien versetzt.
s26 Karl druckTrotz der schweren Verletzungen im Krieg und der damit körperlichen Beeinträchtigung ging Karl von 1951 bis 1955 nach Wien an die Akademie der Bildenden Künste und studierte Bildhauerei. Seine Lehrer waren neben Hans Andre und Herbert Boeckl auch der aus Meran gebürtige Franz Santifaller.
Zurück nach Kortsch begann Karl mit seinem bildhauerischen Schaffen. „Plastik, das ist Ehrlichkeit. Da kann man nicht schwindeln. Da muss es das erste Mal schon passen. Es ist nicht wie bei einem Maler, der mit dem Pinsel immer noch drüber streichen kann.“ Am liebsten arbeitete Karl mit Holz und Bronze.
s26 karl druckenEines seiner ersten plastischen Werke war das Holzrelief des Hl. Kosmas und Damian in der Krankenhauskapelle in Schlanders (1958). Eines seiner letzten Werke war das Bronzerelief am Portal der Pfarrkirche in St. Pauls (2007). Darauf ist Karl besonders stolz. „Ich würde mir wünschen, dass das Portal in St. Pauls alle Zeiten übersteht“ sagt er.

Neben seinen plastischen Werken schuf Karl mehr als 500 Holzschnitte.
Holzschnitte gingen nur nebenbei, „waren nur Nebenerwerb“ sagt Karl. Aber mit der Zeit beherrschte er die Technik so gut, dass ihm keiner im Land das Wasser reichen konnte. Sogar Heiner Gschwendt soll gesagt haben: „Den Holzschnitt können wir ruhig dem Grasser überlassen!“.

1980 wurde Karl Grasser mit dem Verdienstkreuz des Landes Tirol geehrt. 1993 wurde er anlässlich seines 70. Geburtstages mit der Goldenen Verdienstmedaille der Marktgemeinde Schlanders ausgezeichnet. 2008 wurde ihm der Walther-von-der-Vogelweide-Preis verliehen.

Karl Grasser ist es gelungen mit seiner Kunst zu berühren. Seine Kunst ist echt, ehrlich und authentisch. Was er gemacht hat, hat er auch gelebt. Er selbst sagte einmal: „Ich habe versucht mein ganzes Leben lang ehrlich für die Kunst zu leben und vor allem dem Glauben zu dienen. Als Künstler sah ich meinen Auftrag darin, den Menschen etwas mitzuteilen. Meine Kunst soll die Menschen ansprechen. Der Mensch soll durch meine Kunst Halt bekommen, Kraft holen und Freude haben“. Und er fügte noch hinzu: „Ich habe für‘s Volk gearbeitet, auch für‘s einfache Volk. Zu meiner Kunst soll auch der einfache Mensch einen Zugang finden. Deshalb habe ich Bauernhöfe gemalt, Dinge aus dem alltäglichen Leben, Dinge die jeder verstehen kann“.

„Glücklich wer im Glauben und in der Kunst noch Stärkung findet“. Das ist das Credo im Leben des Karl Grasser. Im Glauben und in der Kunst findet er selber immer wieder die Kraft, alles zu ertragen und weiter zu machen.

s26 grasser tschollIm Februar 2019 erlitt Karl einen Wirbelbruch. Ihm geht es zwar recht gut, aber seitdem ist er körperlich stark beeinträchtigt. Er geht zwar nicht mehr in seine geliebte Werkstatt aber jeden Tag geht er ein paar Schritte vor dem Haus spazieren. Karl freut sich wenn er sein Urenkelkind Hugo sieht oder wenn jemand zu Besuch kommt. Auch liest er immer noch viel und gerne und manchmal zeichnet er in seinen Zeichenblock, der auf dem Stubentisch immer bereit liegt.

Was Karl im hohen Alter immer noch auszeichnet ist sein Gerechtigkeitssinn. Er hatte immer schon eine soziale Ader. Es beschäftigt ihn heute noch, wenn Menschen ungerecht behandelt werden. Er hat ein Gespür für Menschen, denen es schlecht geht und leidet mit ihnen.
Auf die Frage, ob er Angst vor dem Tod hätte, antwortete er: „ Nein, wenn man ein ehrliches Leben geführt hat, braucht man vor dem Tod keine Angst zu haben.“

Peter Tscholl

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