Stilfs/Vinschgau/Bozen - Das Biodiversitätsmonitoring Südtirol legt 2020 einen Schwerpunkt auf den Vinschgau.
2020 ist ein besonderes Jahr für uns Menschen, aufgrund von Corona. Ob das Jahr auch ein besonderes Biodiversitätsjahr ist, werden die langjährigen Erhebungen des Biodiversitätsmonitorings Südtirol zeigen. Das Projekt legt 2020 unter anderem einen Fokus auf den Vinschgau. In einer Serie stellen wir die Erhebungspunkte und erste Ergebnisse vor – dieses Mal die Erhebungen in Stilfs.
Das Biodiversitätsmonitoring Südtirol startete 2019 auf Initiative der Südtiroler Landesregierung und wird von Eurac Research, in Zusammenarbeit mit dem Naturmuseum Südtirol und dem Amt für Natur, ausgeführt. In insgesamt 320 Erhebungsstandorten, verteilt über das ganze Land, erheben die Wissenschaftler von Eurac Research alles, was kreucht und fleucht. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei neben der Botanik und den Bodenorganismen auf der Erhebung von Fledermäusen, Vögeln und Schmetterlingen. All diese Gruppen reagieren sehr sensibel auf ihre Umwelt und sind daher gute Indikatoren für Umweltveränderungen und deren Auswirkungen. Dabei erforschen die Experten alle Lebensraumtypen unseres Landes, von alpinen Lagen, über Wälder, bis hin zu Obst- und Weinbaugebieten. 2020 werden einige Standorte im Vinschgau unter die Lupe genommen, darunter das Dorf Stilfs als Lebensraum „Siedlungsgebiet“.
Erhebungen im Dorf Stilfs
Bereits im Frühjahr begann der Ornithologe Matteo Anderle von Eurac Research mit den Erhebungen in Stilfs. In den frühen Morgenstunden begibt er sich dafür zum Erhebungspunkt und lauscht den Vögeln im Umkreis von 100 m. In Stilfs konnte der Experte dabei ganze 15 Arten erheben, eine beachtliche Zahl für ein Siedlungsgebiet. Darunter konnte er typische Arten für bewohnte Gebiete, wie Italiensperling, Amsel oder Hausrotschwanz vernehmen. Doch konnte er auch speziellere Arten, wie Mönchsgrasmücke oder Stieglitz beobachten. „Aufgrund der Angrenzung zu naturnahen Lebensräumen finden wir in Stilfs sehr viele Arten, die typisch für Wälder und Wiesen oder Weiden sind, wie den Grünspecht oder die Tannenmeise“, erklärt Anderle.
Aus den Erhebungen des vergangenen Jahres konnten bereits erste Erkenntnisse gezogen werden. Was Siedlungsgebiete betrifft, so finden sich hier oft überraschend viele Arten, besonders in Dörfern und Städten, die von viel Grün umgeben oder durchzogen sind. Diese Arten sind jedoch meist Generalisten, die sich an die vom Menschen beeinflussten Gebiete leicht anpassen können. Spezialisten hingegen finden wir vorwiegend in naturnahen Gebieten.
Julia Strobl, Eurac Research