Schon bald wurde gegen den Sinn dieser Deutung Einspruch erhoben, mit dem Hinweis, dass das Geschlecht der Freisassen von und zu Plawenn sehr wohl eine Fortsetzung erfahren hat und jetzt Plawenn Salvini heißt. Salvini ist der Name einer altösterreichisch-venezianischen Familie und eines Marineoffiziers. Wir betreten also ein Gebiet mit zahlreichen historischen Verbindungen.
Plawenn, der heutige Ansitz mit dem kleinen Dorf, ist voller Leben, einmal durch das Engagement der Besitzer, zusätzlich durch die rege Mitarbeit der umliegenden Höfe, also der Nachbarn. Ein Fest wird vorbereitet. Die Familie Plawenn ist standesbewusst gekleidet, in schöner historischer Tracht. Vor zwei Jahren wurde die Neueinweihung der Glocken gefeiert. Heute, also am 24. Juli 2016, wird die Rückführung der restaurierten Altarfiguren in die kleine Kirche Maria Heimsuchung gefeiert. Der Altpfarrer Luis Kleinhans aus Nauders segnet die restaurierten Altarfiguren. Es ist dies der einzige vollständig erhaltene Altar des Landecker Bildhauers Hans Patsch, wie der Kunsthistoriker Albrecht Müller ausführt. Die Arbeiten dieses Oberinntaler Künstlers aus dem 17. Jahrhundert werden nun durch eine Alarmanlage geschützt. Dabei kann ein Telefonanruf helfen: 335 220789 Konrad Messner, kreativer Chef des Club of Mult - Jahresbeitrag 1 € - organisiert die Verpflegung. Hier kann also, wie in alten Zeiten, auch eingekehrt werden, auch in der Kirche (Auskünfte bei Karl Theiner und in der Nachbarschaft).
Das Gotteshaus wurde von den Brüdern Johann Oswald, Johann Christoph und Andreas errichtet und 1631 geweiht. Der Zinnengiebel entstand um 1590. Das Haus selbst entwickelte sich aus einem bereits 1271 genannten Hof. Mächtige Mauern bilden den Kern des Ansitzes. Mit 1721 m Meereshöhe ist Plawenn der höchst gelegene Edelsitz Europas. In den Adelsstand erhoben wurde das Geschlecht 1479, wobei sich die seltene, aber sehr alte Bezeichnung „Freisassen von und zu Plawenn“, bis heute erhalten hat. Freisassen wurden freie Bauern genannt, die über große Güter verfügten und zwar über ein erblichens Lehen. Freisassen werden rangmäßig mit Freiherren oder mit Baronen gleichgestellt.
Arbogast von Plawenn beschreibt die zwei Meter dicken Mauern, die sich um den ursprünglichen Wohnturm entwickelt haben; das Erdgeschoss des Turmes dürfte bis ins frühe 12. Jahrhundert zurückreichen und dient heute der Gastwirtschaft, während die oberen Stockwerke privat sind und von den Herren von Plawenn als Sommersitz benutzt werden.
Die weitverzweigten Nachkommen führen neben den neuen Familiennamen immer noch das alte Prädikat „von und zu Plawen“.
Arbogast von Plawenn Salvini (1883-1951) war k.k. Korvettenkapitän; Salvini ist der Name einer vornehmen venezianischen Familie und eines Marineoffiziers. Auch der junge Christoph Plawenn fährt als Offizier zur See. „Dienst zur See“ ist also in der Tradition der Familie.
Jetzt erklären wir zwei rätselhafte Namen. „Plawenn“ dürfte aus der indogermanischen Wurzel „plowis“ entstanden sein und bedeutet „spülen“ oder „schwemmen“. Der Name weist also auf Verschüttung und Vermurung. Noch 1973 verwüstete eine große Mure das Land.
Was aber bedeutet Arbogast, der seltene, geheimnisvolle Name? Angeblich stammt er aus dem Englischen und war ein Königsname. Genaueres Nachfragen hat ergeben, dass es einen Heiligen Arbogast gegeben hat, der im 7. Jahrhundert lebte und Bischof von Straßburg war. Wahrscheinlich aber ist eine andere Gestalt Vorbild und zwar ein Fränkischer Heerführer aus dem 4. Jahrhhundert, also aus der spätrömischen Zeit. Er verursachte allerhand politischen Wirbel, zumal er zwischen den Katholiken und den Arianern vermitteln wollte.
Die Familie trifft sich regelmäßig in der Urzelle, ist aber sonst in aller Welt beheimatet; auch widmen sich die zahlreichen Mitglieder den verschiedensten Berufen. Ein Luitfried Salvini Plawenn war Professor für Botanik in Wien und ist 2014 verstorben; seine Urne wurde im engsten Familienkreis in Schlanders beigesetzt. In Schlanders, wo die Plawenner ein großes Haus besaßen, das heute der Gemeinde als Rathaus dient, gibt es eine Reihe von sehr schönen Grabstätten mit dem Prädikat „von und zu Plawenn“, wie immer noch stolz geschrieben wird. Jetzt aber werden die Toten der Familie meist der Erde des kleinen Plawenner Friedhofs anvertraut.
Das Oberhaupt der Familie, der pater familias, ist der Frauenarzt Dr. Christoph Plawenn - so sein ofizieller Name; seine Ehefrau, Frau Dr. Ilse Plawenn, ist ebenfalls Ärztin. Beide leben in Bischofshofen und in Plawenn.
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