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Montag, 14 März 2016 20:00

Jungbauern im Portrait: Der Flatscher-Hof am Kastelbeller Sonnenberg

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s50 0559Die Entscheidung einen Bergbauernhof zu übernehmen, zu führen, von ihm zu leben, ist in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich. Immer wieder wird berichtet, dass das Leben als Bergbauer nicht rentabel ist, viele steigen aus und suchen nach neuen Wegen. Und trotzdem gibt es die jungen Bauern noch, die sich  dafür entscheiden einen Hof zu übernehmen, ihn zu bearbeiten und zu pflegen.

von Barbara Wopfner

Die Südtiroler Bauernjugend vergibt jährlich einen Preis, der jungen Familien zu Gute kommen soll, die sich bewusst für ihren Bergbauernhof entscheiden.

Festgelegte Kriterien geben eine Richtung vor, wer den Preis erhalten soll. Erschwernispunkte des Hofes, Alter, eigene Kinder und der Einsatz für den Hof spielen dabei eine Rolle. In diesem Jahr ging der Preis abermals nach Kastelbell, an den Sonnenberg nach Trums. Freunde und Nachbarn haben die Familie Martin Brunner für den Preis vorgeschlagen und nach dem Auswahlverfahren wurden sie mit dem diesjährigen Preis ausgezeichnet. Dazu habe ich sie am Hof besucht.
Als einziger Sohn von vier Kindern stand in der Familie schon früh fest, dass Martin einmal den Hof übernehmen soll und so wuchs er langsam in diese Aufgabe hinein. Seine Schulwahl und Ausbildung richtet er danach aus, um den Hof einmal übernehmen zu können. Die Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg in Burgeis war dafür die erste Wahl. Nach einigen Jahren in der Schweiz übernahm er schließlich 2008 den elterlichen Hof. Nach und nach standen einige Änderungen und Erneuerungen an, die er schrittweise anging, von der Bewässerungsanlagen, zur Fotovoltaik bis hin zum Umbau des Wohnhauses. Der große Schritt wurde 2014 angestrebt, die Umstellung von Milchproduktion zur Kälberaufzucht. Im Stall stehen heute 19 Kälber der Rasse Braunvieh, die der Stolz des jungen Bauern sind.
s50 0526Der Flatscher-Hof ist seit kurzem ein Drei-Generationen-Hof, denn neben den Eltern von Martin, Johanna und Adolf, wohnt auch seine Partnerin Miriam am Hof. Der kleine Janik hält seit gut einem Jahr alle auf Trab. Beide, sei es Martin und auch Miriam, haben neben ihre Tätigkeit als Bauern einen Zweitberuf, dem sie im Tal, bzw. in der Stadt nachgehen. Den Zuverdienst brauchen sie, um ihre Ideen und Visionen für den Hof demnächst verwirklichen zu können. Und dies gelingt nur, da es ein Zusammenspiel der Generationen gibt. Ohne die Eltern wäre die Doppelbelastung kaum zu schaffen. Miriam arbeitet als Verkäuferin in Meran und Martin arbeitet am Bau. Die tatkräftige Unterstützung der Eltern, bzw. Großeltern braucht es da. Auf meine Frage warum sie sich beide für den Hof entschieden haben, war die Antwort eindeutig, die Lage, die Aussicht und das Leben am Hof. De Möglichkeit sich selbst zu versorgen, sehen beide als große Qualität. Das meiste für das tägliche Leben produzieren sie selbst, Kälber und Schweine liefern Fleisch, die Hühner Eier und die Ziegen Milch, Platz für einen großzügigen Garten ist ebenso vorhanden. Ein gemauerter Ofen ermöglicht ihnen eigenes Brot zu backen, das zu einer Leidenschaft der beiden Altbauern Johanna und Adolf geworden ist. Der kleine Janik füttert Ziegen und Kälber, er wächst damit auf und für ihn sind die großen lauten Tiere, mit ihren rauen Zungen keine Besonderheit. Der Ziegenstall mit den Kitzlein ist sein Spielplatz, er darf miterleben von wo Produkte stammen, was Tiere brauchen und wie man sie pflegt. Auch das eine Qualität, die das Leben am Bauernhof ermöglicht und die gerade Urlauber ganz speziell suchen.
Die Altbauern Johanna und Adolf Brunner sind für die junge Familie eine große Unterstützung, die Pflege der Tiere ist für sie noch machbar und sie investieren mit Liebe ihre Zeit darin. Sie haben ihr Leben am Hof verbracht, Zeit und Leidenschaft investiert und übergeben heute mit Freude ihr Lebenswerk und dürfen miterleben wie es weitergeführt wird.
Es hat sich vieles verändert und die Führung des Hofes durch die Jungbauern wird sich noch weiterhin ändern. Martin und Miriam haben Ziele und Vorstellungen für ihren Hof, auf dem die Viehwirtschaft in Zukunft Teil sein wird, jedoch der Hof mehrere Säulen brauchen wird. Die Vision wären Ferienwohnungen, die eine wichtige Einkommensquelle stellen würde. Miriam besucht dafür die wichtigsten Kurse und Martin strebt einen Umbau eines kleinen Gebäudes am Hof an. Der Wunsch wäre, die Arbeit am Hof zu fokussieren, den Zuverdienst nicht im Tal sondern am Hof zu finden.

Kriterien für den Jungbauernpreises (Bezirk Vinschgau)

• Zusammensetzung der am Hof lebenden Personen, Generationen
• Hofübernahme: unter welchen Voraussetzungen
• Bildung: Schulausbildung und Fortbildungen
• Betriebsbeschreibung: Größe, Meereshöhe, Erschwernispunkte, Beregnung, Wiesen, getätigte Investitionen
• Aktive Beteiligung am öffentlichen Leben
• Viehwirtschaft
• Stromversorgung, Mechanisierung, Erschließung
• Wohn- und Wirtschaftsgebäude

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