Der neue Vereinssaal Goldrain präsentiert sich als multifunktioneller Raum und ist als solcher ein lebendiger Begegnungsort. Einerseits. Zum anderen ist er ein Vorzeige-projekt für den starken Zusammenhalt und die gelebte Gemeinschaft der Goldrainer Vereine.
Text: Angelika Ploner I Fotos: Kordula Hell, Angelika Ploner
Die erste Hochzeit hat im neuen Goldrainer Vereinssaal bereits stattgefunden. Im September steht die nächste Hochzeitsfeier an und auch für das nächste Jahr ist der Vereinssaal gut gebucht. In Kombination mit dem schönen grünen Außenbereich bietet sich der neue Saal dafür trefflich an. Doch auch andere Veranstaltungen gingen im neuen Mehrzwecksaal bereits über die Bühne. Will heißen: Der neue Vereinssaal Goldrain ist ein lebendiger Begegnungsort.
Gleichzeitig hat Goldrain mit dem Bau Gemeinschaft gezeigt. Das neue Vereinshaus ist ein Vorzeigeprojekt und steht für gelebten Zusammenhalt der nicht weniger als 19 Vereine in Goldrain. Zusammen bilden sie den Verband der Vereine, deren Obmann Josef Tscholl und deren Vizeobmann Harald Plörer sind. Für die Goldrainer Vereine das Beste herauszuholen, stand beim Neubau des Vereinssaales ganz oben. Es war ein Herzensprojekt, bei dem die Goldrainer zusammengestanden sind und es viele tatkräftige und helfende Hände gegeben hat. Doch der Reihe nach.
Wichtig war den Vereinen, dass der neue Vereinssaal als multifunktionaler Raum den verschiedenen Bedürfnissen gerecht wird, „ob das nun Seniorenturnen, ein Konzert der Musikkapelle, eine Faschingsfeier usw. ist“, sagt Obmann Josef Tscholl auf Nachfrage zum Vinschgerwind.
Konstruktiv wurde mit der beauftragten Architektin Kordula Hell nach den besten Lösungen gesucht. „Ich habe mich auf wenige Materialien und geradlinige, schlichte Formen beschränkt, weil das mein Stil ist und ich auch Platz lassen wollte für die Vorstellungen der Leute, die den Saal schlussendlich nutzen.“ Viel Platz wurde demnach für die Ideen und Wünsche der Goldrainer eingeräumt und viel Platz bietet nun auch der neue Vereinssaal, der beim Schießstand Goldrain angebaut ist. „Die Entwurfsidee war das ganze Sammelsurium (innen und außen) aufzuräumen, klare Linien zu schaffen, Licht in den Saal zu bringen, auch mit wenig Tageslicht einen hellen, luftigen Raum zu schaffen und die unterschiedlichen Nutzungen unter einen Hut zu bringen“, sagt Kordula Hell zum Vinschgerwind. Aus dem düster und erdrückend wirkenden Raum wurde ein hoher, heller, großzügiger und einladender Raum.
Außen blieb das Erscheinungsbild fast unangetastet. Pflastersteine zieren den Vorplatz und halten den Außenbereich gestalterisch minimalistisch. Das Dach wurde etwas angehoben und südseitig ein großzügiges Tür- und Fensterband eingezogen. Das Eingangsfoyer schmücken zwei Fotografien eines alten Goldrainer Dorfbildes, die mit indirektem Licht in die Wand integriert wurden - ein Blickfang und eine Idee von Referentin Maria Kuppelwieser.
Im Inneren dominiert Holz und hat seinen Auftritt in Böden und wandseitigen Holzlamellen. Diese sorgen nicht nur für eine gute Akustik, sondern auch für eine einladende Atmosphäre, eine elegante Raumstimmung - und für eine Art Gliederung des großen Saals.
Dass der neue Saal eine gute Akustik haben muss, war das zweite Anliegen der Vereine. „Da haben wir uns sehr bemüht, um die eierlegende Wollmilchsau hinzukriegen“, sagt Kordula Hell. Die Decke, eine Akustikdecke in Gips mit integrierten Lichtbändern und geschlossenen und offenen Lochfeldern und die wandseitigen Holzlamellen ergänzen sich perfekt.
Für die Akustik wurden zusätzlich die Planer Christine Niederstätter und Giovanni Disegna vom Studio Archacustica beauftragt.
Zum Dritten sollten die Durchreichen für Küche und Bar erhalten bleiben und ein Lagerraum geschaffen werden. Beides ist gelungen. Ein großzügiger Lagerraum bereichert den neuen Vereinssaal mit reichlich Platz, um Stühle, Tische und Sonstiges zu verstauen.
„Für die Durchreichen haben wir lange getüftelt“, sagt Architektin Kordula Hell, „der Zimmermann war da wirklich erfindungsreich und hat sich große Mühe gegeben.“ Das Ergebnis sind Verblender, die Teil der Holzlamellenwand sind und die – bei Bedarf – wie ein Deckel entfernt werden können, kurzum die Durchreichen sind in der Holzlamellenwand versteckt. „Das ist wirklich eine wunderbare Lösung“, loben Plörer und Tscholl. Auch andere Installationen verstecken sich hier hinter der Wand. Und: Auch die Tür zum Lagerraum ist Teil der Wand.
Dass das Ergebnis ein überaus gelungenes ist, ist der Verdienst einer fruchtbaren Zusammenarbeit aller am Bau Beteiligten. Man fühlt sich auf Anhieb wohl im neuen Goldrainer Vereinssaal. Wohl und Willkommen.
Die Idee für ein neues Vereinshaus ist schon fast 20 Jahre alt. Dort, wo heute der neue Vereinssaal seinen Platz einnimmt, stand ursprünglich der ganz alte Schießstand, der Ende der 50er Jahre von den Sportschützen und der Freiwilligen Feuerwehr Goldrain gebaut worden war. Der Zubau Ende der 70er Jahre beherbergte eine Luftschießgewehrhalle und – Golden Dancing, eine Disko, in der jeden Samstag das Tanzbein geschwungen wurde. 1986/87 wurde ein Bühnenportal von den Goldrainer Vereinen dazugebaut. Geld war nie eines da, um einen neuen Vereinssaal zu bauen. Die Goldrainer Vereine wurden stets vertröstet. 2008/2009 wuchsen unter der Ära Karl Weiss mit ersten Planungen und Gesprächen, die mit den Vereinen geführt wurden, die Hoffnungen auf einen neuen Vereinssaal. Viele Sitzungen folgten. Den entscheidenden Durchbruch brachte aber erst ein von Plörer (selbst GR) und den weiteren Goldrainer Gemeinderäten eingebrachter Beschlussantrag 2016/2017. Dieser wurde einstimmig angenommen – auch weil alle Goldrainer Vereinsleute mit ihrer Anwesenheit im Sitzungssaal auf die Dringlichkeit aufmerksam machten. Unter BM Mauro Dalla Barba nahm das Projekt dann Fahrt auf. Architektin Kordula Hell wurde 2018 mit einem Vorprojekt beauftragt. Aus der ursprünglich geplanten energetischen Sanierung und Anpassung an die Brandschutzbestimmungen wurde ein Projekt für den Neubau des Saals. Vor zwei Jahren haben die Bauarbeiten begonnen, vor kurzem konnte alles fertig gestellt werden. Ca. 950.000 Euro erhielt man an Landesförderung, ca. 1,3 Millionen hat der Bau insgesamt gekostet. Eine wertvolle Stütze war die Raiffeisenkasse Latsch, die die Tische und Stühle im Wert von ca. 104.000 Euro gesponsert hat. Ein großzügiges Zeichen, das die Goldrainer Vereine sehr zu schätzen wussten und den Dank mit der Benennung des Saals in „Raiffeisensaal“ zum Ausdruck brachten. „Wir sind wirklich sehr dankbar für diese großzügige Unterstützung“, betonen Obmann Tscholl und Vizeobmann Plörer. In Zukunft die Bühne technisch auf die heutigen Erfordernisse zu bringen, „das wäre noch mein Ziel“, sagt Tscholl. Alle sind stolz auf den neuen Vereinssaal. „Das Wichtigste ist, dass die Goldrainer Bürger und Vereine wieder einen Saal haben, wo Begegnung stattfinden kann“, sagen BM Mauro Dalla Barba und Referentin Maria Kuppelwieser unisono „ob ein Tanzabend, ein Theater, ein Kinderturnen: Das neue Vereinshaus soll für alle funktionieren.“ Und das tut es. Unda auch Synergieeffekte mit dem Bildungshaus Schloss Goldrain sind möglich.
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