Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Georg, 23. April 2020
Wenn in Zeiten nach den Bewegungseinschränkungen durch Covid 19 unsere Sommerausflüge wieder möglich werden, wird nicht jede und jeder von uns das Bedürfnis nach Flugreisen in die Ferne verspüren. Für Berg- und Wanderfreunde habe ich einen Vorschlag für einen Ausflug in unsere Nachbarberge in den Rätischen Alpen jenseits des Stilfserjoches: die Val Viola Bormina.
Anreise
Man fährt über das Stilfserjoch bis an den oberen Dorfeingang von Bormio. Dort, an der letzten Kehre auf der Abfahrt von der Stilfserjoch-Straße zweigt die Staatsstraße Nr. 301 zum Foscagno-Pass und nach Livigno ab. Diese Straße fährt man bis zum Weiler Arnoga. Dort angelangt, zweigt in einer scharfen Rechtskehre linker Hand die Straße in die Val Viola Bormina ab. Die Straße ist eine alte gepflasterte Militärstraße zur Schweizer Grenze. Sie ist einspurig, mit guten Ausweichstellen und mit dem Privatauto bis zu einem von vier Parkplätzen befahrbar. Gegen eine moderate Tagesgebühr parkt man sein Auto auf einem der Parkplätze und beginnt seine Wanderung in die Rätischen Alpen um den Bergstock der Cima Piazzi. Die Anfahrt von Laas nach Arnoga bis zu einem Parkplatz in der Val Viola Bormina beträgt ca. 78 km. Die Val Viola Bormina ist insgesamt 10 km lang und verzweigt sich an ihrem Oberlauf in die Val Verva und die Val Viola. Das Tal wird vom Torrente Viola entwässert.
Die Wanderung in den Rätischen Alpen
Wer gewillt ist, diese Fahrstrecke morgens hin und abends zurück in Kauf zu nehmen, kann die Wanderung auch als Tagesausflug ohne übermäßige Anstrengungen bewältigen und dabei einmalige Landschaftseindrücke aus einem recht unberührten und nicht überlaufenen Hochgebirgstal mit nach Hause nehmen. Der Aufstieg im Tal verläuft gleichmäßig und nicht steil. Besonders beeindruckend sind die Flora mit verschiedenen Wildorchideen in großen Anzahlen von Individuen und der See Lago Viola auf 2.268 m SH oberhalb einer Scheitelmoräne, die als Naturriegel diese Wasserfläche aufstaut. Beeindruckend schön sind auch die Mäander von einlaufenden Schmelzbächen. Der heutige See ist der Rest eines vormals viel größeren periglazialen Gletschersees, der vom Gletscher Ghiacciaio di Dosdè gespeist wurde. Der heutige Restgletscher ummantelt den Corno di Dosdè. Oberhalb des Sees erreicht man die vormalige Finanzkaserne, die heute als Schutzhütte geführt wird. Und auf 2.455 Metern Meereshöhe ist man auf dem Passo Viola, der Staatsgrenze zwischen der Schweiz und Italien, die hier vom Scheitelpunkt und der Wasserscheide im Talschluss gebildet wird. Vom Passo Viola fällt die Val Viola Poschiavina in das schweizerische Puschlav und mit der Val Viola Bormina eben in die italienische Valdidentro.