Montag, 31 Oktober 2011 00:00

Das Sparbuch kommt wieder

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Prad

s40_2829Auf Einladung der Raiffeisenkasse Prad am Stilfserjoch sprach Prof. Dr. Anton Schmoll kürzlich beim „Treffpunkt“ mit Bankkunden zum Thema „Unternehmenskultur als Erfolgsfaktor am Markt“. Den zahlreichen Unternehmerinnen und Unternehmern stellte er die für die Profilierung am Markt wichtige Frage: „Warum soll ich Kunde bei ihnen werden?“

Vinschgerwind: Wenn Sie heute 20.000 Euro übrig hätten, wie würden Sie Ihr Geld anlegen?
Prof. Dr. Anton Schmoll: Gerade in der jetzigen Zeit, in der alles unsicher und turbulent ist, würde ich an erster Stelle das Kriterium Sicherheit wählen.
Ich empfehle dabei, bewusst eine Streuung vorzunehmen: Zum Beispiel einen Teil auf das klassische Sparbuch, das gerade in dieser Zeit eine Renaissance erlebt. Ich kenne die Südtiroler Verhältnisse zu wenig-  aber in Österreich würde ich auch das Bausparen empfehlen. Einen kleinen Teil könnte man auch in fest verzinsliche sichere Anleihen investieren. Ich betone noch einmal, dass in den nächsten Monaten das gute alte Sparbuch eine gute Anlage ist. Man sollte sich aber nicht für Jahre binden. Mit dem Sparbuch kann man   die Zeit überbrücken und dann  neu entscheiden. Denn die Märkte sind derzeit in Veränderung. 

Die Bürger werden immer massiver zur Kasse gebeten. Die Verursacher der Krise zocken, so hat es jedenfalls den Anschein,  munter weiter. Kein Ende in Sicht?
Kein Ende in Sicht würde ich nicht sagen. Denn Basl III steht  vor der Tür und die Banken werden an die Kandare genommen. Wobei man fairerweise etwas sagen muss: Diese Krise 2008/09 hat ihre Wurzeln nicht in Europa gehabt. Das waren Lehmean Brothers in Amerika. Trotzdem haben Sie recht. Es braucht internationale Normen. Derzeit basteln die Minister am Rettungsschirm für die international tätigen Banken. Da geht es einerseits um die Banken und andererseits um die Verschuldung der Staaten.
Etwas muss bei allen Regelungen zurückkommen: das Wort Vertrauen. Wir müssen wieder zu alten Kaufmanns- und Handschlagsqualitäten zurückfinden. Ich betone dabei: Das haben Banken wie Raiffeisen immer gehalten, immer gehabt. Und gerade diese Bankengruppe kann für sich in Anspruch nehmen, dass sie nicht Verursacher der Krise war und  - so glaube ich - und imagemäßig verhältnismäßig gut aus der Krise herausgekommen ist.
 

Was bedeutet es für uns, wenn Staaten oder Banken pleite gehen? Sind die Spareinlagen dann noch sicher?
Das hängt von der Rechtssituation ab. Ich kann nur für Österreich sprechen. Dort sind von der Republik bis 100.000 Euro pro Sparer garantiert. Das heißt,wenn eine Bank pleite ginge, ist der staatliche Rettungsschirm da. In Italien dürfte es ähnlich sein.
Südtirol hat andere Wirtschaftsstrukturen und kleine gewachsene Regionalbanken. Dass alle regionalen Banken  gleichzeitig pleite gehen ist unwahrscheinlich. Nehmen wir das Beispiel Raiffeisen. Das sind ja viele selbständige Primärbanken.
Ein ganz anderes Thema ist die Verschuldung einiger Staaten in Europa. Da sind jetzt die Regierungen gefordert. Jeder Staat müsste die Disziplin aufbringen, die von der EU vorgegebene  Quoten der Staatsverschuldung einzuhalten.
 

Spareinlagen, Kredite. Die Bürger machen sich große Sorgen. Wie sehen Sie die Entwicklung der Zinsen?
Wüsste ich das ganz genau, säße ich nicht hier, denn dann wäre ich Hellseher. Ich glaube, wir werden einen moderaten Anstieg haben. Dabei muss man Folgendes sehen: Kein Land ist mehr völlig autonom bei seiner Zinspolitik. Die Europäische Zentralbank in Frankfurt spielt eine große Rolle. Diese bestimmt die Preispolitik. Sie bestimmt den Zinssatz, den die Banken zahlen müssen und dieser wird an die Kunden weitergegeben.
 

Italien strampelt im Schuldenstrudel. Wird sich das Land über Wasser halten?
Das hängt von den Entscheidungen der Regierung ab. Und auch hier spielt Vertrauen eine große Rolle. Italien wir nicht drum herum kommen, seine Schulden abzubauen und das trifft die Steuerzahler. Im Übrigen muss man unterscheiden: Südtirol und Italien sind aus meiner Sicht zwei paar Schuhe.

Interview: Magdalena Dietl Sapelza

Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau


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