Schlanders/Theaterabend - Hans Fallada hat kurz vor seinem Tod 1947 in rund vier Wochen den Roman „Jeder stirbt für sich allein“ geschrieben. Aus einem realen Fall über ein Arbeiterehepaar, das Postkarten, kleine Zettelchen mit Texten gegen Hitler und den Krieg ausgelegt hat und denunziert wurde, hat Fallada einen fast 700 Seiten dicken Roman gemacht. Das Werk wurde mehrfach verfilmt und 2002 mit großem Erfolg neu herausgegeben. Volkmar Kamm hat für die Schauspielbühne Stuttgart eine Bühnenfassung erstellt, welche Ende März im Kulturhaus Schlanders aufgeführt wurde. Der Roman gilt als das erste Buch eines deutschen, nicht-emigrierten Schriftstellers über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Otto und Anna Quangel, die Hauptpersonen, führen ein ruhiges und angepasstes Leben. Sie sind Mitglieder bei der Partei, interessieren sich aber nicht für Politik. Alles ändert sich, als ihr einziger Sohn im Krieg ums Leben kommt. Sie wissen, dass er nicht den Heldentot gestorben ist, sondern dass der Führer ihren Sohn ermordet hat. Nun werden sie aktiv gegen Hitler und den sinnlosen Krieg. Denn anständige Menschen müssen kämpfen, um nicht die eigene Würde zu verlieren, sie müssen handeln, damit der Samen aufgeht, in einem Garten voller Unkraut.
Im Theater wird die private Welt des Ehepaares dargestellt, die Nachbarschaft im Mietshaus mit den unterschiedlichen Menschen und andererseits das Verhör, die Verhandlung vor dem Volksgerichtshof. Die Angst, der Existenzkampf der einzelnen Figuren ist das bestimmende Element. Jeder muss sich behaupten, Misstrauen beherrscht ihr Dasein, sie erleben Macht und Ohnmacht. Täter werden schnell zu Opfern. Das Stück zeigt auf beeindruckende Weise den Alltag einfacher Bürger, umgeben von Karrieristen, Opportunisten und Kleinkriminellen während der Nazizeit und ist auch heute noch so aktuell wie damals. Jeder wird für sich alleine sterben müssen, aber wir sterben nicht umsonst. Wenn wir für das Recht kämpfen, werden wir am Ende die Sieger sein, meint Fallada. (hzg)
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