Vinschgau/Bozen - Film ab: Ein kleiner Beerdigungszug schlängelt sich den steilen Sonnenberg entlang. Die Gesichter blicken ehrfürchtig zu Boden, während gebetsmühlenartig das „Gegreseischt du Maria voll der Gnaden“ hinuntergebetet wird. Im Kinosaal des Capitol 1 in Bozen herrscht am 7. April gespannte Stille, als der Film „Die Einsiedler-The eremits“ anläuft. Fast voll ist der Saal, viele der Crewmitglieder sitzen im Publikum, auch Komparsen aus dem Vinschgau sind dabei. Später drängt sich der alte, verlassene Falegghof ins Bild, die steilen Hänge des Sonnenbergs oberhalb Allitz, der Laaser Marmorbruch und das -werk. Ein packendes Drama ist der Erstlingsfilm vom Kastelruther Regisseur Ronny Trocker, der - bis auf die Schlussszene - zur Gänze im Vinschgau gedreht worden ist und beim Bozner Filmfestival Premiere gefeiert hat. „Die Einsiedler-The eremits“ sind Marianne und Rudl, bald nur mehr Marianne allein. Der einzige nach einem Lawinenabgang verbliebene Sohn Albert arbeitet im Tal bei den Marmorwerke. Trocker fasste die Handlung in wenige Worte, kleidete sie stattdessen in starke Bilder. Eine schroffe, karge Landschaft kontrastiert mit dem Tal. Landschaft prägt. Heimat verändert. Einsamkeit lehrt die Dinge mit sich selbst auszumachen...
Trocker ist für die Premiere von Berlin nach Bozen gereist. „Es freut mich, dass der Film dorthin zurückkehrt, wo er gemacht wurde“, sagt er beim Filmfestival. Er habe lange im Vinschgau recherchiert, der Marmorbruch sei ein Beispiel wie verschieden man Berge bearbeiten kann. Einfach war es nicht im Bruch filmen zu dürfen, die Dreharbeiten dauerten insgesamt genau 29 Tage, aufgeteilt auf zwei Drehblöcke im Herbst 2015 und Jänner vergangenen Jahres. Die 84-jährige österreichische Schauspielerin Ingrid Burkhard und den ebenfalls bekannten Andreas Lust hat Trocker für sein Drama gewinnen können. Im Vinschgau wird der Film spätestens im Herbst zu sehen sein: Ein Muss, denn soviel Vinschgau gab es noch nie in einem erfolgreichen Film. (ap)