Sepp Noggler: Stimmenmäßig lässt sich das wiederholen. Ich hatte das letze Mal viel Glück, dass ich mit so wenigen Stimmen einen Platz im Landtag erhalten habe. Heuer wird es dafür mehr Stimmen brauchen. Wenn ich heuer im Vinschgau so viele Stimmen wie beim letzten Mal erhalten werde, setzt das voraus, dass die SVP gleich viele Stimmen wie 2008 erhält. Das wird schwierig. Ich bin auf alles gefasst.
Der SVP-Bezirksausschuss hat beschlossen, mit drei bindenden Kandidaten ins Rennen zu gehen. Mit drei Kandidaten ist die SVP im Vinschgau in der Vergangenheit nicht gut gefahren. Wird’s brenzlig?
Auf jeden Fall. Die Vergangenheit hat gezeigt, wenn drei Kandidaten unterstützt werden, bleiben zwei daheim und ein Kandidat wird gewählt. Wenn der Vinschgau mit vier Kandidaten gestartet ist, sind alle vier durchgerasselt. Haben wir zwei aufgestellt, sind zwei gewählt worden. Die Entscheidung des Bezirksausschusses ist zu respektieren. Man muss sich allerdings dann auch abfinden, wenn es daneben geht. Meiner Meinung nach ist es zu knapp, weil der Bezirk zu klein ist.
Das ist die interne Konkurrenz. Freiheitliche, Grüne, Südtiroler-Freiheit, Bürger-union: Wie Ernst ist die politische Konkurrenz zu nehmen?
Die Konkurrenz ist immer Ernst zu nehmen. Alle Parteien kämpfen für ihre Vorstellungen, für ihre Ideale. Andere Parteien kochen auch nur mit Wasser, so wie es auch die SVP tut. Es wird auf den Zielsprint ankommen. Ich gehe davon aus, dass die Volkspartei weiß, was im Zielsprint auf dem Spiel steht. Ich gehe auch davon aus, dass die Volkspartei die Wähler im Vinschgau halten kann. Der Vorteil der SVP ist, dass neue und interessante Gesichter auf der
Liste sein werden. Das kann man von den anderen Parteien nicht sagen, die werden mit alt bekannten Gesichtern antreten, z.B. Südtiroler Freiheit mit Eva Klotz, Freiheitliche mit Pius Leitner, Bürgerunion mit Andreas Pöder. Die Erneuerung ist in der Volkspartei garantiert, deshalb kann es klappen.
Stichwort Erneuerung: Es ist anzunehmen, dass Arno Kompatscher – wenn er denn als SVP-Spitzenkandidat die meisten Stimmen erhalten wird - in der Landesregierung einschneidende Personal-Änderungen vornehmen wird. Sind Sie bereit für ein Mandat als Landesrat?
(lacht) So schnell schießen die Preußen nicht. Mein erstes Ziel ist es, die notwendigen Stimmen für den Landtag sammeln zu können. Das wird schwierig genug. In der Landesregierung sind viele Mandate von vornherein vergeben, aufgrund der Frauenquote, aufgrund der Ladiner, aufgrund der Bezirke...
...also doch keine Erneuerung in der SVP...
Es kommen neue Frauen in die Regierung, mit Ausnahme des Ladinerkandidaten kommen neue Landesregierungsmitglieder. Dass da für mich ein Platz frei sein wird, ist eher unwahrscheinlich.
Konkret: Ist der Platz in der Landesregierung für Richard Theiner reserviert?
Richard Theiner ist SVP-Obmann. Im Allgemeinen hat der Parteiobmann eine Vorzugsschiene. Theiner hat täglich mit Partei-Problemen zu kämpfen. Er hat sich als Kandidat für den Landeshauptmann selbst aus dem Rennen genommen. Als Parteiobmann hat er sicher ein gewichtiges Wort auch bei der Zusammenstellung der Landesregierung zu sagen. Wenn er sich allerdings zurückzieht, oder die Akzeptanz bei den Wahlen nicht so groß ist, dann sind die Chancen schon da, sonst nicht.
Bleiben wir beim politischen Träumen. Welches Ressort würde Sie interessieren?
Als Kandidat aus der Peripherie ist der landschaftliche Aspekt, der landwirtschaftliche Aspekt von besonderer Bedeutung. Auch die Raumordnung ist ein sehr interessantes Gebiet, natürlich auch die Energie. Das sind die Themen, in denen ich mich in der laufenden Legislatur wohl gefühlt habe.
Der Bauernbund hat kürzlich beschlossen, dass, neben drei anderen Kandidaten, auch der Noggler Sepp bei der Landtagskandidatur im Herbst unterstützt werden soll. Uns fehlt allerdings der Stallgeruch.
Ich war das letzte Mal kein offizieller Bauernbundkandidat. Trotzdem hatte ich die Unterstützung des Bauernbundes im Bezirk. Durch das Wegbrechen von Bauernbundkandidaten wie Luis Durwalder, Hans Berger, Rosa Thaler und Seppl Lamprecht, gibt es die Möglichkeit einer Erneuerung. Vom Bauernbund Bezirk Vinschgau bin ich einstimmig vorgeschlagen worden. Ich musste mich beim Bauernbund in Bozen dann vorstellen.
Den fehlenden Stallgeruch stellen wir in Ihrer Heimatgemeinde Mals fest. Dort wird gegen die Bauern mobil gemacht. Wo ist bislang die Stimme Nogglers geblieben?
Ich glaube, da braucht es keine Stimme. Ich bin lange genug Verwalter in meiner Heimatgemeinde Mals gewesen, dass ich schon weiß, wie die Geschichte dort passiert. Vieles ist dort übertrieben. Wenn das alles etwas abkühlt und wenn man vernünftig nachdenkt, wird jeder draufkommen, dass Eigentum zu schützen ist. Es geht sicher nicht an, dass jemand anderer bestimmt, wie ich meine Arbeit auf meinen Feldern zu verrichten habe.
Konkret geht es um den Pestizideinsatz.
Es kann jeder verlangen, dass ein Bauer nicht in das Grundstück des Nachbarn spritzen darf. Aber dass ich in meinem Garten nicht mit Pestiziden oder Fungiziden arbeiten darf, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn man das so weiterdenkt, dann ist es so, dass nicht nur der konventionelle Bauer sondern auch der Biobauer nicht mehr spritzen kann. Es sind die Schwermetalle wie Kupfer oder Schwefel. Dann dürfte auch der Weinbauer nichts mehr machen. Auch im Grünland wird gespritzt, beim Maisanbau, bei den Kartoffeln. Wenn ich den Kartoffelkäfer bekämpfen will, dann mache ich das auf meinem Grundstück.
Man hat den Anschein, dass es in Mals um etwas Grundsätzliches geht. Eine Gruppe will verhindern, dass sich der Obstbau ausdehnt. Wie stehen Sie dazu?
Diese Gruppe von Bauern kann natürlich auf ihren Grundstücken bestimmen. Sie können bestimmen, dass sie keinen Obstbau machen, dass sie Korn anbauen. Das ist legitim. Man kann auch nicht verlangen, dass kein Korn angebaut werden darf. Jeder soll in seinem Grundstück anbauen, was er will. Ob das Birnen sind oder Kartoffeln ...
... oder Kirschen, wie Sie es machen.
...oder auch Kirschen. Das ist meine Entscheidung. Es ist total unlogisch, dass ich hergehe und meinem Nachbarn sage, was er zu tun hat. Die Diskussion in Mals ist insofern gut, dass man mehr aufpasst beim Einsatz der Pestizide und Fungizide, dass man dazulernt. Ich glaube, das ist unbedingt erforderlich. Aber dass man Pestizide verbieten will, ist unlogisch. Die Verantwortung hat jeder selbst zu tragen.
Eine Volksbefragung würden Sie grundsätzlich ablehnen?
Auf jeden Fall. Was soll das Volk entscheiden? Wie soll die Frage lauten? Der Einsatz von Pestiziden ist nicht möglich? Da müsste die Landwirtschaft von Neuem starten und wir gehen drei Schritte zurück. Der Landwirt muss überleben. Mit der Viehhaltung ist das immer schwerer möglich. Eine Entwicklung muss man zulassen, natürlich gut überlegt. Die Möglichkeiten sind da, klimatisch ist Obstbau möglich. Sicher ist es gut, dass die Leute besser aufpassen.
Das Thema Energie, der Vinschger Strom, ist auf Ihrer Fahne. Muss der LH Luis Durnwalder erst abtreten, damit dieses Thema gelöst werden kann?
Ich glaube schon. Der LH hat seit langer Zeit eine Lösung in Aussicht gestellt, aber Durwalder steht nicht richtig dahinter. Von einer Lösung im Sinne des Vinschgaus ist Durnwalder nicht überzeugt. Ich habe ihm das auch persönlich gesagt, dass er versucht, auf Zeit zu spielen. Wenn es so ist, dass der Landeshauptmann nicht mehr kandidiert, und davon gehe ich aus, dann ist die Lösung eine Frage von ein paar Monaten noch. Wir sind seit 12 Jahren bei der Problematik Strombeteiligung und Stromnetz dabei, deshalb spielen diese vier-fünf Monate keine Rolle mehr. Als Gruppe kämpfen wir weiterhin für die Möglichkeit der Stromverteilung und der Strombeteiligung.
Wie stellen sich die Vinschger Stromkämpfer eine Lösung vor, mit der das Vinschger Energiekonsortium leben kann?
Die Lösung ist eine Beteiligung in Martell und zwar von 30 Prozent. Diese 30 Prozent würden ausreichen, das Tal mit den anderen Produktionsstätten energieautark zu machen. Dieser Strom würde auf Genossenschaftsbasis verteilt und das würde einen günstigeren Stromtarif bedeuten. Das ist nach wie vor unser Ziel.
Eine Genossenschaft über den Raiffeisenenergieverband?
Nein, über das VEK, über das Vinschger Energiekonsortium. Die Gemeinden haben das Anrecht auf die Stromverteilung. Der Landeshauptmann witzelt zwar, dass er jeden Bürgermeister, der das Stromnetz übernimmt, für das Verdienstkreuz vorschlagen würde. Weil Durnwalder die Verteilung für die Gemeinden als nicht interessant findet. Trotzdem macht er keinen Schritt dahin, dass die Gemeinden diese Stromverteilung übernehmen können. Das wird sich bis zum Ende dieser Legislaturperiode hinziehen. Wir haben ständig Sitzungen und Besprechungen auf verschiedenen Ebenen. Wir werden abwarten müssen.