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Dienstag, 17 Oktober 2023 08:27

Zum dritten Mal in Paris

Olympische Sommerspiele
Die nächsten Olympischen Sommerspiele werden vom 26. Juli bis 11. August 2024 in Paris ausgetragen. Damit richtet die französische Hauptstadt nach den Jahren 1900 und 1924 zum dritten Mal diese Veranstaltung aus. (sam)

Dienstag, 17 Oktober 2023 08:27

KK-Dreistellungskampf

Sportschießen
Beim KK-Dreistellungskampf werden 60 Schüsse in drei verschiedenen Positionen abgegeben: 20 Mal liegend, 20 Mal kniend und 20 Mal stehend. (sam)

Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Gallus, 16. Oktober 2023

In der Ausgabe dieser Zeitung vom 17. November 2022 habe ich das letzte Mal über den Bartgeier geschrieben. Heute möchte ich eine Gesamtübersicht zum Projekt der Wiederansiedlung dieser Vogelart in den Alpen seit dem Beginn im Jahr 1986 versuchen. Ich beginne mit einer statistischen Zusammenfassung.

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Historisch eine von vier Geierarten

Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) war, historisch betrachtet, eine von vier Geierarten in den Alpen. Daneben gab es den Gänsegeier (Gyps fulvus), den Mönchsgeier (Aegypius monachus) und den Schmutzgeier
(Neophron percnopterus). Namensgebend für den Bartgeier sind die steifen Federborsten am Schnabelansatz, welche über den Unterschnabel wie ein kleiner Kinnbart vorstehen. Nach dem südamerikanischen Kondor ist der Bartgeier mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern der zweitgrößte flugfähige Vogel. Sein Trivialname „Lämmergeier“ hat dem Bartgeier in den Alpen am Anfang des 20. Jahrhunderts den Kragen gekostet: Als vermeintlicher Lämmerdieb wurde er gnadenlos verfolgt bis zu seiner Ausrottung im Jahr 1930. Dabei ist der Bartgeier ein reiner Aasfresser, der mit seiner aggressiven Magensäure die Kalksubstanz von Knochen auflösen kann und sich so die Skelette von Tottieren mit deren Knochenmark als spezielle Nahrungsnische ohne Konkurrenz durch andere Tiere erschlossen hat. Bartgeier werden erst im 5. bis 7. Lebensjahr geschlechtsreif und fortpflanzungsfähig.
Die Wiederansiedlung dieser Vogelart in den Alpen hat 1986 begonnen und war nur möglich, weil in den Zoos noch Gründertiere vorhanden waren.

Die Brutsaison 2023
Das internationale Bartgeiermonitoring IBM hat im heurigen Jahr in den Alpen 84 territoriale Bartgeierpaare erfasst, zusätzlich zwei auf Korsika und eines im Französischen Zentralmassiv. 59 von diesen Paaren haben erfolgreich gebrütet (Bruterfolg 0,73, d.h. 3 von 4 Bruten waren 2023 erfolgreich). Bei 21 Paaren ist die Brut misslungen, 7 Paare haben nicht gebrütet.

Die Südtiroler Bartgeier sind Vinschger
Von den oben erwähnten bisher erfassten und monitorierten 84 Bartgeier-Paaren der Alpen haben 18 Paare im italienischen Teil des Alpenbogens ein Territorium bezogen, davon 13 in den Zentralalpen und 5 in den West- und Südwestalpen.
Von den 13 Paaren in den italienischen Zentralalpen brüten 5 Paare in Südtirol, bisher allesamt im Vinschgau. Alle 5 Paare (Reschen, Planeil/Matsch, Trafoital, Martelltal, Pfossental) haben in der abgelaufenen Brutsaison 2023 ihre Junggeier erfolgreich bis zu deren Ausfliegen aufgezogen.

Wo halten sich die im Martelltal freigelassenen Bartgeier auf?
Der Nationalpark Stilfserjoch ist Projektpartner im Projekt zur Wiederansiedlung der Bartgeier in den Alpen und hat bekanntlich in den Jahren zwischen 2000 und 2008 in fünf Freilassungsaktionen insgesamt 11 Junggeier aus Zoozuchten kurz vor ihrem Flüggewerden in eine künstliche Horstnische im Schludertal hinter Stallwies in Martell freigesetzt. Seither bin ich öfters gefragt worden, was man von diesen freigelassenen Bartgeiern weiß.
s49 bartZur Erinnerung fasse ich die Freilassungsjahre, Namen, Geschlecht, Schlupfdatum und Zuchtort der 11 „Marteller“ Geier zusammen:
Aus gesicherten Sichtungen, aber auch aus der Aufschlüsselung der genetischen Codes aus Federn, welche unter Horsten gefunden worden sind, kann man sieben der 11 im Martelltal freigelassenen Vögel als derzeit sicher noch lebend identifizieren und verschiedenen Brutpaaren zuordnen. Aus den Jahres- und Trimester-Berichten des Internationalen Bartgeier-Monitorings IBM habe ich für Interessierte folgende Daten zusammengeschrieben:
Retia, das Weibchen aus dem Jahr 2000 ist inzwischen 23 Jahre alt. Von 2008 bis 2011 konnte es als Paarpartner des Männchens Livigno identifiziert werden und hat am Ofenpass in den drei Jahren 2008, 2009 und 2011 je einen Jungvogel zum Ausfliegen gebracht. Dann hat es hat einen Partnerwechsel gegeben: Seit 2017 ist Retia Brutpartnerin des Männchens Ingenius vom Paar Buffalora (CH). Beide haben 2017 und 2021 ein Junges erfolgreich aufgezogen.
Stift, das inzwischen 21-jährige Weibchen aus dem Marteller Freilassungsjahr 2002, ist Brutpartnerin von Tell im Bormianer Brauliotal. Die beiden Vögel haben zwischen den Jahren 2011 und 2021 sechs Junge bis zum Ausfliegen aufgezogen.
Martell, Weibchen Jahrgang 2002, ist Partnerin von Zebru. Beide bilden das Paar Tantermozza bei Zernez im Unterengadin und haben zwischen 2010 und 2016 6 Junge aufgezogen. Seither scheint der Bartgeier Martell unter den Brutpaaren nicht mehr auf.
113B3 SW 2019 Luca CasaleOrtler, Weibchen aus dem Jahr 2004, ist seit 2014 Partnerin von Livigno im Paar Ofenpass. In den zehn Jahren zwischen 2014 und 2023 haben die beiden Bartgeier insgesamt 8 Jungvögel bis zum Ausfliegen aufgebracht. Von 2008 bis 2011 war das Männchen Livigno Partner des „Marteller“ Weichens Retia.
Zufall, das Weibchen aus der Marteller Freilassung im Jahr 2006, ist eine Auswandererin. Als Partnerin des Männchens GT 099 bilden sie das französische Paar Bargis Bis und hat zwischen 2018 und 2023 4 Junge aufgezogen.
Temperatio, Weibchen Jahrgang 2006 aus der Zuchtstation Haringsee bei Wien und gleichen Jahres im Marteller Schludertalfreigelassen, ist hingegen heimatverbunden: Mit einem nicht näher identifizierten Partner aus einer Wildgeburt bildet es das Marteller Paar Zufritt und brütet seit 2015 erfolgreich. In den neun Jahren von 2015 bis 2023 sind ebenso viele Jungvögel ausgeflogen.
Haristraufu, Männchen aus der Marteller Freilassung im Jahr 2008, ist Paarpartner des Planeiler Paares. 2023 ist das Junge des Paares ausgeflogen.
Von Interreg (Freilassung Martell im Jahr 2000), Culan (Marteller Freilassung 2004) und Voltoi (Freilassung Martell im Jahr 2006) gibt es keine Beobachtungen unter den Brutpaaren oder gemeldete, in den Datenbanken erfasste Sichtungen.
Sicher tot ist Ikarus, das Männchen, welches im Jahr 2008 im Martell freigelassen worden war. Es war mit einem Satellitensender bestückt, ist 2008 nach einem Meter Neuschneefall im Rabbital auf einem Hausdach niedergegangen, mit Lähmungen geborgen und anschließend in der Zuchtstation Haringsee Wien bei Prof. Hanns Frey gepflegt worden. Im Juni 2009 wurde der wieder flugfähig gewordene Vogel, mit neuem Satellitensender bestückt, am Kleinboden in Trafoi ein zweites Mal freigelassen, aber im Herbst desselben Jahres in der Innerschweiz erneut am Boden, noch lebend, geborgen. Trotz fachmännischer Pflege im Tierpark Goldau ist Ikarus seiner Bleivergiftung mit astronomisch hohen 59 Milligramm Blei pro Kilogramm Körpergewicht erlegen. Das Blei war schon in den Knochenbälckchen eingebaut. Das toxische Schwermetall hatte der Vogel wohl über Eingeweide von Tottieren oder Aufbrüchen von Jagdbeuten im Gelände aufgenommen.

Fazit: Von den 11 im Martelltal zwischen den Jahren 2000-2008 freigelassenen Bartgeiern gibt es von sieben Vögeln aktuelle Lebenszeichen in Form von Bruterfolgen. Und: Wenn die Lebensraumbedingungen stimmen, werden Bartgeier (sehr) alt.

Das Honigjahr 2023 wird allgemein als ein gutes bezeichnet. Imkerinnen und Imker sind mit der Honigausbeute durchaus zufrieden. Beim Schutz der Bienen bewährt sich auch die gute Zusammenarbeit mit den Obstbauern.

von Magdalena Dietl Sapelza

Der Obmann des Imkerbezirkes Obervinschgau Othmar Patscheider spricht von einem guten Honigjahr 2023. Nach einem schlechten Start im regnerischen Mai konnten die Bienen im Juni und Juli bei der Honigproduktion aufholen. Die sogenannte „Waldtracht“ hatte überraschenderweise einen sehr positiven Einfluss. Als sehr gut beschreibt Patscheider auch die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen im Verband Vinschger Produzenten VIP und mit den Obstbauern. Die Sensibilität der Bauern im Hinblick auf den Schutz der Bienen als Bestäuber steigt. Laut Patscheider ist heuer nur ein einziger Fall von Bienenverlusten durch Pestizideinsatz in seinem Bezirk gemeldet und auch bestätigt worden. „Die Obstbauern achten mittlerweile sehr darauf, Spritzungen so zu organisieren, dass sie dem Bienenflug ausweichen“, sagt Patscheider. Immer mehr Obstbauern verlegen die Schädlingsbekämpfung auf die Abend- und Nachtstunden. Das heißt, wenn jemand nachts spritzt, tut er den Bienen etwas Gutes. „Spritzungen am Abend und in der Nacht wären das A und O“, so Patscheider. Ein Problem für die Imkerei stellte die Varroamilbe dar, der nur schwer beizukommen ist. Heuer sei es besonders schlimm gewesen, sagt Patscheider. Als Grund für die starke Vermehrung der Milbe vermutet er die hohen Temperaturen, die das Ambiente der Milbe begünstigen. Dem Bezirk Obervinschgau, der von Spondinig/Prad bis Reschen reicht, gehören 227 Mitglieder an, die rund 3.000 Bienenvölker pflegen. Eine Aufwertung für die Zucht ist, laut Patscheider, die Carnica Belegstation in Trafoi, wo Bienenköniginnen von Drohnen begattet werden. Und unverzichtbar seien auch die Kurse betreut von Valentin Habicher in der Fürstenburg in Burgeis.Er kümmert sich auch um den Bezirksbienenstand, der dort steht. Dem Vorstand des Imkerbezirkes Obervinschgau gehören neben Obmann Othmar Patscheider alle Ortsobleute an: Prad/Stilfs:Hubert Stillebacher, Schluderns: Reinhard Patscheider, Glurns: Christoph Prader, Taufers i. M.: Christian Hörtnagl, Tartsch: David Blaas, Matsch: Martin Kofler, Mals: Ludwig Thoma, Burgeis: Hansjörg Bernhart, Graun: Sabiene Prieth und Langtaufes: Andreas Stecher. Ein Ziel der Bezirksverantwortlichen für die Zukunft wäre die Organisation einen grenzüberschreitenden Honigverkostung mit den Imkern im Bezirk Landeck. Doch das ist eine andere Geschichte.

Fürstenburg/Burgeis. Am Samstag, 7. Oktober fand in der Fürstenburg in Burgeis die 12. Südtiroler Alpkasverkostung statt. Organisatoren waren die Verantwortlichen der Fachschule in Burgeis, des Sennereiverbandes Südtirol und der Arbeitsgemeinschaft Vinschgauer Sennalmen

von Magdalena Dietl Sapelza

Der Almkäse stand um 14.00 Uhr klein portioniert im Saal der Fürstenburg für das Publikum zur Verkostung bereit. Neben dem Käse aus Vinschgauer Almen konnten die Interessierten auch Almkäseprodukte aus der benachbarten Terra Raetica-Alpenregion (Bezirk Imst und Landeck, sowie das Unterengadin) probieren und bewerten. Bereits am Vormittag hatte sich eine Fachjury mit dem Alpkäse professionell auseinandergesetzt. Begutachtet wurden Käserinde, Lochung, Textur, Geschmack und einiges mehr. Die Bekanntgabe der Wertung (siehe Tabelle) erfolgte im Anschluss an die Publikumsverkostung um 16.30 Uhr in der Aula Magna. Der Käse der Kaproner Alm, s46 tabhergestellt vom Senner Matthias Gamper, hatte die Nase vorn. Dieser wurde nicht nur punktemäßig mit „Ausgezeichnet“ bewertet, sondern erhielt auch den Tagessieg der Jury zugesprochen. Erster Gratulant war Rudolf Pinggera, der seit 20 Jahren Obmann der Kaproner Alminteressentschaft ist und für beste Rahmenbedingungen sorgt.
Beim Ziegenkäse bekam die Faulbrunnalm 18,5 Punkte und „sehr gut“, die Ochsenberg Alm und die Schlanderser Alm jeweils 16,5 Punkte und „gut“.
Weniger als 16 Punkte erhielt der Käse der Höfer Alm, der Prader Alm, der Rableid Alm, der Rescher Alm, der Stilfser Alm und der Tarrenton Alm. Bei der Verkostung steht nur ein einziger Käselaib zur Bewertung bereit. Die Qualität der Almkäseprodukte ist allgemein auf einem sehr hohen Niveau. Dazu beigetragen hatten kontinuierliche Aus- und Weiterbildungsprogramme in den vergangenen Jahrzehnten.
Dass der von der Jury weniger gut bewertete Käse der Höfer Alm den Publikumspreis erhalten hatte, sorgte für Diskussionen.
Das zeigt, wie unterschiedlich die Geschmäcke sein können.

Dienstag, 17 Oktober 2023 15:04

Spezial-Landwirtschaft: Karthein.gut

Kulturenvielfalt. Sortenvielfalt. Gesunde Böden. Die Nähe zur Natur. Wertschätzung. So schmecken Gegenwart und Zukunft am Kartheingut in Tschars. Elisabeth Tappeiner und Peter Weiss gehen neue Wege in der Landwirtschaft. Aushängeschild ist der Vinschger Safran.

von Angelika Ploner

Am Kartheingut hat die Safranernte vor wenigen Wochen begonnen. Noch bevor die Sonne aufgeht, werden die lilafarbenen Blüten von Elisabeth Tappeiner und ihrem Mann Peter gepflückt. Heuer steht man im dritten Erntejahr. Damit die Blüten aus der Erde hervorkommen, müssen die Nächte kalt sein. „Es braucht einen Kälteimpuls“, erklärt Elisabeth. Das kann oft dauern. Auch heuer waren die Temperaturen lange Zeit viel zu warm. Zudem wächst der Safran am Kartheingut in Stehlen mit Steinmauern. „Die sind im Herbst aufgeheizt“, sagt Peter. Safran ist ein Krokusgewächs, genauso wie die Krokusse, die man von der Wiese kennt. „Er ist ein antizyklischer Krokus. Das heißt er ist ein Herbstblüher und nicht ein Frühlingsblüher“, sagt Elisabeth. Von der Ernte der ersten Blüten vergehen rund eineinhalb Monate bis die Safranernte abgeschlossen ist. Aus den geernteten Blüten werden Zuhause die Fäden herausgezupft. „Das ist eine meditative Arbeit“, lacht Elisabeth, „das mach ich sehr, sehr gerne.“ Anschließend werden die Fäden getrocknet und kommen in ein dunkles Glas zum Nachreifen. „Nach rund 3 Wochen hat der Safran jene Qualität erreicht, die er haben muss.“ Dann ist das teuerste Gewürz der Welt, das sogenannte „rote Gold“ verkaufsfertig.

Die Gastronomie schätzt den Vinschger Safran vom Kartheingut sehr. Der Safran war gleichzeitig s44 kathreinauch der Türöffner in die Gastronomie, mit der sehr viel und sehr gut zusammengearbeitet wird. Das Michelin-Restaurant Kuppelrain in Kastelbell etwa zählt zu den treuen Kunden. „Wir haben vier Restaurants und ein Hotel, die wir beliefern“, sagt Elisabeth. Gemeinsam mit den Köchen und Köchinnen wollen die beiden nun auch einen Anbauplan erstellen. So kann man in Zukunft gezielter genau auf den Bedarf hin produzieren. Über die Gäste der Restaurants und Hotels erhalten Elisabeth und Peter immer wieder zahlreiche Feedbacks. Das gibt den beiden eine riesige Wertschätzung, jene nämlich, die beim Apfelanbau, dem man den Rücken kehrte, oft fehlte.

Elisabeth und Peter haben den Hof 2017 umgekrempelt. Auf die Hilfe des Vaters können sie trotzdem jederzeit zählen. „Wir konnten immer unseren Weg gehen“, sagt Elisabeth. Dass man einen neuen Weg am Kartheingut gegangen ist, hat mehrere Gründe. Zum einen gab es da eine ganz steile Wiese. Peter, der in der DDR aufgewachsen und eher im Flachland mit dem Traktor gefahren ist, war mit der Steilheit der Wiesen nicht vertraut. Zwei Mal ist er mit dem Traktor die Wiese hinuntergerollt und zwei Mal hat er einen Schutzengel gehabt. „Dann haben wir gesagt, wir brauchen etwas auf dieser Fläche, wo wir keinen Maschineneinsatz haben“, blickt Elisabeth zurück. Die Mutter von Elisabeth hat vor vielen Jahren eine Doku über Safrananbau in der Schweiz – auch auf 600 Meter Meereshöhe- verfolgt. „Wir haben gesagt, wenn das dort geht, dann müsste es bei uns auch gehen.“ Der Samen war gesetzt. Im Kopf von Elisabeth. Als die Mutter verstarb, blieb die Idee im Hinterkopf.

Zum anderen wollte man Vielfalt, damit man nicht von einem Produkt abhängig ist. „Wenn es im Sommer hagelt, dann ist die Apfelernte quasi kaputt“, sagt Elisabeth, „dann hat man das ganze Jahr über gearbeitet und alles ist weg. Aber wenn man eine Vielfalt an Produkten hat, ist man einfach viel resilienter. Man hat zwar immer wieder Ausfälle, aber trotzdem Produkte, die ein Einkommen sichern.“ Am Kartheingut ist man breit aufgestellt. 30 verschiedene Kulturen und da jeweils unterschiedliche Sorten wachsen dort. Man hat Sortenvielfalt und Kulturenvielfalt. Salat, Karotten, Rohnen, Mangold, Grünkohl, Schwarzkohl, Spitzkohl, Tomaten, Melanzane, Paprika, Gurken, Zucchini, Bohnen....quer durch die Bank wird am Kartheingut auf 3.000 Quadratmeter Fläche alles mögliche an Gemüse angepflanzt. Bekanntes. Bewährtes. Unbekanntes genauso wie Vergessenes.

Im Frühjahr und Sommer, wenn das Gemüse Vollgas gibt, schläft der Safran. Wenn das Gemüse dann langsam zu Neige geht, fängt der Safran an. Weil sich der Safran - wie die Krokusse und Tulpen -vermehrt – muss er alle vier Jahre aus der Erde geholt und geteilt werden. Sonst wird es ihm zu eng und er blüht nicht mehr. Außerdem muss der Standort gewechselt werden, damit der Boden nicht zuviel ausgelaugt wird. „Deshalb haben wir gesagt beim Feld setzen wir eine Hälfte Safran und die andere Hälfte Gründüngung. Und dann wird gewechselt.“ Die gemähte Gründüngung dient zudem als Mulch für die Düngung des Gemüses.

Damals, als sie vor der Entscheidung stand, den Hof zu übernehmen, war diese längst gefällt worden. „Wenn man selber Grund und Boden hat, kannst du immer für dich sorgen. Das ist so wertvoll und ein riesengroßes Geschenk.“ Natürlich war und ist es nicht immer leicht für zwei völlige Quereinsteiger. Elisabeth hat Germanistik in Wien studiert, Peter ist gelernter Hydrauliker. Man lernt miteinander, sagt Elisabeth. Mit den Kunden. Der Kundenkontakt ist den beiden enorm wichtig. Am Freitagmarkt in Latsch ist Elisabeth mit ihrem Gemüse präsent. „Und dann bieten wir noch ein Abokistel an.“ Einmal in der Woche bekommt man ein Abokistl gefüllt mit dem, was gerade reif ist. Viele Menschen schätzen das, weil das Gemüse vom Acker auf den Teller kommt, und auch Neues zum Ausprobieren dabei ist. Ein Gartenbrief begleitet die Gemüselieferung, eine Liste mit jenen Gemüsesorten, die im Kistl drinnen sind, ebenso und auch ein Rezept der Woche ist dabei. Im vergangenen Jahr zum Beispiel hat kaum jemand gewusst was ein Schwarzkohl ist? Was tu ich mit dem? „Dann“, sagt Elisabeth, die ganz nebenbei auch Bezirksbäuerin ist, „ist es schon wichtig, die Menschen an die Hand zu nehmen. Diese sind dann begeistert darüber, wie viel es eigentlich gibt und wie lecker das alles schmecken kann.“
An Ideen fehlt es Elisabeth und Peter nicht. „In der Wiese, wo der Safran gedeiht, werden wir auch Kaki und Kiwi setzen, damit Schatten da ist und Wasser gehalten wird.“ Ein kleine Fläche wollen die beiden mit Haselnüssen, die mit Speisetrüffel beimpft sind, bepflanzen. Es wäre eine weitere Nische. „Wir wollen genau das Kleine, die Vielfalt, und dass die Kreisläufe stimmen“, sagen Elisabeth und Peter, „wir wollen nicht reich werden, wir wollen so leben können, dass es reicht. Dann sind wir schon zufrieden.“

 

Rohnenpesto

2 rote Rohnen
1 Knoblauchzehe
2 Zweiglein Rosmarin
1 EL Olivenöl
4 EL geröstete Walnusskerne
70g geriebener Pecorino oder Parmesankäse
100 – 150ml Rapsöl
Salz, Pfeffer

Den Backofen auf 220° vorheizen. Die Rohnen in Würfel schneiden, die Knoblauchzehe pressen und den Rosmarin fein hacken. Alles mit dem Olivenöl mischen und auf einem mit Backpapier belegten Blech verteilen. Das Gemüse in der Mitte des vorgeheizten Backofens etwa 20 Minuten backen, herausnehmen, etwas abkühlen lassen. Das Gemüse mit der Hälfte der Walnüsse, 2/3 vom Pecorino und der Hälfte des Rapsöls in einen hohen Messbecher geben und mit dem Stabmixer fein pürieren. Das restliche Rapsöl untermischen. Das Pesto nach Belieben mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Essen wir sehr gerne zu Eierbandnudeln.

Florian Schönthaler vom Oberrieglhof oberhalb von Schlanders ist ein Quereinsteiger. Der junge Winzer hat sich jegliches Wissen um Reben und um Weine selbst angelernt. Begeistert von Florian Schönthalers Weinen ist nicht nur Sonya Egger, Wein-Sommelier Italiens, die seine Weine als „Perlen“ geadelt hat.

von Angelika Ploner

Wenn Sonya Egger von Florian Schönthalers Weinen spricht, dann gleicht das einer Hommage an einen jungen, vielversprechenden Winzer im Vinschgau. „Eine floreale Vielfalt findet man in diesem Bergsauvignon vom Schlanderser Sonnenberg wieder. Enorm mineralisch, wunderschön elegant, klar, eine Stilistik wie sie mir gefällt, einfach super gut“.
„Stuanig“ nennt sich eben jener Sauvignon. „Stuanig“ deshalb, weil es dort, wo er angebaut wird, auf dem Oberrieglhof oberhalb von Schlanders, steinig und steil ist. Der Oberrieglhof thront oberhalb von Schlanders, oberhalb der für Schlanders typischen „Stehlenlandschaft“. Ein Gutteil der Stehlen befindet sich bereits seit vielen Jahren im Besitz der Familie Schönthaler, andere hat man damals - 2017, als alles anfing - in Pacht gehabt.
Ob es nicht interessant wäre dort Wein anzubauen, meinte der Vater von Florian Schönthaler ganz nebenbei. Dieser reagierte erst mit Vorbehalt, dann mit Zustimmung und wenig später mit Begeisterung. Mit der tatkräftigen Hilfe seiner Familie wurden die Stehlen gesäubert, die Steinmauern aufgerichtet und aus dem Nichts ein wunderschöner Weinberg hergerichtet. Stück für Stück. Meter für Meter. Harte Arbeit, die sich in jedem Fall gelohnt hat.
2017 wurden rund 1.000 Quadratmeter mit den ersten Sauvignon-Reben bepflanzt. Dass letztendlich die Wahl auf die Sauvignon-Rebe fiel, hat mehrere Gründe. Zum einen hat der s41 oberrieglKellermeister von der Kellerei Kurtatsch grünes Licht für Lage und Boden gegeben und bekräftigte Florian Schönthaler in seinem Vorhaben. Zum anderen wollte sich dieser ein Profil geben. „Wir haben gesagt, wenn wir schon neu anfangen, dann mit einer Sorte, die eine Nische besetzt und mit einem Wein, mit dem man herausstechen und sich einen Namen machen kann“, erzählt Florian Schönthaler. Und in der Tat: Die Weine vom Oberrieglhof sprechen für sich. Den Oberrieglhof hat - ganz nebenbei bemerkt – Florians Opa 1959 aus einem Felsen gehauen. Er hat mit nichts angefangen und aus dem Nichts einen Hof aufgebaut.
Jahr für Jahr kamen einige Quadratmeter an Rebfläche dazu. Landwirtschaftliche Ausbildung hat Florian Schönthaler keine. „Ich habe Leute gefragt, die sich auskennen, mir Tipps geholt, viel gelesen“, sagt er. Und: Er habe alle Freiheiten gehabt, auch Fehler zu machen.

„Wenn man von Neuem startet, dann kann man tun und lassen, was man will. Das ist ein riesiger Vorteil.“ Die ersten Weine hat Magdalena Schuster vom Befehlhof für Florian Schönthaler ausgebaut und auf die Flasche gebracht. Von ihr hat er viele Tipps bekommen: „Sie kam zu mir herauf in den Weinberg, hat mir Dinge gezeigt und erklärt.“ Seit 2022 baut Hartmann Donà, eine Weinkoryphäe vom gleichnamigen Weingut in Lana, die Weine aus und füllt sie ab. „Wir setzen auf Qualität und nicht auf die Menge“, sagt Florian Schönthaler.
Das vergangene Jahr war von den Bedingungen her ein einfacheres Jahr, als das heurige. Weil es sehr warm war, hat irgendwann der Zucker Überhand genommen und die Säure hat gefehlt. 2023 war ein viel schwierigeres Jahr mit einem regenreichen Sommer. Das heißt die Reben waren anfällig für Schädlinge. Dafür hat der Herbst viel wieder wettgemacht und bot perfekte Bedingungen für die Reife. „Wir hatten kühle Nächte und angenehme, warme Tage. Das sind perfekte Bedingungen für die Trauben zum Reifen“, sagt Florian Schönthaler. Die Qualität für den Wein wird allerdings bereits im Winter mit dem richtigen Schnitt gelegt. „Da muss man auf den Saftfluss achten, wo man den Zapfen weiterführt, man darf den Fluss nicht unterbrechen.“ Auch ein sogenannter wundarmer oberriegl weineSchnitt ist wichtig. Der Schnitt ist die erste und größte Maßnahme für die Regulierung des Rebstockes. Weitere sind die gute Belüftung und Belichtung im Stock. Dadurch wird die Krankheitsanfälligkeit des Stocks verringert und die Qualität der Früchte erhöht.
Der Sauvignon 2023 ist bereits eingekeltert. Als nächstes werden der Kerner und der Weißburgunder gelesen, dann kommt der Zweigelt und Ende Oktober macht der Riesling den Abschluss. „Kearnig“ nennt sich der Kerner. Bei den restlichen Weinnamen tüftelt man noch. „Wenn man etwas macht, dann zu hundert Prozent, dann - wenn schon – ordentlich“, lautet das Credo von Florian Schönthaler. Dazu zählen auch ein pfiffiges Logo und ein individueller Auftritt.
Apropos Auftritt. In nächster Zukunft wird Florian Schönthaler die Weine selbst ausbauen. Auf dem Oberrieglhof. Das nächste Jahr entsteht dort eine Kellerei. „Ich möchte alles selber machen, einkeltern, ausbauen, auf die Flasche bringen und vermarkten“, erklärt er.
Entstehen soll auch ein Buschenschank am Oberrieglhof. Einige Wanderwege führen dort vorbei. Die Lage eignet sich perfekt. Buschenschank und Weinkultur – eine wunderbare Symbiose. Mit den hochwertigen Weinen ist die Basis für den Erfolg bereits gelegt. Sonya Egger: „Die Weine von diesem Oberrieglhof sind kostbar und rar – also quasi wie Perlen hier im Vinschgau, die „Zuckerlen“.

Alles zu seiner Zeit. So schmecken im Sommer und Herbst die erntefrischen Beeren,
Vinschger Marillen und das Gemüse besonders gut. Doch wussten Sie, dass auch
Apfelsorten ihren idealen Genusszeitraum haben?

Verschiedenste Beeren, die in allen Farben leuchten und intensiv duften. Blumenkohl und Salat, der knackfrisch auf den Teller kommt. Oder Vinschger Marillen und Kirschen, die beim Reinbeißen noch sonnenwarm sind. Die saisonalen Produkte aus dem Vinschgau schmecken von Frühjahr bis Herbst, wenn sie direkt vom Feld in den Verkaufsregalen der Vinschger Detailgeschäfte landen, besonders aromatisch.


Texel (86 von 101)Der Apfel als saisonale Spezialität
Weit weniger bekannt ist die Tatsache, dass auch mehrere Apfelsorten in einem bestimmten Zeitraum am besten schmecken. Während der Golden Delicious, die Vinschger Hauptsorte, das ganze Jahr über mit vollem Geschmack erhältlich ist, ist bei anderen Sorten durchaus der Zeitpunkt entscheidend. Manche Äpfel entfalten im Frühjahr ihr volles Aroma, andere im Herbst. Bei manchen Sorten passt das charakteristische Aroma gut in die warme Jahreszeit. Für andere Sorte eignen sich die kühleren Monate zum Genießen.

Jede Zeit hat ihren Apfel
So erreicht zum Beispiel der Cosmic Crisp® den Höhepunkt seines Geschmacks erst einige Zeit nach der Ernte. Der süß-säuerliche Apfel mit seinen grünlichen und fruchtigen Aromanoten wie beispielsweise Gras, Kiwi und Stachelbeere passt auch perfekt zum Frühling: Der frische, belebende Geschmack weckt alle Sinne aus dem Winterschlaf. Der sehr süße Ambrosia™ duftet und schmeckt hingegen intensiv nach Honig und Nektar. So versüßt dieser supersüße Apfel mit seinen wärmenden Aromen besonders die kälteren Herbst- und Wintertage. Im SweeTango® wiederum steckt der ganze Sommer in einem Apfel. Mit seinen erfrischenden tropisch-fruchtigen Noten und dem süß-würzigen Duft verlängert der Apfel im Herbst das Sommergefühl.

Apfel des Monats entdecken
Welche Apfelsorte gerade aktuell zur Saison passt und besonders gut schmeckt, das lässt sich im neu gestalteten Detailgeschäft der Genossenschaft Texel in Naturns entdecken. Im Shop ist ein Bereich dem „Apfel des Monats“ gewidmet. Hier wird wechselnd die Apfelspezialität der Saison vorgestellt. Die gesamte Apfelvielfalt aus dem Vinschgau findet sich in der Apfelgalerie wider. Der charakteristische Geschmack und die typischen Aromen der einzelnen Sorten werden dabei auf einer sehr informativen, attraktiven und gleichzeitig emotionalen Weise erläutert.

Texel (96 von 101)Saisonal einkaufen in den Detailgeschäften
Ob Beeren und Marillen, Gemü-se, Kartoffel oder Äpfel: In den sechs Detailgeschäften der Vinschger Obstgenossen-schaften erhalten Kunden alle saisonalen Produkten und die gesamte Apfelvielfalt aus dem Vinschgau direkt vom Bauern. Die Detailgeschäfte finden sich in Eyrs, Schlanders, Martell, Latsch, Kastelbell und Naturns: Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Dienstag, 17 Oktober 2023 08:09

Konzertreihe von Südtirol Filarmonica

Meran/Vinschgau - Die Grundidee, die auf der ganzen Welt verstreut lebenden Südtiroler Musiker:innen zusammenzuführen und ein gemeinsames Orchesterprojekt durchzuführen, entstand vor drei Jahren. Für die Durchführung dieser Idee wurde der Kulturverein ARTON gegründet. Über 300 Südtiroler Musiker:innen bilden die Basis für ein solches Projekt. 2021 beteiligten sich 55 Musiker:innen, im letzten Jahr 66 und in diesem Jahr bereits 75 Musiker:innen, die in verschiedenen Orchestern tätig sind, als freischaffende Musiker:innen arbeiten oder Musikstudenten sind. Südtirol Filarmonica widerspiegelt die Südtiroler Gesellschaft: sie umfasst alle Sprachgruppen und ist generationenübergreifend. Es spielen junge Musiker mit 17 Jahren und erfahrene Musiker mit 65 Jahren. Als Dirigent für dieses einmalige Orchester konnte Michael Pichler, gebürtig aus Lüsen, gewonnen werden. Nach nur vier Probentagen in Toblach, gab es am 6. Oktober das erste Konzert im Gustav-Mahler-Saal in Toblach, am 7. Oktober eine weitere Aufführung im Konzerthaus in Bozen und zum Abschluss am 8. Oktober im Kursaal von Meran. Das diesjährige Konzertprogramm der Südtirol Filarmonica stand unter dem Titel „Die Kraft der Inspiration” und repräsentiert die Entwicklung symphonischer Musik in einer rund 70-jährigen Zeitspanne von 1843 bis 1910. Gespielt wurde „Le Carnaval Romain” von Hector Berlioz, „Waldweben“ aus der Oper „Siegfried“ von Richard Wagner und „Siegfrieds Rheinfahrt“ von Wagners Oper „Götterdämmerung“. Anschließend folgte „Prelude à l’après-midi d’un faune“ von Claude Debussy und zum Abschluss „Der Feuervogel“ von Igor Stravinsky. Unter den Musiker:innen waren auch sechs Personen aus dem Vinschgau: Julia Horrer (Oboe) und Matteo Bodini (Cello) aus Schlanders, Bernhard Plagg (Trompete) und Peter Moriggl (Trompete) aus Mals, Bernhard Pircher (Posaune) aus Naturns und Katharina Thöni (Klavier) aus Trafoi. Für die vielen Konzertbesucher war die Aufführung ein einmaliges Erlebnis, inspirierende und bewegende Musik auf höchstem Niveau. (hzg)

von Mundartdichterin Rosina Spiess aus Taufers i. M., Jg. 1922

Eine Beisetzung war in vergangenen Jahrhunderten ein einfacher Vorgang. Es ging einzig und allein darum, den Verstorbenen unter die Erde zu bringen. Särge gab es nicht. Die Bretter mussten in schweißtreibender Arbeit geschnitten werden. Die einfachen Leute konnten es sich nicht leisten, Särge zimmern zu lassen, um darin ihre Toten in die Erde zu legen und das Holz dort verfaulen zu lassen. Dazu waren die Bretter zu wertvoll. Es wurde ein einfaches Tuch verwendet. Nachdem jemand gestorben war, wurde das Totenweiblein herbeigeholt. Dieses half mit, den Leichnam in das Tuch einzunähen. Oft genug verfügten nicht einmal die Lebenden über genügend Tuch. Besser lief es in wohlhabenden Kreisen. Diese besaßen wertvolle Leinentücher. Nicht umsonst gibt es den Ausdruck „Gut Betuchte“. Meine Großmütter erzählten mir, dass die Toten im Haus vor dem Begräbnis auf das „Rech- oder Rechtbrett“ gelegt wurden. Diese Bezeichnung kommt stammt aus dem Althochdeutschen „Re“, was Leiche heißt. Es handelte sich also um ein Leichenbrett, das für das gewöhnliche Volk meist aus der Totengruft herbeigeholt wurde, wo es für alle bereit stand. Bei der Beerdigung wurde die auf dem Brett liegende Leiche auf die Bahre gehoben und zum Friedhof getragen.
Bereits vor der Totenmesse fand die Beerdigung der/des Toten vor den Augen der Angehörigen und aller Anwesenden statt.
Zwei Männer, einer hinten und einer vorne, hoben das Brett mit dem Leichnam im Tuch behutsam von der Bahre und ließen ihn in die Grube rutschen. So kann ich mir heute die Ausdrücke „Rechbrett“ und „Brettlrutschn“ erklären, die ich als Kind aufgeschnappt hatte. Es war wohl oft ein emotionaler Vorgang, zu Beispiel, wenn eine Mutter von vielen Kindern plötzlich nach dem Kindbettfieber gestorben war.
Meine Großmutter erzählte mir vom Tod meiner Urgroßmutter 1877. Damals gab es schon Särge in Form von einfachen, rechteckigen Kästen mit einem flachen Deckel. Schon am helllichten Tag habe man ihre Mutter in die „Truch“ gelegt und zugenagelt. Es werden ihr wohl in den Ohren weh getan haben und auch das Herz. Särge aus Holz gibt es erst seit über 150 Jahren. Anfangs bestanden diese aus einfachem Holz.
In unserem Dorf Taufers i. M. wurden die Särge bei meinem Nachbarn in der Tischlerei Kapeller gezimmert. Sehr oft habe ich als Kind zugesehen, wie mit Hilfe von Schablonen christliche Zeichen mit brauner Beize auf die hellen Bretter des Sarges aufgemalt wurden. Heute gibt es Särge aus der Fabrik. Es braucht längst kein „Rechbrett“ oder „Rechtbrett“ mehr. Der Sarg aus gutem Holz liegt heute kompakt auf dem Leichenwagen und wird in die Kirche gebracht.
Es gab einmal fünf Gebote der Kirche, von denen man schon lange nichts mehr hört. Das letzte dieser Gebote lautet: „Du sollst dich nicht verbrennen lasen.“ Ja, denn, wohin mit der Welt? Mögen alle in Frieden ruhen!

 

„Ob alt - ob jung,
ob groß - ob klein,
durch’s letzte Tor
musst du allein!“


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