14., 21., 28. Oktober 2023
11., 18., 25. November 2023
2. Dezember 2023
10:00 – 11.30
in der Bibliothek Schlandersburg
Bildungsausschuss Schlanders
Naturns/Marienberg -
Im Rahmen des Jubiläumsjahres 2023 „VERDECKT – ENTDECKT“ lud St. Prokulus Museum Naturns am 10. Oktober zum Vortrag: Die Regel des Hl. Benedikt „Von der Weisheit des Maßes“ mit Abt Markus Spanier. Die Begrüßung erfolgte durch Dekan Christoph Wiesler. Abt Markus erzählte in seiner Rede auch aus seinem Leben und brachte seine Erfahrungen im Kloster Marienberg in den Vortrag mit ein.
Der Hl. Benedikt von Nursia ist der Gründer des Benediktinerordens und gilt auch als „Vater des abendländischen Mönchtums“. Unter Eingebung des Hl. Geistes schrieb er 529 im Kloster Montecassino die berühmte Mönchsregel, die im 9. Jahrhundert unter Ludwig dem Frommen als verbindlich für alle Klöster deklariert wurde. Benedikt wollte darin seinen Mitbrüdern und Mitschwestern Orientierung und ein Zusammengehörigkeitsgefühl vermitteln. Er gestaltet darin mit hoher Sensibilität einen Lebensraum, der geprägt ist von Hinwendung zu Menschen und sich in der Berücksichtigung des Einzelnen äußert.
“Höre, auf dem Weg zu Gott, die Lehren des Meisters. Höre mit dem Ohr deines Herzens. Wie ein Sohn nimm die Worte des geistlichen Vaters auf. Setze die Worte in Taten um. Dann wirst du durch Gehorsam, der nicht leicht ist, dorthin zurückkehren, von wo du durch Ungehorsam und Trägheit des Herzens abgekommen bist“, so der Anfang des Prologs der Regel.
Der Begriff „Weisheit des Maßes“ kommt in der Regel des Hl. Benedikt konkret nicht vor. „Man muss es herauslesen. Das Wort Maß kommt aber vor, wenn es ums Essen, Trinken oder Schlafen geht. Nicht zuviel aber auch nicht zuwenig, es geht immer um das rechte Maß“, so Abt Markus.“Ich habe mir erlaubt, zu diesem Thema von der Weisheit des Maßes noch die kluge Unterscheidung, die discretio, sowie die weise Menschlichkeit, die humanitas, mitzunehmen. Denn diese drei Begriffe muss man zusammendenken“. Abt Markus ergänzte den Begriff vom rechten Maß deswegen, weil die Weisheit des Maßes mit der Unterscheidungsgabe und der weisen Menschlichkeit zu tun hat. Diese drei Begriffe gehören zusammen. Es geht immer um das Menschliche.
Die kluge Unterscheidung, die discretio, gilt als die Mutter der Tugenden und beeinflußt die Regel in fast allen Kapiteln. Der Duden übersetzt discretio mit: taktvoll, rücksichtsvoll, unaufdringlich, zurückhaltend, dezent.
Bei der weisen Menschlichkeit, der humanitas, geht es darum, den Mitbrüdern im Kloster entgegen zu kommen und Aufmerksamkeit entgegen zu bringen, um sich vor Missbrauch und Tyrannis zu schützen. Discretio wird oft verstanden auch als Rücksichtsnahme auf die Schwäche, als Milde oder Nachsicht. „Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Sie beinhaltet auch Zumutung, wenn sie unterscheidet, was möglich ist und was nicht, was nötig ist und was nicht oder was überflüssig ist. Ein Abt muss Ja sagen können aber genauso muss er auch Nein sagen können, je nach Notwendigkeit, unter Berücksichtigung der konkreten Situation der Menschen, die da sind. Discretio ist die Fähigkeit, Situationen flexibel und differenziert wahrzunehmen“, so Abt Markus Spanier.
Obwohl diese Benediktsregel vor 1500 Jahren geschrieben wurde, ist sie heute immer noch modern und aktuell, vielleicht aktueller denn je. Wir leben in unsicheren Zeiten. Kriege, Krisenherde überall und die Zerstörung des natürlichen Lebensraumes bereiten vielen Menschen Sorgen und Ängste. Und so mancher wird sich fragen: Wie geht es weiter? Was soll ich tun? Jede Gemeinschaft lebt von einem guten Miteinander und einem offenen und ehrlichen Umgang untereinander. (pt)
Tartsch/Mals - Die Dauerausstellung „Benny, Sven und die Künstlermenschen“ im Bunker 23 in Tartsch, die heuer vom 28. Mai bis 15. Oktober zugänglich war, war zweifelsohne eine kulturelle Bereicherung für den gesamten Vinschgau. Wenn Kunst eine Möglichkeit ist, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen, dann hat diese Ausstellung ihren Teil dazu beigetragen. Die Ausstellung widmete der neue Bunkerbesitzer Othmar Prenner seinen beiden verstorbenen Freunden Benjamin von Spinn (1959 – 2019) und Sven Sachsalber (1987 – 2020).
Was Othmar Prenner im Bunker 23 in Tartsch auf die Beine gestellt hat verdient Anerkennung. Sehr schön gestaltet war schon der Zugang zum Bunker, bunte Blumen blühten am Hang vor dem Eingang und luden zur Besichtigung ein. Trat man in das Innere, wurde man auf Anhieb überrascht. Fasziniert und sprachlos ging man durch die engen Gänge, traf immer wieder auf Bilder, Installationen oder Videos, die beeindruckten, zum Nachdenken anregten und die Gedanken auch über den Horizont hinaus schweifen ließen.
Sowohl Benny von Spinn als auch Sven Sachsalber hätten sich über die Ausstellung sicher sehr gefreut und ganz besonders darüber, dass es hier, an diesem Ort künstlerisch weitergeht. Dass es nicht bei der ersten Ausstellung bleibt, ist Othmar Prenner, der neue Besitzer von Bunker 23 in Tartsch überzeugt: “Es soll jedes Jahr eine Dauerausstellung stattfinden“ sagt er. „Das ist meine Idee, die ich umsetzen möchte. Aber natürlich, nur sagen wir machen eine Ausstellung und hängen ein paar Bilder auf, das ist zuwenig. Wir sind hier im ländlichen Raum, weit weg von einer größeren Stadt, da muss man sich schon Gedanken machen, damit die Leute herkommen. Nur irgend etwas machen und es kommt niemand, das bringt überhaupt nichts. Mit dieser ersten Dauerausstellung heuer wurden jedenfalls schon einmal gewisse Basics gemacht. Wir konnten die ersten Erfahrungen sammeln, was uns in Zukunft die Arbeit erleichtern wird. Gewisse Sachen werden nächstes Jahr sicherlich einfacher werden. Die große Herausforderung wird sein: Was machen wir? Was gibt es für Thema? Wie schaut das aus? Es müssen schon Angebote sein, welche für die Umgebung interessant sind und möglichst viele Menschen ansprechen“.
Folgende „Künstlermenschen“ aus Kunst, Kunsthandwerk und Design haben heuer an der ersten Dauerausstellung im Bunker 23 teilgenommen: Charlotte Aurich, Antoinette Bader, Juliet Bremer, Daniel Costa, Tomas Eller, Michael Fliri, Julia Frank, Martino Gamper, Marianne Gostner, Hannelore Grassel, Katharina Hohenstein, Armin Joos, Margareth Kaserer, Clara Mayr, Sandra Neumann, Laura Pan, Gerald Pirner, Gabriel Plangger, Othmar Prenner, Andreas Rier, Anna Rüstig, Hubert Scheibe, Florian Slotawa, Laurenz Stockner, Walther Thöni und Ariel Trettel. (pt)
Schluderns - Das Dorf Schluderns zählt mit seiner sonnigen Lage und der ortsnahen Anbindung zum Vinschgerzug zu den attraktivsten Wohngegenden im Vinschgau. Der Reihe nach werden Wohnungen gebaut, die jungen Familien Platz bieten. Die Einwohnerzahlen steigen. Etwas ins Hintertreffen gekommen ist die Gelegenheit einzukaufen, da in den vergangenen Jahren vor allem im Ortskern nach und nach kleine Geschäfte ihre Türen geschlossen haben. Der Ort hat beispielsweise keine Metzgerei und auch keine Bäckerei mehr. Dabei gab es in Schluderns einmal sogar drei Bäckereigeschäfte. Umso erfreulicher ist es, wenn ein neues Geschäft öffnet. Am Samstag, 7. Oktober 2023 lud das Team der Gärtnerei Schenk aus Nals zur Einweihung. Die Inhaber Florian Schenk aus Nals und Ramona Lutt gebürtig aus Schluderns hatten sich zu diesem Schritt entschlossen. Die Pflanzen der Nalser Gärtnerei sind im Ort längst bekannt. Denn die Mitarbeiterin und Floristin Iwancha Lutt ist die Schwester von Ramona Lutt und hatte die Schludernser:innen seit Jahren zu speziellen Anlässen mit Gewächsen aus der Gärtnerei Schenk versorgt. Auch Dekorationen zu speziellen Anlässen hatte sie bereits unzählige Male getätigt. Um das alles wird sich das Team der Gärtnerei Schenk auch weiterhin kümmern.
Bereit steht eine große Auswahl an Blumen und Pflanzen für Haus und Garten. Kundinnen und Kunden können Bestellungen machen für Dinge, die nicht lagernd sind.
Zahlreiche Besucher:innen statteten dem Team im neuen Blumengeschäft zur Eröffnung einen Besuch ab. Ortspfarrer Werner Mair spendete den kirchlichen Segen.
Während das Blumengeschäft öffnete, bevölkerten Kundinnen und Kunden das „Warenhaus Carmen“, wo der Totalausverkauf begonnen hatte. Joachim Pircher schließt wegen Pensionierung. Er wird sich demnächst mit einer Weißwurstparty von den Schludernser:innen verabschieden. (mds)
Schlanders/Theater des SKI - Unter dem Motto „Mit anderen Augen“ eröffnete das Südtiroler Kulturinstitut am 10. Oktober die neue Theatersaison in Schlanders mit dem Stück „Ödipus“, aufgeführt vom Düsseldorfer Schauspielhaus. Ödipus ist die große tragische Gestalt der Antike. Unwissentlich hat er Laios, seinen Vater, erschlagen und später die eigene Mutter zur Frau genommen und so Theben in den Abgrund gestürzt. Damit die Stadt von der Seuche befreit wird, muss der Mörder von Laios, dem ehemaligen König von Theben, gefunden werden, so prophezeit es das Orakel. Ödipus wurde König von Theben, weil er imstande war, das Rätsel der Sphinx zu lösen und konnte Iokaste, die Witwe von Laios, heiraten. Er gibt den Befehl, den Mörder von Laios zu suchen, ihn zu töten oder zu verbannen und weiß nicht, dass er damit über sich selbst das Todesurteil gesprochen hat. Die Geschichte von Ödipus hat der griechische Tragödiendichter Sophokles vor 2.500 Jahren geschrieben. Es ist eine uralte Geschichte von einem Orakelspruch, von Aufstieg und Abstieg, Mord und Selbstmord. Die Fragen, die in der Geschichte aufgeworfen werden, sind aber heute genauso aktuell wie vor über 2.000 Jahren. Sind wir die Person, von der wir glauben es zu sein? Wie gehen wir mit der Wahrheit um oder kann uns die Lüge vor der schrecklichen Wahrheit schützen? Geht es um den Staat, die Gesetze, die Gemeinschaft oder ist das alles nur ein Vorwand, um uns selbst und unsere Familie zu schützen und die Macht zu erhalten? Welche Alternativen und wie viele Wahrheiten gibt es und worin besteht die Hoffnung ein gutes Leben zu führen? Wer hat Schuld und wie gehen wir mit der Scham um? Wer sind wir, was ist unsere Identität, sind wir Gefangene unseres Schicksals? Dem Düsseldorfer Schauspielhaus unter der Regie von Felix Krakau, der den antiken Stoff umgeschrieben hat, ist es auf brillante Weise gelungen, die Tragödie von Ödipus auf unterhaltsame und doch sehr tiefsinnige Art auf die Bühne zu bringen. (hzg)
Schlanders/Kulturhaus - Ende September inszenierte und dirigierte Richard J. Sigmund im Rahmen der „Merano Academy 2023“ zwei Klassiker der Operntradition.
Mit „La serva padrona“, die eigentlich als Intermezzo begann, später weltweit aufgeführt und weltberühmt wurde, hinterließ Pergolesi einen bleibenden Eindruck in der Musikgeschichte, obwohl er schon mit 26 Jahren starb.
Die Aufführung des Werkes konnte man in Schlanders originalgetreu erleben. Anastasiia Karpenko (Serpina), John Sweeney (Uberto) und Franz Scherlin (Vespone) sangen sehr niveauvoll, einnehmend und witzig, wie es auch das Libretto vorsieht.
W. A. Mozart vertonte das Singspiel „Bastien und Bastienne“ mit 12 Jahren. In seiner ersten Oper hat er in einigen Passagen bereits eine geistige Vollkommenheit und Tiefe erreicht. Die schlichten Melodien des jungen Mozart eignen sich erstklassig für die jungen, aber auch erfahrenen Stimmen der „Merano Academy“, einer Studienakademie für Solisten. Elisabeth Zeiler spielte herzergreifend und sang mit glockenklarem Sopran die Partie der Bastienne. Auch Valentina Silje und John Sweeneys zeigten als Solisten ihr großes gesangliches und theatralisches Talent und ihnen gebührt ein großes Kompliment.
Das Orchester unter der Leitung von Richard J. Sigmund begleitete kompetent und einfühlsam die Solisten auf der Bühne.
Die erfrischende Inszenierung, die stimmigen Bühnenbilder und die wunderbaren Stimmen ernteten großen Applaus.
Wenn man ein bestimmtes Alter hat, was soll man sich da noch wünschen, neben der Gesundheit? Vielleicht, dass man noch lange schreiben kann? Vielleicht ja, denn Schreiben hält mich am Leben“, erzählt Sepp Mall im Café Prantl am Meraner Brunnenplatz. Seit anfangs der 90er Jahre lebt er dort zusammen mit seiner Frau, einer Psychotherapeutin, nicht weit vom Obermaiser Ortszentrum entfernt.
Die Liebe zur Literatur, insbesondere zur Lyrik, wurde Sepp Mall eigentlich nicht in die Wiege gelegt. Geboren wurde er am Silvestertag 1955 in Graun und wuchs dort mit zwei Brüdern und einer Schwester in einer Bauernfamilie auf. Früh lernte er mit Sense und Mistgabel umzugehen, aber was ihn wirklich interessierte, fand er im Bauernhaus nicht. „Bei uns im Haus gab es außer einer Sammlung von Heiligenlegenden keine Bücher – die Faszination fürs Lesen habe ich erst bei meinen Besuchen in der Pfarrbibliothek entdeckt. Ich weiß sogar noch, um was es in dem ersten Buch, das ich dort als Sieben- oder Achtjähriger ausgeliehen habe, gegangen ist“. Auf Anraten der Volksschullehrerin und des Ortspfarrers besuchte Mall die Mittelschule und das Gymnasium im „Bischöflichen Knabenseminar Johanneum“ in Dorf Tirol. Dort war es Pfarrer Alfred Gruber, sein Deutschlehrer, der kunstinteressierte Schüler förderte und sie zu jährlichen Wettbewerben einlud. Auch der 16-jährige Mall nahm dabei teil und gewann seine ersten Literatur-Preise.
Der Entschluss, Germanistik und Pädagogik zu studieren, reifte in den letzten Jahren der Oberschule. Nach dem Studium in Innsbruck unterrichtete Mall von 1983 an sieben Jahre lang in der Mittelschule in Latsch. „Ich wohnte im Nebengebäude des Roten Schlosses. Den Hanni Werner, meinen Kollegen in der Mittelschule, kannte ich vom Studium her. Gut befreundet war ich auch mit Kurt Hofer, dem Künstler und Kunsterzieher. Wir waren oft zusammen unterwegs und von ihm habe ich einiges gelernt, vor allem in Bezug auf künstlerische Perspektiven, durch die man die Welt betrachten kann“.
Kurt Hofer sagt über die damalige Freundschaft mit Sepp Mall: „An der Mittelschule in Latsch, unserem gemeinsamen Arbeitsplatz in jenen achtziger Jahren war der Sepp für mich ein sehr vertraulicher, ausgleichender Bezugspunkt. Es war angenehm nahrhaft mit ihm zu sein und sich in all den Gemeinsamkeiten, die wir hatten, auszutauschen“.
Die Kulturzeitschrift ARUNDA hatte Mall schon einige Jahre zuvor die Möglichkeit zu ersten Veröffentlichungen gegeben. Durch die Zusammenarbeit mit Jörg Hofer – im Katalog seiner ersten Südtiroler Ausstellung hatte Sepp Mall seine ersten Gedichte veröffentlicht – war Mall auch der bildenden Kunst begegnet – damit entstand eine Faszination, die auch in späteren Jahren ihre Früchte trug. So entstanden beispielsweise um 1999 herum gemeinsame Arbeiten mit dem aus St. Valentin stammenden Künstler Ulrich Egger.
1991 hatte Sepp Mall seine ersten größeren Erfolge als Schriftsteller. Er wurde für eine unveröffentlichte Gedichtsammlung („Polnische Dörfer“) mit dem Kunstpreis der Stadt Innsbruck ausgezeichnet. Michael Forcher, der Besitzer des kurz zuvor gegründeten Haymon-Verlags, sprach den jungen Autor damals an und bot ihm an, in seinem Verlag ein Buch zu veröffentlichen, welches dann 1992 erschien. Bis 2020 schrieb Mall mehrere Gedichtbände, Erzählungen sowie drei Romane für den Haymon Verlag. Seit kurzem aber hat er in einem neuen Verlag angeheuert, dem renommierten Leykam-Verlag mit Büros in Graz, Wien und Berlin.
„Die Vorstellung, dass Literatur eine Art schriftliche Wiedergabe von Erinnerungen sei, ist mir zu simpel. Literatur ist viel mehr als eine Erzählung von Erlebtem. Es ist vor allem eine Auseinandersetzung mit Lebenssituationen, mit Lektüre-Inhalten, mit gesellschaftlichen oder geschichtlichen Zuständen oder mit Recherchiertem, welches – und das ist das Grundlegende – in eine ästhetische Form gebracht werden muss. Nicht nur in der Lyrik, auch in der Prosa oder im Drama. Es ist also nicht nur der Inhalt wichtig, sondern genauso die Form, im Roman etwa die Frage, wie man eine Geschichte aufbaut oder wie man Figuren „zum Leben erweckt“. Literatur ist spielerisch, wagt sich oft über die Grenzen der Sprachregeln hinaus, und die ästhetische Form, die mit dem Inhalt korrespondieren muss, ist das Um und Auf“, erzählt Sepp Mall. In der Lyrik, also in Gedichten etwa durch Zeilensprung, durch Verzicht auf einen konventionellen Satzbau oder durch extreme Verknappung.
Obwohl Sepp Mall sowohl Romane als auch Hörspiele geschrieben hat, gehört seine heimliche Liebe der Lyrik. „Lyrik ist die älteste Form von Literatur“, sagt er, „und in diesem Sinne der Kern jedes literarischen Schreibens, weil es hier ganz besonders um Konstruktion geht, um den Zusammenhang zwischen dem, was man sagt und wie man es sagt. Für mich sind Gedichte einfach etwas, was in die Tiefe geht und wirkt. Lyrik ist die Essenz der Literatur“.
1996 erhielt Mall den international ausgeschriebenen - und gut dotierten - Meraner Lyrikpreis, an dem Poeten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich teilnahmen. Die Jurybegründung für Malls Gedichte lautete damals: „Mit sparsamen sprachlichen Mitteln gelingen Sepp Mall prägnante Bilder, die unprätentiös Innenräume menschlicher Existenz transparent machen.“ Der Gewinn des Lyrikpreises war ein Sprungbrett für Malls weitere Schriftstellerkarriere, weil ihn dieser über Süd- und Nordtirol bekannt machte.
Eine Auswahl aus Malls Büchern:
▸ Läufer im Park. Gedichte (1992)
▸ Brüder. Erzählung (1996)
▸ Landschaft mit Tieren unter Sträuchern hingeduckt. Gedichte (1998)
▸ Wo ist dein Haus. Gedichte (2007)
▸ Wundränder. Roman. (2011)
▸ Berliner Zimmer. Roman (2012)
▸ Schläft ein Lied. Gedichte (2014)
▸ Hoch über allem. Roman (2017)
▸ Holz und Haut. Gedichte (2020)
Vor kurzem erschien sein letzter Roman „Ein Hund kam in die Küche“ im österreichischen Leykam-Verlag. Es ist ein Roman mit einem historischen Hintergrund, er spielt in der Zeit der Südtiroler Option und des Nationalsozialismus mit Schauplätzen zwischen Südtirol und Österreich. Es geht vor allem darum, wie Ludi (Ludwig) mit dem Tod seines Bruders Hanno (Anton), der in eine Anstalt für Behinderte nach Österreich gebracht wurde, zurechtkommt, indem er ihn in seiner Fantasie wieder am realen Leben teilhaben lässt, bis die Familie wieder nach Südtirol zurückkommt.
Es ist vor allem sein Interesse für Geschichte, die Mall zu derartigen Inhalten bewegt. Inspiration für sein Buch mit dem Titel „Ein Hund kam in die Küche“ war unter anderem auch das Buch von Peppi Feichtinger „Mein Weg zurück“ über dessen Optionserinnerungen.
„Jedes Mal, wenn ein Roman fertig ist, denke ich mir, so eine Arbeit möchte ich mir nie mehr antun. Es sind immerhin 4 bis 5 Jahre Recherche, Denk- und Schreibarbeit. Aber irgendwann kommen dann doch wieder neue Ideen und damit die Lust, wieder anzufangen. Mein nächstes Buch wird wohl neuerdings Lyrik sein“, so Sepp Mall.
Peter Tscholl
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