Kultur: Dr. Karl Tinzl, Schlanders

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Die Straße, die von der Hauptstraße zum Krankenhaus führt, wurde nach dem Vinschgauer Politiker Dr. Karl Tinzl benannt: Er war Rechtsanwalt, Politiker und Mitbegründer der Südtiroler Volkspartei und als solcher Abgeordneter in Rom; als Optant hat ihm das demokratische Italien noch lange nach 1945 die Rückgabe der Staatsbürgerschaft verweigert. Seine Lebensgeschichte beinhaltet alle Schicksalsschläge, die Südtirol durchleben und überleben musste. Die gefährlichste Herausforderung war die Option: Hitler und ­Mussolini beschlossen 1939, den Südtirolern das Auswandern nach Deutschland in die neu eroberten Gebiete zu ermöglichen; wer lieber unter dem faschistischen Joch weiterleben wollte, musste auf das Recht zum Gebrauch der deutschen Sprache und Kultur verzichten. Dr. Tinzl hat sich bereits 1926 im italienischen Parlament für die Rechte der Südtiroler eingesetzt und erhielt schon damals eine Kostprobe des faschistischen Regierungsstils. Er erinnert sich an das Rednerpult: „Ich hatte das Manuskript darauf liegen, als sich der Abgeordnete Ciano ... an das Pult heranmachte, das Manuskript wegriss, mit der spöttischen Bemerkung, ‘dies werden wir einem Museum einverleiben‘, offenbar um meine Rede unmöglich zu machen. Zufällig aber hatte ich noch Kopien meiner Rede in der Tasche, zog eine heraus und setzte meine Rede ruhig fort.“ Der Jurist Dr. Tinzl (1888-1964) hat später auch die Grundlage für den Autonomieentwurf ausgearbeitet. Hochgeachtet bekam er bei späteren Wahlen die meisten Vorzugsstimmen. Nach ihm benannt und von ihm gefördert wurde unter anderem auch ein Schülerheim in Schlanders. Dort befindet sich eine Bronzebüste des Politikers, eine Arbeit des Kortscher Künstlers Karl Grasser. Karl Grasser hat Generationen von Kunstinteressierten erzogen, darunter auch die noch junge Gertrud Wellenzohn; auch im uralten „Weingarthof“ in Kortsch hat sich Grasser mit einem Marienbildnis verewigt. Der Sohn aus der landesweit verzweigten Familie Tinzl kann heute als Vermittler zwischen „Dableibern“ und „Optanten“ betrachtet werden. Annuska Trompedeller hat über Dr. Karl Tinzl eine politische Biografie geschrieben.Der frühe „Europäer“ wurde in Innsbruck nach dem Studium „sub auspiciis Imperatoris“ promoviert, also unter der Aufsicht des Kaisers. Frau Dr. Gertrud Wellenzohn wohnt und arbeitet seit einigen Jahren mit ihrem Mann Wolfgang Wielander und den zwei Kindern in Schlanders, wo sie an der Kreuzung Hauptstraße/Dr. Karl Tinzlstraße Nr.8 ihr Atelier hat (Tel.+39)329299500. Manchmal macht sie in den frühen Morgenstunden ausgedehnte Wanderungen über den Sonnenberg. Die dabei gemachten Eindrücke werden malerisch festgehalten. Sie bemüht sich, immer wieder Beziehungen herzustellen, auch zwischen dem Vinschgau und Ägypten. Dort hat sie nämlich als Dolmetscherin und Fremdenführerin gearbeitet, spricht auch arabisch und hat dabei gelernt, die Bilderwelt der ­Pharaonen als Reisewege zur Ewigkeit zu deuten. Ihr Vater Lois Wellenzohn plante zusammen mit dem ­Ingenieur Mario Volante vor Jahrzehnten die Bewässerung der Kortscher Wiesen. Zu diesem Zweck wurden ähnliche Einrichtungen in der ganzen Welt, auch in Russland und Afrika, besucht und studiert, worüber der Vater ausführliche Aufzeichnungen hinterlassen hat.

Hans Wielander

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