Gefährdete Grundversorgung

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Schlanders/Vinschgau/Bozen - Einige Abteilungen am Krankenhaus Schlanders werden ab Jänner 2025 möglicherweise große Probleme bekommen. Denn Rom hat per Gesetz das verboten, was bisher etwa für die Pädiatrie und für die Anästhesie am Krankenhaus Schlanders das Überleben gesichert hat. Weder Gesundheitslandesart Hubert Messner noch der Sanitätsbetrieb haben ein beruhigendes Konzept.

von Erwin Bernhart

Es ist noch nicht lang her, dass im Vinschgau mit Fackelumzügen für den Erhalt aller Abteilungen am Krankenhaus Schlanders protestiert worden ist. Es drohte unter anderem die Schließung der Pädiatrie. Denn Rom hat damals gesagt, alle Geburtshilfen unterhalb von 500 Geburten pro Jahr müssen dichtmachen. Die Stocker Martha, damals Gesundheitslandesrätin, hatte die undankbare Aufgabe, die römischen Vorgaben zu exekutieren.
Man konnte das Ruder herumreißen und für die Geburtshilfe eine Ausnahmeregelung erwirken, vor allem wegen der geografischen Entfernungen. Es soll auf der anderen Seit ja garantiert sein, dass eine Pädiatrie innerhalb vom 30 Minuten erreicht werden kann.
Eine andere Garantie war auch vonnöten: Das Abdecken von 24 Stunden durch die dafür gesetzlich vorgesehenen Berufsgruppen: eine Hebamme, ein Anästhesist, ein Pädiater und ein Gynäkologe müssen den Dienst für 24 Stunden gewährleisten.
Um diese gesetzlichen Vorgaben erfüllen zu können, hat man sich am Krankenhaus Schlanders eines Systems bedient, welches auch in anderen Krankenhausabteilungen im Lande Anwendung gefunden hat und welches italienweit praktiziert worden ist: Man hat Verträge mit externen Fachärzteunternehmen geschlossen. Diese Unternehmen haben Fachärzte geschickt und so konnte der Bedarf an Fachpersonal und an Zeit abgedeckt und der Betrieb aufrecht erhalten werden. Für das Krankenhaus Schlanders galt eine solche Personalabdeckung auch für die chronisch unterbesetzte Anästhesie, die auch mit dem Notarztdienst betraut ist. Die Personalkontinuität war so garantiert, allerdings mit ständigem Ärztewechsel.
Damit ist in der Bevölkerung Ruhe eingekehrt. Sogar die geforderten Primariate in der Chirurgie und in der Anästhesie wurden ausgeschrieben und neu besetzt.

Die Ruhe dürfte vorbei sein. Denn der italienische Gesundheitsminister Schillaci hat per Gesetz Verträge mit externen Fachärzteunternehmen untersagt. Seit knapp eineinhalb Jahren ist man davon in Kenntnis. Die Verträge am Krankenhaus Schlanders laufen Ende des Jahres aus. Und dann?
Kein schlüssiges Konzept, den herankommenden Schaden zu beheben, hat der Gesundheitslandesrat Hubert Messner. Dies geht aus der Beantwortung der bohrenden Fragen von Franz Ploner vom Team K anlässlich der Aktuellen Fragestunde am 8. Oktober 2024 hervor. Prallen beide aufeinander, ergibt sich die seltsame Situation, dass der ehemalige Primar am KH Sterzing Ploner dem ehemaligen Primar am KH Bozen Messner im Hohen Haus grundlegende Fragen über periphere Krankenhäuser stellt.

Ploner bündelt in seinen Fragestellungen die Sorgen, Befürchtungen und Ängste nicht nur des Krankenhauses Schlanders, sondern der Bevölkerung des Vinschgau, der das Krankenhaus Schlanders am Herzen liegt. Ploner schickt voraus: „Laut Tageszeitung Dolomiten vom 24. August 2024 scheint die Grundversorgung des Krankenhauses Schlanders wegen der Gefahr der Kündigung der Verträge mit den externen Fachärzte-Unternehmen, die ärztliches Fachpersonal für das Krankenhaus zur Verfügung stellt, gefährdet zu sein. Die Verträge mit den Fachärzte-Unternehmen laufen mit Ende des Jahres 2024 aus und müssen erneuert werden. Diese Unternehmen stellen Fachärzte und Fachärztinnen für diverse Abteilungen wie Anästhesie, Pädiatrie und andere Abteilungen zur Verfügung, um einen 24- Stunden Dienst, der gesetzlich für die Führung einer Geburtshilfe verpflichtend ist, zu garantieren.“ Und stellt dann die Fragen an Messner: „Ist dem Assessorat bekannt, dass im Krankenhaus Schlanders mit Jahresende gewisse Dienste und Abteilungen einen 24-Stunden nicht mehr garantieren können? Und: „Werden die Verträge mit den Fachärzte-Unternehmen, die mit Ende des Jahres 2024 auslaufen, verlängert?“
Die Antwort von Gesundheitslandesrat Hubert Messner: „Es ist richtig und uns auch bekannt, dass die Verträge mit den Fachärzte-Unternehmen nicht verlängert werden können. Dazu wurden klarerweise Gespräche mit den Fachärzten – es betrifft besonders die Anästhesie und die Gynäkologie – geführt, sowohl von mir mit den jeweiligen Primaren und auch vom Sanitätsdirektor. Die Verträge laufen, wie Sie richtigerweise sagen, Ende 2024 aus. Artikel 10 des Gesetzesdekretes 30. März 2023, Nr. 34 lässt eine Verlängerung dieser Verträge leider nicht zu. (...)“
Ploner fragt nach: „Welche Strategie verfolgt der Sanitätsbetrieb bzw. der Gesundheitsbezirk Meran, um notwendiges ärztliches Fachpersonal bereit zu stellen, sollten die Verträge nicht erneuert werden?“ Messner sagt, „.... dass der Gesundheitsbezirk Meran regelmäßig periodisch Stellen für bedienstete und freiberufliche Fachärzte und Fachpersonal ausschreibt. Für die Anwerbung von Personal wird auch zielführend mit den Primaren der betroffenen Abteilungen gearbeitet. Das ist das zentrale Recruiting, das eventuell den Primaren Personal zuführt. Was Schlanders betrifft, haben wir einen Wettbewerb ausgeschrieben, der mit dem 14. Oktober verfällt. Wir werden sehen, wie viele Fachärzte sich dafür melden. Das kann ich Ihnen dann mitteilen.“ Und auf die Frage Ploners, ob man „mit den Fachärzte-Unternehmen bereits Gespräche geführt? Wenn nein, warum nicht?“, sagt Hubert Messner: „Wenn Sie mit der Frage gemeint haben, ob wir mit den Fachärzte-Unternehmen Gespräche geführt haben, so muss ich das verneinen, zumal, wie erwähnt, eine Verlängerung gesetzlich gar nicht möglich ist. Ich kann aber sagen, dass wir mit den zuständigen Primaren Gespräche geführt haben, die mit ihrerseits mit ihren Unternehmen Gespräche geführt haben. Ich kann Ihnen sagen, dass wir von dort Fachärzte freiberuflich mit Arbeitsverträgen anstellen werden.“
In Schlanders sagt man, dass der Weg, den Hubert Messner und der Sanitätsbetrieb beschreiten wollen, nicht zielführend sei. Denn man werde aufgrund des allgemeinen Personalmangels mit Sicherheit zu wenig freiberufliche Arbeitsverträge abschließen können und diese Arbeitsverträge beinhalten auch die Einhaltungen sämtlicher Arbeitszeit-, Pensions- und sonstiger Regelungen. Das sei bei den Leihverträgen mit den Fachärzteunternehmen nicht der Fall. Mit dieser Gangart könne man die Dienste nicht abdecken.
„Der Sanitätsbetrieb und der Landesrat hätten bereits 2023 in dieser Sache aktiv werden müssen“, sagt Ploner zum Vinschgerwind. Die SVP-Parlamentarier in Rom müssten längst in der Sache eingeschaltet werden, um ein Ausnahmeregelung zu erwirken.
Ansonsten drohen Szenarien, die Fackelumzüge heraufbeschwören könnten: Die Pädiatrie könnte auf Halbmast gesetzt oder gar geschlossen werden. In der Anästhesie ist eine Rundumbereitschaft nicht mehr garantiert, so dass die Geburtshilfe wegen fehlender aktiver Präsenz der Anästhesisten wackeln könnte. Auch der Intensivstation, die auf der anderen Seite mit PNRRGeld auf 6 Intensivbetten bis 2026 aufgestockt werden sollte, droht die Schließung.
In der Bezirkgsgemeinschaft beginnt man sich langsam zu formieren. Es hat von Seiten des Krankenhauses Gespräche mit Bürgermeistern des Tales gegeben. Der KVW ist informiert. Die Gespräche beginnen sich auszuweiten und es beginnt auch außerhalb des Krankenhauses zu dämmern, welche Folgen des römische Verbot haben wird und welche Folgen es haben wird, wenn die Landespolitik und die römischen Parlamentarier inaktiv bleiben.

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