Spezial-Nachhaltigkeit: Juval

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In der Sortieranlage in der Obst- genossenschaft Juval ist Wasser das  schonende Transportmittel für die kostbaren Früchte. Um das Wasser im Kreislauf halten zu  können, wird in ein Filtersystem investiert. In der Sortieranlage in der Obst- genossenschaft Juval ist Wasser das schonende Transportmittel für die kostbaren Früchte. Um das Wasser im Kreislauf halten zu können, wird in ein Filtersystem investiert.

Nachhaltigkeit am Beispiel einer Genossenschaft

Die Bemühungen der Obstgenossenschaft Juval in Richtung Nachhaltigkeit sollen stellvertretend für die Obstgenossenschaften im Vinschgau dargestellt werden.

von Erwin Bernhart

 

In der Obstgenossenschaft Juval in Kastelbell werden die Bioäpfel aus dem gesamten Anbaugebiet im Vinschgau sortiert, verpackt und für den Abtransport kommissioniert. Wie fünf weitere Obtsgenossenschaften verfügt die Juval mit dem Hochregallager, mit der Sortieranlage und mit den Verpackungslinien über modernste technische Einrichtungen. Die sind notwendig, um am Markt rasch, flexibel und gezielt agieren zu können.
Ziel der Obstgenossenschaften, Ziel des übergeordneten Verkaufzusammenschlusses in der VIP ist es, den Bauern höchstmögliche Auszahlungspreise ermöglichen zu können. Das ist verständlich und das war auch der Grundgedanke bei den Genossenschaftsgründungen. In Kastelbell etwa reicht die Gründung einer Genossenschaft in den schwierigen 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts zurück.
Wie aber ist der Gedanke des ökonomischen Profits mit den Gedanken und Zielen eines nachhaltigen Wirtschaftens vereinbar? Was wird innerhalb einer Genossenschaft überlegt und getan, um das Prozedere enkeltauglich zu gestalten.
Der Obmann der Juval Luis Alber und der Betriebsdirektor Stephan Gorfer geben Einblick in das ständige Bemühen in der Genossenschaft Juval rund um ein nachhaltiges Wirtschaften. Als Leitfaden dienen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die die UN als Agenda 2030 für eine globale Entwicklung definiert hat.

Boden - gesunde Produkte
„Die 229 Mitgliedsbetriebe der Juval arbeiten in und mit der Natur“, sagen Alber und Gorfer. Mit der Integrierten Produktion (IP) und mit der Bioproduktion nach den Verbandsrichtlininen von Bioland oder Demeter geht die Produktionsweise weit über die staatlichen Richtlinien hinaus. Die AGRIOS-Richtlinien für die Integrierte Produktion sehen vor, dass man sich selbst höchstens 50% der staatlich vorgeschriebenen Rückstände erlaube. Diese Richtlinien werden im ganzen Vinschgau und im gesamten Anbaugebiet Südtirols angewandt. Gewährleistet wird in Form der Rückverfolgbarkeit, dass ein Konsument - wenn er das möchte - „seinen“ Apfel bis in die Wiese des jeweilige Bauern ausfindig machen kann.
Ein knappes Drittel der 816 Hektar, die das Einzugsgebiet der Juval bilden, wird in biologischer Anbauweise bewirtschaftet. Im gesamten Vinschgau sind es gut 20 % der Anbaufläche, die für Bio genutzt wird.
s50 1924Im Vinschgau und somit auch in der Juval hat die gute Beziehung zwischen Obstbauern und Imkern eine jahrzehntelange Tradition. Die Apfelblüte bietet eine wichtige Nahrungsquelle für die Bienen, welche wiederum für die Bestäubung eine zentrale Rolle spielen. Auf VIP-Ebene werden zudem verschiedene Projekte gemeinsam mit den Imkern in der Imkergruppe ausgearbeitet. Von Bienenweiden über einen jährlichen Beitrag zur Bienenköniginnenzucht, werden in der Imkergruppe Ideen und Projekte gesammelt und ausgearbeitet.
Die Mitgliedsbetriebe werden laufend für die Themenbereiche naturnahe Produktion und für Artenvielfalt sensibilisiert.
Diese Bemühungen und viele andere mehr werden der Juval, wie den anderen Genossenschaften auch, durch zertifizierte Qualitätslabel bescheinigt. Ohne Zertifizierung geht gar nichts: Auch sämtliche Bereiche und Prozesse innerhalb der Genossenschaft von Lebensmittel- und Arbeitssicherheit über Lagertechnik, Wartungen sowie Instandhaltungen sind regelmäßigen Kontrollen unterworfen. Eine Vielzahl von Jahres- und Kundenaudits bestätigen die Einhaltungen der gesetzlichen Vorgaben, aber auch Kundenspezifischer Richtlinien und stärken das Vertrauen der Großkunden und Konsumenten. Die kostbare Ware verlässt die Genossenschaft in funktionaler, ansprechender und vor allem nachhaltiger Verpackung. Darauf wird in der Juval besonderer Wert gelegt.

Wasser
Wasser ist für die Obstwirtschaft überlebenswichtig. Auf den Feldern ebenso wie als apfelschonendes Transportmittel bei der Sortierung und Verarbeitung innerhalb der Genossenschaft. „In unserem Einzugsgebiet sind rund 90 % der Anbaufläche bereits auf Tropfberegnung umgestellt“, sagt Luis Alber. Diese Umstellung ergibt neben dem Wassersparen und einer garantierteren gleichmäßigeren Verteilung des Wassers auf die Anbauflächen insgesamt auch eine Einsparung bei der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Einem zusätzlichen Abwaschen der Pflanzenschutzmittel durch Oberkronenberegnung wird vorgebeugt. So kann umweltschonender und wirtschaftlicher gearbeitet werden. Eine nicht oft anzutreffende Symbiose der Nachhaltigkeit.
In der Sortierung wird auf sparsamen Umgang mit dem Wasser Wert gelegt. Um das kostbare Gut Wasser möglichst lange im Kreislauf halten zu können, wird in ein Filtersystem investiert. Zudem wird in intensiver Zusammenarbeit im Netzwerk mit Laimburg, Südtiroler Beratungsring, Uni Bozen, Eurac und anderen Institutionen an neuen Technologien geforscht und Innovation vorangetrieben.

Soziale Verantwortung
Die unternehmerische Verantwortung wird auch in einer transparenten Unternehmensführung umgesetzt. Was sperrig klingt fordert eine mehrfache Kommunikation. Die Genossenschaftsmitglieder werden über das Gebaren im Betrieb informiert. Enge Absprachen und Planungen gibt es laufend mit dem Team in der VIP. Für den Ablauf und für die Organisation in der Verpackung und für den Versand ist das von elementarer Notwendigkeit. Die sicheren Arbeitsstellen, viele davon sind halbtags und für viele Frauen aus der Umgebung ein willkommener Zuerwerb, können durchaus große Flexibilitäten fordern. „Wir versuchen zwar, möglichst lineare Arbeitsstunden zu organisieren“, sagt Stephan Gorfer, aber das gelinge nicht immer. Es gebe natürlich immer wieder aufgrund der Markterfordernisse Spitzen, die rasch abgearbeitet werden müssen. Das führe durchaus auch zu Diskussionen mit dem Personal. Eine s50 juvaltransparente Kommunikation trage dazu bei, dass diese Anforderungen gemeinsam gemeistert werden. Mit Aus- und Weiterbildungen werden die Angestellten in der Arbeitssicherheit, in Fragen der Gesundheit und vielem mehr geschult und betreut. Auch werden verschieden Arbeitszeitmodelle erprobt, um den individuellen Situationen entgegenkommen zu können. Dass in der Landwirtschaft die Kollektivverträge regelmäßig erneuert werden, ist auch Garant für sichere und planbare Arbeitsstellen. In der Juval wie auch in den anderen Genossenschaften wird eine klimaneutrale Mobilität gefördert. Mit einem VIP-Projekt im Rahmen von „Südtirol radelt“ wird die Radmobilität der Mitarbeiter gefördert und auch mit kleinen Sachpreisen belohnt.

Energie
Energie, vor allem in Form von Strom, nimmt in den Genossenschaften eine zentrale Stelle ein. Die Äpfel müssen für die Lagerung gekühlt werden. Besonders im Herbst, während der Ernte und Anlieferung, ist der Energiebedarf entsprechend höher. Bei einer Anlieferung morgens, hilft der Temperatursprung Tag/Nacht die geernteten Äpfel bereits etwas vorzukühlen und so zusätzlichen Energieverbrauch zu reduzieren.
Die Juval verfügt in Kastebell und am Lager in Tschars über zwei potente Photovoltaikanlagen, die in der letzten Ausbaustufe zusammen eine Leistung von 4 Megawatt erbringen. Rund 85 % des am Standort Kastelbell erzeugten Stroms wird vor Ort verbraucht. Möglich macht dies ein intelligentes Steuerssystem. Regelmäßig wird der Energieverbrauch überwacht und an der Energieeffizienz laufend gearbeitet.
Zugute kommt den Genossenschaften, dass die Obstwirtschaft Südtirolweit den Strom gemeinsam einkauft.
Es ist in der Obstgenossenschaft Juval die Summe der kleinen Schritte in Richtung Nachhaltigkeit, die im Großen wirksam werden. Die Richtung wird als Prozess begriffen, auch um für technische und soziale Neuerungen offen zu bleiben.

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