„In Richtung Normalisierung“

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Seit Herbst 2020 ist der Malser Ingenieur Ronald Patscheider Präsident der Touristik und Freizeit GmbH bzw. des Skigebietes Watles. Patscheider sagt, dass man daran arbeite, die Touristiker im Einzugsgebiet von der Wichtigkeit des kleinen Skigebietes zu überzeugen. Am 21. Mai startet der Watles in die Sommersaison - mit einem weiteren Schritt in Richtung Normalisierung.

Vinschgerwind: Sie sind seit eineinhalb Jahren Präsident der Touristik und Freizeit GmbH, die den Watles und das nordische Skizentrum in Schlinig verwaltet. Wie ordnen Sie die Bedeutung vom Skigebiet Waltes und vom Langlaufzentrum Schlinig im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext ein?
Ronald Patscheider: Wirtschaftlich hat der Watles direkte und indirekte Auswirkungen auf das gesamte Gebiet. Direkte wirtschaftliche Auswirkungen sind die Angestellten. Der Watles beschäftigt Bauern aus Schlinig und aus Burgeis, die Saisonarbeiter, Leute, die im Nebenerwerb fast ganzjährig am Watles beschäftigt sind. Wir haben im vergangenen Winter ca. 50 Leute beschäftigt. Indirekte wirtschaftliche Auswirkungen haben die Strukturen, weil sie ein touristisches Angebot sind. Dadurch werden viele Leute, viele Gäste angezogen. Wir hatten im vergangenen Winter, welcher im Übrigen für die neuen Verwalter die erste wirkliche Saison war, gute feedbacks. Der Watles ist wunderschön, wir hatten einen herrlichen Winter, schönes Wetter, vernünftige Schneeverhältnisse, wenn auch nur Kunstschnee. Den Leuten gefällt der Watles. Sie genießen auf der Terrasse der Plantapatschütte den Ausblick auf die Ortlerkette. Gäste kommen teilweise seit 40 - 50 Jahren. Natürlich lassen die Leute Geld liegen, füllen die Hotels.

Vinschgerwind: Die erste wirkliche Wintersaison war 21/22, weil in der Saison 20/21 coronabedingt nur Sportgruppen am Watles trainieren konnten. Zufrieden mit der abgelaufenen Wintersaison?
Ronald Patscheider: Im Großen und Ganzen ja. Der Start war aufgrund der Unsicherheiten etwas schwierig. Wir wussten nicht, ob man öffnen wird können, wie lange geöffnet sein wird. Aus diesem Grund waren wir zu Beginn personell etwas unterbesetzt, weil wir vorsichtig waren. Wir haben ca. 1,7 Millionen Euro im Winter umgesetzt.

Vinschgerwind: Wie kann man diese 1,7 Millionen Euro einordnen?
Ronald Patscheider: Eine Million ist über die Lifteinnahmen hereingekommen und rund 700.000 über die Gastronomie. Ein klein wenig auch vom nordischen Skizentrum.

Vinschgerwind: Wenn man diese Einnahmen mit vergangenen Saisonen vergleicht...
Ronald Patscheider: ...in normalen Zeiten hat der Watles zwischen 2,8 und 3 Millionen Euro im Jahr umgesetzt, teilweise auch mehr. 1,7 bis 1,9 Millionen waren es in normalen Wintern und der Rest im Sommer. Wir sind also in etwa in Richtung Normalisierung unterwegs.

Vinschgerwind: Im vorigen Jahr hat man die Zeit genutzt, um den neuen Verwaltungsrat und dessen Ideen den Betrieben in der Gemeinde Mals vorzustellen. Versammlungen wurden abgehalten. Habt ihr im neuen Verwaltungsrat das Gefühl, dass die Stimmung gegenüber dem Watles eine positive ist?
Ronald Patscheider: (atmet tief durch) Zwei Sachen. In der lokalen Bevölkerung verspüren wir großen Rückhalt, weil der Watles einfach ein schönes, sonniges Gebiet auch mit vielen Wandermöglichkeiten ist, wo im Winter Wanderer, Rodler, Skitourengeher und Skifahrer vorzügliche Bedingungen vorfinden. Ich habe Familien beobachtet, die waren heuer im Winter jeden Sonntag am Watles. Das ist schön. Also der Rückhalt in der Bevölkerung ist da. Der Rückhalt ist auch im Beirat, den wir für Beratungen eingesetzt haben, zu verspüren. Allerdings, und das ist ein Wermutstropfen, sind bei den Sitzungen, bei denen wir uns mit den Akteuren vor allem im Tourismus austauschen wollten, wenige Leute gekommen. Wir werden die Aufgabe lösen müssen, unsere Ideen den Leuten vorzustellen und deren Ideen abzurufen.

Vinschgerwind: Will man solche Zusammenkünfte demnächst wiederholen?
Ronald Patscheider: Eigentlich schon. Wir müssen jedenfalls eine Kommunikationsform finden. Ob das Versammlungen sein können oder welche Form auch immer. Wir möchten die Touristiker hinter uns vereinen und das ist uns bisher noch nicht gelungen. Es ist allerdings so, dass es ganz unterschiedliche Gruppen gibt. Es gibt eine Gruppe von Touristikern, denen der Watles am Herzen liegt, die dahinterstehen. Es gibt andere, die vom Watles nicht sonderlich begeistert sind, die den Watles als nicht zentral ansehen. Ich sehe das anders. Ich sehe den Watles speziell für den Tourismus als zentrale Einrichtung. Natürlich auch für die Einheimischen, als eine willkommene Naherholungs- und Sportzone. Aber vor allem auch für den Tourismus. Das sehen einige Touristiker anders.

Vinschgerwind: Gemeinsam mit dem Beirat, der aus Vertretern der Touristiker, der Umweltschutzgruppe, der Bauern, des AVS besteht, habt ihr überlegt, ob eine Seilbahnverbindung vom Bahnhof Mals auf die Talstation am Watles vernünftig sein könnte. Ist diese Idee einer Seilbahnverbindung gescheitert?
Ronald Patscheider: Nein, im Gegenteil. Ich persönlich bin überzeugt, dass diese Verbindung kommen muss, wenn es den Watles längerfristig geben soll. Wir haben derzeit die Notwendigkeit, im Skigebiet selbst einige Aufgaben zu lösen. Wir haben Lifte, die kurz vor der Revision stehen. Da stehen große Investitionen an und um die müssen wir uns zuerst kümmern. Damit verschaffen wir uns Luft, um nächste Projekte angehen zu können. Ein zentrales Projekt wird dann die Verbindung vom Bahnhof zum Waltes sein. Wenn wir über Nachhaltigkeit reden, dann ist eines der wichtigsten Themen der Verkehr. Was gibt es Optimaleres als eine Verbindung vom Bahnhof in ein Ski- und Wandergebiet?

Vinschgerwind: Eine Kombination zwischen sanfter Mobilität und Frequenzerhöhung?
Ronald Patscheider: Genau. Aber das wäre ja auch für den Vinschgerzug optimal. Es würde damit für einen Meraner interessant werden, den Zug zu benutzen, um in ein Skigebiet oder im Sommer in ein Wandergebiet kommen zu können. Die Attraktivität würde auch für den Zug zunehmen.

Vinschgerwind: Ist es dann nicht eine Notwendigkeit, sowohl die Revisionen am Watels als auch die Bahnverbindung vom Bahnhof zum Watles gleichzeitig und parallel anzugehen?
Ronald Patscheider: Es ist nicht so, dass wir die Bahnhofstrasse links liegen lassen werden. Uns fehlt Verwaltungspersonal. Deshalb müssen wir uns auf unmittelbar Notwendiges konzentrieren. Wir haben Studien bezüglich Wirtschaftlichkeit und Businesspläne beauftragt und in diesen Studien ist immer auch die Bahnverbindung enthalten.

Vinschgerwind: Es gibt Leute im Gemeindegebiet Mals, die mitdenken und Vorschläge einbringen. Karlheinz Steiner hat im Vinschgerwind die Idee lanciert, am Watles abseits des Skibetriebes eine Wellnessoase zu machen. Wie ist diese Idee im Verwaltungsrat aufgenommen worden?
Ronald Patscheider: Ich habe als Präsident kurz vor dem Artikel im Vinschgewind vom Karlheinz Steiner eine Präsentation zugeschickt bekommen. Auch der Präsident des Tourismusvereines, auch der Bürgermeister. Wir hätte gar nicht die Zeit gehabt, diese Ideen intern zu besprechen, dann ist das schon veröffentlicht worden. Aus meiner Sicht keine optimale Vorgangsweise. Der Kontext ist aber auch, dass in Graun der Baubeginn eines neuen Hallenbades unmittelbar bevorsteht. Wir haben im Vinschgau in Latsch und in Mals zwei schöne und gut besuchte Schwimmbäder, die beide aber auch mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Jetzt wird ein drittes gebaut, neu und besser. Die Frage ist doch: Haben wir das Potenzial, ein viertes Bad am Watles zu errichten? Fast jedes Hotel hat eine schöne Wellnessanlage, in die hunderttausende von Euro gesteckt worden sind. Ist es dann noch sinnvoll, etwas Neues am Watles zu bauen?

Vinschgerwind: Aus Ihren Feststellungen und Fragen ist klar, wie diese Idee aufgenommen worden ist. Bleiben wir beim Wasser. Ist die Beschneiungsanlage am Watles optimal aufgestellt?
Ronald Patscheider: Wir sind noch nicht ganz optimal aber gut aufgestellt. Wir sind dabei, ein Ansuchen für die Optimierung der Beschneiung für die neu dotierten Fördertöpfe für Kleinskigebiete abzugeben. 80 % Förderungen sind da vorgesehen. Mit einer optimierten Anlage könnten wir im Spätherbst das gesamte Skigebiet in kurzer Zeit einschneien. Wir möchten das Angebot für Trainingsgruppen und für die Sportoberschule ausbauen. Wir haben in der vergangenen Saison 2021/2022 die Pisten am Watles mit Kunstschnee befahrbar gemacht. Unsere Schneemacher und unsere Schneekatzenfahrer haben das optimal hingekriegt.

Vinschgerwind: Mit welchen Ideen startet man in die Sommersaison?
Ronald Patscheider: Wir wollen in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverein einen Kleinkinderspielplatz errichten, eine große Schaukel auch. Es sollen in Zusammenarbeit mit Karlheinz Steiner größere Klettertiere aufgestellt werden. Wir haben den Spielesee am Watles, der großen Anklang findet. Rundwanderwege mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden, für Kinder, für Wanderer, für Bergsteiger sollen neu ausgeschildert werden. Der Bogenparcours wird wieder geöffnet sein. Wenn wir das Seilbahnprojekt Bahnhof Mals-Talstation weiterdenken, dann müssen wir spezielle Attraktionen am Parkplatz oben anbieten. Da sind wir beim Diskutieren.

Vinschgerwind: Sie haben rund 50 Leute beschäftigt. Alle suchen verzweifelt Personal. Wie ist es Ihnen gelungen, die Personalfrage zu lösen?
Ronald Patscheider: (lacht) Wie es auch allen anderen gelungen ist, indem man gesucht hat, gebettelt hat. Wir haben viel mit Aushilfen und Studenten gearbeitet, die eingesprungen sind und mitgeholfen haben. Wir fischen alle im gleichen Teich. Wir haben zu Beginn gemerkt, dass der Watles ein Imageproblem hatte. Vielleicht auch coroan-geschuldet, aber auch grundsätzlich. Das hat sich aufgrund unseres Führungsstils gerade in der Gastronomie zum Positiven geändert. Aber der Fachkräftemangel ist natürlich auch bei uns spürbar. In der Verwaltung fehlen uns derzeit zwei Leute.

Vinschgerwind: In Schlinig entsteht Neues. Hans Ziernheld wird ein neues Servicezentrum bauen. Was muss in Schlinig passieren, damit das nordische Skizentrum attraktiver wird?
Ronald Patscheider: Ich bin kein Langläufer, aber wir haben mit Veith Angerer einen Profi im Verwaltungsrat. Mit dem Projekt von Ivan Zanzotti, welches vom engangierten Hans Ziernheld gebaut werden wird, wird eine Verbesserung der strukturellen Situation eintreten. Wir möchten die Karten in diesem neuen Geschäft verkaufen können. Natürlich werden wir uns weiterhin um die Präparierung der Langlaufloipe kümmern. Schlinig hat sicher Ausbaupotenzial.

Vinschgerwind: Mit welcher Zuversicht blicken Sie in die Zukunft?
Ronald Patscheider: LR Alfreider hat uns Hilfen für die zu bewältigenden Probleme am Watles in Aussicht gestellt. Das werden wir schaffen, da bin ich sehr zuversichtlich. Wir werden damit den Watles für die nächsten 20 Jahre fit machen. Und in dieser Zeit können wir viele Projekte überlegen. Schlinig ist von der Struktur her ein verhältnismäßig geringer Aufwand. Da mach’ ich mir keine Sorgen. Dort werden kleiner Projekte Schritt für Schritt verwirklicht werden.
Interview: Erwin Bernhart

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