Kolping im Vinschgau - Nach dem Schrecken des 2. Weltkrieges brauchte es viel Zeit, bis die Wunden des Krieges geheilt waren. Die Völker und die Menschen waren einander fremd geworden und misstrauten einander. Im Kolpingwerk bestanden über den Kolping Generalrat zwar Kontakte zu den einzelnen noch verbliebenen Kolping- Verbände in Europa, aber die echten Begegnungen, über die Grenzen hinweg, fehlten.
Der damalige Schweizer Zentralpräses Josef Eberli hatte diese Lage erkannt und startete mehrere Initiativen, um das internationale Miteinander wieder zu beleben. So rief er 1968 unter anderem zum ersten Internationalen Friedensmarsch auf. Kolpinger aus der Schweiz, Deutschland und Luxemburg trafen sich in Sachseln, dem Wirkungsort von Bruder Klaus. So finden nun seit 1968 jährlich diese Kolping Friedenswanderungen statt. Heuer die 54. Wanderung in Aschendorf/Papenburg im Emsland(D) vom 18.-21. Mai unter dem Motto: Tu das Gute, suche den Frieden.
Der erste Tag stand im Zeichen der Hoffnung, der zweite Tagesimpuls zum Thema Liebe und Frieden. Menschen haben Hunger nach Zuspruch, Nähe und Geborgenheit und vor allem nach einem Lächeln. Teilen wir ein Lächeln, um die Einsamkeit in Gemeinschaft zu wandeln, so der Auftrag. Keiner soll zurückbleiben, wir schauen was der andere braucht! Kolping kann Vorbild sein.
Mit dem Dank an die Organisatoren wurde zur nächsten, 55. Friedenswanderung, nach Timisoara in Rumänien vom 9.- 12. Mai 2024 eingeladen.
Otto von Dellemann
Kastelbell - Es gibt Vinschger Weine, die durchaus mit großen Weinen mithalten können“, sagt Sonya Egger Trafoier vom Sterne Restaurant Kuppelrain. Die Sonya muss es wissen, denn sie ist die erste Frau Italiens, die mit dem Michelin Sommelier Award 2022 Italy ausgezeichent worden ist. Überzeugt davon, dass die Vinschger Weine eine große Bühne und eine gute Präsentation verdienen, hat Sonya Egger Trafoier gemeinsam mit dem Tourismusverein Kastelbell-Tschars mit Präsident Manfred Prantl und mit Direktorin Priska Theiner für heuer die „Vinschger Weinpräsentation“ in Schloss Kastelbell organisiert. Am 2. Juli werden rund 20 auserlesene Weine von Winzern zwischen Partschins und Schluderns im inspirierenden Ambiente von Schloss Kastelbell auf eine Verkostungs-Bühne gebracht. Sonya ist als ausgesprochene Wein-Netzwerkerin bei vielen Vinschger Weinbauern auf großes Interesse gestoßen. Mit Peppi Tischler, dem langjährigen Freund des Kuppelrain und im Besonderen von Sonya Egger Trafoier, konnte der südtirolweit bekannte und beliebte Karikaturist gewonnen werden, die Einladungskarte zu gestalten und Tischler wird im Schloss mit vielen anregenden Karikaturen die Weinpräsentation begleiten. Für bodenständige und traditionelle Küche wird das Stadlgut in Tarsch sorgen. Schloss Kastelbell eignet sich aus zweierlei Gründen hervorragend für die Weinpräsentation. Kastelbell-Tschars ist Zentrum des Weinbaus im Vinschgau und in der Vergangenheit sind entscheidende Impulse für die Hebung der Weinqualität von Kastelbell und von Galsaun ausgegangen. Von 1983 an wurde 28 Jahre lang die „Vinschger Weinkost“ veranstaltet, bis diese sich 2011 „verlaufen“ hatte. Mehr als 10 Jahre gab es keine Weinkost mehr und damit, mit Ausnahme der Rieslingtage in Naturns, keine wirkliche Bühne mehr für die Vinschger Weine, die sich, wie eingangs erwähnt, durchaus mit großen Weinen messen können. Das soll mit der 1. Vinschger Weinpräsentation nun anders werden.
Prad/Jubiläumsmeisterschaft - Bei schönem Wetter und etwas Vinschgerwind feierten die Goaßlschnöller Prad am 3. Juni ihr 30-jähriges Bestehen mit einem großen Fest und einer Jubiläumsmeisterschaft.
von Heinrich Zoderer
Über 400 Goaßlschnöller und Schnöllerinnen von insgesamt 27 Vereinen aus dem ganzen Land, auch 2 Gruppen aus Deutschland und 2 aus Österreich, konnte Gilbert Stillebacher, der Landesobmann und Obmann der Prader Goaßlschnöller auf dem Festplatz „Klein Mösl“ in Prad begrüßen. Erfahrene und junge Goaßlschnöller traten auf. Jahrgang 2016 (6 Jahre) war der jüngste Teilnehmer und Karl Lahner aus St. Martin/Passeier, Jahrgang 1944, war der älteste Teilnehmer. Auf dem Trainings- und Festplatz der Goaßlschnöller gab es ein richtiges Volksfest mit Frühschoppen ab 9:30 Uhr, der Jubiläumsmeisterschaft von 11:30 bis 18 Uhr und einer großen Party im Festzelt mit DJ Toro. Außerdem gab es Kinderspiele, eine Hüpfburg, Hau den Lukas, Traktorziehen, Kegelbahn, Kinderschminken und musikalische Einlagen der Blaskapelle Bruckmühl aus Bayern, von der Schuhplattlergruppe Prad und den Tiroling Stones. Im Mittelpunkt stand jedoch die Jubiläumsmeisterschaft der Goaßlschnöllergruppen, die in 2er, 3er und 4er Gruppen auftraten und in jeweils 30 Sekunden ihr Können präsentierten. Schwierig war es für die 7-köpfige Jury jeden Auftritt zu bewerten und dabei Takt, Lautstärke, Körperhaltung und Ausdauer zu beurteilen. Doch am Ende zählte der Spaß und die Gemeinschaft und nicht nur die 78 Mitglieder der Goaßlschnöller Prad, sowie die Vinschger Goaßlschnöller aus Schleis, Laatsch, Mals, Tartsch, Laas und Schlanders waren am Ende sehr zufrieden, sondern auch für die anderen Gruppen und die zahlreichen Festbesucher und Zuschauer war es ein schönes Erlebnis.
Hans Moriggl aus Burgeis ist weitum bekannt, als begeisterter Musikant, Sänger und
Gesellschaftsmensch, als Unternehmer, als Akteur in Wirtschaftskreisen und in der Politik.
Am 14. Juni feiert er seinen 80. Geburtstag.
von Magdalena Dietl Sapelza
Zu seinen prägendsten Kindheitserinnerungen zählt die Kirchtagsprozession 1950, die von Altgraun zu einem Wegkreuz führte. Er durfte die Musikkapelle Burgeis begleiten. Die Stimmung war gedrückt. Hans verstand nicht, warum die Frauen weinten und die Männer Tränen in den Augen hatten. Kurz darauf versank das Dorf im Wasser des Stausees. Wenn Hans aus seinem Leben erzählt, öffnen sich Fenster auf ein bewegtes Leben, das geprägt war von großem Einsatz für die Allgemeinheit.
Hans wuchs in Burgeis mit fünf Geschwistern auf. Sein Vater führte einen Schlossereibetrieb und eine kleine Landwirtschaft. Hans war kein Kind von Traurigkeit. Wenn er mit Kollegen unterwegs war, war immer was los. „Miar sein af olle Tigg aus gwesn“, sagt er. Sie stellten in der Nacht eine Leiter an das Fenster einer ledigen Jungfer, um den Frühmessbesuchern zu vermitteln, dass ein Mann eingestiegen war. Oder sie hoben einen Schubkarren voller Mist auf ein Hausdach. Beim Hüten wuzelten sie Zigaretten aus Stroh und ließen heimlich den Rauch aufgehen. Sie hantierten mit Karbidlampen und brachten sie zur Explosion.
Hans lernte das Handwerk von seinem Vater. Er erwarb den Gesellenbrief als Schlosser und als Hydrauliker. 1967 machte er sich selbständig. Bereits als 16-Jähriger spielte Hans die S-Trompete in der Musikkapelle Burgeis und wechselte dann zum Tenorhorn. Er setzte sich als Feuerwehrmann ein, als Theaterspieler und Sänger im Kirchenchor. Im „Burgeiser Sängertrio“ erlebte er mit Toni Felderer und Sepp Thöni unvergessliche Stunden bei Auftritten im In- und Ausland. In seinem Fiat 600 chauffierte Hans seine Kollegen durch die Gegend und auch seine große Liebe Emma Zwick (Jg. 1946). Nach dem Militärdienst, den er als „Trompetiere“ verbrachte, heiratete er sie 1971. Bei der Hochzeit war das ganze Dorf auf den Beinen. Und beim „Schranken“ wurden ihm alle seine „Schandtaten“ vorgeführt.
Mit Emma baute Hans das „Gästehaus Christopherus“. Sie kümmerte sich um die Gäste und um die drei Söhne. Er war meist unterwegs. „Mai Frau hat oft aweckrennan kennt“, meint Hans. Er zählt 17 Vereine, in denen er tätig war. „Ma hot miar nit umasuscht Vereinsgockel ghoaßn“, lacht er. Engagiert kämpfte er für die Errichtung des Skigebietes Watles und für den Bau der Beschneiungsanlage. Sein Einsatz galt den Wirtschaftsverbänden und der Südtiroler Volkspartei. Mancher Vinschger Mandatar verdankt seiner Wahlwerbung den Einzug in den Landtag. Bei der Landesversammlung der SVP 1992 hielt Hans im Meraner Kulturhaus zum Thema Streitbeilegung eine flammende Rede, in der er aufforderte, achtsam zu sein, weil italienischen Politiker in Rom ihr gegebenes Wort oft nicht halten. Daraufhin wurde er in einer deutschen Zeitung als „vierschrötiger Burgeiser“ bezeichnet.
In den 1970er Jahren lief sein Handwerksbetrieb so gut, dass er sich Partner suchte, mit denen er die Firma Moriggl CO.OHG gründete, die 1983 in Glurns ihre Tore öffnete, und die sich später im Bereich der Rohrsanierung einen Namen machte. Hans übernahm Verantwortung im Unternehmerverband, im Südtiroler Wirtschaftsring, trat dem Kiwanis Klub bei, um nur einiges zu nennen. Hans war auch Mitbegründer der Bezirkszeitung „Der Vinschger“. Er war deren Präsident, als dieser zu seiner Enttäuschung vom Athesia Konzern geschluckt wurde. Dann stellte er sich hinter den „Vinschgerwind“. Hans liebt das Skifahren, das Bergsteigen und das Radfahren. Mit seinen Freunden im Unternehmerverband hat er die höchsten Gipfel der Alpen bestiegen. Den Betrieb in Glurns führt mittlerweile ein Neffe. Hans hat dort noch sein Büro. „I hon olm für di Firma kämpft unt bin froah, dass olz guat weitergeaht“ sagt er.
Einen besonderen Bezug hat Hans zum Kirchlein St. Martin im Zerzertal. Dort ist er seit 40 Jahren „Vorsinger zu „Jakobi, zu „Laurenzi“ und zu „Bartlmä“. Er stiftete 2003 die Heiligenstatuen Cosmas und Damian, die gestohlen worden waren. In diesem Zusammenhang kam er auf die Spur der wertvollen Originale und veranlasste deren Rückgabe an die Pfarre Burgeis, wo sie heute an einem sicheren Ort lagern. Hans liebt die Geselligkeit. Das Singen ist neben dem Musizieren in der Musikkapelle und in der Obervinschger Böhmischen seine große Leidenschaft. Gerne stimmt er Lieder an. Er schöpft aus einem großen Liederschatz und kennt alle Strophen auswendig. Er freut sich, dass sich immer öfters Jugendlichen für seine Lieder interessieren und diese lernen wollen. Eines seiner Lieblingslieder ist „Willkommen, liebe Freunde, seid gegrüßt viel tausend Mal“. Und dieses Lied wird er bei der Geburtstagsfeier ganz sicher anstimmen.
CD-Neuerscheinung - Ein Musikalbum zu veröffentlichen, bedeutet größte Anstrengung. Neben musikalischer Professionalität sind gute Kontakte gefragt, außerdem kostet eine Studioaufnahme eine Menge. Die Sängerin ElisaLeen hat es auf eigene Faust gewagt und einen Befreiungsschlag in der Form ihres Debütalbums hingelegt. Im Stil der deutschen Popmusik gießt sie ihre Liedkunst aus tiefen Emotionen, die sie zu persönlichen Botschaften wie Selbstverwirklichung oder Selbstakzeptanz führen. „Lass uns anfangen zu leben“ heißt es im ersten Titel, der Türöffner ist für die „Neuen Kapitel“, die die Künstlerin aufgemacht hat. In manchen Songs verweist sie kraftvoll auf sich („Hausverbot“, „Bye bye Rückbank“, „So wie du bist“), andere betonen die verletzlich-zärtliche Seite („Wildes Herz“, „Sommerregen“, „Herz aus Glas“, „Mein Wegbegleiter“). Gitarrensound, Piano und Schlagzeug-Beats schmiegen sich um die Songherzen, manchen verleihen sie pochenden Nachdruck.
Mit ihrem beachtlichen Stimmumfang verschafft sich ElisaLeen schon länger Gehör. Viele kennen die Musikerin aus St. Valentin auf der Haide, die immer mit Hut auftritt, nun auch aus „Toms Kellershow“ auf Rai Südtirol. In der Fernsehsendung hat sie von ihrem Durchhaltevermögen erzählt und ihre Lieder präsentiert. Obwohl sie die motivierende Gute-Laune-Seite von Musik vorziehe, enthält das Album von ElisaLeen auch einen zeitkritischen Song: „Still“ ist ein Anti-Kriegslied. Es erzählt von einem zerbombten Zuhause und einem zwingenden Abschied.
Das Release-Konzert hat neulich im CulturForum in Latsch stattgefunden. Gemeinsam mit ihrer Band, die aus Leonhardt Kinzel, Thomas Ebner, Dominik Told, Chris Kaufmann und Michael Gschliesser besteht, hat ElisaLeen ihrer Fangemeinde „Neue Kapitel“ und einige Coverversionen vorgestellt. Ein Duett sang sie mit Schw4rz, der Sänger und Gitarrist aus dem Passeiertal war zuvor als Vorband aufgetreten. Für ElisaLeen sei mit dem Album ein Traum in Erfüllung gegangen, der sie schon seit Kindesbeinen begleite. Sie wünsche sich nun, dass ihre Musik, an der sie seit 2021 gearbeitet hatte, viele Menschen erreiche und berühre. Wer neugierig auf die elf eingängigen Songs (+ Bonustracks) ist, kann sich auf den online Musikplattformen umhören oder auf www.elisaleen.com die CD bestellen.
Maria Raffeiner
Schlanders/Informationsabend - Frauen verdienen nicht nur rund 17 % weniger als Männer, auch die Renten sind mit durchschnittlich 775 Euro nur rund halb so hoch wie jene der Männer. Deshalb ist die Sozial- und Familienlandesrätin Waltraud Deeg seit Jahren im Lande unterwegs, um über die finanziellen Unterstützungen durch den Staat, die Region und das Land zu informieren und vor allem die Frauen darauf aufmerksam zu machen, sich um die eigene Rentenvorsorge zu kümmern. Beim Informationsabend „Mami sorgt vor“, im Rahmen des Familienmonats Mai der Marktgemeinde Schlanders, berichtete am 15. Mai die Landesrätin über das neue staatliche Kindergeld (Assegno unico), auch Einheitsscheck genannt. Bis zum 21. Lebensjahr erhalten Eltern pro Kind und Monat je nach Einkommen und Vermögen zwischen 54,10 und 189,20 Euro. Um das Geld zu beantragen, muss eine ISEE Erklärung (Indikator der Einkommens- und Vermögenslage) auf der Seite des INPS oder über ein Patronat gemacht werden. Bis zum dritten Lebensjahr erhalten Eltern zudem und unabhängig vom Einkommen das Landesfamiliengeld in Höhe von 200 Euro pro Kind und Monat. Außerdem gibt es unter bestimmten Voraussetzungen vom Land das „Familiengeld+“ von 400 bis zu 800 Euro monatlich. Neben dem staatlichen Kindergeld gibt es das Landeskindergeld bei einem ISEE-Wert unter 40.000 Euro. Für Frauen mit geringem Einkommen, die ein Kind geboren, adoptiert oder in Pflege genommen haben, gibt es ein staatliches Mutterschaftsgeld, das einmalig ausgezahlt wird. Im Jahr 2023 beträgt dieser Betrag insgesamt 1.917,30 Euro. Außerdem gibt es den Kita-Bonus von max. 3.000 Euro pro Jahr bei einem ISEE-Wert unter 25.000 Euro und 1.500 Euro pro Jahr bei einem ISEE-Wert über 40.000 Euro. Große Änderungen gibt es durch die Rentenreformen der letzten Jahre. Seit 1. Jänner 1996 gibt es die beitragsbezogene Rentenberechnung, d.h. der Pensionsbetrag wird auf die eingezahlten
Beträge berechnet. Da viele Frauen vor allen in Erziehungs- und Pflegezeiten keine Löhne erhalten und deshalb auch für die Rentenvorsorge keine Beiträge einzahlen, gibt es entsprechende Beiträge der Region in Höhe von 2.000 bis zu 9.000 Euro pro Jahr. Informationen dazu gibt es bei allen Patronaten und bei der Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwicklung (ASWE) (hzg)
Vinschgau-Kortsch - Gebührend hat die Musikkapelle Kortsch
ihr 100-Jahr-Jubiläum am 2. und 3. Juni gefeiert: mit einem feierlichen Festakt, viel Musik und fröhlicher, ausgelassener Stimmung.
von Angelika Ploner
Das ist ein Meilenstein, ein stolzer Moment.“ Mit diesen Worten eröffnete Pater Jolly den Festakt zum 100-Jahr-Jubiläum bei der Festmesse am 3. Juni auf dem Kortscher Dorfplatz. Gekommen waren zahlreiche Vertreter aus Politik und Vereinen, die der „Kortscher Musi“ die Ehre erweisen wollten.
„100 Jahre sind für einen Verein speziell“, blickte Karl Fleischmann im Namen des Festkomitees zurück. Der 1. Weltkrieg war zu Ende und der Wunsch nach einer Musikkapelle da. 1922 übernahm Anton Schwalt die musikalische und Kooperator Rudolf Prinoth die organisatorische Seite für die Gründung einer Musikkapelle. Die Dorfbevölkerung half tatkräftig bei der Beschaffung von Instrumenten mit. Im Jänner 1923 wurde der erste Vorstand gewählt. In Stuben wurde fleißig geprobt, dann in einem Magazin, bald hatte man die geniale Idee den k&k-Schiessstand anzukaufen. Das ganze Dorf half mit und es entstand der sogenannte Musitempel. Warum der Name „Musitempel“, das weiß bis heute niemand. Die Gründung der Musikkapelle und des Theatervereins gingen in Kortsch Hand in Hand. Drei Familien prägten und prägen die Musikkapelle Kortsch: „Die Schwaltn, die Rechenmacher und die Gemassmer.“ Bürgermeister Dieter Pinggera lobte den Fleiß und eisernen Willen, der durch die Höhen und Tiefen führte. Die „Kortscher Musi“ sei ein weitum beachteter Klangkörper. Pinggera: „Musik bereichert das Leben, bringt die Seele zum Schwingen und Freude. Danke für das Engagement.“ Besonderes Engagement und deshalb erwähnt wurden drei, die bis heute die Kortscher Musikkapelle prägten und begleiten: Franz Rechenmacher, Franz Gemassmer und Sepp Rechenmacher.
Das schönste Geburtstagsgeschenk für die Kortscher Musikkapelle ist mit Sicherheit der neue „Musitempel“, der im Herbst fertiggestellt und übergeben werden soll. Pinggera: „Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass das neue Probelokal eines der schönsten im Lande ist.“ In 540 Arbeitsstunden hat man ehrenamtlich die alte Holzdecke im neuen Probelokal montiert.
Auch nach 100 Jahren zeichnen Kortsch und seine Musikkapelle demnach der Zusammenhalt der Dorfbevölkerung, Fleiß und eiserner Wille aus.
Stopp für Ortler Ronda!
Die Umweltschutzgrupe Vinschgau schließt sich den Forderungen des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz und von Mountain Wilderness an: Stopp für die Ortler Ronda!
Dass der Staatsrat die Entwicklung des Skikarussells Ortler Ronda in Sulden gestoppt und damit den rekurrierenden Umweltorganisationen Recht gegeben hat, wird von der Umweltschutzgruppe Vinschgau begrüßt. Nun soll auch die Landeregierung Farbe bekennen und diesem nicht mehr zeitgemäßen Projekt endgültig eine klare Absage erteilen.
In Zeiten von Klimawandel, Abnahme der Schneesicherheit und stagnierenden Skifahrerzahlen kann die Lösung nicht heißen: Immer höher und größer!
Schnee wird in den Alpen zunehmend ein kostbares, rares Gut: Gletscher schmelzen, die Schneefallgrenze steigt, zudem verringert sich die Dauer der Schneebedeckung insgesamt.
Doch für die Projektbetreiber scheint der Klimawandel ein vernachlässigbares Übel zu sein. Anstatt nach alternativen Konzepten zu suchen, rüsten sie auf, modernisieren, erweitern.
Nachhaltigkeit bleibt leere Floskel
Bei der flächenhaften Ausbreitung des Skigebietes kommen naturbelassene Abschnitte arg unter die Räder. Die Errichtung der neuen Seilbahn zum Hintergratkopf und der Bau einer neuen Skipiste würde die Moräne unter der Hintergratspitze unwiederbringlich zerstören. Dass damit der Lebensraum für Steinadler, Bartgeier und Schneehühner zerstört würde, kümmert die Projektbetreiber anscheinend wenig. Stattdessen wird versucht mit dem Schlagwort „autofreies Sulden“ dem Projekt ein Nachhaltigkeitsmäntelchen umzuhängen. Allerdings besteht die Verpflichtung ein „autofreies Sulden“ umzusetzen schon seit 2014, passiert ist bis heute nichts. Damit wird klar, dass dieses Argument ausgedient hat.
Wäre nicht die unberührte Natur ein weitaus größeres Kapital für nachhaltigen Tourismus?
Eva Prantl,
Umweltschutzgruppe Vinschgau
Zum Leserbrief von Hartmann Raffeiner
Die andere Seite des Arbeitsabends
Auch ich war einer dieser etwa 50 Naturnser, die im April beim Arbeitsabend zur Umgestaltung des Parkplatzes am Naturnser Rathaus dabei waren, und habe mit meinen eigenen Ideen und Meinungen mitgewirkt. Die Mehrheit hat sich konstruktiv und sachdienlich eingebracht und gemessen an der Bedeutung des Vorhabens wurden die Themenschwerpunkte sinnvoll gesetzt. Wir wurden vorab über einschränkende Gesetzesvorgaben informiert und haben daraufhin in Kleingruppen a 8 Personen darüber diskutiert, in welcher Form und mit welchem Ausmaß eine Umsetzung gewünscht wäre. Wir haben unser Meinungsbild schriftlich festgehalten, ein Gruppensprecher hat dieses allen vorgetragen und danach wurde, von Evi Keifl professionell moderiert, darüber gesprochen. Es ging um Verbauungsvolumen, Nutzungsvarianten, Tiefgarage, Finanzierungsmöglichkeiten etc. Man konnte sich mit einer Angabe von 0% auch gänzlich gegen ein mögliches Projekt positionieren. Die Ergebnisse und Ideen wurden von den Organisatoren festgehalten und im Nachgang systematisch kategorisiert. Alle Rückmeldungen wurden in Zahlen und Tabellen anschaulich und leicht verständlich aufbereitet. In weiteren Treffen wäre zu einem späteren Zeitpunkt angedacht gewesen, dem ersten „Brainstorming” dann eine deutlichere Fassung abzuringen. Alles in allem ein zweckmäßig organisierter Bürgerabend, mit einer weiteren Querschnittsanalyse zum Meinungsbild der lokalen Bevölkerung, wie man den zentralen Parkplatz vor der Gemeinde neu gestalten könnte. Den Hergang bis zu diesem Treffen mag ich in seiner Komplexität nicht ausreichend zu durchschauen, um mir dazu eine Meinung zu erlauben, aber der Arbeitsabend an sich war aus meiner Sicht sicherlich keine Farce. Auch als unpolitischer Bürger habe ich mich in die weitere Entscheidungsfindung eingebunden und ernst genommen gefühlt.
Gregor Schaller, Naturns
HAIKU zum Thema „Traditionen“:
Herz-Jesu-Feuer
aneinandergereiht
das Licht am Berg
©Helga Maria Gorfer, Schlanders
Kommentare und Anfragen an;
helga.gorfer58@gmail.com
Zurück zu den Sternen. Wenn das Wetter es erlaubt, kann man jede Nacht, auch vom Balkon aus, den Sternenhimmel bewundern. Es reicht ein „Gugger“ um den Sternen näher zu kommen. Aber im Gummer, bei Karneid, erscheint das Spektakel wirklich grandios.
Foto: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it
Psychologie
„Einfach genial der neue Job und die Kollegen“. So in etwa hört es sich an, wenn wir von etwas begeistert sind. Wir sind aufgeregt, gespannt und vielleicht sogar überrascht, insbesondere dann, wenn unsere Erwartungen übertroffen wurden. Begeisterung kann sich auf viele Bereiche des Lebens beziehen, auf die Arbeit, ein Hobby oder ein Projekt. Nehmen wir als Beispiel das Klettern: diejenigen, die dieser Sportart leidenschaftlich und mit viel Herzblut nachgehen, erleben die Begeisterung in vielen Facetten: die Vorfreude, den Enthusiasmus und die Hochstimmung, die ungemein motivierend sein können und die Leistungsfähigkeit steigern. Beim Klettern ist es die Faszination für die Bergwelt, die Bewältigung unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, der Austausch mit Gleichgesinnten, insbesondere der Flow, wenn man direkt am Felsen ist. All dies sorgt für gute Laune, wirkt inspirierend oder sogar ansteckend auf andere und man möchte am liebsten gar nicht mehr damit aufhören.
Mit der Aufregung, dem schnellen klopfenden Herzen und den Erfolgserlebnissen verspüren wir Selbstwirksamkeit. Die Welt mit ihren Möglichkeiten scheint grenzenlos und wir schwimmen in beinahe kindlicher Begeisterung. Die Passion für eine Sache geht mit dem Bedürfnis einher, sich entsprechend den eigenen Neigungen und Interessen auszudrücken und sich dabei mit dem Leben und Mitmenschen verbunden zu fühlen.
Verschreibt man sich allerdings ausschließlich einer Idee oder Sache, kann sich die Begeisterung ins Extreme steigern und den eigenen Blickwinkel einengen. Es gibt nur noch die eine „wahre“ Überzeugung, in der man aufgeht und sich mit Haut und Haaren engagiert. In der übersteigerten Form neigen wir dann zu einer Art Tunnelblick. Die Folge des unbedingten Dafür- oder Dagegenseins kann Abwertung oder sogar Ausgrenzung Andersdenkender sein.
Die Begeisterung als Triebfeder für eine Beschäftigung ist mit Maß und Ziel völlig in Ordnung. Zudem darf ich mich als Außenstehender an der Begeisterung anderer freuen, auch wenn ich dessen Motive nicht nachvollziehen kann. Dies ist glücklicherweise auch gar nicht nötig.
Elisabeth Hickmann
Systemische Therapie und Beratung (SG)
Tel. 333 269 0799
www.beratung-hickmann.it