Das neue Vegetationsjahr im Blick: Welche Herausforderungen stehen bevor?

Generalversammlung Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau in Nals. Foto: SBR/Bernhart Botzner Generalversammlung Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau in Nals. Foto: SBR/Bernhart Botzner

Die 64. Generalversammlung des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau am 6. März in Nals bot einen Rückblick auf die wichtigsten Tätigkeiten des vergangenen Jahres und spannende Einblicke in aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen der Branche. Dabei wurde deutlich: Unabhängige Beratung spielt eine entscheidende Rolle für eine nachhaltige und erfolgreiche Landwirtschaft.

 

Extreme Wetterereignisse werden immer mehr zur Herausforderung für den Obst- und Weinbau. Besonders Frost, Starkregenereignisse, Staunässe und lange Hitzeperioden beeinträchtigen die Kulturen. „Wir beraten 6.000 Landwirte und Betriebe im Anbau von Äpfeln, Weintrauben, Marillen, Kirschen und Birnen – sowohl für den integrierten als auch den biologischen Anbau. Unser Beratungsgebiet umfasst 22.000 Hektar in Südtirol. Dabei passen wir unsere Empfehlungen an die Bedürfnisse jeder Kultur an, denn nicht alle Pflanzen reagieren gleich auf außergewöhnliche Wetterereignisse. Auch die Anbaulage, ob im Tal oder am Berg, spielt eine entscheidende Rolle”, so der Obmann des Beratungsrings, Manuel Santer. 

In diesem Zusammenhang gewinnen punktgenaue, präzise Wetterdaten zunehmend an Bedeutung. Der Beratungsring betreibt über das gesamte Obst- und Weinbaugebiet Südtirols verteilt 140 Wetterstationen. Deren Sensoren liefern hochauflösende Messdaten im fünf Minuten-Takt. Ob Temperaturen, Blattnässe, Niederschlagsmenge oder Windgeschwindigkeiten – jährlich werden 15 Millionen Datensätze und 77 Millionen Einzelwerte generiert, verarbeitet und den Mitgliedern über eine eigene App und die Homepage des Südtiroler Beratungsrings zur Verfügung gestellt. 

Robert Wiedmer, Bereichsleiter für den Obstbau beim Südtiroler Beratungsring, erwähnte in seinen Ausführungen die zunehmende Wichtigkeit der Beraterinnen und Berater beim Monitoring von Krankheiten und Schädlingen. Es gibt zwar viele Prognoseprogramme, welche versuchen Befallsverläufe zu simulieren, für eine genauen Evaluierung ist das geschulte und erfahrene Auge des Beraters aber unerlässlich. Sorgen bereitet hingegen das zunehmende Fehlen von wirksamen Pflanzschutzmittelwirkstoffen, welche das Risiko im Anbau ansteigen lassen. Aktuell wird versucht, über sogenannte Notfallzulassungen Löcher in den Abwehrstrategien zu schließen.

Im Südtiroler Weinbau ist die Goldgelbe Vergilbung nach wie vor ein zentrales Thema in der Beratung. Hier setzt der Beratungsring auf Aufklärung und konsequente Maßnahmen zum Schutz der Weinberge. Erfahrungen aus anderen Regionen zeigen, dass Nachlässigkeit zu einer unkontrollierbaren Ausbreitung dieser Krankheit führen kann.  „Die wichtigste Bekämpfungsmaßnahme bleibt das konsequente Roden infizierter Rebstöcke“, betont Hansjörg Hafner, Bereichsleiter Weinbau beim Südtiroler Beratungsring, auf der diesjährigen Generalversammlung. „Nur durch die strikte Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und die enge Zusammenarbeit zwischen Winzern, Beratungsring und Pflanzenschutzdienst können wir die weitere Verbreitung der Goldgelben Vergilbung eindämmen.“ Das Konsortium Südtirol Wein finanzierte erneut ein groß angelegtes Kontrollprogramm, das in Zusammenarbeit mit dem Beratungsring durchgeführt wurde. Insgesamt wurden 2,4 Millionen Reben überprüft, wobei an 3.700 Rebstöcken Symptome festgestellt wurden – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. 

Was die Umstellung auf die biologische Anbauweise betrifft, zeigt sich ein differenziertes Bild. Während im Weinbau in Südtirol weiterhin 20 bis 30 ha jährlich neu nach biologischen Richtlinien bearbeitet werden, ist die Anbaufläche beim Kernobst stabil bzw. leicht rückläufig. 

Bei der 64. Generalversammlung wurde Paul Pernter für seinen 25-jährigen Einsatz als Obstbauberater im Bezirk Unterland geehrt. Obmann Santer betonte, dass langjährige, kompetente Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen das größte Kapital des Südtiroler Beratungsrings seien. Santer dankte den insgesamt 53 Beschäftigten für ihren landesweiten Einsatz im Dienst der Mitglieder und der gesamten Südtiroler Obst- und Weinwirtschaft.

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Der Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau ist eine bedeutende Institution in der Landwirtschaft Südtirols, die sich auf die Beratung von Obst- und Weinbauern spezialisiert hat. Gegründet 1957, bietet der Verein heute seinen 6.000 Mitgliedern eine unabhängige und objektive Beratung im Bereich Apfel-, Wein-, Kirsch-, Marillen- und Birnenanbau einschließlich spezifischer Beratung für den biologischen Anbau. 

www.beratungsring.org

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