Isidor Sepp, Bio-Landwirt und Tausendsassa

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oben: Lamatrekking mit Isidor Sepp und der Hof Puntetta in Müstair oben: Lamatrekking mit Isidor Sepp und der Hof Puntetta in Müstair

Val Müstair - Umweltbewusstsein darf auch in der Landwirtschaft kein Fremdwort sein und klimaneutrales Landwirten kann in vielen Bereichen umgesetzt werden.
Isidor Sepp (53) ist in Müstair geboren und aufgewachsen. Nach der Ausbildung zum Landwirt übernahm er den elterlichen Hof in Müstair, der an die Industriezone grenzte. 2010 verkaufte er Haus und Hof und baute 500 m entfernt in Puntetta einen modernen Bio-Landwirtschaftsbetrieb auf. Der Vinschgerwind hat den Isidor zum Interview gebeten.

Vinschgerwind: Isidor, weshalb kann man mit Recht behaupten, dass du ein Tausendsassa, also vielseitig interessiert und engagiert, bist?
Isidor Sepp: Es ist schon richtig, dass ich vielseitige Interessen und Ideen habe, die ich gerne umsetze und irgendwie hat sich eines immer zum anderen gefügt. Auf unserem Bio-Hof Puntetta leben 29 Mutterkühe mit Kälber, 6 Lamas, 4 Laufenten und eine Katze. Das Fleisch aus der Mutterkuhhaltung wird direktvermarktet, u.a. in unserem eigenen Hofladen und in den Dorfläden im Tal. Ein nicht zu unterschätzender Teil geht an die einheimische Hotellerie, die als Partnerbetriebe der Biosfera regionale Spezialitäten anbieten. Der Hofladen und gesamte Direktverkauf werden hauptsächlich von meiner Frau Monica organisiert. Vor drei Jahren haben wir einen grösseren Hausgarten angesetzt und verkaufen das selbstproduzierte Gemüse am Verkaufsstand vor unserem Hofladen in der Selbstbedienung. Einheimische und hauptsächlich Gäste vom benachbarten Campig dürfen im Garten Salat selber schneiden und am Verkaufsstand bezahlen. Zum Agrotourismus-Betrieb gehören zudem eine Ferienwohnung, Lamatrekking und Schneeschuhwanderungen.

Vinschgerwind: Weshalb bist du auf die Idee gekommen, Lamas zu halten?
Isidor Sepp: Mit den Lamas kann ich den Hof beleben, wenn meine Kühe auf der Alp sind. Zudem sind sie äusserst genügsame Tiere, die gut zu halten sind. Viele Gäste und Einheimische kommen vorbei, um sich die Lamas anzuschauen oder an einem Lamatrekking teilzunehmen. Das schafft wiederum Synergien zum Hofladen, denn oft wird dann auch gerade eingekauft.

Vinschgerwind: Auf der Wiese hinter deinem Hof sind lange Reihen mit Planen abgedeckt zu sehen. Worum handelt es sich dabei?
Isidor Sepp: Das ist mein neustes Projekt. Der Kanton Graubünden suchte einen Pilotbetrieb für klimaneutrale Landwirtschaft. Ich habe mich mit meiner Idee, aus Hofdünger Kompost herzustellen beworben, fand damit Anklang und wurde ausgewählt. Ein grosser Teil des Hofmists wird mittlerweile bei uns Aerob kompostiert, d.h. innerhalb von 6 bis 8 Wochen wird der Mist 17 bis 20 mal gewendet und mit Sauerstoff versorgt. Nach 6 bis 8 Wochen ist der Mist in nährstoffreiche Erde umgewandelt, die ich auf die Wiesen verteilen kann. Im fertigen Kompost sind alle Nährstoffe eingebunden. Wir erreichen dadurch eine verbesserte Bodenfruchtbarkeit und können den Humusaufbau massiv fördern. Es ist faszinierend, diesen Vorgang zu beobachten, welcher CO2 im Boden bindet und die Umwelt so entlastet.

Vinschgerwind: Deine Kühe sind etliche Wochen in der Sommerfrische. Bleibt dir bei all deiner Hofarbeit und anderen Projekten auch Zeit für Erholung oder gar Ferien?
Isidor Sepp: Ja, das ist uns sehr wichtig. Wir verreisen gerne auch mal in die Ferien oder gehen wandern und biken. Wir haben seit drei Jahren im Sommer einen motivierten jungen Vinschger Mitarbeiter auf dem Hof. Das lässt uns die Arbeit besser erledigen und gibt uns Spielraum für Freizeit. Mein jüngster Sohn hat gerade die Ausbildung zum Landwirt abgeschlossen und mich oft entlastet. Er hat jetzt aber eine Anstellung in einem Bauernbetrieb im Kanton Freiburg angenommen und wird nicht mehr so oft zu Hause sein.

Vinschgerwind: Wie siehst du die Zukunft im Val Müstair aus Sicht der Landwirte und was wünschst du dir für dein Heimattal?
Isidor Sepp: Ich bin tief verwurzelt mit dem Val Müstair und dessen Zukunft liegt mir am Herzen. Die Biosfera und die Anerkennung als Naturpark ist eine grosse Chance auch für die landwirtschaftliche Weiterentwicklung. Ich sehe das Potenzial beim Tourismus. Hier müssen weitere Anstrengungen unternommen werden, um mehr Gäste für Ferien im Tal zu gewinnen. Mein Wunsch ist es, dass die Abwanderung durch ein gutes Arbeitsangebot gestoppt werden kann und für Familien Grundlagen geschaffen werden, die ein Leben im Tal attraktiv machen.
Vinschgerwind: Herzlichen Dank für das aufschlussreiche Gespräch, Isidor, und dein Engagement, an der Weiterentwicklung des Tales mitzuwirken.
Interview: Annelise Albertin

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