Mit der Eröffnungsfeier fiel heute Vormittag (6. September) der Startschuss für die erste Ausgabe der "Sustainability Days" in der Messe Bozen. Die Zielsetzung: "Aufzeigen, was geht".
Impulse geben für eine nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum: Darum drehen sich ab heute vier Tage lang die "Sustainability Days – Internationale Plattform für die Regionen der Zukunft" in der Messe Bozen. Ehrengäste der heutigen (6. September) Eröffnungsveranstaltung, durch die Moderator Andreas Pfeifer dreisprachig führte, waren der EU-Kommissar für Haushalt und Verwaltung und der italienische Minister für Infrastrukturen und nachhaltige Mobilität.
Der Landeshauptmann blickte in seinen einführenden Worten auf die zahlreichen Krisen, denen die Welt heute begegnet. "Neben all dem braucht es vor allem eins: Aufzeigen, was geht, um die Heimat Erde für uns alle ein Stück besser zu machen", unterstrich der Landeshauptmann. Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen träume von einer besseren Welt. "Dafür müssen wir Dinge ändern und anders machen. Und dafür müssen wir auch gewisse Dinge nicht mehr machen", so der eindringliche Appell des Landeshauptmanns.
Deshalb sei dies genau der richtige Moment für die Eröffnung der Nachhaltigkeitstage 2022, sagte der Landeshauptmann. "Aufzeigen, was geht, können uns internationale Redner wie Jane Goodall, Robert Engle, Gail Bradbrook, David Wallace-Wells, Sophie Bayley, Paolo Braguzzi und Clover Hogan, aber auch viele herausragende Expertinnen und Experten aus Südtirol."
Plattform für die Regionen der Zukunft
Dabei gelte es auf die besonderen Erfordernisse des ländlichen Raums einzugehen. "In Europa leben 150 Millionen Menschen im ländlichen Raum. Gerade der Alpenraum, in dem wir leben, bekommt die Auswirkungen der Klimaerwärmung besonders zu spüren", fuhr der Landeshauptmann fort. Südtirol habe mit seiner Autonomie immer daran gearbeitet, Entwicklung für die Menschen zu ermöglichen. "Die Nachhaltigkeitstage sind ein weiterer Baustein auf unserem Weg Richtung Nachhaltigkeit. Sie sind keine Eintagsfliege, sondern hier arbeiten viele Menschen an neuen Lösungen, wie nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum gelingen kann", erklärte der Landeshauptmann und verwies auf das Empfehlungspapier zur Unterstützung zukünftiger politischer Entscheidungen, das bis Ende der Veranstaltung am Freitag vorliegen wird.
Südtirol eine der ersten Regionen mit SDG-Monitoring
Als eine der ersten Regionen hat sich Südtirol vor zwei Jahren erstmalig einem kontinuierlichen Monitoring der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) unterstellt, dem sich bisher nur Staaten unterziehen müssen. "Es zeigt, dass Südtirol einiges in die Wege geleitet hat, dennoch bleibt auf dem Weg der Nachhaltigkeit noch viel zu tun", sagte der Landeshauptmann. Hier werden die Nachhaltigkeitstage ansetzen: "Jeder Anfang ist schwer, aber jedem Anfang wohnt frei nach Hermann Hesse ein Zauber inne. Die nachhaltige Entwicklung ist der Treiber, der es uns ermöglichen wird, mit neuem Mut und neuer Freude in die Zukunft zu blicken", sagte der Landeshauptmann und wünschte den Anwesenden viele inspirierende Momente.
Marco Frey: "Müssen unser Wirtschaftsmodell ändern"
Im Anschluss gab Marco Frey, Professor an der "Sant'Anna School of Advanced Studies" in Pisa und Vorsitzender des Advisory Board der Nachhaltigkeitstage, unter dem Titel "Die Weichen stellen" einen Überblick über aktuelle EU-Initiativen und Programme zur Nachhaltigkeit. Eine nachhaltige Entwicklung erfülle die Bedürfnisse der Gegenwart, ohne sich negativ auf die Möglichkeiten der künftigen Generationen auszuwirken. Frey erklärte, dass wir zu viele Ressourcen verbrauchen, um unseren wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsstand zu halten: "Die einzige Möglichkeit, Nachhaltigkeit zu gewährleisten, besteht darin, unser Wirtschaftsmodell zu ändern", sagte der Professor und nannte die grüne Wirtschaft und die Kreislaufwirtschaft als Beispiele. "Der Europäische Green Deal ist bereits eng mit diesen Modellen verknüpft", schloss Frey und hob die vier Schwerpunktthemen der Nachhaltigkeitstage hervor: erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Landwirtschaft und Ernährung, nachhaltige Mobilität und widerstandsfähige regionale Lebensräume.
Italiens Minister: "Der Wandel ist möglich"
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit dem italienischen Minister für Infrastrukturen und nachhaltige Mobilität und dem EU-Kommissar für Haushalt und Verwaltung ging es um nachhaltige Entwicklung in Italien und Europa.
Nicht nur den Namen seines Ministeriums habe er geändert, sondern auch die Politik und die Gesetzesgrundlagen, erklärte der Minister für Infrastruktur und nachhaltige Mobilität, der stolz darauf verwies, dass der von seinem Ministerium umgesetzte Plan als europäische Best Practice bezeichnet werde: Neue Projekte müssen nämlich unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit bewertet werden. "Wir haben einen noch nie dagewesenen Investitionsplan in Höhe von 298,5 Milliarden Euro erstellt, der in die richtige Richtung geht", sagte der Minister. 70 Prozent der 61,5 Milliarden Euro, die aus dem Wiederaufbaufonds PNRR für unser Ministerium kommen, sind für die Bekämpfung des Klimawandels vorgesehen, ein großer Teil davon für Eisenbahnprojekte. "Der Wandel ist möglich, es liegt an uns", schloss der Minister.
EU-Minister: "Es führt kein Weg an grüner Wende vorbei"
Auch der EU-Kommissar für Haushalt und Verwaltung betonte: "Ein grüner Übergang ist stärker notwendig denn je." Im Energiebereich gehe es insbesondere darum, sich angesichts der Krisen von außereuropäischen Versorgungen unabhängig zu machen und Lieferanten stärker zu diversifizieren, so der Kommissar. "Ich bin überzeugt, dass die jüngsten globalen Ereignisse uns helfen, diese grüne Wende schneller zu bewerkstelligen, als erwartet. Es führt kein Weg daran vorbei. Und am Geld wird es nicht scheitern", sagte der EU-Kommissar.
Die Eröffnungsveranstaltung endete mit einem eindrücklichen Poetry Slam zur Nachhaltigkeit von Lene Morgenstern, die unter anderem sagte: "Wir haben gelernt zu verschwenden, wir müssen das Blatt jetzt wenden."
mpi