Der Vorsitzende des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB), Tony Tschenett, kann nur noch den Kopf schütteln: „Bauern bekommen für die ersten 30 Milchkühe 300 Euro pro Tier ausbezahlt, während der Großteil der Südtiroler Familien trotz der anhaltenden Inflation durch die Finger schaut“.
Wenn der Großteil jener, so Tschenett, nämlich Arbeitnehmer und Rentner, die für das Hauptsteueraufkommen verantwortlich sind – mit der Begründung es seien nicht genug finanzielle Mittel vorhanden – durch den Rost fallen und parallel rund 15 Millionen für die Subventionierung von Kühen gefunden werden – dann mache ihm die Prioritätensetzung Angst.
„Ich bin eigentlich nicht derjenige, der die verschiedenen Südtiroler Wirtschaftssektoren gegeneinander ausspielt. Aber die Nachricht, dass Bauern für die ersten 30 Milchkühe 300 Euro pro Tier ausbezahlt bekommen, schlägt dem Fass den Boden aus. In erster Linie deshalb, weil entgegen unseren Forderungen, Arbeitnehmer und den Mittelstand bzgl. der anhaltenden Inflation zu entlasten, keiner unserer Vorschläge angenommen und wir nicht einmal eine Rückmeldung diesbezüglich erhalten haben. Nur jene Minderheit, die Bezieher des Beitrages für Wohnungsnebenkosten sind, erhalten eine Einmalzahlung von 500 Euro – eine krasse Minderheit der Bedürftigen. Hat die Landesregierung inzwischen komplett den Bezug zur Realität verloren, frage ich mich?!“, so der ASGB-Chef.
Tschenett könne es nicht nachvollziehen, warum die aktuelle Landesregierung derart offensichtlich die Bedürfnisse der Arbeitnehmer und Rentner missachtet: „Stagnationen bei Kollektivvertragsverhandlungen, eine SVP-Arbeitnehmerschaft, die in der Landesregierung vertreten ist, aber immer nur bremst, wenn es um Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst geht – dies ist einer der Gründe, warum nichts weitergeht. Würde der öffentliche Dienst sich seiner Verantwortung – auch gegenüber der Privatwirtschaft – bewusst sein und die Belegschaft gerade in Krisenzeiten ordentlich entlohnen, wäre das Signal ein anderes. Aber der Umstand, dass jeder Bauernbetrieb, der flächendeckend seinen Grund bewirtschaftet, in den Genuss einer Soforthilfe von 300 Euro pro Kuh kommt, weil Energiepreise und Futtermittelkosten im Steigen begriffen sind, ist das ein Zeichen einer falschen Prioritätensetzung. Schließlich werden Teuerungen zum Großteil an den Verbraucher – und Arbeitnehmer und Rentner sind die Hauptverbraucher – weitergegeben. Ich ersuche die Südtiroler Arbeitnehmerschaft, gegen diese Maßnahme zu protestieren. Denn es kann nicht sein, dass wir Arbeitnehmer zu Bittstellern verkommen, für die nichts übrig ist, aber die mächtigste, aber kleinste Lobby, nämlich die Bauernlobby, weiterhin absahnt. So geht es nicht und das lassen wir uns nicht mehr gefallen!“