Weniger Verkehr = weniger Stickoxide

Die Präsentation des Landes zur Luftqualität 2020 zeigt eines ganz klar auf: Geht der Verkehr zurück, sinken auch die Stickoxid-Werte. Der Rückgang der Werte und die erstmalige Einhaltung basiert allerdings nicht auf Mobilitätsplänen und Programmen der Luftreinhaltung, sondern ist eine direkte COVID-19-Folge, da in den Lockdowns des letzten Jahres auch der Verkehr schlagartig abgenommen hat. Leider erfolgte danach überraschend schnell wieder eine Zunahme des Verkehrs. Die Anpassung des Luftreinhalte-Programmes des Landes muss sich an den im letzten Jahr gesammelten Erfahrungen orientieren. Prioritäres Ziel muss bleiben, die gesetzlichen Grenzwerte von nun an auch verbindlich einzuhalten.

Nicht wirklich überraschend sind die von Seiten des Landes vorgestellten Werte zur Luftqualität des vergangenen Jahres. Der Rückgang vor allem bei den Stickoxiden ist beachtlich und erstmals seit Einführung der gesetzlichen Jahresmittelgrenzwerte im Jahr 2010 wurden diese auch an den meisten – aber noch immer nicht bei allen! – Messstationen eingehalten. Doch ist schnell klar, woher der sprunghafte Rückgang kommt: Durch die corona-bedingten Lockdowns im vergangenen Jahr und das damit schlagartig reduzierte Verkehrsaufkommen besserte sich die Emissionssituation sofort. Auffällig ist aber doch, dass der Verkehr und damit auch die Emissionsbelastungen für die Bevölkerung nach den Lockdowns überraschend schnell wieder das Vor-Krisen-Niveau erreichen. Was sperrige Luftqualitätspläne und aus politischen Opportunitäten seit einem Jahrzehnt verschobene verkehrsberuhigende Maßnahmen nicht im Stande sind, wurde durch das unfreiwillige Verkehrs-Experiment im Maßstab 1:1 bestätigt:

  • Die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte ist möglich.
  • Dafür muss die Verkehrsbelastung drastisch reduziert werden.


Mit sinkenden Emissionswerten steigen die Luft- und damit auch die Lebensqualität der gesamten Bevölkerung. Denn kontinuierliche Grenzwert-Überschreitungen verursachen volksgesundheitliche Schäden. Bezogen auf die Daten des Luftqualitätsberichtes der Europäischen Umweltagentur entfallen rechnerisch auf Südtirol durch die Grenzwert-Überschreitungen bei Stickstoffdioxid jährlich mindestens 50 vorzeitige Todesfälle.

Die Pandemie hat aber auch gezeigt, dass die notwendige Reduzierung des Schwerverkehrs und die Verlagerung des Personenverkehrs durchaus möglich sind. Dies kann aber auch erreicht werden, ohne die aktuellen wirtschaftlichen, sozialen und psychischen Belastungen zu vergrößern. Beispielsweise durch die von uns bereits seit Jahren vorgeschlagenen Maßnahmen der Verhinderung des Umwegverkehrs durch eine Mautanpassung an die Schweiz, durch den Ausbau und die Attraktivierung der öffentlichen Verkehrssysteme, damit diese schneller und komfortabler gegenüber dem eigenen Auto werden, durch eine Offensive zur Etablierung des Fahrradverkehrs nach nordischem Vorbild, Etablierung von flexiblen Home-Office-Lösungen, durch attraktive Angebote für die touristische Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowie durch den Ausbau von Carsharing auch im betrieblichen Bereich u.a.m.

Wenn wir gemeinsam daran arbeiten, den Verkehr zu vermeiden, zu verlagern und zu verringern, werden wir schlussendlich auch unsere Lebensqualität spürbar erhöhen. Daran sollte uns allen gelegen sein.

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