Leserbriefe Ausgabe 24-21

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Offener Brief an den Rat der Gemeinden
Seit wenigen Jahren wird von der Umweltmedizin des Südtiroler Sanitätsbetriebes ein Pestizid - Monitoring durchgeführt, welches die Belastung von Spielplätzen und Schulhöfen mit in der Landwirtschaft verwendeten Pestiziden erhebt.
Die Umwelt- Epidemiologin Caroline Linhart ( CH) setzte sich in einer Methodenkritik mit dem Pestizid - Monitoring der Umweltmedizin des Südtiroler Sanitätsbetriebes auseinander. Zentraler Kritikpunk ihrer Studie war die inkonsistente Methodik des Pestizid - Monitorings der Umweltmedizin und die folglich unzuverlässigen Erhebungsdaten. In der Folge ist der Landesgesetzesentwurf Nr. 95/21 „Richtlinien für ein Systematisches Pestizid-Monitoring“, am 20.10.2021 vorgelegt worden. Dieser Gesetzentwurf sieht ein einheitliches, evidenzbasiertes Monitoring vor, um künftig Fehler der vergangenen Erhebungen zu vermeiden und objektive, korrekte Daten zu garantieren. Der Rat der Gemeinden erteilte dem Landesgesetzentwurf mit folgender knappen Begründung ein negatives Gutachten:
„ Auf der einen Seite wird mit dem Gesetzentwurf nicht geklärt, wie die praktische Umsetzung der Einführung des Pestizid - Monitorings vor sich gehen soll. Man kann jedenfalls daraus schließen, dass neue Bürokratie geschaffen wird. Auf der anderen Seite schweigt sich der Gesetzentwurf vollkommen über die Folgen bei übermäßiger Belastung der sensiblen Gebiete oder der Gebiete von ökologischer Bedeutung mit Pestizidrückständen aus. Das führt zu Verunsicherungen der Bevölkerung und der Wirtschaftstreibenden.“ Für die unterzeichnenden Organisationen wirft diese Begründung des negativen Gutachtens folgende Fragen auf:
• Erachten Sie es als sinnvoll, dass die Umweltagentur der Autonomen Provinz Bozen in Zukunft Monitorings durchführt, um in Erfahrung zu bringen, ob die Südtiroler Kinderspielplätze und ökologisch wertvolle Gebiete mit Pestiziden belastet sind?
• Das Ziel des Gesetzentwurfs besteht darin, das Monitoring in Zukunft auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen, damit verlässliche Daten generiert werden können. Wo sehen Sie deshalb mehr Bürokratie auf wen zukommen?
• Sie bemängeln vor allem, dass der Gesetzentwurf nicht klärt, wie die praktische Umsetzung des Pestizid – Monitorings vor sich gehen soll. Es wird darauf hingewiesen, dass folgende Abschnitte des Entwurfs die praktische Umsetzung betreffen:
Art.2 (2) a, b, c ; Art. 4 (3), (4); Art. 6; Art. 7 (2), (3), (4), (5); Art. 8 (2), (3), (4); Sollten Sie dennoch Unklarheiten zur praktischen Umsetzung haben, geben Sie bitte bekannt auf welche Erhebungs-, Analyse - und Auswertungsverfahren sich diese beziehen. Es wird ebenfalls darauf verwiesen, dass offene Details - wie in anderen Fällen auch- in Durchführungsverordnungen präzisiert werden.
• Sie bemängeln auch, dass der Gesetzentwurf sich über die Folgen bei übermäßiger Belastung mit Pestiziden ausschweigt. Es wird klar gestellt: Bei diesem Gesetzentwurf geht es, wie unter Art. 1 angeführt, um das Design des Monitorings, das objektive Daten garantieren soll. Die Frage nach den Folgen einer übermäßigen Belastung der Kinderspielplätze und ökologisch wertvoller Gebiete kann nicht Gegenstand dieses Gesetzentwurfs sein. Dabei geht es um ein gesellschaftliches, politisches Thema, das mit einer korrekten Erhebungs- und Auswertungsmethode nichts zu tun hat.
• Da Sie diesen Gesetzentwurf negativ beurteilen, teilen Sie bitte mit, welche Richtlinien Sie für Südtirol vorschlagen, um den von der EU vorgesehenen Schutz sensibler und ökologische wertvoller Zonen zu garantieren.
Wie ersuchen Sie auf diese Fragen öffentlich zu antworten.
Dachverband für Natur – und Umweltschutz; WWF; ISDE – sezione Bolzano; Vereinigung der Südtiroler Biologen; Umweltschutzgruppe Vinschgau; Umweltgruppe Terlan; Umweltschutzgruppe Kaltern; Hyla

 

Nachruf Dietrich Oberdörfer
„Soviel bist du in Gott, als du in Frieden bist.“
s12 Dietrich Oberdörfer GDKDiese Worte des Mystikers Meister Eckhart lesen wir auf dem Andenkenbild des kürzlich verstorbenen Musikers Dietrich Oberdörfer. Das Andenkenbild steht auf meiner Orgel, daneben auf der Notenablage ein Programmheft mit dem Portrait von Johann Sebastian Bach. Bach war für Dietrich Oberdörfer der absolute Meister des Orgelspiels. Bachs Musik hatte nach seinen Worten das Göttliche, das Unendliche und Ewige in sich. Genau das mache sie so einzigartig! Und es sei wahrlich ein Privileg, diese Musik selbst spielen zu dürfen, betonte er immer wieder.
Ein kräftiger Handschlag – so lernte ich Dieter bei einem Orgelkonzert kennen und so begann jede meiner Orgelstunden in den letzten zwanzig Jahren. Ein Handschlag, der mir sehr viel bedeutete und zugleich auch viel über die Persönlichkeit meines Lehrers aussagte. Dieter war Lehrer mit Leib und Seele. Seine Liebe zur Musik übertrug er in seiner langen Unterrichtstätigkeit auf zahlreiche Schülerinnen und Schüler.
Eine tiefe Verbindung zur Musik spürte Dieter bereits als Kind. Musik umgab ihn in seinem Elternhaus in Latsch, wo seine Mutter Hella Flöten – und Klavierunterricht erteilte. Dieter begann bald selbst Klavier zu spielen und erste Improvisationen entstanden. Seine einzigartig klare Stimme, welche er später auch bei seinen Konzerten zum Klingen brachte, versetzte schon damals die Zuhörer ins Staunen. Dieter trat dem Kirchenchor bei und half während seines Kirchenmusikstudiums am Konservatorium gerne als Organist aus. In Wien absolvierte er das Orgel – Konzertfachstudium bei seinen geschätzten Professoren Anton Heiller und Alfred Mitterhofer. Dieter begann nun neben seiner langjährigen Tätigkeit als Organist und Chorleiter in Schenna eine intensive internationale Konzerttätigkeit, die bis zu seinem Tode andauerte.
Wenn Dieter begann, über Musik zu sprechen, sprudelten die Worte nur so aus seinem Munde heraus. Er hatte die große Gabe, über Musik zu sprechen und sie für sein Gegenüber fast schon hörbar zu machen. Mit Begeisterung erzählte er mir von seinen Projekten, die für ihn Herausforderung und zugleich sein Lebensinhalt waren. Als weltoffener Mensch suchte Dieter die Zusammenarbeit und den Austausch mit Künstlern unterschiedlicher kultureller und religiöser Herkunft. Im Rahmen der Europäischen Orgelakademie Schloss Goldrain gelang es ihm immer wieder, hochkarätige Musiker in den Vinschgau zu holen. Konzerte zu spielen und die Botschaft seiner Musik weiterzugeben war für Dieter von größter Bedeutung. Als ich mich nach einem Konzert bei ihm bedankte, antwortete er mir: „Es ist immer eine große Freude, wenn das Publikum von der Musik getragen und im Herzen berührt wird.“
Der Tod von Dietrich Oberdörfer hat eine große Lücke hinterlassen. Es bleiben jedoch sein großes musikalisches Vermächtnis und zugleich die Erinnerung an eine immer geradlinige, in seinem Denken und Schaffen unbeirrbare Persönlichkeit, die nicht zuletzt in seiner gelebten Glaubensüberzeugung Ausdruck gefunden hat. Als überzeugter Christ nahm er seine Krankheit über Jahre hinweg auf sich, ohne sich dabei jemals zu beklagen. Im Gegenteil, in einem unserer Gespräche gab er mir zu bedenken: „Wie könnte ich mich als Christ bezeichnen, wenn ich nicht mein Kreuz auf mich nehmen würde?“
„Pfiati, Dieter und danke!“ Ein Handschlag auch am Ende jeder für mich so wertvollen Orgelstunde – und zugleich ein Gefühl unendlicher Dankbarkeit für die Lehrzeit an der Seite dieses großen Organisten.
Christine Unterholzner

 

Infizierte Eltern

Wir befinden uns seit fast zwei Jahren in einer Pandemie und schwimmen mitten in der vierten Welle. Die Intensivstationen sind voll, das Sanitätspersonal knapp. Wir werden pausenlos angehalten, die geltenden Regeln einzuhalten, uns impfen und/oder testen zu lassen. Mehrere Gemeinden sind zu roten Zonen erklärt und somit wieder strengen Restriktionen unterworfen worden. Ungeimpftes Bildungspersonal lässt sich bis zu dreimal pro Woche auf eigene Kosten testen.
Positiv Getestete müssen sinnvollerweise in Quarantäne. Die Sanität verhängt diese ggf. auch über Familienangehörige/Kontaktpersonen. Infektionsketten werden so unterbrochen, Mitmenschen nicht gefährdet und das Gesundheitswesen und dort Arbeitende hoffentlich nicht in den Kollaps getrieben.
Sie können noch folgen?
Etwas anders im Kindergarten:
Infizierte Eltern brauchen das Personal nicht zu informieren.
Sie müssen ihre Kinder auch nicht testen lassen.
Sie dürfen sie weiterhin in den Kindergarten schicken.
Hier in Südtirol. In der Pandemie. Nach fast zwei Jahren. (24.11.21)
Können Sie immer noch folgen? Wir auch nicht.
P.S.: Die meisten Eltern behalten ihre Kinder in diesem Fall zu Hause. Die meisten. Nicht alle.
Tina Fruth, Sabine Fiegele und Dagmar Spiess

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