Bauplatz: „FinKa“ ein besonderes Hostel in Mals

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Was ist ein Hostel? Es ist nicht so teuer und luxuriös wie ein Hotel, aber auch nicht ganz spartanisch wie eine Jugendherberge. Es ist eine neue Einrichtung in Mals und das erste Hostel in Südtirol. Es ist ein moderner Beherbergungsbetrieb mit familiärer Atmosphäre, erschwinglich für Familien und Jugendgruppen, aber auch für Wanderer, Pilger, Rad- und Motorradfahrer, für Individualisten und Rucksackreisende. Damit wird eine neue Zielgruppe angesprochen und das touristische Angebot im Obervinschgau erweitert.

von Heinrich Zoderer

 

s38 finka2Von 1969 bis 2005 waren hier die Finanzbeamten untergebracht, viele aus Süditalien. Wie Sascha Plangger, der Geschäftsführer der Vinschger Sozialgenossenschaft VISO und Juliane Stocker, die pädagogische Leiterin der Sozialgenossenschaft, in einem Gespräch ausführten, will man die Geschichte des Hauses nicht verstecken, sondern ganz bewusst sichtbar machen und damit das Haus beleben. So soll die FinKa, die ehemalige Finanzkaserne, zu einem ganz besonderen Beherbergungsbetrieb werden. Im Hostel gibt es 58 Betten in 18 neu eingerichteten Zimmer mit 2, 4 bzw. 6 Betten, viele auch mit Stockbetten. In jedem Zimmer sind ein WC und eine Dusche, ein Tisch und eine Couch. Wer will kann sich einfach in sein Zimmer zurückziehen, ausruhen und die Aussichten genießen. Die Tschenglser Hochwand, der Ortler, das Glurnser Köpfl und der Malser Hausberg, die Spitzige Lun sind in Sichtweite und bilden ein fantastisches Panorama von vielen Zimmern aus. Es gibt aber auch viele Gemeinschafts- und Begegnungsräume. In der offenen Küche kann man selber oder zusammen mit anderen kochen, das Frühstück oder Abendessen zubereiten. Im Speisesaal wird ein Frühstücksbuffet und am Abend ein Tagesteller mit einfachen Gerichten angeboten, die Leo Blaas für die Gäste zubereitet. Es gibt u.a. Knödel, Schlutzkrapfen, Pizza oder Pasta oder einfach ein Tiroler Marendbrettl. Wer will kann im Lesesaal, dem Salone, eine passende Lektüre auswählen und sich damit die Zeit vertreiben. Auf der Hinterseite des Hauses ist der Gastgarten. Es ist ein ruhiger Ort zum Verweilen, zum Plaudern oder einfach zum s38 finka3Sitzen. Unter dem Holunderbaum, der beim Umbau gerettet wurde, ist es besonders idyllisch. Natürlich gibt es für alle Gäste auch die Möglichkeit in einem Restaurant in Mals oder der Umgebung zu essen. Die Zimmer sind einfach eingerichtet mit Holzbetten aus Fichtenholz. Die Hausgäste sind einerseits Wanderer oder Radfahrer, die für eine Nacht übernachten und dann wieder weiterzeihen, bzw. weiterfahren, es sind aber auch Familien und Jugendgruppen, die eine Woche oder auch länger bleiben. Auf den Türen der einzelnen Zimmer sind Symbole aus der Bergwelt, z.B. ein Bergsteigerseil, verschiedene Bergschuhe, Bergschuhe mit Schneeschuhen, ein Iglu usw. Das Team der Basis Vinschgau rund um die Grafikerin Katrin Gruber und dem Designer Laurin Kofler haben die Ideen für s38 finka 4diese Symbole aus einem Überlebenshandbuch der Finanzer entnommen. In diesem Handbuch, das in der Finanzkaserne zurückgeblieben ist, sind nützliche Hinweise über das Verhalten in den Bergen und entsprechende Zeichnungen enthalten. Die Finanzbeamten mussten die Grenzübergänge sichern und den Schmuggel über die Grenze verhindern. Das war für die ortsfremden Finanzbeamten nicht einfach, auch weil sie wussten, dass der Schmuggel oft die einzige Einnahmequelle für die Einheimischen war. Auch diese Geschichten will man nicht verdrängen, sondern erzählen und sichtbar machen.

 

Die Vinschger Sozialgenossenschaft hat viele Tätigkeitsfelder und über 50 Beschäftigte

FinKa, das Hostel mit Urlaubsmöglichkeiten im Hinterhof in der ehemaligen Finanzkaserne, ist das letzte große Projekt der 2013 gegründeten „Vinschger Sozialgenossenschaft“ (VISO). Mittlerweile beschäftigt die Sozialgenossenschaft über 50 Personen, dabei s38 finka5mehrere Menschen mit Beeinträchtigung und auch Migranten. Es geht der jungen Genossenschaft darum, Solidarität zu leben, sozial zu handeln, Menschen mit Beeinträchtigungen in die Arbeitswelt zu integrieren, aber auch wirtschaftlich zu arbeiten. Die Sozialgenossenschaft VISO führt ein Schülerheim in Mals, betreibt auch eine Mensa. Der Reinigungsservice ist eine weitere Dienstleistung, welche die VISO anbietet, genauso wie Entrümpelungsarbeiten im Vinschgau. Nachdem die ehemalige Finanzkaserne von 2005 bis 2019 leer stand, wurde das Gebäude von der Sozialgenossenschaft gekauft und vom Architekten Jürgen Wallnöfer nach einer langen Diskussionsphase mit den Genossenschaftsmitgliedern von Handwerksbetrieben aus Mals und der Umgebung schonend umgebaut und neu eingerichtet. Auf der Vorderseite musste ein Liftschacht dazu gebaut werden und auf der Hinterseite eine Sicherheitstreppe. Die Außenfassade des Liftschachts wurde von der Laatscher Künstlerin Esther Stocker kostenlos gestaltet. Die schwarzen Quadrate sind wie s38 finka7vom Vinschgerwind hochgewirbelte Blätter und geben dem Haus Schwung und Dynamik. Alte Möbel vom Mohrenwirt aus Burgeis, dem Vorbesitzer, wurden wiederverwendet und upgecycelt. Andere Möbelstücke wurden günstig aus Wien, Trient oder der näheren Umgebung eingekauft und restauriert. Im Herbst 2020 wurde mit dem Umbau und der Renovierung begonnen. Am 10. Juli konnte das Haus offiziell eröffnet werden. Sascha Plangger und Juliane Stocker sind zufrieden mit dem Start. Und die bisherigen Besucher:innen sind es auch. Sie konnten nicht nur übernachten, sondern eintauchen in ein Haus mit vielen Geschichten. Einige davon haben die Gäste auf ihrer Weiterreise bzw. Heimreise mitgenommen.

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