Leserbriefe Ausgabe 18-21

geschrieben von

Keine Ahnung von Verkehrsregeln

Bezugnehmend auf den Leserbrief „Was ist das denn?“ in der Ausgabe 17/21
des Vinschgerwinds.
Liebes VinschgerWind Team,
Normalerweise interessiere ich mich nicht für Leserbriefe, hier konnte ich mir aber eine Reaktion s12 536nicht verkneifen. In der Fahrschule hat man bei besagtem durchgestrichenem blauen Schild mit weißem Fuß- und Fahrrad-Piktogramm mal gelernt: dieses Gebotszeichen zeigt das Ende eines Weges an, der ausschließlich für Fußgänger und Radfahrer reserviert ist. Mit anderen Worten: ab diesem Zeichen kann die Straße – wenn nicht anders angegeben – auch von anderen Fahrzeugen mitbenutzt werden. Just 25 Meter vor dem Schild wird durch ein zusätzliches Verkehrszeichen auf die Gefahr des Fahrzeugverkehrs hingewiesen. Gerade einmal 50 Meter weiter findet sich eine Traktorausfahrt, damit der Bauer die angrenzende Obstwiese erreichen kann. Soweit also alles richtig.
Entlang des Vinschger Radweges gibt es gar einige Abschnitte des „friedlichen Miteinanders“ wo die Strecke von Radfahrern, Fußgängern und (ermächtigten) motorbetriebenen Fahrzeugen gleichermaßen verwendet werden darf – auch wenn dies so manch eifriger Radsportler nicht wahrhaben will.
Gerne komme ich also auf die Frage des VinschgerWinds „Wie ist denn das zu deuten?“ zurück: Weder Herr Lenz noch der Vinschgerwind scheinen Ahnung von den gängigen Verkehrsregeln zu haben.

Manuel Tscholl, Anrainer, Latsch

 

Pariser Vertrag

Der 75. Jahrestag des Pariser Vertrages, der von der SVP am 5. September gerne als Tag der Autonomie zelebriert wird, ist gewiss kein Freudentag, da er den unfreiwilligen Verbleib Süd-Tirols bei Italien markiert. Vielmehr ist er ein Tag des Erinnerns, dem die klare Botschaft erwächst, dass die Autonomie nicht das Ende der Süd-Tiroler Geschichte bedeutet. Die Zugehörigkeit zu Italien ist lediglich ein vorübergehender Albtraum, der früher oder später überwunden wird.

Süd-Tiroler Freiheit

 

Stellungnahme der Initiative PRO BAHN terra raetica


In einer Pressemitteilung vom 11. August 2021 kündigt die Süd-Tiroler Freiheit an, ihre Bemühungen für den Bau der Reschenbahn auf der Grundlage des Projektvorhabens aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts vorantreiben zu wollen und bezeichnet das Reschenbahn-Projekt als Meilenstein für den Klimaschutz.
Die Initiative PRO BAHN terra raetica nimmt dazu wie folgt Stellung:
• Es gibt hohen Bedarf an Lückenschlüssen in den alpinen Bahnnetzen und vor allem im Dreiländereck Südtirol – Graubünden – Tirol stellen wir hohe Potenziale für zeitgemäße Bahnverbindungen fest.
• Zeitgemäße Bahnverbindungen sind tatsächlich eine der wirksamsten Möglichkeiten, aktiven Klimaschutz zu betreiben und deren Realisierung sollte deshalb mit Nachdruck vorangetrieben werden.
• In der Grauner Erklärung vom 11. September 2020 haben Regierungsvertreter aus Südtirol, der Lombardei, Graubünden und Tirol vereinbart, den Bau von Eisenbahnverbindungen im Dreiländereck voranzutreiben und die Einsetzung einer Politischen und einer Technischen Kommission beschlossen. Die Technische Kommission wird in den nächsten Wochen eine Einschätzung der vorliegenden Projektvorschläge vornehmen.
• Die Reschenbahn auf ihrem historischen Trassierungsvorschlag ist nur einer von mehreren Projektvorschlägen für Eisenbahnverbindungen und Lückenschlüsse im Dreiländereck. Ein weiterer Vorschlag sieht eine direkte Verbindung zwischen Mals und Scuol mittels einer Tunnellösung vor, mit einer Fahrzeit von unter einer halben Stunde. Die Anbindung von Scuol nach Landeck wäre bahntechnisch entlang des Inn sinnvoll und gegenüber dem Automobil konkurrenzfähig, eine Anbindung von Nauders ab Martina/Martinsbruck mit einer Seilbahn möglich, die halb so lang wäre, wie die Rittner Seilbahn.
• Der Kanton Graubünden hat nach anfänglicher Zurückhaltung in Folge starken Engagements von Bürgerinnen und Bürgern nun die Voraussetzungen geschaffen, die Bahnverbindung zwischen Mals und Scuol in die Eidgenössische Infrastrukturplanung einzutragen, sofern von Südtiroler und italienischer Seite entsprechende konkrete Rückmeldungen kommen und die Möglichkeit einer EU-Kofinanzierung bestätigt wird. Diese Voraussetzungen müssen innerhalb Dezember 2022 geschaffen werden, um in die nächstmögliche Planungsperiode aufrücken zu können.
• Die historische Trasse der Reschenbahn ist aus der Sicht der Initiative PRO BAHN terra raetica durch die enormen Höhenunterschiede, bauliche Herausforderungen und die Länge der Strecke und entsprechend lange Fahrzeiten keine Alternative zum Autoverkehr und würde daher nicht erheblich zum Klimaschutz beitragen. Darüber hinaus ist die Bahntrasse mit enormen Eingriffen in die Naturlandschaft verbunden. So wäre es unter anderem erforderlich, die großen Höhenunterschiede zwischen Mals und St. Valentin auf der Haide durch mehrfache Querung der Malser Haide zu überwinden.
• Am 23. Juli 2021 haben verschiedene Initiativgruppen aus Südtirol, der Lombardei und Graubünden die Gemeinsame Erklärung zum Alpenbahndreieck Terra Raetica verabschiedet. Das Komitee PRO RESCHENBAHN wurde zur Unterzeichnung eingeladen, hat sich aber nicht an der Initiative beteiligt.
Die Initiative PRO BAHN terra raetica ersucht die Abgeordneten des Südtiroler Landtages um Unterstützung beim Ausbau der Bahnverbindungen im Bereich des Dreiländerecks und bekundet ihr Interesse an einem Treffen in Bozen, bei dem der Stand des Vorhabens und die verschiedenen Projektvorschläge vorgestellt und diskutiert werden können.

Pro Bahn Terra Raetica
Markus Lobis, Josef Thurner

 

Sommer-HAIKU
*
Lautlos im Gleitflug
diese Möwe über mir -
zweierlei Sommer
Helga Maria Gorfer, Schlanders

Kontakt für die Haiku-Gruppe Südtirol
im Vinschgau: helga.gorfer58@gmail.com

 

Obere Laaser Alm


s14sp3 2015Dass die Hütte der oberen Laaser Alm sanierungsbedürftig ist, ist seit einiger Zeit bekannt. Und wenn Sanierungen in der Luft liegen, sind Planer und Architekten nicht weit. Verdächtig ist, wenn man von gewissen Projekten längere Zeit nichts mehr hört, denn da liegt meist etwas in der Luft.
Um schlampigen Planungen zuvorzukommen, fühle ich mich als gebürtiger Laaser verpflichtet, einen zukunftsorientierten, also umweltgerechten Entwurf vorzulegen.
Zum Glück haben wir dafür bereits Vorbilder und nachhaltige Muster (ohne dieses Wort geht heute nichts mehr). So zeigt uns etwa der neue Weg von Enzian zur Zufallhütte in Martell, dass die elementare Voraussetzung für die Erreichung einer Alm oder einer Schutzhütte eine breite, also Mercedes-taugliche Straße ist – heute technisch kein Problem. Der Tourismus hat dafür die glücklichen Begriffe „Erreichbarkeit“ und „Destination“ beigesteuert. Dem HGV sei Dank!
Das bedeutet in unserem Fall ganz einfach, dass die bereits bestehende Forststraße nur um die kurze Strecke bis zur Alm mit Hilfe eines kräftigen Baggers verlängert werden muss. Das würde nicht nur den Biertransport zur Alm wesentlich erleichtern, sondern vor allem allen gestressten, naturhungrigen Besuchern und Besucherinnen aus nah und fern den Zugang zu einem Panoramablick ermöglichen, der seinesgleichen sucht: Im Herzen eines Naturparks geht der Blick taleinwärts zu einem der letzten, daher besonders wertvollen, gerade schön sichtbar hinschmelzenden Gletscher der Ortlergruppe, und auf der gegenüberliegenden Seite zur Jennwand, einem beeindruckenden Dokument der Entstehung der Alpen und des Marmors aus dem tiefen Meeresgrund, und zu ihrer einmaligen Schönheit. Das flache Gelände vor der Alm eignet sich vorzüglich für die umweltfreundliche Gestaltung eines Parkplatzes für die vielen zu erwartenden Besucher, die hier Ruhe und Natur pur finden werden. Wie bereits vorliegende Beispiele zeigen, wird die Verwaltung des Nationalparks uns keine Prügel in den Weg bzw. die Straße legen!
Und nun zum Kernpunkt, also zur Hütte selbst. Wir haben zwar keinen Rosengarten und keine Kölner Hütte, aber wir haben die Jennwand. Wir Laaser und Laaserinnen, die wir alle mit ganzem Herzen an diesem unseren Hausberg hängen, getrauen uns zu sagen, dass die Jennwand dem Rosengarten in nichts nachsteht, denn das Alpenglühen auf der Jennwand funktioniert auch ohne einen König Laurin (übrigens eine umstrittene Gestalt). Und von der oberen Alm aus gesehen ist die Jennwand ein einmaliges Juwel, eine Augenweide par excellence und daher in Zukunft sicher so oft fotografiert wie der Praxer Wildsee! Was liegt also näher, als dieses Juwel nicht nur einfach zur Bewunderung freizugeben, sondern auch noch zu verdoppeln? Und was könnte uns diesem Ziel näher bringen, als die neue Hütte in diesem Sinne neu zu gestalten? Aber natürlich darf die neue Hütte nicht einfach die Kopie eines Glasturms unterm Rosengarten werden, die Form des Neubaus soll – entsprechende Begabung eines Architekten vorausgesetzt – den einmaligen, grandios zackigen Grat und die sprechenden Gebirgsfalten der kühn aufragenden Jennwand widerspiegeln – ob in Kristallglas oder in einem anderen, jedenfalls edlen, dem Vorbild angemessenen Material. Die Einkehr in diesem gastlichen Haus – es wird keine „Hütte“ mehr sein! - wird ein einmaliges Erlebnis, ja ein Muss sein für jeden, der vorgibt, die Laaser Bergwelt zu kennen.
Ich möchte den kennen, ob es ein Einzelner ist oder ein Verein, der den Mut hat, gegen ein solch überzeugendes Projekt seine Stimme zu erheben. Das Laaser Tal muss endlich aus dem Dornröschenschlaf erwachen! Ich freue mich schon heute schon auf die Einweihung des neuen Hauses und die Festreden der Politiker und Touristiker – und auf die Japaner, die endlich auch noch etwas anderes entdecken werden als das Jungfraujoch! Sie werden zwar kein Geld hinterlassen, aber dafür Tausende Bilder von der Jennwand – und nicht vom Matterhorn! – mit nach Hause nehmen!
So lasset uns alle tatkräftig und gemeinsam an der Realisierung dieses Vorhabens mitwirken! Mit unserem Einsatz werden wir unauslöschliche Spuren hinterlassen, unsere Nachkommen werden es uns danken! Sollte ich selber die Verwirklichung dieses meines Traums nicht mehr erleben, werde ich es dem Herrgott gnädig verzeihen.

Erich Daniel

 

„Ich hätte bücherfüllende Informationen“

Werte Redaktion,
ich besitze einen Zweitwohnsitz in Sulden und verfolge deshalb sehr aufmerksam die Beiträge im „Vinschgerwind“, um mich über die Geschehnisse im Vinschgau fortlaufend zu informieren.
Ich habe mich zu diesem Schreiben bewogen, da ich in der Ausgabe des „Vinschgerwind“ Nr. 17 vom 26.08.2021 auf den Beitrag von RA Peter Tappeiner in der Rubrik „Aus dem Gerichtssaal“ gestoßen bin. Herr RA Peter Tappeiner gibt die wesentlichen Aspekte des damaligen sehr aufgeheizten Volkszorns und vor allem das äußerst unlautere Verhalten der ermittelnden Behörden (Finanzpolizei und Staatsanwaltschaft von Trient) wieder. Ich könnte den Artikel um unzählige Details und bücherfüllende Informationen erweitern, denn ich war der dritte Angeklagte im Strafverfahren um den sogenannten Rentenskandal und zum Unterschied zu den anderen zwei Mitangeklagten bei allen Vorverhandlungen in Trient und Bozen anwesend.
Trotz des gut geschriebenen Artikels unterläuft auch Herrn RA Peter Tappeiner ein Fehler in der Darstellung des „Rohrkrepierers“: die Anklage der Trientner Staatsanwalt lautete nämlich, Prof. Gottfried Tappeiner hätte den Abzinsfaktor auf 0,81 % nach unten korrigiert (und nicht „auf 2,81 % nach oben korrigiert“), womit der Barwert der zukünftigen Geldflüsse deutlich erhöht würde, da finanzmathematisch der Zinssatz bei der Abzinsung der einzelnen Geldflüsse im Nenner steht.
Richtig ist hingegen, dass die im sogenannten Rentenskandal sehr spektakulär und medienwirksam vorgehende Finanzpolizei von Trient nicht imstande war und es bis zur Hauptversammlung auch nicht meisterte (siehe Aussagen des „luogotenente“), zwischen Realzins und Nominalzins zu unterscheiden: in der Wirtschaftslehre ein wesentlicher Unterschied, den ein jeder Wirtschaftsstudent im ersten Studienjahr lernt (die Staatsanwaltschaft von Bozen hat den Unterschied hingegen sofort erkannt). Das ist der wahre Skandal im Skandal.
Die Beamten der Finanz-und Gerichtspolizei von Trient haben damals sicherlich tausende von Schriftstücken und zentnerweise Ordner bei der Region und beim regionalen Institut PensPlan beschlagnahmt und wurden dafür in den lokalen (vor allem italienischen) Medien als Helden gefeiert, welche nun zu recht bei diesen „Südtiroler“ Millionenbetrügern mit aller Konsequenz durchgreifen. Leider mangelte es den Beamten der Finanzwache an elementarer Fachkenntnis im Finanzwesen. Eine wirklich skandalöse Vorgehensweise.
Das Vogelstraußverhalten vieler Lokalpolitiker war mir damals unerträglich und die Arroganz einiger selbst ernannter Saubermänner (siehe Forum Politikerrenten) obendrein. Es gab gar einige, schnell aus dem Boden gestampfte „Volksbewegungen“ welche den Antrag stellten, als zivile Nebenkläger gegen die drei Angeklagten in das Strafverfahren um die Politikerrenten zugelassen zu werden und dabei Schäden von einigen Millionen Euro geltend machen wollten (ein heute führender Südtiroler Oppositionspolitiker wollte dabei für seine Bewegung sage und schreibe über 10 Millionen Euro einklagen und für sich persönlich, mal einfach so, weitere 15.000 €). Selbstverständlich wurden diese geldgierigen Absichten von den Vorerhebungsrichtern in Trient und Bozen mit einem Kopfschütteln abgeschmettert. Diese Gier und Geltungssucht: ein weiterer Skandal im Skandal!
Die lokalen Politiker von damals und teilweise heute noch in Amt und Würde haben den Volkszorn mit unhaltbaren Aussagen sogar noch angeheizt. Stellvertretend für alle dabei die öffentliche Aussage eines Politikers aus dem Vinschgau, welcher ernsthaft behauptete, der Family-Fonds (ein im Zuge der Rentenreform geschaffenes Instrument, um die Auszahlungen des Barwertes der Renten zeitlich aufzuschieben) hätte eine garantierte Rendite von 4% zugunsten der Altmandatare. Diese Stammtischbehauptung: noch ein Skandal im Skandal.
Ach übrigens: ich wurde bereits in den gerichtlichen Vorverhandlungen von allen Anklagepunkten frei gesprochen, weil die mir vorgeworfene Straftat nie bestanden hat (also ein voller Freispruch, weil die Anklage des Staatsanwaltes erfunden war), obwohl auch gegen mich mehr als vier Jahre lang (!) sehr aufwendig und keine Kosten scheuend ermittelt wurde. Die Finanzwache von Trient hat dabei sogar in Mailand Ermittlungen durchgeführt und eine eigene task force eingerichtet, welche unzählige Verhöre durchführte. Ich schätze den finanziellen Aufwand für die mehrjährigen Ermittlungen und Gerichtsverhandlungen gegen alle Angeklagten des Strafverfahrens im sechsstelligen Bereich, natürlich zu Lasten des Steuerzahlers. Nicht der letzte Skandal im Skandal !
Alle hier getätigten Aussagen können selbstverständlich durch Gerichtsunterlagen und Medienberichte belegt werden.

Florian Schwienbacher
ehemaliger Pensplan-Invest-Direktor

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