Leserbriefe Ausgabe 3-21

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Corona 2021: es liegt an uns
Die Bewegungsfreiheit in ganz Südtirol ist super. Aber wenn wir, mit unseren rekordverdächtig hohen Covid-19 Fallzahlen, jetzt auch sonst unbedingt alles eiliger „öffnen“ wollen als fast alle anderen Europäer, dann könnte sich das womöglich als vorschnell erweisen.
Wir alle sehnen uns nach einer Abkürzung dieses Albtraums, womöglich auf einem „Sonderweg“. Nach Perspektiven, die uns nicht nur über die nächste Woche „retten“.
Aber gegen die Wirklichkeit der neuartigsten und massenhaftesten aller Seuchen seit Menschengedenken ist bis zur erfolgreichen Impfung der meisten von uns (bis Jahresende 2021?) allem Anschein nach keine andere Rettung möglich als mit konsequenter Selbstdisziplin sprich strikter Einhaltung der AHAL-Regeln.
Nur unsere eigene „ganz normale“ Fahrlässigkeit diesbezüglich ist es, die das gemeingefährliche Virus in uns hineinlässt und andere damit ansteckt, meist ohne es zu merken. Deshalb sollten wir aufhören, uns in solchen Zusammenhängen ständig aufzuregen über Rom oder Bozen oder Brüssel oder sonstwen, den wir „schuldig“ sprechen für unsere mehr als missliche Lage. In der Pandemie bestätigt sich: niemand auf dieser Welt ist allmächtig, alleinverantwortlich oder fehlerlos, weder in Washington noch in London, Paris, Madrid, Berlin, Rom, Wien - und in Peking, Moskau und anderen Diktaturen auch nicht.
Blicken wir also nicht dauernd nur wie gebannt voll Ärger nach Rom oder Bozen; die sind eben auch nicht allmächtig, alleinverantwortlich oder fehlerlos.
Seien wir stattdessen so grenzüberschreitend neu- und lernbegierig wie möglich: Wie schaffen das nur jene demokratischen Rechtsstaaten Asiens, die die Pandemie bereits seit einem Jahr am weitaus konsequentesten und am erfolgreichsten bekämpfen?
Taiwan, Neuseeland, Japan und Südkorea. Deren Bürgerinnen und Bürger überraschen und beschämen uns allem Anschein nach nicht nur mit freiwilliger Folgsamkeit, sondern noch mehr mit überzeugtem Gemeinsinn und entsprechender Selbstdisziplin.
Bei uns in Europa vergessen wir zu oft, dass nicht irgendjemand vermeintlich Mächtiger hauptverantwortlich ist dafür, inwieweit wir selber willens und imstande sind, die wenigen lebenswichtigen Hausverstands-Regeln zur Vorbeugung gegen das Virus wenigstens ein Jahr lang beharrlich durchzuhalten.
Hygienemasken tragen so wie Chirurgen und Pflegepersonal fast den ganzen Tag; ein bisschen Abstand von Nichtmitbewohnern halten; hin und wieder für frische Luft sorgen - das ist doch keine Folter! Das ist doch nicht schwieriger als sich z.B. im Auto und Flugzeug anzugurten, oder beim Schifahren, Radeln und Motorradfahren einen Helm aufzusetzen, oder? Angesichts wichtiger Verkehrsregeln fragt man sich ja auch nicht angst und bang: was macht das mit den Menschen? Es macht, dass sie überleben können.
Ich finde Beständigkeit beim Einhalten und Einfordern von ein paar vernünftigen Hausverstandsregeln unvergleichlich einleuchtender, und auch einfacher, als das ständige verkrampfte Suchen nach irgendwelchen Schuldigen, sprich Ausflüchten für unsere ureigenen persönlichen Unterlassungen..
Seit einem Jahr Tag für Tag Wesentliches hierzu dazuzulernen, von Corona-Fachleuten aus aller Welt, diesen „Forschungskrimi“ zu verfolgen, das finde ich erhellender, realitätsnäher und spannender als jeden Fernsehkrimi. Und sowohl nützlicher als auch aufbauender als jede Panik und jedes Hadern mit unserem Schicksal.
Nationale und regionale Sonderweg-Komplikationen sind verwirrend und schwer nachvollziehbar für die Menschen. Europas angesehenste Epidemiologen und sonstige Experten betonen das Gegenteil: die Dringlichkeit von transnationaler Geschlossenheit und Entschlossenheit im Kampf gegen die Pandemie: genauso grenzenlos wie diese.
Das Fazit der Fachleute verstehe ich so: wenn ein Südtiroler „Sonderweg“ nicht nur autonomie-symbolisch, sondern auch epidemiologisch herzeigbar sein soll, auch als Auslöser eines umso nachhaltigereren Wiederaufschwungs gerade im Tourismus, dann nur mit einer radikalen Senkung der 7-Tage-Inzidenz Richtung unter 50 und der Zahl der Toten an/mit Corona Richtung null.
Andernfalls wird auch 2021 ein weiteres verstörendes bis niederschmetterndes Jahr, mit einem Lockdown nach dem anderen, mit nur kurzen Illusionspausen dazwischen.
Zur Senkung unserer miserablen Zahlen kommen wir also einfach nicht vorbei am Primat der persönlichen Vorbeuge-Verantwortung von uns allen.
Georg Schedereit, Meran

 

HAIKU des Monats Dezember 2020
ausgewählt von der Haiku-Gruppe Südtirol

ganz still und verträumt
beim Gang durch den Winterwald
nur das Schrittgeräusch

Georg Frener, Neustift *
Kontakt für die Haiku-Gruppe Südtirol
im Vinschgau: helga.gorfer58@gmail.com

 

Ein schlauer Schachzug?
Kamala Harris hat als Vizepräsidentin beste Chancen, die erste Präsidentin der US-amerikanischen Geschichte zu werden. Sie würde das automatisch, sollte Präsident Joe Biden während seiner Amtszeit aus irgend welchen Gründen nicht mehr regieren können oder nicht mehr wollen. Sie hätte gute Chancen, wenn Biden nach vier Jahren nicht mehr antreten würde. Oder dann in acht Jahren, wenn Biden sich nach einer zweiten Amtszeit nicht mehr aufstellen darf.
Der gewählte Präsident Biden ist 77 Jahre alt - die 56-Jährige Harris könnte ihn beerben, zumindest als nächste Präsidentschaftskandidatin der Demokraten. Er könnte auch vor dem Ende seiner Amtszeit zurücktreten und sie zur ersten Frau im Präsidentenamt machen. Als Amtsinhaberin könnte sie dann in den Wahlkampf gehen.
Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland in Kalifornien geboren, wo sie in einer afroamerikanischen Community aufwuchs. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter - eine Krebsforscherin und Bürgerrechtlerin - kam aus Indien.
Im Laufe ihrer Karriere war Harris mehrfach die Erste: Nach ihrem Studium in Washington und in Kalifornien wurde sie als erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco. Ab 2010 hatte sie als erste Frau den Posten der Attorney General (Justizministerin und Generalstaatsanwältin) in ihrem Heimatstaat inne. In den US-Senat zog sie 2017 als erste Schwarze ein, die Kalifornien repräsentierte - und war die zweite Afroamerikanerin in der Parlamentskammer überhaupt.
Biden beschreibt Harris als furchtlose Kämpferin.
Giacumin Bass, Müstair

 

Kulturraum Rom
s12 kulturraumThomas Pitsch teilt korrigierend mit, dass sein Buch „Kulturraum des Wildbachs Rom“ um 15 CHF im Klosterladen des Klsoters St. Johann und im Gäste- und Informationszentrum in Tschierv erhältlich ist.

 

Freier Zugang zu Natur und Berg muss erhalten bleiben!
Wie auch immer ein eventueller erneuter Lockdown ausfallen muss, erwartet sich die Landesberufskammer der Berg- und Skiführer, dass der freie Zugang zur Natur und in die Berge erhalten bleibt – auch über die Gemeindegrenzen hinaus. „Selbstverständlich muss sich dort dann jeder im Rahmen der Covid-Schutzmaßnahmen bewegen“, betont der Präsident der Bergführer, Kurt Walde.
„Unsere Natur und die Berge sind Teil unserer Identität und unzählige Südtirolerinnen und Südtiroler nutzen sie, um körperliche und geistige Kraft zu schöpfen“, so Walde. Dies gelte in Zeiten eingeschränkter Freiheiten umso mehr, nachdem gerade die körperliche Betätigung im Freien das Gefühl des Eingesperrt-Seins und damit auch den psychologischen Druck auf die Einzelnen zu vermindern helfe. Zudem sei eine einfache Logik zu bedenken: Je mehr man die Räume konzentriere, auf denen sich Menschen bewegen dürften, desto höher sei die Ansteckungsgefahr.
Auch deshalb müsse der freie Zugang zu Natur und Bergen auch im Zuge einer eventuellen Verschärfung der Lockdown-Maßnahmen erhalten bleiben, und zwar auch über die Grenzen der jeweiligen Gemeinde hinaus. „Jeder Einzelne ist dann natürlich gefordert, die Covid-Schutzmaßnahmen einzuhalten, Sicherheit walten zu lassen, die notwendigen Abstände einzuhalten und Ansammlungen zu vermeiden“, erklärt der Bergführer-Präsident, der in diesem Zusammenhang auch auf Aufklärung, Information und Sensibilisierung setzt: „Wer zu einer Tour startet oder einen Gipfel betritt und dort bereits andere Bergsteiger oder Tourengeher vorfindet, bleibt auf Abstand.“ Mit dem nötigen Verantwortungsgefühl sei die Wahrscheinlichkeit, sich in der freien Natur mit Covid zu infizieren, mehr als gering. „Deshalb melden wir uns weniger als Bergführer zu Wort, als vielmehr als Bürger, Bergsteiger, Naturliebhaber und Familienmenschen, wenn wir an die Landesregierung appellieren: Nehmen Sie uns bitte nicht unseren Sport oder die Chance auf körperliche Betätigung in der freien Natur!“, so Walde.

Berufskammer der Berg- und Skiführer

 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
In der letzten Landtagssitzung wurde auch über den Landesgesetzesentwurf Nr. 4/18 „Änderungen zum Landesgesetz Nr. 3/2017 – „Organisationsstruktur des Landesgesundheitsdienstes“, eingebracht von der Oppositionspartei – „TEAM-K“, abgestimmt. Der Rat der Gemeinden hat zu diesem Gesetzentwurf ein POSITIVES GUTACHTEN abgegeben. Was besagt nun diese Gesetzesnovellierung zum LG. Nr. 3 vom 21. April 2017 für die Krankenhäuser in der Peripherie? Durch die gesetzliche Verankerung der Strukturen, so auch für das „Bezirkskrankenhaus Schlanders“, wird die Qualität der wohnortnahen, dezentralen und medizinischen Versorgung der Bevölkerung in der Peripherie gewährleistet. Der ärztliche Leiter ist die medizinisch zentrale Figur im Krankenhaus und ist verantwortlich für die medizinische Funktionalität des Hauses, so im KH Schlanders. Gerade in der Zeit der COVID-19 Pandemie zeigte sich, dass er von entscheidender Bedeutung war und ist. Die besagte Novellierung fordert nun, dass die Grundversorgungsabteilungen INNERE MEDIZIN, allgemeine CHIRURGIE und ORTHOPÄDIE/TRAUMATOLOGIE, GYNÄKOLOGIE/GEBURTSHILFE, PÄDIATRIE und ANÄSTHESIE für alle Krankenhausstandorte des Landes mit Primaren ausgestattet wird. Ohne diese Abteilungen und den Diensten kann kein Akutkrankenhaus sinnvoll geführt, die Qualität garantiert werden und für JUNGÄRZTE und PFLEGEPERSONAL attraktiv bleiben. Das Fehlen des Primararztes in den genannten Fachdisziplinen der Krankenhäuser der Grundversorgung, bedingt einen enormen Verlust an fachlicher Kompetenz vor Ort und den rasanten Qualitätsabbau in allen medizinischen Fachdisziplinen. Diese Krankenhäuser - auch unser Krankenhaus in Schlanders - werden sowohl für Fachärzte als auch für auszubildende Jungärzte uninteressant. Wenn es uns nicht gelingt gegenzusteuern, wird die Abwanderung von Ärzten und Pflegepersonal in den peripheren Strukturen weiter anhalten. Die Patienten der Peripherie werden förmlich gezwungen sein, sich entgegen dem Prinzip der dezentralen Versorgung, wohnortfern behandeln lassen zu müssen. Nach der Replik von Dr. Franz Ploner – „Team K“ wurde abgestimmt: über die Gesetzesnovellierung zum Erhalt der Eigenständigkeit des ärztlichen Leiters und dem Erhalt der komplexen Strukturen mit den entsprechenden Primariaten in den Krankenhäusern von SCHLANDERS, STERZING und INNICHEN: 16 Stimmen DAGEGEN = SVP und LEGA; 4 NICHT ABGESTIMMT = (Kompatscher, Schuler, Alfreider, Repetto); 15 Stimmen DAFÜR = OPPOSITIONSPARTEIEN. Ach ja, der einzige verbliebene SVP-Politiker im Vinschgau, Josef Noggler, hat DAGEGEN gestimmt! Trotz Wahlversprechen seitens der Lega und dem Betonen von LR Widmann im August 2019, dass er für den Erhalt der Kleinspitäler sei, hat die Mehrheit unseren Gesetzesentwurf für den Erhalt der Kleinspitäler abgelehnt. Gleiche Aussagen gab es im Wahlkampf von gar einigen Kandidaten der Regierungspartei - SVP - selbst! Die zwei REGIERUNGSPARTEIEN SVP und LEGA haben sich an die damals gemachten Versprechen nicht gehalten und somit ihre Wähler und Wählerinnen einmal mehr getäuscht und enttäuscht.

Erwin Wegmann „TEAM-K Vinschgau“

 

Nachgedacht Februar 2021

s10sp1 098Immer wieder hört man den Wunsch, dass doch bald wieder „Normalität“ einkehre. Ja, der Wunsch nach „Normalität“, er ist groß. Aber welche „Normalität“ ist gemeint? Die letzten Jahre waren geprägt von einem stetigen ‚nach oben‘. Immer mehr, immer schneller – aber nicht unbedingt immer besser. Wollen wir das wirklich wieder zurück? Oder wollen wir nicht doch etwas bescheidener bleiben: Viel wichtiger sind doch Gesundheit, der Arbeitsplatz und Zufriedenheit. Und dazu braucht es den Stress der ständigen Überforderung garantiert nicht. In Corona - Zeiten korrigiert sich Vieles von selbst. So musste erst der beispiellose Sturm des Mobs in Washington auf das Capitol geschehen, dass sich sogar hartgesottene Republikaner vom plumpen Donald Trump lossagten. Dieser Präsident hat sich der eigenen Würde beraubt, indem er zum Angriff auf eine der ältesten Demokratien der Welt geblasen hat. Aber Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall – in diesem Fall vor einem sehr tiefen.
Ein reichlich komisches ‚Kabinettstückerl‘ leistete sich fast zur gleichen Zeit der mittlerweile zurückgetretene Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes. Er besang „Mamma Tirol“ mit einem Rap und lieferte damit gleich selbst die beste Vorlage für eine Parodie. Groß war und ist die Schelte, kleinlaut die Stellungnahme des Schützenbundes. Dabei wird der eigentliche Grund dieses Desasters übersehen: Jürgen Wirth Anderlan ist offensichtlich unfähig zu denken. Hätte er zuvor wirklich nachgedacht, wären die Folgen bereits dann schon auf der Hand gelegen. Und zwar sonnenklar!
Diese Tage konnte ich ein wertvolles Filmdokument ansehen, welches ein Freund von mir gedreht hat: die Fahnenweihe der Schützenkompanie Lichtenberg vom 8. August 1982. Darin sind Fragmente der Ansprache des damaligen stellvertretenden Landeskommandanten Bruno Hosp dokumentiert. Im Gegensatz zu seinen Mitrednern hatte der Mann damals schon Worte in den Mund genommen, die heute noch aktuell sind und höchst heilsam wären. Mahnende, umsichtige und vor allem kluge Worte. Worte, die nicht aufstacheln, sondern aufklären und motivieren. Als ich im Jahre 2004 in Mantua die Gedächtnismesse für Andreas Hofer halten durfte, sprach ich den Schützen zu: Ihr seid Schützen, und damit Schützen des Friedens, eines Friedens, der bei uns mittlerweile so lange währt, wie keiner jemals zuvor.
Don Mario Pinggera

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