Nationalpark Stilfserjoch: Planeil - Ausharren am Hang

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Petasettes Petasettes

Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Ägidius, 1. September 2020

Mein heutiger Beitrag ist eine Verneigung in Wertschätzung, eine Verneigung in Wertschätzung vor den Bergbauern, die nicht aufgeben, sondern ausharren. Am Beispiel Planeil. Planeil kann exemplarisch stehen für St. Martin im Kofel, Tanas, Matsch und die weiteren Streusiedlungen oder DSC 8434Einzelhöfe am trockenen und heißen Sonnenberg und am schattseitigen Nörderberg. Planeil, das so gekonnt von Karl Plattner porträtierte Haufendorf, steht für mich für Bescheidenheit, Schinderei, Handarbeit der Menschen. Planeil steht für Steilheit der Wiesen, Kleinparzellen des Grundbesitzes nach Jahrhunderter andauernder Realteilung, Trockenheit durch Niederschlagsarmut, Zusammenrücken im Wohnen, Verbundenheit in Nachbarschaft und mit Heimat und Boden.

Kleine Hangverebnung
Nach dem Namensforscher Egon Kühebacher (in „Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte“, Bd. 1) leitet sich der Name vom lateinischen Planiola ab, das zu Planiól(a) kontrahiert wurde, und bedeutet „kleine Hangverebnung“. In der Tat ist das Dörfllein auf der kleinen Ebene am Unterlauf eines orografisch linken Seitentales der Etsch auf 1.600 Metern Meereshöhe wie DSC 8449ein Schwalbennest an den Hang gebaut. Erst bergseits des Dorfes weitet sich das V-Tal zu einem breiteren U-Tal. Dort liegen die größeren Flächen der Mähwiesen. 200 Menschen trotzen der Trockenheit. Oftmals muss ein Zweitberuf das wirtschaftliche Auskommen sichern.
Die Katastralgemeinde Planeil hat 3.844 Hektar Ausdehnung. Zum Wald nach oben und zum Talschluss nach hinten gehen die Wiesen direkt in Hof- und Almweiden über.

Petasettes
Ein ökologisches Kleinod ist das kleine Feuchtgebiet Petasettes, etwa eine Fußweg-Stunde hinter dem Dorf gelegen. Hier am Unterlauf eines Bächleins und eines Lawinenkegels kann man beobachten, wie Pionierbesiedlung durch Pflanzen abläuft, wie die Besiedlung vom Wasser zum Land stattfindet: Schachtelhalme sprießen, einem kleinen Wäldchen gleich, aus dem sandigen Boden, es folgen Sumpfseggen als nässeresistente Sauergräser, dann erste Süßgräser, die Grünerle als verholzender vielsprossiger Strauch, der sich den im ausgewaschenen Boden fehlenden Stickstoff über die Knöllchenbakterien aus der Luft holt. Weiden kümmern, verdorren und bieten als kahle Äste die Sitzwarten für das Braunkehlchen. Dieses Braunkehlchen (Saxicula rubetra) ist ein ornithologisches Kleinod der Planeiler Wiesenlandschaft. Am 21. August d.J. konnten wir in Petasettes ein Paar beim Insektenfang beobachten: Ansitzjagd vom Weidenast oder vom Stängel eines Doldenblütlers, kurzes Auffliegen und Erhaschen des vorbeifliegenden Insekts.

Das Braunkehlchen
Das Braunkehlchen ist ein Insektenfresser und als solcher bei uns Sommervogel. Wiesen, Weiden und Äcker mit Einzelbüschen, aber auch Moore, Sümpfe und trockene Heiden sind sein Lebensraum. Namensgebend ist die ockerbraune Kehle des Männchens; Erkennungsmerkmal außerdem der dunkle Kopf und der weiße Überaugenstreif. Das Braunkehlchen brütet im Gras am park planeilBoden. Dabei baut es ein napfförmiges Nest aus Gras und Moos. Die 5-7 Eier werden vom Weibchen allein in 14-tägiger Brutzeit erbrütet. Die nesthockenden Jungen sind nach 13-14 Tagen flügge. Das Braunkehlchen war in Südtirol bis in die 80-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein regelmäßiger Brutvogel der Wiesenlandschaft in mittleren und höheren Lagen. Durch die Intensivierung in der Landwirtschaft, das Entfernen der Ruderalstreifen, das Trockenlegen von Feuchtwiesen und den Einsatz von anorganischem Dünger, aber auch von Erntemaschinen bei früher Mahd während der Brutzeit hat seither die Zahl der brütenden Paare dieses Bodenbrüters dramatisch abgenommen. Planeil bietet ihm noch Heimat, Lebensraum und Brutplatz.

Bartgeierpaar Planeil
Auch der Bartgeier fühlt sich wohl in Planeil. Seit Jahren hat ein Paar die Felsen im hinteren Talschluss als Brutplatz ausgewählt. Die Vögel sind auch wiederholt zur Eiablage und zur Brut geschritten. Aber aus bis heute unerklärlichen Gründen ist der Bruterfolg ausgeblieben. Ob einer der beiden Brutpartner unfruchtbar ist? Bartgeier leben nach bisher konsolidiertem Kenntnisstand ihrer Biologie monogam, d. h. lebenslang treu in Einehe.

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