Hochsaison

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In den 60er Jahren nahm der Erdbeeranbau im Martelltal seinen Anfang, immer wieder waren Rückschläge dabei, 1989 gründeten die Erdbeerbauern die MEG, die Marteller Erzeugergenossenschaft, heute  produzieren 29 Mitglieder Erdbeeren und viele weitere Produkte In den 60er Jahren nahm der Erdbeeranbau im Martelltal seinen Anfang, immer wieder waren Rückschläge dabei, 1989 gründeten die Erdbeerbauern die MEG, die Marteller Erzeugergenossenschaft, heute produzieren 29 Mitglieder Erdbeeren und viele weitere Produkte

Die Erdbeerernte im Martelltal ist voll im Gang. Über 400 Tonnen werden heuer erwartet. Die Erdbeere ist das Aushängeschild der lokalen Produkte, die hier produziert werden. 20 Jahre Erdbeerfest wurden am letzten Wochenende im Juni gefeiert. Das zweite Jubiläum im Martelltal heuer: 30 Jahre MEG.

von Angelika Ploner

s6 zeitleisteIn den Erdbeerfeldern herrscht emsiges Treiben. „Wir bräuchten in diesen Tagen das Doppelte an Personal“, sagt Reinhard Staffler, der Obmann der MEG. Die starke Hitze lässt die Erdbeeren allesamt zugleich reifen, mit dem Pflücken kommt man kaum nach. Hält die Hitze an, werden die Erdbeeren heuer wohl etwas kleiner ausfallen, dafür aber einen ausgezeichneten Geschmack entwickeln. Staffler ist überzeugt: „Die Qualität passt auf alle Fälle.“ Ungefähr 420 Tonnen oder 42 Waggon (10 Tonnen = 1 Waggon) Ernte wird heuer erwartet, das entspricht in etwa jener vom vergangenen Jahr. 2018 wurden genau 425 Tonnen Erdbeeren an die MEG geliefert. 2017 hingegen musste man sich mit 326 Tonnen zufrieden geben, der Frost im Frühjahr hatte große Schäden angerichtet. Das extreme Klima macht den Marteller Bauern zu schaffen. „Die Erdbeere mag einen normalen Winter, ein normales Frühjahr und einen normalen Sommer“, sagt Staffler. Genau das, was es in den vergangenen Jahren nicht gab. Heuer mit dem extrem kalten Mai und dem extrem warmen Juni schon gar nicht. Um sich vor diesen extremen Wetterbedingungen zu schützen, bleibt im Grunde nur eines: Folientunnel. Diese schützen die Pflanzen, sorgen für die nötigen Qualitätsstandards und gewähren Liefersicherheit. „Den Kunden interessiert nicht, ob es drei Tage regnet und eine Ernte nicht möglich ist“, erklärt Staffler. Deshalb empfiehlt der Obmann jedem Mitglied mindestens die Hälfte seiner Felder zu „untertunneln“. Ein - auch finanzieller - Aufwand, den sich nicht alle leisten können, vor allem die kleineren unter den Anbauern nicht. Die hohen Produktionskosten beim Erdbeeranbau machen Investitionen schwierig. Manche Erdbeersorten müssen jedes - mindestens aber jedes zweite Jahr - neu gepflanzt werden, damit Qualitätsware geliefert werden kann. Qualitätsware ist für die Marteller Erdbeerbauern die einzige sichere Bank, um auch in Zukunft halbwegs gute Verkaufspreise erzielen zu können. Auf rund 3 Euro pro Kilogramm bringt es die Hauptsorte Esanta. „Das ist unsere Prinzessin unter den Sorten“, sagt Philipp Brunner, der Betriebsleiter der MEG, der Marteller Erzeugergenossenschaft. Im Anbau befinden sich derzeit 13 Sorten, unter anderem auch die Darselect, die Sorte Aprica, die Roxana oder die Opera. Jede hat ihre Vorzüge und ihre Nachteile und vor allem eignet sich nicht jede Sorte für jede Höhenlage. „Die Darselect ist zum Beispiel im Geschmack super, aber im Glanz nicht so schön“, erklärt Brunner. Die ideale Sorte in Optik und Qualität, die sich noch dazu für alle Höhenlagen eignet, gibt es nicht.

s7 erdbeeranbauAngefangen mit dem Erdbeeranbau hat man im Martelltal schon zu Beginn der 60er Jahre. Im „Schianbliamltol“, der Marteller Regionalzeitung ist zu lesen: „Nachdem im Jahr 1960 Heinrich Fleischmann und Adolf Gamper das Abenteuer wagten und mit dem Anbau von Johannisbeeren begannen, gingen sie im Jahr darauf auch den nächsten Schritt zum Erdbeeranbau und bald schon schlossen sich Konrad Ratschiller und Josef Schwembacher dem Abenteuer an.“ Jeder Bauer war damals nicht nur Produzent, sondern auch Vermarkter. Damals wie heute bedurfte es Mut und vor allem Durchhaltevermögen. Und natürlich gab es auch Rückschläge. „Es mussten immer wieder neue Sorten erprobt werden, da nicht alle den Anforderungen an Höhenlage und Haltbarkeit entsprachen..... Aus diesen Versuchen hat sich im Laufe der Zeit das größte geschlossene Anbaugebiet in Europa auf einer durchschnittlichen Höhenlage von 1.350 Meter entwickelt.“ (Schianbliamltol). 1989 – also vor genau 30 Jahren – haben sich die Erdbeerbauern zur Marteller Erzeugergenossenschaft, kurz MEG zusammengeschlossen. Die MEG ist die kleinste unter den Vinschger Genossenschaften und war auf Erfolgskurs bis 2014 nach schlechten Verkaufs- und Geschäftsjahren Liquiditätsprobleme einen Neustart notwendig machten. Die Krise ist überwunden. Man ist auf einem guten Weg und stellt die Weichen für die Zukunft. Wie diese genau aussieht, ist noch nicht klar. In der MEG ist man offen für eine Zusammenarbeit, eine Kooperation - auch oder vor allem weil man ein Saisonsbetrieb ist. „Wir arbeiten bereits jetzt zusammen und nutzen Synergien, das wird in Zukunft halt noch verstärkt werden“, sagt Staffler.
Seit die Vi.P 2014 den Verkauf übernommen hat, setzt man auf ein breiteres Sortiment. Betriebsleiter Philipp Brunner führt ein langes Ernteverzeichnis mit Beeren wie Ribes, Himbeeren oder Brombeeren, Steinobst wie Kirschen oder Marillen, Gemüse wie Kartoffeln und Blumenkohl. Vor allem der Blumenkohl ist im Wachsen begriffen. 286 Tonnen Blumenkohl produzierten die Bauern im Jahr 2017, im vergangenen Jahr waren es satte 301 Tonnen.
Die Gesamternte 2018 belief sich auf 950 Tonnen. Der Betrieb in der MEG läuft gut, wenn auch noch etwas Luft nach oben ist. „Wir bräuchten mehr produzierende Mitglieder“, sagt Philipp Brunner. 29 sind es derzeit, neue sind keine in Sicht. „Die Produktion ist einfach sehr schwierig und eine große Herausforderung“, sagt Staffler. Nicht nur die klimatischen Extreme machen den Marteller Produzenten zu schaffen, auch Schädlinge. Bei den Kirschen ist es vor allem die Kirschessigfliege, die Probleme und Sorgen bereitet.

Nichtsdestotrotz. Der Beeren- und Gemüseanbau im Martell bringt viel, ist Bürgermeister Georg Altstätter überzeugt, Synergieffekte habe man geschaffen mit Erdbeerfest, Erdbeerwelt, Erdbeerweg, Leader-Programmen. Martell ist ein vorbildliches Beispiel dafür, wie man den Fokus auf lokale Produkte legen kann. Mit der Erdbeere als Aushängeschild. Und mit Erfolg: Denn wer Martell hört, denkt an Erdbeeren und umgekehrt. Das muss den Martellern erst jemand nachmachen.

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