Dienstag, 10 Januar 2012 00:00

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 Stilfs/Interview

s12_Bild1Seit November 2011 hat die Bevölkerung von Stilfs einen neuen Gemeindearzt. Der „Vinschgerwind“ nahm dies zum Anlass, Heinrich Schwarz zu interviewen.

Vinschgerwind: Laut Aussagen vieler Patienten kompensieren Sie die schulmedizinischen Behandlungsmethoden oftmals mit alternativen therapeutischen Maßnahmen. Wie ist Ihre Sicht einer angemessenen medizinischen Versorgung?
Heinrich Schwarz: Schwierig zu sagen. Die medizinische Versorgung dient dazu, dass die Bevölkerung, der einzelne Bürger oder Bürgerin, mit den gesundheitlichen Fragen zu mir kommen kann und wir dann gemeinsam schauen, was man machen kann. Wobei hier zu sagen ist, dass die Mehrzahl der Patienten und Patientinnen schon eine Therapie haben, welche in den meisten Fällen dann auch weitergeführt wird.

Ist die Information richtig, dass Sie Ameisensäure infiltrieren?
Nein, nein, nicht Ameisensäure! Ich mache die klassische Neuraltherapie nach Huneke. Bei dieser Therapie verwendet man meistens Lidocain, das ist ein lokales Betäubungsmittel. Es gibt verschiedenste Caine, so z.B. Procain (Novocain) oder Carbocain. Meistens werden intrakutane Injektionen aber mit Lidocain gemacht.

Gilt diese Neuraltherapie denn eigentlich schon als alternative Behandlungsmethode oder ist sie noch in die Schulmedizin einzureihen? 
Es ist hochtechnisch – High-Tech Medizin, weil es immer an Nervenzentren oder an Nervensträngen hin gespritzt wird. In Deutschland ist diese Art der Therapie bereits etabliert und wird z.B. auch an der Universität Düsseldorf gelehrt. Sagen wir es so: Es ist noch nicht ganz geklärt, ob diese Methode zur Komplementärmedizin gehört, oder ob es eine Standartmethode zur Schmerztherapie ist. Da gehen die Ansichten auseinander. Aber die Methoden und die Mittel, die hier verwendet werden, sind Schulmedizin. Ich spritze also ein Lokalanästhetikum an ein Nervenzentrum oder an eine einzelne Nervenendigung oder Nervenaustrittsstelle.

Ist Neuraltherapie auch bei anderen Krankheitssymptomen anwendbar oder alleinig in der Schmerztherapie wirksam?
Indiziert ist diese hauptsächlich bei der Schmerztherapie; die Neuraltherapie kann aber auch bei vielen anderen Symptomen wie z.B. Durchblutungsstörungen, Störungen im Verdauungstrakt oder im gynäkologischen Bereich helfen. Es ist ein weites Anwendungsspektrum, das ich den Leuten anbiete. Dann können sie selber entscheiden. Auf Wunsch kann auch eine homöopathische Therapie gemacht werden.

Wieso? Sind Sie denn auch Homöopath?
Ja, ich habe eine 8-jährige Ausbildung in Homöopathie und in der Neuraltherapie habe ich die vorschriftsmäßige Ausbildung in Deutschland beim Sohn vom Begründer dieser Methode (Huneke) absolviert.

Stimmt die Aussage von Ihnen, die Bevölkerung von Stilfs sei vergiftet? Wie ist das zu verstehen?
Nein, nein! Aber es ist sicherlich so, dass sehr viele allopathische Mittel zirkulieren. Mir ist gleich zu Beginn aufgefallen, dass fast alle Patienten einen Magenschutz nehmen müssen, damit sie die übrigen Tabletten überhaupt vertragen. Da kamen mir schon gewisse Zweifel über die Sinnhaftigkeit solcher Therapien. Und mir fiel außerdem noch auf, dass sehr viele Leute Blutverdünnungsmittel nehmen müssen. Ich würde fast sagen, dass diese Leute, kaum ist eine Indikation da, sofort systematisch für diese Therapie antikoaguliert werden...

Wie lautet dann nun Ihre Sicht der medizinischen Versorgung für Stilfs?
Wie ich bereits anfangs sagte. Leute mit medizinischen Problemen können diese gerne mit mir besprechen. Sollten sie lieber allopathische, also chemisch pharmakologische, Therapien machen wollen, dann verschreibe ich ihnen ohne weiteres diese Mittel. Wenn sie aber lieber eher Therapien machen wollen, wo im Vordergrund die Aktivierung der Selbstheilungskräfte steht, dann werde ich sie auch in diese Richtung beraten bzw. therapieren.

Hat sich die Polemik um das provisorische Suldner Arztambulatorium mittlerweile gelegt? 
Die Problematik war die, dass die Gemeinde normalerweise dem Arzt das Ambulatorium zur Verfügung stellt, so wie es auch effektiv in Stilfs, aber leider nicht in Sulden, erfolgt ist. Kürzlich hat es aber eine Übereinkunft zum Ambulatorium Sulden gegeben, welche für alle Seiten akzeptabel ist.

Interview: Renate Eberhöfer

Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau


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