Leserbriefe Ausgabe 6-21

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Petition an die Gemeinde Laas

Sehr geehrte Frau Bürgermeister,
werte Mitglieder des Gemeinderates von Laas,

an der Ortsausfahrt von Laas steht eine Marmorstele. Darauf ist auf Italienisch zu lesen: „Hier ließen ihr Leben für die Befreiung des Vaterlandes“. Es folgen 10 Namen und das Datum: 02. Mai 1945. Wir wissen mittlerweile, dass an diesem Tage Italiener das vom deutschen Militär besetzte Munitionsdepot in Tschengls in ihre Gewalt brachten und das Wachpersonal entwaffneten. Die „Aufständischen“ wurden von Angehörigen der Feldpolizei der deutschen Wehrmacht überwältigt, gefangen genommen und nach Laas gebracht. Auf Betreiben der Laaser S.O.D.-Leute und der lokalen Nazigrößen wurden sie am Abend außerhalb des Dorfes von der deutschen Feldpolizei erschossen. Seither haftet unserem Dorf der Makel eines unmenschlichen Massakers an, begangen in den letzten Kriegstagen, unter Mitwirkung und Billigung vieler Dorfbewohner.
Aber es hat in Laas nicht nur stramme Nazis gegeben. Kein solcher war der im Jahre 1923 auf dem „Pöderhof“ in Allitz geborene Hans Pircher. Im Gegenteil. Er ging in den Widerstand, und er zahlte dafür einen hohen Preis. Mit 19 Jahren wurde er zur deutschen Wehrmacht einberufen und im Februar 1944 vor Leningrad schwer verwundet. Im Juni 1944, nach seiner Genesung, ist ihm die Sinnlosigkeit des Krieges klar. Er hat genug von der ganzen Hitlerei. Er desertiert. Darauf steht die Todesstrafe. Ihm gelingt die Flucht in die Schweiz. Dort lässt er sich vom britischen und amerikanischen Geheimdienst für einen riskanten Auftrag anheuern. Er soll Hans Egarter, dem Anführer einer Widerstandsgruppe in Meran, Geld und Botschaften der Alliierten überbringen. Diesen und noch andere Botengänge von und in die Schweiz erledigt Pircher unter Lebensgefahr. Danach schließt er sich einer Gruppe von Partisanen im Passeiertal an, die ständig von lokalen S.O.D.-lern (einer einheimischen Polizei), der S.S. und der Feldpolizei gejagt werden. Dabei kommt es im Zuge einer Razzia zu einem Schusswechsel, bei dem ein Offizier der Wehrmacht und ein lokaler S.O.D.-ler getötet werden. Diese Toten werden nach dem Krieg der Gruppe von Widerständlern angelastet, denen sich Pircher angeschlossen hat.
Gegen ihn und 18 Passeirer Deserteure wird 1949 ein Strafverfahren wegen zweifachen Mordes eingeleitet. In erster Instanz werden sie nach 3-jähriger U-Haft vom Schwurgericht in Bozen noch freigesprochen. Der Staatsanwalt legt jedoch Berufung ein. Davon erhält Pircher keine Kenntnis, auch weil das Verfahren in seiner Abwesenheit abgewickelt wurde. In der 2. Instanz wird das Urteil auf den Kopf gestellt und Pircher wegen zweifachen Mordes zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Der einzige Hinweis für eine Beteiligung Pirchers an der Erschießung des Offiziers und des S.O.D.-Mannes kam von einem Mitangeklagten, der diese Anschuldigung jedoch später widerrief. Das Berufungsgericht in Trient machte daraus allerdings ein erdrückendes Indiz, so wie auch der ganzen Beweisaufnahme der 1. Instanz in der Weise Gewalt angetan wurde, dass die Aktionen der Passeirer Partisanen nicht als Kriegshandlungen, sondern als gewöhnliche kriminelle Taten eines Haufens von Banditen hingestellt wurden. 1966 wurde Pircher verhaftet und zuerst im Gefängnis von Fossano bei Cuneo und später auf Pianosa, der Insel für Schwerverbrecher, eingesperrt. Erst 1975 erlangte er durch einen Gnadenerlass des Staatspräsidenten die Freiheit wieder. Er lebte danach bis an sein Lebensende im Jahre 2002 in Vetzan bei Schlanders, wo er auch begraben ist. Er wurde leider das Opfer eines krassen Justizirrtums und eines mit groben Rechtsmängeln behafteten Urteils: In der Form, weil ein Versäumnisurteil gegen den Angeklagten erging, ohne dass ernsthafte Nachforschungen über seinen Verbleib angestellt wurden. Bei der Beweiswürdigung, weil der Anschuldigung eines Mitangeklagten Beweiswert zuerkannt wurde. Und schließlich weil, obwohl alle historischen Umstände darauf hindeuteten (Zeit von 1943 bis 1945), nicht die diversen Amnestieerlässe für Kriegshandlungen angewandt und die Straftaten für erloschen erklärt wurden. Der vom Deserteur zum aktiven Kämpfer gegen die Naziherrschaft gewandelte Hans Pircher hätte von der Südtiroler Öffentlichkeit mehr Anteilnahme verdient. So trifft auf ihn leider der Titel des Buches zu, das einige unserer Historiker zum Thema Deserteure geschrieben haben: “Verfolgt, verfemt, vergessen.“ Pircher hat für seine Gesinnung 12 Jahre unschuldig hinter Gittern verbracht. Es wäre an der Zeit, ihm zumindest verspätete Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und ihn auch in der Südtiroler Öffentlichkeit zu rehabilitieren. Dabei könnte seine Heimatgemeinde Laas den Anfang machen, indem sie beispielsweise eine Schule nach ihm benennt. Dies auch im Sinne des Vorschlags, welchen der frühere Hamburger Bürgermeister und Sohn eines ermordeten Widerstandskämpfers, Klaus von Dohnanyi, anlässlich des Holocaust-Gedenktages 1997 gemacht hat: „Jede Schule, die sich auch nur ein Opferschicksal aus jenen Tagen wirklich zu eigen macht, Stadtteile und Dörfer, die auch nur einem der gemarterten Namenlosen wieder Namen und ein menschliches Gesicht geben, können mehr tun, uns Gedächtnis und Gedenken zu bewahren, als manche Stunde trockenen Geschichtsunterrichts“.

Laas, am 03/03/2021

Peter Tappeiner, Othmar Thaler, Norbert Florineth, Herbert Raffeiner, Franz Waldner, Erich Daniel, Wilfried Stimpfl, Jörg Hofer, Jürgen Österreicher, Franz Grasser, Gertraud Tappeiner, Karl Tappeiner, Gerwald Wallnöfer, Gottfried Tappeiner, Ulrike Tappeiner, Hermann Schönthaler, Armin Schönthaler, Dagmar Grasser

 

 

Bürgerliste und Freiheitliche fordern mehr Einbindung
Die Umfahrung und Untertunnelung der Vinschgauer Staatsstraße bei Rabland ist seit Jahren ein großer, aber bisher unerfüllter Wunsch. Nun scheint Bewegung in die Sache gekommen zu sein: Bei der letzten Gemeinderatssitzung wurden die Ratsmitglieder von Referent Hartmann Nischler informiert, dass es zahlreiche Neuigkeiten hinsichtlich der Umfahrungsstraße SS38 gäbe und sich die Verkehrskommission der Gemeinde, nach einer Konferenz mit Landesrat Alfreider, alsbald mit diesem Thema auseinandersetzen werde.

„Wir Gemeinderäte und die Mitglieder der seit Legislaturbeginn noch nie einberufenen Verkehrskommission müssen nun aus den Medien erfahren, dass das Ergebnis der Machbarkeitsstudie, welche auch von unserer Gemeinde in Auftrag gegeben wurde, bereits öffentlich vorgestellt wurde und von den Landestechnikern begutachtet wird“, ärgern sich die Bürgerliste und Freiheitlichen Partschins in einer gemeinsamen Aussendung.

„Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass ein für unsere Gemeinde so wichtiges Projekt ohne Einbeziehung des gesamten Gemeinderates und der Verkehrskommission besprochen wird. Abgesehen vom schlechten Stil, schadet diese Vorgehensweise einem lösungsorientierten und vor allem gemeinsamen Arbeitsprozess im Gemeinderat. Denn die Umfahrungsstraße Rabland betrifft alle Bürgerinnen und Bürger und auch alle im Gemeinderat vertretenen Fraktionen, nicht nur die SVP“, so die beiden Oppositionsparteien.

Die Gemeinderäte von der neune Bürgerliste Partschins Rabland Töll
und die Gemeinderäte der Freiheitlichen

 

Re.: Scheibenschlagen in Zeiten von Covid
Sehr geehrter Herr Pitscheider,
wir glauben nicht, dass es eine Rolle spielt, ob man seine Scheibe am Samstag oder am Sonntag den Hang hinunter schlägt. Wer die allseits beliebte Karsonntagsscheibe am Sonntag schlagen will, kann dies gern nach 0:00 Uhr tun.
Bloß weil Sie denken, das Scheibenschlagen würde nur aus feiern und besaufen bestehen, denken wir nicht, dass Sie das Recht haben, uns zu verurteilen. Es ist immer wieder interessant zu hören, was solche, die sich in keintweder Weise am Dorfleben beteiligen, noch sonst wo anzutreffen sind, sich bei gesellschaftlichen Dingen einmischen müssen.
Weiters würde uns interessieren was die Kommunalpolitik mit privaten Zusammenkünften - sei es mit oder ohne Feuer – zu tun hat??! Wir persönlich glauben ab einem gewissen Zeitpunkt ist jeder für sich selbst verantwortlich und nicht alles ist der Politik in die Schuhe zu schieben.
Niemand wurde eingeladen oder gezwungen daran teilzunehmen.
Wer Angst vor der Pandemie hat, kann gern zu Hause bleiben.
Sie können uns glauben oder auch nicht, aber sogar als Scheibenschlager kann man Respekt vor all denjenigen haben, die unter der Pandemie leiden, unter Druck stehen oder psychische Probleme davon tragen.
Kein einziger Covid-Fall in der Gemeinde steht im Zusammenhang mit Scheibenschlagen.
Nichts desto Trotz würden wir Sie das nächste Jahr gern einladen, damit Sie sich selbst ein Bild machen können und nicht vom Hören-Sagen anderer berichten müssen.
Mit freundlichen Grüßen
Di Scheibaschlogr

 

HAIKU
des Monats Jänner 2021
ausgewählt von der Haiku-Gruppe Südtirol

mit den meisten Vorzugsstimmen:

Klirrende Kälte –
im Wohnzimmer aufgeblüht
duften.
Christine Matha, Bozen

 

Am Vogelbeerbaum
zupft die Wacholderdrossel
karge Winterzeit
Georg Frener, Neustift

 

Ein verschneiter Berg.
Die Papiertaschentücher
für meine Nase
Gontran Peer, Brixen

Kontakt für die Haiku-Gruppe Südtirol
im Vinschgau:
helga.gorfer58@gmail.com

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