Vinschgerwind – Interview
Verena Massl aus Vetzan, geboren 1989, Sozialpädagogin & Jugendcoach, Bachelorstudium Psychologie und Sozialpädagogik, Masterstudium „IRIS – Innovation in Forschung und Praxis der Sozialen Arbeit“, arbeitet derzeit bei „netz – Offene Jugendarbeit“, dem Dachverband für die Offene Jugendarbeit in Bozen. Sie hat ihre Masterarbeit über die Erfahrungen in einem Dorf in Israel geschrieben, in welchem jüdische und palästinensische Familien miteinander leben und sich für Frieden im Land sowie zwischen den Religionen einsetzen. 2020 erhielt Verena Massl für ihre Masterarbeit den „Bischof-Karl-Golser-Preis“. Am 6. März wollte sie über ihre Erfahrungen in Israel in der Bibliothek Schlandersburg berichten. Die Veranstaltung wurde wegen dem Coronavirus abgesagt. Wir haben mit Verena Massl gesprochen.
Vinschgerwind: Sie haben im Jahre 2016 ein Praktikum in einem Dorf in Israel gemacht und darüber ihre Masterarbeit geschrieben. Wie ist es dazu gekommen?
Verena Massl: In den Jahren 2014 und 2015 war ich bereits zwei Mal über die Freie Universität Bozen dort und habe gemerkt, dass mich das Land sehr fasziniert. Im Oktober 2015 bin ich zufällig über eine Ausschreibung der italienischen Partnerorganisation des Dorfes gestoßen, welche ein Stipendium für ein Praktikum in Neve Shalom – Wahat al-Salam ausgeschrieben hatte. Ich habe mich dann sprichwörtlich in letzter Sekunde beworben, denn die Frist war genau an dem Tag, als ich auf die Ausschreibung gestoßen bin. Zwei Monate nach dem ersten Auswahlgespräch in Mailand habe ich erfahren, dass ich unter die letzten drei Kandidaten gekommen bin und schlussendlich von der Kommission im Dorf für das Praktikum ausgesucht wurde. Innerhalb von zwei Wochen musste ich entscheiden, ob ich das Stipendium annehme und im Februar für ein halbes Jahr nach Israel ziehe. Ich habe aber nicht lange überlegen müssen und gleich zugesagt.
Vinschgerwind: Das Dorf Neve Shalom, auch Wahat al-Salam genannt, was so viel wie „Oase des Friedens“ bedeutet, ist ein besonderes Dorf mit einer besonderen Einrichtung.
Verena Massl: Das Besondere ist, dass es die erste und bisher einzige bewusst gemeinsam aufgebaute Gemeinschaft in Israel ist, in welcher jüdische Israelis mit Palästinensern, also Muslime und Christen, friedlich miteinander leben. In diesem Dorf wurde auch die erste zweisprachige und interreligiöse Schule Israels gegründet. Heute besuchen diese Grundschule mehr als 300 Kinder. Außerdem gibt es im Dorf noch eine Schule des Friedens für Erwachsene, in welcher Begegnungen zwischen Juden und Palästinensern stattfinden. Die Teilnehmer sollen ein größeres Bewusstsein für den Konflikt und ihre eigene Rolle darin entwickeln. Seit ihrer Gründung haben mehr als 25.000 Menschen an diesen Begegnungen teilgenommen.
Vinschgerwind: Wie kam es zu dieser Einrichtung?
Verena Massl: Gegründet wurde das Dorf 1972 vom Dominikanerpriester Bruno Hussar. Er hat die Erlaubnis vom nahegelegenen Kloster Latroun erhalten, auf ihrem Grundstück ein Dorf aufzubauen, in welchem jüdische und palästinensische Familien in Frieden miteinander leben würden. Es war nicht einfach, Menschen für dieses Vorhaben zu gewinnen, denn der Konflikt hat einen tiefen Graben zwischen Juden und Palästinenser im Land geschaffen. Nach 3-4 Jahren kamen die ersten Familien, welche von dieser Idee überzeugt waren und schlossen sich Bruno Hussar an.
Vinschgerwind: Was waren Ihre Aufgaben und Ihre Erfahrungen?
Verena Massl: Ich war im Kommunikationsbüro als Praktikantin zuständig für die Berichterstattung im Dorf und für die Kommunikation nach außen d.h. ich habe den internationalen Partnerorganisationen über die vielfältigen Aktivitäten im Dorf berichtet, Fundraising-Kampagnen konzipiert, sowie internationale Besuchergruppen empfangen und ihnen die Institutionen des Dorfes gezeigt. Außerdem war ich bei Begegnungen von Jugendlichen aus verschiedenen Oberschulen dabei, sowie in die Aktivitäten der Grundschule im Dorf involviert. Meine Erfahrung über das Leben im Dorf war eine sehr positive. Wir Praktikanten wurden sehr gut aufgenommen und ich war häufig zu Gast bei Familien an verschiedenen Feiertagen oder anderen Anlässen. Wenn man bedenkt, dass ich dort jüdische, christliche und muslimische Feiertage mitbekommen habe, war eigentlich immer etwas los. Ich war bisher in meinem Leben auf 6 Hochzeiten eingeladen, 3 davon fanden in meiner Zeit in Israel statt. Teilweise kannte ich die Brautleute nur flüchtig oder gar nicht und war über Bekannte vom Dorf mit eingeladen. Die Gastfreundschaft ist dort der höchste Wert und es kann sehr schnell als Beleidigung gelten, wenn man eine Einladung ablehnt.
Vinschgerwind: Warum ist es so schwierig im Nahen Osten Frieden zu schaffen, welche Rolle spielt die Religion und der Nationalismus?
Verena Massl: In diesem Konflikt geht es neben Religion und Nationalismus, welche sicherlich einen starken Einfluss haben, auch um einen materiellen Konflikt. Die Ressourcen in Israel und Palästina sind sehr ungleich verteilt. Obwohl die Palästinenser allein innerhalb des Staates Israel rund 20% der Bevölkerung ausmachen, sind sie kaum in wichtigen Ämtern vertreten und erleben erschwerten Zugang zu Bildung und ökonomischen Ressourcen. Warum es schwierig ist Frieden zu schaffen, merkt man, wenn man mit den Menschen spricht. Viele geben dabei dem Anderen die Schuld und meinen, dass es die Anderen sind, die keinen Frieden wollten.
Vinschgerwind: Haben Sie noch Kontakte mit den Menschen in Israel?
Verena Massl: Ja, Kontakt halte ich hauptsächlich über Facebook und Instagram. Seit dem Ausbruch der Corona-Krise haben sich auch einige von ihnen gemeldet, um zu fragen wie es uns hier geht. 2018 war ich wieder zu Besuch und habe mich schnell wieder in die Gemeinschaft aufgenommen gefühlt. Seit drei Jahren bin ich auch im Vorstand der italienischen Partnerorganisation von Neve Shalom – Wahat al-Salam in Mailand. So bekomme ich auch regelmäßig Einblicke in die Projekte und habe die Möglichkeit, mich auch weiterhin für das Dorfes einzusetzen.
Vinschgerwind: Sie sind auch Mitglied beim Club Alpbach, dem Europäischen Forum Alpbach. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht, welche Persönlichkeiten kennen gelernt?
Verena Massl: Die zwei Wochen beim Europäischen Forum Alpbach im Jahr 2017 waren sehr intensiv und abwechslungsreich. Das Thema war „Konflikt und Kooperation“. Es waren wichtige Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft vor Ort, wobei ich mich hauptsächlich an eine bewegende Ansprache von Jeffrey Sachs, dem Ökonomen und UN-Sonderberater erinnern kann. Die Tiroltage waren aufgrund ihrer besonderen Atmosphäre eines der Highlights beim EFA 2017. Besonders in Erinnerung bleiben wird mir der Vortrag des im Jahr 2019 verunglückten Sportkletterers und Alpinisten David Lama, welcher auf der „Alpbacher Denkerwiese“ von seiner Motivation, vom Unterschied zwischen Erfolg und bedingungsloser Hingabe und dem Umgang mit Scheitern und dem Risiko erzählte. Dabei hat er auch darüber gesprochen, wie er und seine Familie mit dem Risiko umgehen, welchen er auf seinen Expeditionen ausgesetzt ist. Sein natürlicher Umgang mit diesem Thema hat mich sehr beeindruckt, aber auch stark beschäftigt, als die Nachricht vom Tod der drei Bergsteiger bei einer Expedition in Kanada bekannt wurde.
Vinschgerwind: Für die Abschlussarbeit über die „Oase des Friedens“ in Israel haben Sie im Jänner 2020 den „Karl-Golser-Preis“ erhalten. Was bedeutet für Sie diese Auszeichnung und was haben Sie durch die Erfahrung in Israel persönlich und für die Arbeit als Jugencoach gelernt bzw. profitiert?
Verena Massl: Ich bin sehr dankbar über die Möglichkeiten, die sich durch meine Zeit in Israel und Palästina eröffnet haben. Bei allen Entscheidungen bin ich meinem Bauchgefühl gefolgt und habe mich dabei nicht von Ängsten und Zweifeln von außen beunruhigen lassen. Was meine Ideen anbelangt, bin ich ziemlich stur und wenn ich von etwas überzeugt bin, dann mache ich das mit sehr viel Hingabe. Umso mehr habe ich mich über die Anerkennung durch den „Bischof-Karl-Golser-Preis“ gefreut. Diese Anerkennung möchte ich jedoch gerne auch weitergeben, an die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Dorf, welche an meiner Abschlussarbeit beteiligt waren und ohne deren Unterstützung meine Forschung in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Aus diesem Grund habe ich auch die Hälfte des Preisgeldes für die Erneuerung des Spielplatzes der Grundschule von Neve Shalom – Wahat al-Salam gespendet. Persönlich habe ich das Gefühl, durch diese Erfahrung flexibler und offener geworden zu sein, sowie mehr Verständnis für das Zusammenleben verschiedener Gemeinschaften entwickelt zu haben. Bei meiner konkreten Arbeit als Jugendcoach hilft mir diese Erfahrung insofern, als dass auch dort viel Flexibilität und Offenheit gefragt ist. Als Jugendcoaches begleiten wir Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren in ganz Südtirol dabei, eine Arbeit, eine Lehrstelle, ein Praktikum oder einen für sie geeigneten Bildungsweg zu finden. Da ist es wichtig, dass man selbst auch auf vielfältige Erfahrungen zurückgreifen kann und sich mit der eigenen Bildungsbiografie auseinandergesetzt hat.
Interview: Heinrich Zoderer
Mals - Die geplante Tankstelle in Mals ist eine politische Schwergeburt. Verwirrende Ausschussbeschlüsse und wechselnde Begünstigte legen einen seltsamen Zick-Zack-Kurs der Gemeindeverwalter an den Tag. Im Schriftlichen zumindest.
von Erwin Bernhart
Ursprünglich sollte die Tankstelle in Mals, an der Abzweigung nach Planeil, bereits seit 1.1.2020 in Betrieb sein. So wollte es der Gemeindeausschuss von Mals. So hat es der Ausschuss im Juli 2018 beschlossen (der Vinschgerwind hat im August 2018 darüber berichtet). Jessica Hofer von der Prader Tankstelle Tamoil hat zu einem Preis von 251.500,00 € das rund 2000 m2 große Grundstück herausgesteigert. Die Vahrner Kostner GmbH von Peter Kostner ging leer aus. Der BM solle den Kaufvertrag abschließen. „Innerhalb des Jahres 2018 muss das Genehmigungsverfahren für die Errichtung abgewickelt werden, die Arbeiten sind innerhalb des Jahres 2019 auszuführen, die Tankstelle muss mit 01.01.2020 in Betrieb gehen“, hat der Malser Ausschuss damals beschlossen, ansonsten werde der Vertrag aufgelöst.
Jessica Hofer hat den Grund zwar ersteigert, war aber mit dem Datum der Inbetriebnahme keineswegs einverstanden und hat den Vertrag deshalb nicht unterschrieben. Hofer hat mit ihrem Anwalt Meinhard Niederl erwirkt, dass der Gemeindeausschuss sowohl das Inbetriebnahmedatum geändert und sogar die vertragsauflösende Klausel gestrichen hat. Beschlossen worden ist das vom Malser Ausschuss im September 2018. Man habe sich, so steht es im Beschluss, „darauf geeinigt (...), dass der Baubeginn mit 01.10.2018 festgeschrieben wird und die Inbetriebnahme spätestens innerhalb von 3 Jahren ab Zuschlag (also ab 16.07.2018) erfolgen muss.“ Einige Tage später wurde dieser Beschluss widerrufen. Grund war die „Behebung eines materiellen Fehlers“. Man habe den Baubeginn mit 1.10.2019 vereinbart und nicht, wie im vorhergehenden Beschluss am 1.10.2018.
Am 23. März 2020 kam ein weiterer Beschluss und zwar - verwirrend - die „Ermächtigung zur Errichtung von zwei Tankstellenzufahrten“. Diese Ermächtigung erhielt die Firma Kostner GmbH mit Sitz in Vahrn. Wie? Die Kostner GmbH hat 2018 nicht den Zuschlag für das Grundstück erhalten. Aufklärung findet man bei einer verwunderten Jessica Hofer. Der Grund gehört Hofer. Die Tankstelle selbst sei, so Hofer zum „Vinschgerwind“, ein Gemeinschaftsprojekt zwischen ihr und Kostner. Kostner habe deshalb um die Zufahrten angesucht. Hofer hofft, dass die Tankstelle, die dann den Namen „Kostner“ tragen werde, bis zum Wintereinbruch 2020 stehen werde.
Laas/Nordtirol - Der Nordtiroler Bildhauermeister und Künstler Mario Gasser aus Ehrwald bekam Ende 2019 den Auftrag für eine Skulptur. Der Kunde, ein Händler aus der Nachbargemeinde Leermoos, wünschte sich für sein Geschäft einen Globus. Mario Gasser hatte Gestaltungsspielraum und wollte dem Auftrag einen tieferen Sinn geben.
In die Zeit der Auftragserteilung fielen erste Nachrichten zur Ausbreitung eines neuen Virus in China. Zwar auf der anderen Seite des Globus aber wie wir heute wissen durch die Globalisierung doch nur einen Steinwurf entfernt. „Es führt uns vor Augen, wie wir mit der Natur und damit unserem Schicksal spielen. Unbekümmert bis zu dem Moment in der wir die Situation nicht mehr unter Kontrolle haben. Leider erst dann wird uns die Verletzlichkeit klar. Unsere und die der Welt in der wir leben“, bringt der Künstler den Hintergrund seines Kunstwerks auf den Punkt.
Das Thema der „globalen Bedrohung“ die wir uns selbst zuzuschreiben haben, setzte Mario Gasser um in einer von Gotteshand getragener Erdkugel. Beides aus Bronze. Ein filigraner Globus um die Zerbrechlichkeit zu unterstreichen. Auf einem aus Laaser Marmor gefertigten massiven Spielwürfel als Symbol dafür, wie unbedenklich und brachial der Mensch mit der Schöpfung und damit seinem eigenen Schicksal spielt.
Sehnsucht nach Halt - Wanderexerzitien mit benediktinischen Impulsen mit Prior P. Philipp OSB u. Wanderführer Siegfried Tappeiner
In diesen Tagen wollen wir neben den Wanderungen innehalten und auf die Wurzeln unseres Lebens schauen. Unsere Wurzeln geben uns auch die Sicherheit vertrauensvoll in die Zukunft zu Blicken. Infos und Anmeldung: Tel. +39 0473 843980,
info@marienberg.it; www.marienberg.it
von Albrecht Plangger - Im Senat feilen die Senatoren am Gesetzesdekret „Cura Italia“, welches die wirtschaftlichen Abfederungsmaßnahmen der Corona Krise im Ausmaß von € 25 Milliarden festlegt, während wir in der Abgeordnetenkammer mit dem sog. Gesetzesdekret „DL Nr. 19 (Covid 19)“ begonnen haben, welches die persönlichen Rechte der Bürger wie Reisefreiheit und Versammlungsfreiheit einschränkt, so wie wir es zur Zeit ja schon praktizieren. Das Dekret wird auf eine Vorzugsschiene gebracht und soll die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen so schnell als möglich „ratifizieren“. Nachgebessert kann später werden, wenn nach Überstehen der Krise wissenschaftlich und politisch untersucht wurde, welche persönlichen Einschränkungen für die Bürger „effektiv“ waren oder welche umsonst oder übertrieben waren. Jetzt gilt es vor allem der Regierung den Rücken zu stärken. Die Kommissionen sind für nach Ostern einberufen und das Gesetzesdekret wird seinen Lauf nehmen. Ihm folgt dann das Gesetzesdekret zu den Schulen („DL Scuola“) und ein weiteres Gesetzesdekret („DL Liquidita imprese“), welches den Wirtschaftsbetrieben die notwendige „finanzielle Liquidität“ sichern soll, um die Krise zu überstehen und langsam und schrittweise wieder in die Normalität zurückkehren zu können. Auch wir Südtiroler wollen bald eine nach Regionen gestaffelte Rückkehr zur Normalität, je nach Infektionslage. Dafür akzeptieren wir gerne die zahlreichen Auflagen, wie Mundschutz, Handschuhe, Schichtarbeit und eine eingeschränkte Mobilität. Nun rückt in unserer Arbeit in Rom auch die sog. Neutralitätsklausel (bei weniger Steuereinnahmen auch weniger Beteiligung an Tilgung Staatsverschuldung) überraschend in den Vordergrund. Seit Jahren versuchen wir schon mit der Regierung einen Kompromiss zu erarbeiten, dachten dabei aber immer an Steuersenkungen der Zentralregierung, welche auch uns in Bozen Steuerverluste eingebracht hatte, wie z.B. die sog. generelle Flattax von 15%. Nun sorgt der Corona-Virus für weniger Steuern und somit gewaltigen Mindereinnahmen für das Land, welches sich zur Zeit mit jährlich € 472 Millionen an der Staatsverschuldung beteiligt. Jetzt muss es zu einer Einigung kommen.
Frohe Ostern und gesund bleiben. Bald kommen „bessere Zeiten“...
Damit Unternehmen Corona-Unterstützungsmaßnahmen schnellstmöglich beantragen können, sollten sie sich mit einer digitalen Identität (SPID) ausstatten.
Die Landesverwaltung arbeitet derzeit auf Hochtouren, um die Corona-Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen und Betriebe auf Schiene zu bringen. Während die Landesregierung das Abkommen mit den Banken genehmigt hat, das demnächst unterzeichnet wird und in der kommenden Woche greifen soll, ruft die Landesabteilung Wirtschaftdie Kleinunternehmen mit bis zu fünf Beschäftigten dazu auf, sich eine digitale Identität (SPID) zuzulegen, um für die Unterstützungszuschüsse (Verlustbeiträge) anzusuchen zu können.
Unternehmen und Betriebe können dann die digitalen Dienstleistungen, die E-Government-Services des Landes anhand der digitalen Identität SPID nutzen und über ihren persönlichen Bereich myCivis im Südtiroler Bürgernetz die Ansuchen einfach und schnell online stellen. Die Ansuchen können vom gesetzlichen Vertreter des Unternehmens aber auch von einer dazu delegierten Person eingereicht werden. Kleinunternehmen sind auch angehalten, sich über myCivis mit dem SPID bereits für den entsprechenden Dienst anzumelden oder die entsprechende Beauftragung an Verbände weiterzugeben, wenn sie über diese das Ansuchen um Verlustbeiträge stellen wollen.
Die Ausstellung der digitalen Identität (SPID) ist kostenlos. Hilfestellung leistet dabei auch die Handelskammer Bozen, wo derzeit drei Schalter für digitale Dienste offen halten. Für die Ausstellung am Schalter ist eine telefonische Vormerkung notwendig. Solche nimmt die Handelskammer unter der Rufnummer 0471 945 529 oder per E-Mail an die Adresse luca.valentini@handelskammer.bz.it entgegen.
LPA/jw
Am 12. April 2010 starben an der Latschander bei einem Murenabgang auf die Vinschger Bahn neun Menschen. Sie bleiben unvergessen. Zum Jahrtag gibt es um 9 Uhr eine Schweigeminute.
Der 12. April 2010 bleibt im Vinschgau und weit darüber hinaus unvergessen als der Tag, als um 9 Uhr morgens ein Zug der Vinschger Bahn im Bereich der Latschander zwischen Kastelbell und Latsch während der Fahrt von einer Schlammmure erfasst wurde. Neun Menschen mussten ihr Leben lassen, 28 Menschen wurden verletzt.
Zehn Jahre später sind die Opfer nach wie vor unvergessen. Um ihrer zu gedenken, wird am Ostersonntag, dem Jahrestag des Unglücks, jener Zug, der um 9 Uhr die Unglücksstelle an der Latschander passiert, seine Fahrt verlangsamen und zwei akustische Signale von sich geben.
Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider erinnert im Namen der Landesregierung an das "schreckliche Unglück" in der Latschander: " Seitdem sind zehn Jahre vergangen. Unsere Gedanken sind bei den Opfern, die ihr Leben lassen mussten, und wir fühlen mit den Hinterbliebenen, die das Unglück hart getroffen hat." Alfreider ruft dazu auf, am Ostersonntag kurz innezuhalten, um das Andenken der Verunglückten des Vinschger Bahnunglückes zu ehren.
Die für heuer geplante Gedenkveranstaltung wird aufgrund der derzeitigen Einschränkungsmaßnahmen gegen das Coronavirus auf den 12. April 2021 verschoben.
LPA/san
Die Landesabteilung Örtliche Körperschaften hat die staatlichen Corona-Hilfsgelder zur Lebensmittelversorgung von 2,8 Millionen Euro unter den 116 Gemeinden verteilt.
400 Millionen Euro hat der staatliche Zivilschutz als Dringlichkeitsmaßnahme zur solidarischen Lebensmittelversorgung zur Verfügung gestellt, über 2,8 Millionen Euro davon gehen nach Südtirol. Die Abteilungsdirektorin für Örtliche Körperschaften, Marion Markart, hat die Mittel nach den Kriterien von Bevölkerungsdichte und Pro-Kopf-Einkommen per Dekret den 116 Südtiroler Gemeinden zugeteilt.
Der höchste Betrag von 568.902 Euro geht an die Landeshauptstadt Bozen mit ihren 107.739 Einwohnern. Es folgen Meran mit 216.632 Euro bei 40.862 Einwohner, Brixenmit 118.633 Euro (22.377 Einwohner), Leifers mit 95.815 Euro (18.073 Einwohner), Bruneck mit 88.620 Euro (16.716 Einwohner). Eppan wurden 79.173 Euro für 14.934 Einwohner zugeteilt, es folgen Lana mit 66.327 Euro für 12.511 Einwohner und Kalternmit 42.963 Euro für 8.104 Einwohner. Die kleinsten Beiträge stehen hingegen Waidbruck(1033 Euro für 195 Einwohner), Proveis (1434 Euro für 265 Einwohner), Kuens (2094 Euro für 395 Einwohner) und Laurein (2176 Euro für 342 Einwohner). Die Gemeinden können die staatlichen Mittel zur solidarischen Lebensmittelversorgung aufstocken.
Anspruch auf die Lebensmittelgutscheine haben Personen in finanziellen Schwierigkeiten. Die Zuteilung erfolgt auf Grundlage der familiären Situation und nur an jene, die keine andere öffentliche Unterstützung erhalten. Die Gutscheine können dann in den Supermärkten für den Einkauf von Grundnahrungsmitteln verwendet werden, und zwar in jenen Geschäften, die sich auf einen entsprechenden öffentlichen Aufruf der Gemeinde hin der Initiative anschließen.
Um eine landesweit einheitliche Handhabung zu gewährleisten, hat der Rat der Gemeinden folgende Regeln vorgeschlagen: Anrecht auf die Unterstützung haben Ein-Personen-Haushalte, deren letztes Monatseinkommen nicht 500 Euro übersteigt. Für Familien mit zwei Personen liegt die Grenze bei 650 Euro, für drei Personen 840 Euro, für vier oder mehr Personen bei 1000 Euro. Eine weitere Bedingung ist, dass die liquiden Mittel der Familie 5000 Euro nicht überschreiten.
LPA/sf/jw
Wie Schule und Unterricht in Corona-Zeiten funktionieren, darüber haben heute die Landesräte Achammer, Vettorato und Alfreider in der täglichen Medienkonferenz informiert.
Die Schließung der Schulen wegen der Corona-Pandemie vor einem Monat hat den Alltag von Lehrpersonen, Eltern und Schülerinnen und Schülern stark verändert. "Wortwörtlich über Nacht galt es, die Unterrichtstätigkeit neu zu organisieren", sagte heute (6. April) Landesrat Philipp Achammer bei der virtuellen Landesmedienkonferenz. Führungskräfte, Lehrpersonen, Schüler und Familien hätten die damit verbundenen Herausforderungen beispielhaft gemeistert, stimmte Landesrat Achammer mit seinen Kollegen in der Landesregierung, Giuliano Vettorato und Daniel Alfreider überein.
Altersgerechter Fernunterricht
Erstes Bemühen sei es gewesen, einen Fernunterricht auf die Beine zu stellen und alle Schulpartner zur aktiven Teilnahme zu befähigen, sind sich die Bildungslandesräte einig. Auf Bildungsgerechtigkeit habe man dabei ebenso geachtet, wie darauf, niemanden zurückzulassen. Dabei sei es Südtirols Schule zugutegekommen, dass digitale Bildung längst kein Fremdwort mehr war. "Digitale Bildung zählt zu den Schwerpunkten im Arbeitsprogramm der Deutschen Bildungsdirektion", betonte Landesrat Philipp Achammer, "alle an Schule Beteiligten können ihr Wissen in diesem Bereich nutzen und ausbauen. Dabei stehen neben dem Programm auch die neuen Lernformen und die veränderte Art des Lernens im Vordergrund." Dies geschehe mit Hilfe von Internet, Cloudsystemen, digitalem Register, dem Bildungsserver "Blikk", neuen Tools wie Office 365 und verschiedenen Lern-Apps, bei Online-Konferenzen über altersgerecht Blogs und unter Einsatz eigner Endgeräte, sagte der Landesrat. Die Bildungsdirektion unterstützt den digitalen Unterricht auf Bezirksebene durch "Digi-Coaches", zudem werde telefonisch Unterstützung angeboten.
Schuljahr gut zu Ende bringen
"Wir haben Angebote für alle Altersstufen, vom Kindergarten bis zur Oberschule, und für alle Fächer. Und auch die Lehrkräfte der Musikschulen und der Berufsbildung begleiten die Lernenden über den Online-Unterricht, wo auch praktische Aufgaben nicht zu kurz kommen", betonte Landesrat Achammer. Alle Angebote würden durchwegs gut genutzt werden. Achammer verwies auch auf die Maßnahmen, die im Bildungswesen zur finanziellen Unterstützung der Familien getroffen worden sind, nämlich die Aussetzung der Schülerbeiträge und die Ausgabe von Leihgeräten. Ein wichtiger Schritt sei gesetzt, nun gelte es die Lernplanung beispielsweise durch Wochenpläne besser zu koordinieren und die abschließenden Monate des Schuljahres abhängig von den Vorgaben aus Rom gut zu Ende zu bringen. "Bisher ist diesbezüglich noch keine Entscheidung gefallen", berichtete Landesrat Achammer. Es gebe zwei Szenarien je nach Verlauf der Pandemie. Stichdatum sei der 18. Mai. "Wenn die Bildungseinrichtungen vor dem 18. Mai ihre Türen wieder öffnen, so reicht die Zeit, um Prüfungen an Mittel- und Oberschulen durchzuführen, wenn auch in vereinfachter Form", sagte der Landesrat. Sollte das nicht möglich sein, so werde vor allem die schulische Leistung bewertet und die Oberschulabschlussprüfung im Light-Format, also mündlich, abgenommen.
Chancengerechtigkeit wahren
Auch an den italienischen Schulen konnte der Fernunterricht gut etabliert werden, berichtete Landesrat Giuliano Vettorato. "Die Bildungsarbeit konnte in allen Einrichtungen und allen Bildungsstufen dank digitaler Hilfsmittel fortgesetzt werden. Das digitale Register ermöglicht es, Lehr- und Lernmaterialien zu verteilen, mit den Familien zu kommunizieren und so die Unterrichtswochen zu planen." Es seien auch Maßnahmen getroffen worden, um sicherzustellen, dass alle Schüler am Fernunterricht teilnehmen können. So wurde für den Kauf von Computern, Tablets, Hotspots und Plattformen auf den Europäischen Sozialfonds zurückgegriffen. Unterstützung bei der digitalen Ausstattung sei auch von verwaltungsfremden Partnern wie der Südtiroler Sparkasse und der Alpini-Vereinigung ANA gekommen. Besonders unterstützt würden Schüler und Schülerinnen mit Behinderungen und besonderen pädagogischen Bedürfnissen. "Es ist wichtig, diesen Kindern in dieser schwierigen Zeit eine noch größere Unterstützung zukommen zu lassen", erklärte Landesrat Vettorato.
Gute Bedingungen für alle schaffen
Der ladinische Bildungslandesrat Daniel Alfreider betonte, dass alle Schulen in Gröden und im Gadertal digitale Prozesse und Wege für neue Formen des Unterrichts nutzen. "Im vergangenen Jahr haben wir eine größere Menge an digitalen Geräten gekauft, was uns in dieser Situation nun zugutekommt", berichtet der ladinische Bildungslandesrat. Großteils gebe es im Gadertal und in Gröden bereits gute Internetverbindungen. Allerdings gebe es immer noch Situationen, sowohl bei einigen Lehrpersonen als auch daheim in den Familien, in denen das Netz oder die Computer nicht ausreichten. Vor allem Familien mit mehreren Kindern haben oft nicht genügend PCs und Tablets. "Mein Auftrag an unsere Verantwortlichen ist ganz klar, so schnell wie möglich, Lösungen für unsere Lehrpersonen und Familien vorzusehen", sagt Alfreider. "Wir unternehmen alles, um den Unterricht auch in dieser besonderen Zeit weiterzuführen", resümierte der Landesrat.
LPA/jw