von Peter Tscholl
Hexen und andere Sagengestalten haben im Volksmund und Volkserzählungen immer schon eine wichtige Rolle gespielt. Auch die Literatur hat sich immer wieder von diesen Sagengestalten inspirieren lassen.
Im Vinschgau ist die Gestalt der Hagazussa bekannt. Die antike Figur der Hagazussa ist eine Sagengestalt der germanischen Mythologie. Der Begriff stammt wahrscheinlich von den norwegischen Worten „hag“ für Hecke oder Wald sowie „Tysja“ für Elfe und bezeichnet eigentlich ein auf Zäunen oder in Hecken sich aufhaltendes dämonisches Wesen aus der Zwischenwelt. Hagazussa ist eine Grenzgängerin, auf der Schwelle vom Bewußten zum Unbewußten, vom sogenannten Heidnischen zum Unheimlichen, eine Vermittlerin zwischen Zivilisation und Wildnis.
Die Schriftstellerin Anita Pichler, geboren 1948 in Meran, aufgewachsen in Sulden, schrieb in ihrem ersten Buch über die Geschichte einer Frau, die sich wie Hagazussa zwischen verschiedenen Welten bewegt und viele Geheimnisse in sich bewahrt. Es ist Pichlers wichtigstes Buch und bedeutendstes literarisches Vermächtnis. In der Erzählung hat sich die Hauptfigur aus ihrer Wohnung ausgesperrt und schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durchs Leben, verteilt Fragebögen mit scheinbar sinnlosen Fragen und trifft in einer der anonymen Wohnungen schließlich auf eine Bekannte aus ihrer Vergangenheit, der sie nie mehr begegnen wollte.
1985 las Pichler in der Alten Schmiede in Wien aus ihrem Manuskript Hagazussa. Der damalige Leiter Dr. Kurt Neumann war begeistert von der Erzählweise Pichlers und vermittelte sie dem renommierten Frankfurter Suhrkamp Verlag. 1986 erschien dort die Erzählung, allerdings unter dem neuen Titel „Die Zaunreiterin“. Sie endet mit den Worten: Haga Zussa hat mich berührt, ich habe mich umgesehen,
habe ihr in die Augen gesehen und bin nicht tot umgefallen“.
Hagazussa, die Erzählung von Hansjörg Waldner
Einen anderen Zugang zur Hex‘ Hagazussa versuchte der Hoader Autor Hansjörg Waldner im Band „Es wird nie mehr Vogelbeersommer sein ...“ in memoriam Anita Pichler (1948 – 1997).Waldner brachte die Hexe in die Gegenwart und zwar in den Oberen Vinschgau, an den Haider See.
„Hierzulande war es die Zussl, die verwirrte, schiache, Böses wollende Frau, die an allen schuld zu sein schien. Die Hagazussa war die Zaunreiterin, die, wie der Name sagt, über Zäune und Häuser hinweg sich Einblick verschafft in die Hölle des Privaten.
In unserem Dorf, da fand sich eine Frau, die nur für ihren Mann eine Hexe war. Sie war brav und konnte keiner Fliege etwas zu Leide tun. Der Mann schlug sie täglich und verbannte sie in den Stall zum Schlafen. Nächtens nahm er aus der Küche eine Kerze, zündete sie an und begab sich in den Stall, um die Frau zu besteigen. Sie ward jedesmal schwanger. Sie hatte keine Möglichkeit, sich zu pflegen. Auch im Dorf galt sie nunmehr als Hexe. Sie wurde wahnsinnig und starb. Der Mann holte sich eine Jüngere, die nur die Aufgabe hatte, die Halbwaisen aufzuziehen. Doch dann bekam die junge Frau Zwillinge, die immer glücklich im Kinderzimmer spielen und schlafen durften.Die Kinder aus erster Ehe mussten – so wie ihre Mutter – im Stall darben. Sie lernten nichts und galten im Dorf als verrückt. Sie alle starben früh. Zurück blieb der Mann mit seiner zweiten Frau und den Zwillingen. Auch er starb. Am Grabstein steht: „Hat an Hexen geglaubt, hat viel Mist gebaut, hat Frauen geschlagen, nun schändlich begraben“.
Die „Hexe“ schwebt nunmehr als Zaunreiterin über das Dorf und verhindert größere Katastrophen. Sie beißt Männern ins Glied, wenn sie sieht, dass das mit der Geliebten nicht gut gehen kann, sie lässt Autoschlüssel verschwinden, wenn – ansonst tüchtige – Männer volltrunken nach Hause fahren wollen, sie glättet den Sturm des Haidersees, wenn Fischer in Seenot geraten, sie blendet den Fernseher aus, wenn zu Dummes gesendet wird.
Sie reitet von Not zu Not, die Zussa, und hat zu tun mehr denn je. Viel Unglück konnte sie abwenden, wird selbst aber niemals Ruhe finden, solange am Dorffriedhof der eine begraben ist, ihr Mann“.
Hagazussa, die vinschger Jazzband
1986 las Anita Pichler aus ihrem Buch „Die Zaunreiterin“ in der alten Weberei der Familie Gluderer in Schlanders. Organisiert wurde die Lesung damals vom Künstler Kurt Hofer. Dieser bat die aus der Gruppe „Factory“ (1973), dann „Vinschger Blues Korrn“, sich erst neu formierte Jazzband, die Lesung musikalisch zu umrahmen. Die Gruppe bestand aus Thomas Kirchlechner (Piano), Dieter Lung (Saxophon und Klarinette), Othmar Karnutsch (Trompete), Georg Lechner (Schlagzeug) und Klaus Garber (Bass). Da die Band zu diesem Zeitpunkt noch keinen Namen hatte und im Gespräch mit Anita Pichler erfahren hatte, dass sie auf Anraten des Suhrkamp Verlags ihren Roman nicht wie von ihr gewünscht „Hagazusssa“, sondern „Die Zaunreiterin“ nennen sollte, fragten sie, ob sie den Namen Hagazussa für sich verwenden durften. Der Name war absolut passend für die Band, da diese sich zwischen und durch die verschiedenen Jazz- und Musikrichtungen bewegte und immer noch bewegt. Die Gruppe formierte sich im Laufe der Zeit immer wieder neu. Gründungsmitglied Klaus Garber erinnert sich: „Wir waren sofort begeistert von dem Namen Hagazussa. Wir wunderten uns, dass der Suhrkamp Verlag, so einen guten, spannenden Namen, der modern und gleichzeitig archaische Elemente inne hat, nicht für sich verwendet. Wir fühlten uns geehrt, dass wir so einen Namen, der über alle Grenzen hinausgeht und trotzdem für den Vinschgau bezeichnend ist, übernehmen durften. Wir haben natürlich sofort zugeschlagen. Obwohl die Mitglieder der Band, die im Laufe der Zeit von außerhalb des Vinschgaus neu hinzukamen, sich anfangs mit dem Namen Hagazussa nicht so recht identifizieren konnten, haben wir ihn nicht verändert und bis heute beibehalten. Wir wurden den Namen nicht mehr los. Hagazussa hängt wie eine Zauberin über uns“.
Am 19. Mai haben wir auch in Südtirol wieder den Tag erreicht, an dem wir unsere natürlichen Ressourcen für 2024 erschöpft haben und nur noch von Reserven und auf Kosten anderer leben: den Erdüberlastungstag. Im Rahmen weltweiter Kampagnen gegen den Überkonsum ruft die OEW (die Organisation für Eine solidarische Welt) vom 13. bis zum 25. Mai auch in Südtirol wieder gemeinsam mit rund 50 Partner*innen Aktionswochen aus, um auf die Verschwendung von Ressourcen aufmerksam zu machen.
In Zusammenarbeit mit den Bibliotheken der Gemeinde Graun und der Schulsozialpädagogin des Schulsprengels Graun haben die Teams der Jugendtreffs fResch und Juze Hoad dazu auch einiges vor: seid gespannt!
Auch heuer hat sich der Jugendtreff Ju!p Prad wieder an ‚Nochholtig guat‘ beteiligt. Wie bereits letztes Jahr, war die Aktion ein voller Erfolg!
Die Idee hinter der Aktion ist, dem Konzept der Nachhaltigkeit offen zu begegnen und durch kleinere Aktionen und Vorträge, in einige Bereiche genauere Einblicke zu geben. Vor allem der jungen Generation sollte das Thema wichtig sein, da es in Zukunft einen immer wichtigeren Teil unserer Gesellschaft ausmachen wird. Mit dieser Idee hat sich der Treff auseinandergesetzt. Bereits wie vergangenes Jahr wurde die Ernährungssparte ‚vegan‘ genauer betrachtet und man hat sich mit neuen Gerichten vertraut gemacht.
Die Woche vor dem Fest wurde gemeinsam mit den Jugendlichen fleißig an den Rezepten gearbeitet und tolle Speisen wurden präsentiert! Am Freitagnachmittag fand ein Kochkurs mit Alex Kaltenhauser von ‚Heilsa‘ für die Jugendlichen im Aquaprad statt. Danke Alex für den tollen Nachmittag und die super Rezepte! Am Samstag fanden verschiedene Aufstriche großen Anklang, aber auch Pizza, Nudeln und Couscous wurden gelobt. Als süßen Abschluss gab es eine Auswahl an verschiedenen Kuchen, Torten und Pralinen. Der Jugendtreff Prad möchte sich hier ganz herzlich bei Allen bedanken, die bei unserem Stand ein wenig probiert, und uns damit eine Freude bereitet haben. Danke auch an die freiwilligen Spenden!
Vinschgau - Für die anstehende Ausschreibung der Bahndienste in Südtirol haben LH Kompatscher und ANAC-Präsident Busia kürzlich ein Einvernehmensprotokoll unterzeichnet. Das Land wird in den kommenden Monaten die Ausschreibung für die Erneuerung der Konzession für den Eisenbahnverkehr in Südtirol veröffentlichen. Den Busdienst wurde bereits in den vergangenen Jahren neu organisiert. Weil die Querverbindungen zwischen dem Vinschgau und dem Pustertal abgestimmt werden müssen, muss laut Alfreider der Anbieter die technologischen Standards erfüllen. Die Ausschreibung ist wirtschaftlich bedeutend. „Deshalb ist es wichtig, Rechtsstaatlichkeit und Transparenz zu gewährleisten. Dabei unterstützt uns die Nationale Antikorruptionsbehörde ANAC“, erklärt der zuständige Mobilitäts-Landesrat Daniel Alfreider.
Matsch/Kindergarten - Das heurige Jahresthema im Kindergarten Matsch dreht sich schon seit Herbst um Müllvermeidung, Mülltrennung und Umweltbewusstsein.
Die Kinder sind mit großem Eifer dabei, Müll trennen und ihn noch besser vermeiden ist für die Kleinsten selbstverständlich. Doch wie sieht es bei den Erwachsenen aus? Um das Thema Müll- und Plastikflut einem breiteren Publikum vorzustellen und das Bewusstsein dafür zu schärfen, organisierte der Kindergarten Matsch gemeinsam mit dem Bildungsausschuss Mals und der Bibliothek Mals einen Vortrag zu bewusstem Konsum und „Recycle- Reduce- Reuse“.
Die Vortragende war Verena Dariz von der OEW (Organisation für eine solidarische Welt) in Brixen. Der Abend war gut besucht und zeigte Wege und Möglichkeiten auf, unsere tägliche Müllflut zu reduzieren: Repair- Cafes wurden ebenso angesprochen wie Flohmärkte, Kleidertauschmärkte oder das frisch entstandene REX für Secondhandware. Doch es ging auch darum, wo unser Müll eigentlich landet und was damit geschieht.
Ein informativer Abend, der viele neue Möglichkeiten aufzeigt, unseren Müll zu reduzieren. Damit wir mehr Vorbild für unsere Kleinsten sein können.(klf)
JUVI - CRESCENDO
Standing ovations gab’s von den KünstlerInnen für Lukas Fleischmann. Als Dankeschön dafür, dass ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Der Latscher Musiker hat mit seinem Projekt Crescendo zwölf Komponisten eine professionelle Plattform geboten, eigene Musik und Liedtexte wachsen und lauter werden zu lassen, soweit weiterzuentwickeln, dass sie bühnenreif werden. Mit Juvi als Partner hat man zehn Monate hart gearbeitet, vom Bühnenauftritt bis zur Werbeperformance, von Licht, Ton, Technik und vielem mehr. Konzertformat hat das Projekt auch durch die souveränen Moderatoren Hanna, Sophie, Theo und Daniel erhalten. Das Ergebnis ist mit einem Satz auf den Punkt gebracht: Das Konzert war mega!
Die Freude - und auch Erleichterung - stand den Künstlern ins Gesicht geschrieben beim ersten von vier Konzertterminen in Schlanders, Mals und Algund vergangenen 3. Mai. Die Gefühle, die Liebe als Hoffnung, gescheiterte Beziehungen abschließen, das Leben tanzen oder durchhalten, die unterste Gesellschaftsschicht - es waren ganz persönliche Themen, die in den Songs verarbeitet wurden und zum Ausdruck kamen. Der Abschluss gehörte Projektleiter und Komponist Lukas Fleischmann und holte alle MusikerInnen auf die Bühne: „Thoughts of a Stargazer“ bot Gänsehautfeeling. (ap)
Stilfs - Agnes Moser vom Hof Fragges hat das Wolle Spinnen in ihrer Jugend gelernt und laufend praktiziert. Kürzlich gab sie an vier Nachmittagen als Referentin eines Spinnkurses ihr Wissen an interessierte Anfängerinnen weiter. Sie stellte auch einige Spinnräder bereit. Es handelt sich um den ersten Handwerkskurs, der im Rahmen des PNRR-Programms umgesetzt worden ist. Der PNRR Fonds stellt Gelder für Aufbau und Resilienz (Piano nazionale di ripresa e resilienza - PNRR) bereit. Der Gemeinde Stilfs wurden 20 Millionen Euro zugesprochenen, die für unterschiedliche Projekte in den Bereichen Aus- und Weiterbildung sowie für Investitionen eingesetzt werden. Ziel des Programms ist die Aufwertung und Wiederbelebung des Dorfes, um die Abwanderung zu verhindern. PNRR-Koordinatorin ist Daria Habicher. Arbeitsgruppenleiterin für den Bereich Handwerk ist Verena Platzer. Sie hat auch den Spinnkurs betreut. „Bei der Wahl der Referentinnen und Referenten berücksichtigen wir nach Möglichkeiten ortsansässige Fachkräfte“, sagt Platzer. „Es geht uns auch um den gegenseitigen Austausch und um das Miteinander im Dorf.“ Das alles ist ganz im Sinne des PNRR-Programmes, genauso wie das Vorhaben der Spinn-Anfängerinnen, die sich künftig weiterhin treffen und die Kunst des Spinnens verfeinern wollen. (mds)
Schlanders/Bilbao - Im März waren 16 Schüler/innen aus Laudio im spanischen Baskenland zu Gast am Sprachengymnasium in Schlanders (Vinschgerwind 7/2024). Nun haben die 28 Schüler/innen der beiden 4. Klassen des Schlanderser Sprachengymnasiums eine Woche im Baskenland verbracht. Die Vinschger Jugendlichen wohnten bei ihren Partnerschüler/innen und konnten in den Gastfamilien u. a. köstliche Gerichte der baskischen Küche wie Pintxos, Tortillas oder Fischspeisen probieren. An der Partnerschule, dem IES Laudio BHI, beschäftigten sie sich ausgiebig mit der Sprache, Geschichte und Kultur sowie mit der Autonomie und dem Schulsystem des Baskenlandes. Besonders eindrucksvoll verlief der Tagesausflug nach Bilbao: Nach dem Besuch im faszinierenden Guggenheim-Museum feierte die Gruppe mit einer Million baskischer Fußballfans am Flussufer und in den Straßen der Stadt den Fußballclub Athletic Bilbao, der nach 40 Jahren wieder einmal die Copa del Rey gewonnen hatte. Zum Abschluss des Austauschprojekts genossen die baskischen und Vinschger Oberschüler/innen die Sonne, den Strand und das Stadtleben von San Sebastian, der bekannten Film- und Surferstadt an der spanischen Atlantikküste. (mt)