Seelenbilder

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Christl Thoma mit ihrem allerersten „Bad-Bachgart-Seelenbild“ Christl Thoma mit ihrem allerersten „Bad-Bachgart-Seelenbild“

Das geliebte Nesthäkchen ihrer Eltern und der drei großen Brüdern war Christl Thoma, als sie im Jahre 1968, dreizehn Jahre nach Bruder Ernst, die 6-köpfige Familie in Stilfserbrücke vervollständigte.

von Cornelia Knoll

Die kleine Nachzüglerin Christl genoss dort ihr liebevolles Zuhause bis sie im jungen Teenealter flügge wurde und als emsige, allseits beliebte Hotelfachfrau im nahen Tourismusort Sulden ihren Traumjob fand. Viele Jahre gestaltete sie in dem Bergdorf nun ihr Dasein und ihren damaligen glücklichen Lebensmittelpunkt.
Doch irgendwann folgten schwierigere Zeiten. Wolken einer Depression drängten schleichend in ihr Leben und konnten nicht mehr ignoriert werden. Christl wusste, dass es“ So“ nicht mehr weitergehen kann.
Die 2 fache Mutter suchte mit all ihrer Kraft, all ihrem Mut nach Hilfe und fand diese bei grandiosen Psychologen und Therapeuten im Therapiezentrum in Bad Bachgart.
„Ich habe mich damals in den 8 Wochen Therapie in Bad Bachgart wirklich gut aufgehoben und endlich verstanden gefühlt“, erzählt Christl. “Hier konnte ich offen über meine belastende Situation sprechen und habe große Freundschaften gefunden,die zum Teil auch heute noch bestehen“.
Dort ist sie auch das erste Mal mit ihrer großen Malleidenschaft in Berührung gekommen, welche bis heute ihr neues Leben prägt.
Eine Therapeutin ermutigte Christl, Pinsel und Farbe in die Hand zu nehmen um ihre beängstigenden, beklemmenden Panikattacken auf die Leinwand zu bannen. Trotz großer Skepsis machte sich die Vinschgerin mutig ans Werk, mischte Farben, versuchte sich in verschiedensten Formen und Figuren und hatte schon sehr bald ihr erstes Bild erschaffen, welches ein Betrachter so beschrieben hat:
„Ein Meer von bunten Flammen am unteren Rand des Bildes, welche sich ausweiten möchten, in die erstickende Enge getrieben werden,..all ihre Farbe verlieren um urplötzlich endlich auszubrechen und schlussendlich ganz oben wieder als bunte Wolken davonzufliegen“.
Christl hatte endlich ihre eigene, wunderbare Möglichkeit entdeckt all ihre Gefühle und Emotionen in Bild und Farbe auszudrücken und konnte ab nun das Malen als eines ihrer wichtigsten Therapiemöglichkeiten bezeichnen.
Natürlich gab es auch nach der glücklichen Zeit in Bad Bachgart immer wieder psychische Achterbahnen, die alle Kraft von Christl verlangten um aus der Tiefe erneut aufzutauchen. Sie malte unzählige Bilder; malte sie vor allem als es ihr richtig dreckig ging, erinnert sie sich. Es sind genau diese Bilder die heute am meisten Gefallen in ihrer Ausstellung in der Tschengelsburg finden.
„Niemals hätte ich mir gedacht, dass ich meine Bilder, die ich in meinem kleinen Malatelier bei Tag und Nacht ganz für mich selbst gemalt hatte, irgendwann öffentlich anderen Menschen zeigen würde“, wundert sich Christl. Bis vor kurzem durften sich nur ihre Lebenspartnerin Anja, ihre beiden Kinder und einige Freunde daran erfreuen. Bis eines Tages ihr Nachbar Reinhard Zangerle vom Bildungsausschuss Eyrs zu Besuch kam, diese wunderbaren Seelenbilder sah und vollkommen begeistert davon war. Er ermunterte Christl endlich ihre Bescheidenheit etwas abzulegen und eine öffentliche Ausstellung zu versuchen, um auch andere in den Genuss ihrer Kunst kommen zu lassen.
Gesagt getan. Karl Perfler von der Tschengelserburg wurde mit ins Boot geholt und gestaltete am September in seinem Tschenglser Kulturgasthaus die Eröffnung der Ausstellung von Christls Seelenbildern.
Der Name dieser Ausstellung“ ICH BIN“. Hier ein kurzer Ausschnitt aus der Rede eines Freundes für die Eröffnungsfeier am 18. September:
„Ich bin eine Mutter von 2 wundervollen Kindern…, bin aber auch die Frau meiner Frau und ich bin eine Vinschgerin mit Fähigkeiten sowie mit schwierigen Seiten..Ich bin wie ich bin mit meinem Potential und der Freude am Gestalten.“
Diese Freude am Gestalten spiegelt sich auch in dem schönen sonnigen Heim in Eyrs wieder, wo sie mit ihrer Lebenspartnerin und Hund Clio lebt. In ihrem Malatelier und überall in der Wohnung hängen Christls namenlose Bilder. Sie zeigen dem Betrachter Landschaften aus Ocker und Gelb, dunkelblaue blinkende Himmelsweiten und tiefschwarze Meereswelten voller Farben. “Jeder interpretiert meine Bilder anders“, sagt Christl. “Mir macht es Freude zu sehen, wie jeder Einzelne etwas Anderes in meinen Bildern sieht, wie jeder wohl sein eigenes Seelenleben in meinen Bildern entdeckt“

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