Für die Schublade?

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Bild: Ingenieursbüro Patscheider und Partner /  Bezirksgemeinschaft Vinschgau Bild: Ingenieursbüro Patscheider und Partner / Bezirksgemeinschaft Vinschgau

Vinschgau - Der Malser BM Ulrich Veith hat die Verkehrsstudie über eine mögliche Umfahrung von Schluderns, Glurns, Tartsch und Mals öffentlich versenkt. Dagegen protestieren die BM von Glurns und Schluderns. Was sagt die Studie? Welcher Nutzen wird mit einer möglichen Umfahrung verbunden und wie viel würde eine Umsetzung nach heutigen Schätzungen kosten?

von Erwin Bernhart

Der Ärger ist groß. Das sei nicht korrekt, sagen die BM von Schluderns Peter Trafoier und von Glurns Luis Frank unabhängig voneinander. Beide beziehen sich auf die Aussage vom Malser BM Ulrich Veith, der bei der Podiumsdiskussion in Schlanders, organisiert von der Umweltschutzgruppe Vinschgau, gesagt hat, dass die Studie einer Umfahrung für Schluderns, Glurns und Mals in den Gemeindeausschüssen abgelehnt worden sei und deshalb diese Studie nicht weiter verfolgt werde. Damit war eine mögliche Umfahrung Schluderns-Glurns-Mals vom Tisch, eine Diskussion darüber kam gar nicht erst auf.
Die beiden Bürgermeister und viele Referenten im Obervinschgau sind perplex. Bei der Podiumsdiskussion in Schlanders biss sich Peter Trafoier auf die Zunge und wollte keine Polemik entfesseln. Luis Frank ist erst gar nicht hingegangen. Zu groß war der Ärger im Vorfeld. Die Tauferer BMin Roselinde Gunsch war am Podium vertreten und sie war froh, dass sie nur über die Umsetzung des Verkehrskonzeptes in Taufers zu sprechen hatte.

Veith hat die Studie gewollt
Es war, so sagen es die Bürgermeister, Ulrich Veith, der vor mehreren Jahren eine Studie angeregt und gewollt hatte. Denn die Gemeinde Mals und die Bezirksgemeinschaft Vinschgau haben die Umfahrung von Tartsch immer noch im Programm. Und mit dieser Umfahrung von Tartsch, die im Bauleitplan der Gemeinde Mals verankert ist, haben die umliegenden Gemeinden Schluderns und Glurns keine Freude. Denn eine Umfahrung in Tartsch würde zwar die Tartscher entlasten, aber ansonsten den status quo auf ewig zementieren. Auch die Gemeinde Mals und BM Ulrich Veith haben keine großen Anstalten gemacht, diese Umfahrungsvariante ernsthaft zu verfolgen. Und dies, obwohl es in der Vergangenheit Zeitungsartikel gegeben hat, die ein Horrorszenario für die Tartscher an die Wand gemalt haben. Von naggelnden Stuben und kaum auszuhaltendem Lärm war die Rede. Tartsch sei mit dem Verkehr dem Untergang geweiht. Seit langem hat man vom verkehrsgeplagten Tartsch nichts mehr gehört.
Dann wurde eben auf Drängen des Malser BM Ulrich Veith von der Bezirksgemeinschaft Vinschgau eine Verkehrsstudie in Auftrag gegeben. Das Ingenieurbüro Patscheider und Partner hat über einen längeren Zeitraum gemeinsam mit dem in Verkehrsfragen spezialisierten Ingenieursstudio Meta aus Monza im Jahr 2017 Verkehrsdaten gesammelt und ausgewertet, hat aufgrund der Daten und der Möglichkeiten rund 20 Varianten ausgearbeitet. Im Laufe der Zeit haben sich zwei Varianten herauskristallisiert, eine Diskussionsunterlage, basierend auf Berechnungen und Schätzungen.
Weil die Studie mehr als zwei Gemeinden betroffen hat, hat sie die Bezirksgemeinschaft Vinschgau diese Studie in Auftrag gegeben und zu Beginn wurde sie von Bezirkspräsident Andreas Tappeiner begleitet. Dann hat Tappeiner Ulrich Veith damit beauftragt, die Studie in den Gemeindeausschüssen vorstellen und diskutieren zu lassen. Veith, so sagen es viele Beteiligte, war säumig. Denn die Studie war bereits Ende 2018 diskussionsbereit und eine erste Vorstellung sollte es im Jänner 2019 geben. Die gab es nicht. Bis dem Glurnser BM Luis Frank die Hutschnur riss. Im Herbst 2019 hat Frank die BM von Mals, Schluderns und Taufers und die Gemeindeausschüsse der vier Gemeinden nach Glurns zur Vorstellung und Diskussion der Studie geladen.

Die Interpretationen
Und genau diese Zusammenkunft wird nun unterschiedlich interpretiert. Während Luis Frank und Peter Trafoier sagen, dass sich, mit Ausnahme des Gemeindeausschusses von Mals, nur ganz wenige Referenten gegen diese Studie ausgesprochen haben, sagt Ulrich Veith, dass man in den Ausschüssen grundsätzlich dagegen war. Veith sagt, dass die getätigten Wortmeldungen gegen einen Ausbau von Straßen waren und er davon ausgehe, dass sich jene, die sich nicht zu Wort gemeldet haben, dem stillschweigend zugestimmt hätten.
„Mals sagt, dass man keine neuen Straßen brauche und dass man auf öffentliche Verkehrsmittel setzen solle“, fasst der Glurnser BM Luis Frank die Studienvorstellung zusammen. Er habe gesagt, dass man Lösungsvorschläge brauche und es noch interne Treffen bedürfe. Auf eine vertiefende Diskussion pocht auch der Schludernser BM Peter Trafoier. Es gebe noch viele Unklarheiten. Die Studie müsse in den Gemeinderäten diskutiert werden. Es sei auch nicht sauber, dass weder die Wirtschaft noch die Landespolitik in die Diskussion involviert sei. Im Übrigen, sagt auch Trafoier, seien wenige Stimmen gegen das Weiterverfolgen dieser Studie in den Gemeindeausschüssen gewesen.

Was denn nun?
Der Vinschgerwind hat mit allen beteiligten Bürgermeistern gesprochen und dann die Studie in der Bezirksgemeinschaft angefordert. Denn es kann ja nicht sein, dass eine Studie explizit für die Schublade gemacht wird, ohne dass darüber auf breiter Ebene diskutiert worden ist. Deshalb veröffentlichen wir die zwei Varianten, die ernsthaft untersucht worden sind.
Zum einen wurde die große Umfahrung von der Handwerkerzone Prad über den Kanal nach Glurns und bis nach Mals nochmals unter die Lupe genommen.
Zum anderen eine Variante, die oberhalb des Biotops bei Schluderns abzweigt, zwischen den Handwewrkerzonen Schluderns und Glurns in Richtung Tartscher Bichl führt und von dort in einem Bogen die Handwerkerzone Mals umfährt und schließlich in die Schleiser Kreuzung mündet.
Die große Umfahrung bringt, so haben es die Techniker von Patscheider und Partner errechnet, nicht wirklich die große Entlastung der Dörfer. In Tartsch und in Schluderns würde der Verkehr an normalen Arbeitstage halbiert, in Mals etwas mehr als halbiert und in Glurns um rund 40% vermindert.
Anders wäre die Wirkung einer Umfahrung Schluderns-Glurns-Mals. In Tartsch wäre der Verkehr mit einem Minus von knapp 95% an normalen Arbeitstage fast weg, ähnlich in Schluderns (Minus 89%), Laatsch mit entsprechender Verkehrsregelung von einem Durchfahrtsverbot minus 94 % und in Glurns wären knapp Dreiviertel des Verkehrs weg. Wer kaum etwas spüren würde, ist die Gemeinde Prad.
Bei der Gegenüberstellung der zwei Varianten ergeben sich für die große Umfahrung neben der unbefriedigenden Verkehrsentlastung auch in Bezug auf den Flächenverbrauch und auf das Landschaftsbild viele Nachteile. Zudem ist die Gemeinde Prad strikt gegen ein solches Ansinnen. Die große Umfahrung kann nur in einem Punkt punkten: die möglichen Kosten. Das Ingenieurbüro Patscheider und Partner beziffern die Kosten einer möglichen großen Umfahrung mit rund 75 Millionen Euro.

Verdammt hohe Kosten
Die Kosten für die Variante Schluderns-Glurns-Mals sind hingegen sehr hoch. 171 Millionen Euro werden da veranschlagt. Dafür sind 42 Prozent der rund 5,9 km langen Strecke als Unterflurtrasse vorgesehen. „Im Bereich der Unterflurtrassen können 10 Hektar nach Beendigung der Arbeiten wieder genutzt werden“, heißt es in der Gegenüberstellung.
Dass die Gemeinden Schluderns und Glurns die kleinere Umfahrung favorisieren, war seit der Fertigstellung der Studie klar. Allerdgins gebe es laut den Bürgermeistern noch erheblichen Diskussionsbedarf.
Dass eine solche Studie nicht leichtfertig vom Tisch gefegt werden kann, sind sich die Bürgermeister in Schluderns, in Glurns und auch in Taufers sicher. Roselinde Koch sagt, dass es sehr wohl etwas brauche. Luis Frank sagt: „Ich will keine Alibistudie. Es soll ernsthaft über Lösungen diskutiert werden.“ Und Ulrich Veith sagt: „Die Bezirksgemeinschaft Vinschgau hat in ihrem Programm zwei Verkehrsprojekte drinnen. Die Umfahrung von Kastebell und jene von Tartsch. Dieses Strategiepapier ist nach wie vor gültig.“

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