„Was mich persönlich begeistert, ist die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen“

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Der Latscher Bildungsausschuss feiert  heuer sein 20jähriges Bestehen. Im Interview Obmann Hannes Gamper, der, in Zusammenarbeit mit seinem 7-köpfigen Ausschuss, den Latscher Bildungsausschuss koordiniert Der Latscher Bildungsausschuss feiert heuer sein 20jähriges Bestehen. Im Interview Obmann Hannes Gamper, der, in Zusammenarbeit mit seinem 7-köpfigen Ausschuss, den Latscher Bildungsausschuss koordiniert

Unsere stärkste Waffe für eine bessere Welt ist Bildung. Aus diesem Grund gibt es in Südtirol seit 1983 sogenannte Bildungsausschüsse. Im ganzen Land sind es 136, 14 davon allein im Vinschgau. Sie garantieren die Pflege der örtlichen Bildungslandschaft, erfüllen die Dörfer mit Leben und vielfältigen Initiativen und tragen zur Stärkung der Gemeinschaft bei. Der Latscher Bildungsausschuss feiert heuer sein 20jähriges Bestehen. Im Interview Obmann Hannes Gamper, der, in Zusammenarbeit mit seinem 7-köpfigen Ausschuss, den Latscher Bildungsausschuss koordiniert.

Vinschgerwind: Der Name Bildungsausschuss lässt vermuten, dass es bei eurer Tätigkeit zentral um Bildung geht. Was für Aufgaben hat der Bildungsausschuss konkret?
Hannes Gamper: Der Bildungsausschuss ist eine Arbeitsgemeinschaft, die den Vereinen entspringt, und hat zum Ziel, Weiterbildung im Dorf zu fördern. Bildungsausschuss hört sich eher bürokratisch an, irgendwie als wolle man mehr diskutieren als bewegen. Aber so ist es nicht. In Wirklichkeit unterstützen wir die Vereine in der Weiterbildung und versuchen die Weiterbildung im Dorf zu fördern. Wir schauen was unser Dorf braucht, was uns fehlt und sorgen dafür, dass dies dann angeboten wird. Sonst haben Vereine ja sehr klare Aufgaben im Dorf und kümmern sich um bestimmte Dinge. Bei uns lässt sich das schon etwas schwerer festlegen und was wir machen ist vielleicht nicht so sichtbar. Meiner Meinung nach ist der Bildungsausschuss mehr ein Kleber, der alles zusammenhält.

Vinschgerwind: Die Wichtigkeit des Bildungsausschuss zeig sich also stärker in seiner unterstützenden Funktion?
Hannes Gamper: Ja ganz genau. Wir unterstützen die Vereine und sorgen dafür, dass sie zusammenarbeiten und man zusammen aktiv wird. Selbst werden wir eigentlich nicht als Verein tätig. Wir initiieren selbst kaum Veranstaltungen. Aber wenn wir eine Idee haben, schauen wir, dass ein Verein diese aufnimmt und der Bildungsausschuss unterstützt die Umsetzung dann. Glücklicherweise haben wir sehr starke Vereine im Dorf.

Vinschgerwind: Arbeitet der Latscher Bildungsausschuss auch mit Ausschüssen und Vereinen aus anderen Dörfern zusammen?
Hannes Gamper: Im Advent bringen wir immer einen kleinen Veranstaltungskalender raus, der ortsübergreifend ist und alle Advent-Veranstaltungen der ganzen Gemeinde zusammenfasst. Sonst arbeiten wir eigentlich grundsätzlich mit den Latscher Vereinen zusammen. Aber bei der alljährlichen Bildungsfahrt sind alle Obleute der Bildungsausschüsse dabei und wir nutzen die Möglichkeiten uns auszutauschen. Da sieht man, dass es viele und auch andere Arten gibt, einen Bildungsausschuss zu führen. Unsere Art, alles über die Vereine zu machen, ist eher die Ausnahme. Die meisten Bildungsausschüsse organisieren selbst Veranstaltungen. Aber das hat viel damit zu tun, wie das Dorf aufgestellt ist. In Latsch haben wir ja den KVW, den Familienverband und die Bäuerinnen, die sehr aktiv Weiterbildung für die Allgemeinheit unterstützen. Andere Vereine bieten dann wieder Weiterbildung an, die spezifischer auf die Vereinsmitglieder abgestimmt ist. Und wir unterstützen das Ganze.

Vinschgerwind: Die Latscher Kulturtage sind ja ein Aushängeschild für den Latscher Bildungsausschuss. Sind sie auch ein Paradebeispiel für die Zusammenarbeit der Vereine im Dorf?
Hannes Gamper: Bei den Kulturtagen machen wir zuerst eine Sitzung wo alle Latscher Vereine eingeladen werden und dann schauen wir, was sie für den Zeitraum Mai bereits geplant haben oder welche Ideen sie hätten. Von den Vereinen wird es gut angenommen und sie arbeiten gerne in dieser Gemeinschaft zusammen. Die Kulturtage sollen sich jedes Jahr neu erfinden, denn wir wollen nicht, dass jedes Jahr dasselbe passiert. Die einzige Konstante ist das 1. Maifest, das die Kulturtage eröffnet. Dort arbeiten über 10 Vereine zusammen und das ist uns auch sehr wichtig. Wir vom Bildungsausschuss müssen bei den Kulturtagen auf jeden Fall nichts dazu erfinden, sie wachsen von Jahr zu Jahr. Inzwischen stehen viele Veranstaltungen auf dem Programm, weil die Vereine hier wirklich auch mitarbeiten wollen. Und das ist ein toller Erfolg.

Vinschgerwind: Brachte das Jubiläumsjahr auch neue Initiativen?
Hannes Gamper: Heuer haben wir zum ersten Mal die Veranstaltung „zommkemmen und helfn“ organisiert. Von einem Verein ist die Idee gekommen, dass es schön wäre, wenn wir die Dorfbevölkerung im Advent etwas zusammenbringen würden. Zum Beispiel bei einem Stand wo man bei Musik etwas essen und trinken kann. Es wäre etwas Tolles für das Dorf und zugleich könnte man die Veranstaltung für einen guten Zweck nutzen. Als Trägerverein haben wir beschlossen die Idee umzusetzen und sieben Vereine haben sich bereit erklärt jeweils einen Abend zu gestalten. Am Ende haben wir den ganzen Reingewinn dem Vinzenzverein Latsch gespendet. Wir konnten sie mit einer schönen Summe unterstützen und gleichzeitig war im Dorf etwas. Solche Initiativen wollen wir vom Bildungsausschuss fördern.

Vinschgerwind: Du bist ja mittlerweile seit 14 Jahren Vorsitzender des Latscher Bildungsausschusses. Hat sich in den Jahren der Fokus eurer Tätigkeit verändert?
Hannes Gamper: Nein, das könnte ich nicht sagen. Sicher ist, dass die persönliche Komponente mitspielt und diese die Tätigkeitsfelder des Bildungsausschusses prägt. Mir persönlich gefallen Veranstaltungen wie die Kulturtage, wo es nicht nur rein um Weiterbildung geht, sondern verschiedene Sachen angeboten werden. Mit Blick auf die Veranstaltungen gab es einen Wandel. Die Kulturtage, die als Kulturwoche entstanden sind, sind gewachsen. Wir haben inzwischen einen ganzen Monat voll verschiedener Programmpunkte. Wir versuchen die Kulturtage sehr vielfältig zu gestalten, um alle ein wenig anzusprechen. Tappeiner Hans, der lange im Ausschuss war, hat immer betont: „Wenn die Leute zusammenkommen und miteinander reden, ist das auch eine wichtige Form der Weiterbildung.“

Vinschgerwind: Stichwort zusammenkommen und miteinander reden. Beim 1. Maifest habt ihr ja heuer einen Bildungsüberfall organisiert, bei dem es um das Thema Stammtisch ging. Wie kam es dazu?
Hannes Gamper: Anlässlich unseres 20jährigen Jubiläums hatten wir uns gedacht, beim Maifest selbst eine Veranstaltung zu organisieren. Fabi Ludwig, der Bezirkskoordinator der Vinschger Bildungsausschüsse, hat uns auf die Idee gebracht, diese Sofagespräche zu machen. Unser Fokus war die Frage: Was wird an den Stammtischen gesprochen, weil diese Frage einen Einblick in die Gesprächsthemen unseres Dorfes gibt. Den 1. Mai haben wir als Gelegenheit genommen, da dort auf dem Dorfplatz einfach viel los ist und man verschiedenste Meinungen sammeln kann. Ich bin von Tisch zu Tisch gegangen und habe dort anonym alle persönlichen Meinungen notiert. Die 108 Aussagen haben wir sortiert und das Ergebnis wurde im Eingangsbereich der Gemeinde Latsch ausgestellt und an die Gemeinderäte weitergeleitet. Im Nachhinein betrachtet war es ein Erfolg, weil viele mitgemacht und nicht nur kritisiert oder gelobt haben, sondern auch viele Verbesserungsvorschläge gebracht haben.

Vinschgerwind: Gibt es Situationen, die dich persönlich in deiner Tätigkeit motivieren?
Hannes Gamper: Ja, was mich persönlich begeistert, ist die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen. Bei Veranstaltungen wie den Kulturtagen oder dem Faschingsumzug sind viele Vereine dabei und geben sich große Mühe, damit etwas in unserem Dorf passiert. Diese lebendige Zusammenarbeit mit den anderen Vereinen motiviert mich sehr.

Interview: Claudia Gerstl

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