Erst Fragen zu Stromtarifen und Bürgerbeteiligung klären – danach über Gesetz abstimmen
Heute hat die Landesregierung ihren Gesetzesentwurf zur Neuregelung der Vergabe der Konzessionen für die großen Wasserableitungen vorgestellt.
Die Freiheitlichen kritisieren, dass LH Arno Kompatscher dieses wichtige Gesetz zehn Jahre lange vor sich hergeschoben hat und nun kurz vor Ende der Legislatur hastig vom Landtag abnicken lassen will.
„Der Entwurf scheint die Anpassung der Stromtarife und die Möglichkeiten der Beteiligung der Bürger und Gemeinden über genossenschaftliche Formen noch viel zu wenig zu berücksichtigen. Diese Fragen müssen vorab geklärt und alle diesbezüglichen Spielräume ausgelotet werden“, hält Fraktionssprecher Andreas Leiter Reber in einer ersten Reaktion fest.
„Die Wasserkraftwerke und die Konzessionen für die großen Wasserableitungen sind das Tafelsilber unseres Landes - es geht hier um Milliarden. Von entsprechender Bedeutung ist dieses Schlüsselgesetz, da es die zentralen Kriterien für die Ausschreibungen der großen Wasserkraftwerke regelt und somit den Löwenanteil der Südtiroler Stromproduktion für die nächsten zwei Generationen bestimmen wird. Denn die Konzessionsdauer reicht von mindestens 20 bis zu 40 Jahren“, betont Leiter Reber.
Arno Kompatscher hat den Südtirolern versprochen die Vergabe der Stromkonzessionen neu zu regeln und die Bevölkerung von der Wasserkraft profitieren zu lassen. „Das war aber schon vor 10 Jahren, kurz nach dem SEL-Skandal, als er zum ersten Mal als Spitzenkandidat für die SVP kandiert hat,“ erinnert Leiter Reber.
Er hat dem Rechtsamt des Landtages heute einige Fragen zur tieferen Analyse übermittelt: „Bereits am 13. Juni sollen wir im II. Gesetzgebungsausschuss das Gesetz behandeln und dann im Eilverfahren genehmigen, damit es noch im Juli im Landtag verabschiedet werden kann. Bevor nicht seriös überprüft wird, ob sämtliche rechtlichen Spielräume zur Bürgerbeteiligung, Tarifgestaltung, zu den Ausgleichmaßnahmen und weitere zentrale Aspekte nicht gründlich geklärt sind, ist jede Abstimmung über dieses Schlüsselgesetz unverantwortlich.“
Andreas Leiter Reber
Fraktionsvorsitzender
Die Freiheitlichen I Das Liberal-Demokratische Bündnis
Südtiroler Landtag
Silvius-Magnago-Platz 6
39100 Bozen I Südtirol
andreas.leiter-reber@landtag-bz.org
„Damit Südtirol in Sachen Umweltschutz nach vorne kommt, müssen wir das Potenzial bei den erneuerbaren Energien endlich ausschöpfen und deren volle Bandbreite nutzen“, so die Freiheitlichen in einer Aussendung zum Weltumwelttag.
„Der Ausbau erneuerbarer Energien ist ein zentrales Element für mehr Umweltschutz und bietet die Chance, langfristig bezahlbare Energie für Bürger und Betriebe zu garantieren sowie über eine weitestgehende energetische Selbstversorgung unabhängiger von geopolitischen Entwicklungen und internationalen Konzernen zu sein“, so die freiheitliche Parteiobfrau Sabine Zoderer.
„Bedauerlicherweise legten die SVP-geführten Landesregierungen ihren Fokus in den letzten Jahren vor allem auf die großen Wasserkraftwerke und den Stromexport, während die vielen anderen innovativen Formen der nachhaltigen Energieerzeugung völlig vernachlässigt wurden“, so die F-Obfrau.
„Wenn die selbsternannte Nachhaltigkeits-Landesregierung ihren unzähligen Versprechen im Bereich Umweltschutz und erneuerbaren Energien gerecht werden will, muss sie endlich den Schalter umlegen und von der Ankündigungs- und Show-Politik à la Nachhaltigkeitstage ins Handeln kommen. Das volle Potenzial Südtirols in den Bereichen Wasserkraft, Fotovoltaik, Biogas, Düngererzeugung oder Windkraft muss aktiviert und zum Nutzen aller erschlossen werden“, so Zoderer.
„Wir Freiheitliche stehen für einen sozialverträglichen Umweltschutz mit Hausverstand. Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit müssen einen Mehrwert für unsere Gesellschaft darstellen, mit wirtschaftlichem Wachstum in Einklang gebracht werden und dürfen nicht zu finanziellen Belastungen oder Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten führen“, schließt Sabine Zoderer die Aussendung der Freiheitlichen.
Ein Vorzeigeprojekt droht zu scheitern: Kürzlich wurden Schüler, Eltern und Betriebe von der Nachricht überrascht, dass das Projekt „Junges aktives Vinschgau“ (JAV) eingeschränkt wird. Die Süd-Tiroler Freiheit kritisiert die Entscheidung und wird im Landtag nachhaken.
Worum geht es? „Junges aktives Vinschgau“ zielt darauf ab, Jugendliche unter 16 Jahren zu fördern und ihren ehrenamtlichen Einsatz zu unterstützen. Das Projekt soll Jugendlichen eine sinnvolle Beschäftigung und Einblicke in verschiedene Berufsfelder ermöglichen. Konkret können die jungen Menschen eine Arbeit ausüben beziehungsweise in verschiedene Berufe hineinschnuppern.
„Das ist auch für die Unternehmen interessant, da sie sich und ihre Berufe den jungen Menschen präsentieren können. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sind solche Projekte sinnvoll“, betont Benjamin Pixner, Bezirkssprecher der Süd-Tiroler Freiheit im Vinschgau.
Das Projekt wird nun jedoch erheblich eingeschränkt. Es dürfen sich nur noch nicht-gewinnorientierte Vereine, Verbände oder Betriebe beteiligen. „Damit fallen zahlreiche Betriebe im Handwerk, Tourismus, in der Landwirtschaft und im Dienstleistungssektor durchs Raster“, gibt Karin Meister, ebenfalls Vinschgerin und Mitglied der Landesleitung der Süd-Tiroler Freiheit, zu bedenken. „Durch diese abrupten Änderungen stehen viele Jugendliche, deren Familien und die Betriebe, die mit Unterstützung gerechnet hatten, vor großen Problemen. Das Projekt JAV als Ganzes wird damit gefährdet“, betont Meister. Damit nicht genug, wurden auch die maximal zulässigen „Arbeitsstunden“ auf 16 pro Woche reduziert und das Mindestalter für die Teilnahme von 14 auf 16 Jahre angehoben. „Das ganze Projekt, das seit fünf Jahren hervorragend läuft, droht damit zu scheitern“, gibt Meister zu bedenken.
Die Süd-Tiroler Freiheit fordert daher, die Entscheidungen zu überprüfen und das ursprüngliche Konzept von „Junges aktives Vinschgau“ beizubehalten. Die Bewegung wird auch Landesrat Achammer mit einer Landtagsanfrage mit dem Thema konfrontieren.
Benjamin Pixner, Bezirkssprecher der Süd-Tiroler Freiheit im Vinschgau.
Karin Meister, Mitglied der Landesleitung der Süd-Tiroler Freiheit.
Kulturhaus Karl Schönherr - Schlanders
Drei Abende Oper in stimmungsvollen Bildern und mit großen Stimmen unter der Leitung von Richard J. Sigmund in Algund und Schlanders.
Dem Ensemble ist es hervorragend gelungen, eine tiefgründige Oper mit Gänsehautmomenten auf die Bühne zu zaubern. Die Story der Ordensschwester Angelica, welche nach der Geburt ihres unehelichen Kindes ins Kloster verbannt wurde und dort einen emotionalen Leidensweg durchschritt, wurde von Puccini großartig vertont und vom Ensemble der „Merano Academy“ beeindruckend erzählt.
Jungen internationalen Solistinnen, allesamt Teilnehmerinnen der Merano Academy 2023, das Vokalensemble Amaté und junge Instrumentalisten, insgesamt rund 40 Mitwirkende, haben mit einem der berührendsten Einakter der Opernliteratur das Publikum verzaubern können. Inszenierung, Ausstattung, Lichteffekte und ein wunderbares veristisches Bühnenbild boten den kunstvollen Rahmen für das junge Ensemble. In der Titelpartie brillierte die junge belgische Sopranistin Loes Cools sowohl schauspielerisch als auch stimmlich. Ausdrucksstark, gut geführt und differenziert setzt sie ihre Stimme ein. Ein Genuss sie als Sängerin zu erleben. Die Südtirolerin Anna Nardi bot eine stimmgewaltige und doch nuancenreiche „Principessa“, der man ihre Rolle gerne abnahm. Alle Solistinnen der kleineren Rollen und das Ensemble sangen hervorragend und spielten mit Herzblut und großer Bühnenpräsenz. Besonders Lena Stöckelle als „Infermiera“, Hannah Berger als „Badessa“ und Anastasiia Karpenko als „Genofieffa“ bestachen durch klare, technisch hervorragend eingestellte Stimmen. Die interessante und farbenreiche Fassung für wenige Instrumente wurde vom kleinen Orchester einfühlsam gespielt. Am Ende der Vorstellung gab es großen Beifall für eine sehr gut gelungene, nicht alltägliche Opernpremiere.
Weiter Informationen zur „Merano Academy“ und zum Kulturverein Amaté unter www.amatemerano.com
Ab 5. Juni werden Masten zur Elektrifizierung der Vinschger Bahnlinie aufgestellt. Während der Arbeiten gibt es Einschränkungen im Bahnverkehr. Der Abschnitt Meran-Töll soll ab Oktober geöffnet sein.
Ab 5. Juni laufen die Bauarbeiten zum Aufstellen der Masten für die Oberleitung entlang der knapp 60 Kilometer langen Bahnlinie zwischen Meran und Mals - ein komplexes Unterfangen, das großteils nachts und an den Wochenenden abgewickelt wird und bis Jahresende 2023 andauern wird. Die große Herausforderung: Einerseits ist der straffe Zeitplan für die Bauarbeiten einzuhalten, andererseits soll der Zugverkehr zumindest teilweise gewährleistet sein, heißt es von der landeseigenen Südtiroler Transportstrukturen AG Sta, die die Arbeiten koordiniert.
Der Zugverkehr kann somit an Werktagen, von Montag bis Freitag, tagsüber aufrecht bleiben, ebenso am 12., 13., 15., 19. und 20. August. Es entfallen jeweils die drei letzten Abendzüge in Richtung Mals sowie die letzten zwei Abendzüge in Richtung Töll. Sie werden durch Busse (Linie B250) ersetzt.
An Samstagen, Sonn- und Feiertagen bleibt der Bahnverkehr im Vinschgau bis Jahresende gänzlich eingestellt, ausgenommen zwischen dem 12. und 20. August. Ein halbstündlicher Schienen-Ersatzdienst zwischen Meran und Mals steht zur Verfügung.
Bitte beachten: die Ersatzbusse halten nur an den im Fahrplan angeführten Haltestellen, nur die folgenden Bahnhöfe werden direkt bedient: Mals, Spondinig, Schlanders, Goldrain und Meran.
Um trotz der zeitweiligen Bahnsperren kombinierte Ausflüge mit Bahn, Bus und Rad zu ermöglichen, steht auch heuer bis zum 29. Oktober ein separater Fahrrad-Transport entlang der Vinschger Bahntrasse zur Verfügung.
An Werktagen von Montag bis Freitag sowie am 12., 13., 15., 19. und 20. August wird der Dienst ab Meran bis Mals angeboten. An Samstagen und Sonntagen werden die Räder zusätzlich auch ab Mals nach Meran befördert. An diesen Tagen ist mindestens 24 Stunden vorher eine Vormerkung erforderlich: +39 0473 201500 oder info@suedtirol-rad.com
Wer einen Ausflug in den Vinschgau plant, tut speziell im Sommer 2023 gut daran, direkt das eigene Rad zu nutzen oder sich eines auszuleihen und das Tal mit seinen Sehenswürdigkeiten auf den Fahrradwegen zu erkunden.
Der Abschnitt Meran-Töll wird im Oktober wieder für den Bahnverkehr freigegeben. Die derzeitigen Anpassungsarbeiten in den Tunnels dürften bis dahin abgeschlossen sein. In der Zwischenzeit leisten Busse (Linie B250) weiterhin den Ersatzdienst zwischen Bahnhof Meran und Bahnhof Töll.
Ab 2025 wird die neue Vinschger Bahn dann ihre Fahrt aufnehmen - nicht nur bis Meran, sondern in Zukunft geht’s direkt weiter bis nach Bozen, Richtung Brenner und ins Pustertal. Vorher aber stehen Mammutaufgaben an, die Sta folgendermaßen zusammenfasst: der Abschluss der Bauarbeiten in den Tunnels zwischen Meran und Töll, das Aufstellen der mehr als 1500 Masten für die Oberleitung und nicht zuletzt das Thema Fahrpläne und Logistik.
Alle Fahrpläne und Informationen gibt es im Web unter www.suedtirolmobil.info, auf der App südtirolmobil und unter der Rufnummer: 0471 220 880.
red/san
Unter dem Motto „Energie der Zukunft – Die Perspektiven im Energiesektor“ ging heute, Freitag, im Raiffeisenverband der Tag der Energiegenossenschaften über die Bühne. Genossenschaftsvertreter*innen und Interessierte informierten sich über Ziele und Entwicklungen im Energiebereich auf EU-, Staats- und Landesebene sowie über die Herausforderungen im Sektor durch neue gesetzliche Vorgaben.
Die Energieerzeugung in Südtirol stammt fast ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen – überwiegend Wasserkraft. Dazu tragen auch die 54 Energiegenossenschaften im Raiffeisenverband bei. Sie stehen für eine lokale, nachhaltige und preisgünstige Versorgung für über 22.000 Genossenschaftsmitglieder. Neue gesetzliche Vorgaben stellen die Energiegenossenschaften jedoch immer wieder vor wachsende Herausforderungen.
Schutz der historischen Genossenschaften
Im Jahr 2030 stehen europaweit die Ausschreibung und Neuvergabe von Verteilerkonzessionen an. Verbandsobmann Herbert Von Leon betonte: „Für uns ist wichtig, dass die bestehenden Verteilerkonzessionen für Energiegenossenschaften erhalten bleiben.“ Der Raiffeisenverband Südtirol ist in Zusammenarbeit mit Raiffeisen Energy darum bemüht eine Lösung mit den zuständigen Ämtern auf Provinzebene und der Regulierungsbehörde ARERA zu erarbeiten und es wird aktiv der Dialog gesucht im Sinne der Energiegenossenschaften. Sollten es die europäischen Ausschreibungen erfordern, müsse man auch alternative Lösungen ins Auge fassen, wie etwa den Zusammenschluss in einem Netzwerk. Generaldirektor Robert Zampieri sagte: „Derzeit prüfen wir eine solche Lösung, mit dem Ziel, dass unsere Energiegenossenschaften ihren Status als historische Genossenschaften nicht verlieren und ihre Verteilernetze weiter betreiben können“. Oberstes Ziel für den Raiffeisenverband bleibe der Schutz der Genossenschaften im Energiesektor und deren Eigenheiten und Vorteile.
Ausbau der erneuerbaren Energien als Energiekrisenmaßnahme
EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann beleuchtete die Perspektiven der erneuerbaren Energien und die Energiekrisenmaßnahmen der EU. Als Folge der russischen Ukraine-Invasion rief die EU den „REPowerEU“-Plan ins Leben, um energieunabhängiger zu werden – vor allem von russischem Gas. Die EU konnte 20 Prozent ihres Energieverbrauchs einsparen und den Einsatz erneuerbarer Energien verdoppeln. Es sei gelungen, Bürger und Unternehmen in der EU vor Energieengpässen zu bewahren. Die Gaspreis- und die globale Ölpreisobergrenze hätten ihre Wirkung gezeigt. Erstmals wurde mehr Strom aus Wind- und Sonnenenergie als aus Gas erzeugt und ein Rekord an Solarenergie erreicht.
Klimaplan 2040 vorgestellt
Klaus Egger, Sonderbeauftragter des Landes für Nachhaltigkeit, und Claudio Battiston vom Amt für Energie und Klimaschutz, stellten den „Klimaplan Südtirol 2040“ vor. Während Egger den allgemeinen Teil erläuterte, gab Battiston einen Überblick über den spezifischen Teil „Energie“. Der Klimaplan 2040 ist eine Überarbeitung des „Klima- und Energieplanes Südtirol 2050“ und beinhaltet neben einer übergeordneten Vision und Strategie ganz konkrete Klima-Maßnahmen, um Südtirol bereits bis 2040 klimaneutral zu machen.
Informationsfluss und Dialog mit der Regulierungsbehörde ARERA
Gervasio Ciaccia, der Leiter des Bereichs Nachhaltige Energie, Effizienz und Erneuerbare Quellen beleuchtete die Perspektiven im Energiesektor aus Sicht der staatlichen Regulierungsbehörde ARERA. Speziell gab er eine Übersicht über den Einheitstext TICOOP, der derzeit überarbeitet wird. Der Einheitstext regelt den Bereich elektrische Energie und Gas für die Elektrizitätsgenossenschaften und im spezifischen auch für die historischen Genossenschaften. Ciaccia informierte über den Einheitstext TIAD, welcher die Anwendung des kollektiven Eigenverbrauchs reguliert. Bei Energiegemeinschaften wird der kollektive Eigenverbrauch seitens des staatlichen Energiedienstleisters GSE mit einem Förderbeitrag gefördert.
Register der Stromverkäufer
Geschäftsführerin Gisella Novelli und Christian Gemelli, Leiter des Bereichs Energy Utility und Trading, von Raiffeisen Energy GmbH, welche die Mitgliedsgenossenschaften des Raiffeisenverbandes im Energiebereich unterstützt, skizzierten operative Herausforderungen und die Perspektiven der Energieunternehmen in Südtirol. Ein weiteres Thema bildete das Register der Stromverkäufer. Energieunternehmen mussten sich bis Mitte April 2023 in das neue Register der Stromverkäufer eintragen, um weiterhin Strom an Endkunden und Mitglieder verkaufen zu können. Nun müssen sie bis Mitte November neue Voraussetzungen erfüllen, wie etwa eine Mindesthöhe des Gesellschaftskapitals von 100.000 Euro. Über neuen Voraussetzungen und weitere Handlungsfelder im Zusammenhang mit dem Register der Stromverkäufer informierten Anna Masoner und Michael Obrist von der Rechtsabteilung des Raiffeisenverbandes.
Vertreter*innen aus Politik und Wirtschaft
Neben den Vertreter*innen der Energiegenossenschaften waren zur Tagung Vertreter aus Politik und Wirtschaft gekommen, so u.a. Kammerabgeordneter Dieter Steger. Bei einem genossenschaftlichen „Aperitif & Networking“ wurden die Themen des „Tages der Energiegenossenschaften“ weiter diskutiert und vertieft.
EU und Staat dürfen nicht alle Regionen über einen Kamm scheren - Wolfsproblem im Alpenraum lösen und falsches Trientner Bärenprojekt stoppen
SVP-Landtagsabgeordnete Helmut Tauber fordert in Bezug auf die Großraubtierproblematik unterschiedliche Lösungen für unterschiedliche Situationen. All jene Regionen, die in einer ähnlichen Situation sind, müssen gemeinsam ihre Stimme erheben, damit endlich korrigiert wird, was in den letzten Jahren völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Gleichzeitig warnt er vor den Bürokraten in Rom und Brüssel und falsch verstandener Tierliebe. Er appelliert einen großen Schulterschluss zwischen den betroffenen Regionen und den Bürgerinnen und Bürgern zu vollziehen. Die Regulierung von Wolf und Bär muss umgehend in Länder-Hand.
In Südtirol und einigen angrenzenden Alpengebieten ist gelungen, was anderorts leider nicht der Fall ist. „Unser ländlicher Raum ist seit Jahrhunderten Lebens- und Wirtschaftsraum und seit Jahrzehnten ist er auch Freizeit- und Erholungsraum. Deshalb sind wir kaum mit Abwanderung und Endsiedlung konfrontiert. Das dürfen wir uns von den Bürokraten in Brüssel und Rom und sogenannten Tierschützern, die mit ihrer Haltung das Gegenteil bewirken, nicht kaputt machen lassen“, so der Landtagsabgeordnete und Gastwirt Helmut Tauber.
Aus diesem Grund fordert Tauber unterschiedliche Lösungen für unterschiedliche Situation. „Wenn man glaubt, dass in den Abruzzen der Wolf eine Bereicherung für die Fauna und die Region ist, dann soll es so sein. In Südtirol hat der Wolf aber definitiv keinen Platz“, sagt der Landtagsabgeordnete. Er begrüßt deshalb, den gemeinsamen Vorstoß der Landeshauptleute von Südtirol und Tirol Arno Kompatscher und Anton Mattle in Brüssel, dass die Regulierung von Wolf und Bär in Länder-Hand muss. „Wir müssen einen großen Schulterschluss mit all jenen Regionen, die in einer ähnlichen Situation sind, der dort tätigen Landwirtschaft und den dort lebenden und Wirtschaft treibenden Bürgerinnen und Bürgern vollziehen. In Südtirol ist die Situation noch überschaubar. Wir müssen aber jetzt handeln, jede und jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten und unsere Stimme erheben bevor es auch bei uns zu spät ist“, ist der Abgeordnete überzeugt.
Am Beispiel der Provinz Trient und der dortigen Überpopulation von Bären wird einmal mehr deutlich, wo dringend angesetzt werden muss. „Es zeigt sich, dass es derzeit praktisch unmöglich ist, Bären und Wölfe zu entnehmen. Wenn das schon bei einen Bären nicht gelingt, der einen Menschen getötet hat, wie soll das dann für einen Wolf gelingen, der duzende Schafe gerissen hat oder ein Bär, der sich immer wieder den Siedlungen nähert und Bienenstöcke plündert“, fragt Helmut Tauber. Deshalb braucht es laut dem Abgeordneten dringend mehr Kompetenzen für die Länder. „Das Trientner Bärenprojekt muss gestoppt werden und Wölfe müssen ohne große Hürden entnommen werden können“, fordert Tauber.
sa
Vinschgau - Außer Streit dürfte sein, dass Wege gesucht und gefunden werden müssen, von fossilen Brennstoffen wegzukommen. Es gibt mehrere Wege, dieses Ziel zu erreichen: Ein Verzicht auf allen Ebenen, was einem Rückschritt gleichkäme. Oder: Eine Substitution der fossilen Brennstoffe mit erneuerbarer Energie. Die „Initiative Energie Vinschgau“ plädiert für Letzteres und bringt konkrete Vorschläge.
von Erwin Bernhart
Erdöl, der fossile Brennstoff, hat mit der Industrialisierung, mit der Mobilität, mit Verpackung, Kleidung und Gebrauchsgegenständen den Wohlstand, in dem wir leben, maßgeblich mitverantwortet. Erdöl war und ist Schmierstoff für Reichtum - und für viele Übel. Erdöl, Kohle, Erdgas - die fossilen Brennstoffe sind in Verruf. Durch die Verbrennung entsteht neben vielem anderen Kohlendioxid CO2. Wenn wir viel verbrennen, entsteht viel CO2. Viel CO2 in der Athmosphäre erzeugt auf der Erde einen Treibhauseffekt. Der Treibhauseffekt bewirkt den Klimawandel. Dieser Klimawandel soll gestoppt oder eingebremst werden. Das geht nur, wenn wir weniger oder bestenfalls kein CO2 mehr durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern erzeugen. Es ist Alarmstimmung in Politik und Gesellschaft. Zumindest in Europa.
Zuletzt wurde mit dem Pariser Klimaschutzabkommen eine rechtsverbindliche Grundlage geschaffen, auf der sich die Länder zur Einhaltung des 1,5° Zieles verpflichten. Nahezu alle Länder haben Klima- und Energiepläne zur Erreichung der Ziele ausgearbeitet und ratifiziert. Diese Anstrengungen reichen hinunter bis nach Südtirol, in die autonome Provinz.
Südtirol, als Musterschüler immer wieder ambitioniert, hat sich im neuen Klima- und Energieplan unter anderem verpflichtet, die Klimaneutralität bis 2040 erreichen zu wollen. Das Ziel ist formuliert und bleibt bis zur Umsetzung Papiertiger, auch weil keine konkreten Pläne darin formuliert sind.
Den Landes-Papiertiger in konkretes Handeln - zumindest im Vinschgau - umzusetzen, das hat sich die „Initiative Energie Vinschgau“ gesetzt. Der Vinschgau, so der Tenor, hat das Potenzial, das Know-How und den Willen, anteilsmäßig an der Umsetzung zum „Klimaneutralen Südtirol bis 2040“ beitragen zu wollen.
Die „Initiative Energie Vinschgau“ mit Vertretern der E-Werke im Vinschgau, der Energiegenossenschaften und politischen Vertretern unterstützt den beschlossenen Klimaplan Südtirol 2040. Aber nicht als Lippenbekenntnis sondern mit konkreten Vorschlägen. In einem Positionspapier, von welchem LH Arno Kompatscher in Kenntnis gesetzt ist, werden „unterstützende Maßnahmen zum Klimaplan 2040“ formuliert.
„Die Initiativgruppe beschäftigt sich mit den Herausforderungen mit besonderem Blick auf die Potenziale im Vinschgau in Bezug auf den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien Anlage, der Effizienzverbesserung (z. B. Digitalisierung) und der Energieeinsparungen“, heißt es im Positionspapier. „Im Bereich der Erneuerbaren Energien Anlagen sollen sämtliche Technologien (Wasserkraft, Wind, Photovoltaik, Biomasse) auf mögliche Ausbaupotenziale im Gebiet untersucht werden.“
Um zu verstehen, was die Vinschger um Masterminds Michael Wunderer und Walter Gostner, um die Repräsentanten des Vinschgauer Energiekonsortiums Andreas Tappeiner und Alexander Telser, den BM Dieter Pinggera, Mauro Dalla Barba, Georg Alstätter und dem ehemaligen Parlamentarier Albrecht Plangger austüfteln, muss der derzeitige Verbrauch an fossilen Brennstoffen vorausgeschickt werden. Michael Wunderer, der Verfasser des Positionspapiers, schätzt vorsichtig. „Der Energiebedarf wird zu mehr als 40 % in Südtirol nach wie vor mittels fossiler Energieträger hergestellt.“ Also Mobilität, Heizanlagen, Prozessenergie usw. werden mit Öl und Gas bedient. Und 40 % (oder mehr) wieviel ist das? „Damit diese 40 % des Gesamtenergiebedarfs in Südtirol durch saubere Energieformen ersetzt werden können, müssten bis 2040 mindestens weitere 4.000 bis 5.000 Gigawattstunden durch Erneuerbare Energien Anlagen erzeugt werden“, sagt Wunderer.
Die Wasserkraft in Südtirol könnte durch Modernisierung und Ausschöpfung von Ausbaupotenzialen rund 1.000 Gigawattstunden zusätzlich liefern.
Weitere 2.000 Gigawattstunden wären über Photovoltaik möglich, wenn diese massiv und auch in Form von Agri-Photovoltaik (Bild links) ausgebaut würde.
Einige Gigawattstunden wären auch über die Windkraft und über Biogasanlagen möglich.
Die Initiative Energie Vinschgau hat die staatlichen Berechnungen und den landesweiten Bedarf - will man denn tatsächlich bis 2040 die Klimaneutralität erreichen - auf den Vinschgau anteilsmäßig heruntergebrochen.
400 Megawatt neue Photovoltaikanlagen würde allein der Vinschgau benötigen, um anteilsmäßig an der Klimaneutralität 2040 in diesem Bereich beitragen zu können. Dazu fordert die Initiative die Landesregierung auf „das vorhandene Photovoltaik-Potenzial an Dachflächen, Industriegebäuden und Parkplätzen prioritär zu nutzen. Trotzdem wird es notwendig sein, bereits jetzt entgegen den aktuellen landesgesetzlichen Bestimmungen in begrenztem Umfang und in definierten Zonen auch Agri-Photovoltaik-Anlagen zuzulassen“, sagen die Initiatoren.
Wildwuchs könne man natürlich keinen wollen. Deshalb empfehlen die Initiatoren von der Initiative Energie Vinschgau, dass die Agri-Photovoltaik-Anlagen anhand rechtlicher Regularien und mit Bürgerbeteiligung genehmigt werden. 58 Megawatt neue Agri-Photovoltaik-Anlagen könnte man sich vorstellen, das wären 100 Hektar im Vinschgau und, wenn man so will, 8 Hektar pro Gemeinde.
Den Vorschlägen stehen die aktuellen Landesgesetze gegenüber. Und diese erlauben derzeit keine Agri-Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. Die Aufforderung aus dem Vinschgau: Die landesgesetzlichn Bestimmungen sollen dringend überdacht werden.
Die aktuellen Landesgesetze in den Bereichen des Gewässerschutzplanes und des Wassernutzungsplanes lassen auch im Bereich von Neu-Nutzungen der Wasserkraft kaum Spielraum. Trotzdem hat die Initiativgruppe vom Ingenieurbüro Patscheider&Partner eine Potenzialerhebung für den oberen Vinschgau durchführen lassen. Das Potenzial von 19 neuen Kraftwerken hat Ingenieur Walter Gostner dort ausgemacht und schätzt eine zusätzliche Jahresproduktion von 85 Gigawattstunden. Zur Erinnerung: 1.000 neu erzeugte Gigawattstunden bräuchte es südtirolweit. Das Potenziel von fast einem Zehntel davon würde also im oberen Vinschgau stecken. Gostner wird auch das restliche Gebiet im Vinschgau untersuchen.
Demzufolge schlägt die Initiative Energie Vinschgau vor, dass ein technischer Arbeitstisch den Gewässerschutzplan und den Wassernutzungsplan unter Berücksichtigung des Klima- und Energieplanes Südtirol 2030 überarbeiten solle.
Die Diskussion über Windräder an genau definierten Standorten soll südtirolweit wieder aufgenommen werden. Das fordern die Initiatoren. Eine der Vorstellungen: Je zwei Windräder im oberen Vinschgau wären mit der neuesten Technologie durchaus imstande, insgesamt mit 12 Gigawattstunden pro Jahr am Klimaplan beitragen zu können.
Mit der Förderung von Biogasanlagen, mit den Überlegungen zu Pumpspeicherwerken, mit dem verbindlichen Einbinden von neuen Anlagen in Energiegemeinschaften breitet die Initiative der Landesregierung und auch der Gesellschaft einen breiten Teppich an Möglichkeiten aus, die Ziele des Klimaplanes 2040 konkret erreichen zu können.
Mit welchem Maß die Vorschläge aus dem Vinschgau ernst genommen werden, wird auch Maß dafür sein, wie ernst es sowohl der Politik als auch der Gesellschaft mit dem Erreichen der Klimaneutralität ist.
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