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SEG feiert Jubiläum

  • Vorspann: Die 851 Mitglieder der Energiegenossenschaft Schluderns-Glurns -Taufers SEG waren am Samstag, den 30. August 2025, zur Jubiläumsfeier geladen (Bilder auf Facebook und Instagram). Der vor 25 Jahren eingeschlagene Weg zur nachhaltigen Energieversorgung durch Fernwärme hat sich für die Mitglieder bezahlt gemacht. Nach dem Rückblick wurde in geselliger Runde bei Blasmusik der „Waltner Böhmischen“ gefeiert.
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  • Redakteur: Magdalena Dietl Sapelza
  • Redakteur Bild:
  • Weitere Fotos - 1: SEG Werke in Schluderns (gebaut 2001)
  • Weitere Fotos - 2:  und  in Taufers i. M. (gebaut 2008)

Dass wir die Erfolgsgeschichte der SEG feiern können, haben wir in erster Linie einem Mann zu verdanken, der heute nicht mehr unter uns ist, und zwar Sigfried Stocker († 2016). Er war die treibende Kraft für den Bau des ersten Fernheizwerkes im Westen Südtirols mit dem klaren Ziel, eine unabhängige und nachhaltige Energieversorgung zu schaffen, die wirtschaftlich und sozial sinnvoll ist. Das sagte der Obmann der SEG Elmar Koch bei der Jubiläumsfeier auf dem Schludernser SEG-Gelände in seiner Rede. „Sigfried war Visionär und Netzwerker mit Herz und Sachverstand. Mit seiner Überzeugungskraft ist es ihm gelungen, Mitstreiter für sein Projekt zu gewinnen“, so Koch. Die Schludernser Energiegnossenschaft dehnte sich in den folgenden Jahren auf Glurns und Taufers i. M. aus und zählt heute 851 Mitglieder. Dem verstorbenen Schludernser Gründungsobmann der SEG Sigfried Stocker wurde eine Gedenkminute gewidmet, genauso wie den Vorstandsmitgliedern Helmuth von Scarpatetti († 2010) aus Glurns und Johann Thaler († 2024) aus Schluderns.
Koch ließ die Gründungsgeschichte der Energiegenossenschaft Schluderns kurz Revue passieren. Elmar Prieth erinnerte an den Beitritt der Glurnser Mitglieder, und der SEG-Vizeobmann Siegfried Warger berichtete, wie es zum Bau des SEG-Werkes in Taufers i. M. kam. Doch der Reihe nach:

Eine Vision wird Wirklichkeit

In den 1990er Jahren trug Sigfried Stocker die Idee zum Bau eines Fernheizwerkes als Vizebürgermeister in den Schludernser Gemeinderat. Seine Idee fiel auf fruchtbaren Boden. Er fand Mitstreiter, die mit ihm die Weichen für eine umweltfreundliche Energiegewinnung stellten, eine Energiegewinnung, die von fossilen Energiequellen unabhängig macht, heimische Wertstoffe nutzen und regionale Wertschöpfung generieren kann. Am 29. März 2000 gründeten 34 Mitglieder die Schludernser Energie-Genossenschaft SEG. Dem Gründungsvorstand gehörten an: Sigfried Stocker, Josef Trafoier, Elmar Koch, Peter Marseiler, Johann Thaler, Johann Stecher, Gabriel Klotz, Oskar Schweigkofler, Arturo De Filippis, Erwin Wegmann und Siegfried Telser. Ihnen wurde anlässlich der Feier gedankt.
Viele Bürgerinnen und Bürger sahen die Gründung der SEG im Jahr 2000 noch sehr kritisch und zögerten mit der Mitgliedschaft. Allen Skeptikern zum Trotz wurde im Frühjahr 2001 mit dem Bau des Fernheizwerkes und des Leitungsnetzes begonnen. Die anfängliche Zurückhaltung begann sich langsam zu lösen, und viele entschieden sich spontan anzuschließen, als die Grabungsarbeiten für die Leitungen vor ihrer Haustür begannen. Bereits im November konnte mit der Wärmelieferung an die Schludernser Haushalte begonnen werden. Inzwischen hatten auch Glurnser Bürger ihr Interesse an der Wärmelieferung aus Schluderns bekundet und wurden aktiv. 2002 nahm die SEG die ersten Mitglieder aus Glurns auf und die Leitungen zur mittelalterlichen Stadt wurden verlegt. Im Juni 2003 erreichte die Schludernser Fernwärme zum ersten Mal auch die Haushalte in Glurns. Die Zahl der Mitglieder war inzwischen kontinuierlich angestiegen. 2005 zählten die Fernheizwerkbetreiber bereits 426 Mitglieder (240 in Schluderns und 186 in Glurns).
s7 info seg2006 beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe in Taufers i. M. mit dem Thema Fernwärme und mit dem Bau eines Werkes. In diesem Zusammenhang wurde der Kontakt mit den Betreibern der SEG gesucht, die sich offen für das Anliegen der Tauferer zeigten. 2007 wurden die ersten Mitglieder aufgenommen und es fiel die Entscheidung, im Münstertal an der Abzweigung zum Weiler Rifair ein zweites Werk der SEG zu errichten. Es entstand 2008. Die Haushalte in Taufers i. M. wurden 2009 erstmals mit Fernwärme beliefert. Eine angedachte und von Schweizer Seite teils gewünschte Belieferung der Haushalte in Müstair und Sta. Maria machte die Staatsgrenze mit ihren kaum überwindbaren Hürden zunichte.

Zukunftsweisende Entscheidungen

Die Verantwortlichen der SEG setzten von Anfang an auch auf Stromproduktion durch Photovoltaikanlagen und ORC-Anlagen (Energiegewinnung durch Abwärme). Die erste Stromgewinnung mit ORC-Anlage in Schluderns startete 2005 und die zweite 2010 in Taufers i. M. Im Laufe der Jahre kamen leistungsstärkeren Photovoltaikanlagen dazu. 2008 erfolgte auch die erste Stromproduktion mit Biogas der landwirtschaftlichen Genossenschaft Schluderns LGS 2008. Bei der LGS handelt es sich um eine eigene Genossenschaft deren Blockheizwerk-Motoren auf dem SEG-Gelände stehen. Die LGS verkauft den Strom mittlerweile selbst. Die Wärme wird in das Fernwärmenetz der SEG eingeführt und macht zirka 12 Prozent der Wärmeproduktion des Schludernser Werkes aus.
Bei der Planung des Fernwärmenetzes in Taufers i. M. stand der SEG-Vorstand vor der Entscheidung, ob die Wärmeübergabestationen mit der herkömmlichen Technologie über Kupferkabel oder mit der neueren zukunftsträchtigeren Glasfasertechnologie realisiert werden sollten. Obwohl die Kosten für das Glasfasernetz höher waren, traf der Vorstand die weitsichtige, zukunftsweisende Entscheidung und setzte auf Glasfaser. Seit 2011 wird das Glasfasernetz für Internetdienste von SEG-Mitgliedern und auch Nicht-SEG-Kunden genutzt. Diese Investition wurde als erstes in der westlichen Landeshälfte zum landesweiten Vorzeigeprojekt für zukunftsweisende Kommunikation. 2015 kam es über die SEG auch zur Realisierung des Glasfasernetzes in Schluderns. Die Entscheidung für die heute nicht mehr wegzudenkende Technologie wurde von den Gemeindeverwaltungen in Taufers i. M. und in Schluderns finanziell unterstützt. Die Stadtgemeinde Glurns hat das Glasfasernetz selbst realisiert. Die SEG nutzt es mit einer Faser. Obmann Elmar Koch dankte den Mitgliedern, den Vorstandsmitgliedern, dem siebenköpfigen Mitarbeiterteam und auch den Bürgermeistern Heiko Hauser, Erich Wallnöfer und Roselinde Gunsch für die gute Zusammenarbeit. „Eine Genossenschaft ist eine Sache der BürgerInnen und nicht der großen Konzerne. Wenn man zusammenarbeitet, kann man Großes schaffen und regionale Wertschöpfung generieren“, betont Koch.

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